Mutter überschüttet mich mit Vorwürfen - wie raus aus der Negativ-Spirale?

Die Beziehung zu meiner Mutter ist so schlecht geworden die letzten Jahre, das raubt mir & meiner Familie so viel Energie und es tut mir besonders für unseren fast 4 Jährigen so leid. Habt Ihr evt. einen Rat?
Seit ca 7 Jahren bekommen mein Mann und ich fast nur noch Vorwürfe wegen allem Möglichen, noch dazu tlw. Monate und sogar Jahre (!) nachdem unser angeblich schlechtes Verhalten passierte. Alles wird negativ ausgelegt.

Wir würden angeblich Andere ignorieren, wenn wir bei ihr sind, hätten ihr immer zu spät zum Geburtstag gratuliert, würden Anderen gute Ratschläge geben etc. Wenn wir mal von uns erzählen, ist es zu viel. Erzählen wir wenig, weil kaum einer auch mal nach uns fragt, seien wir arrogant. Wie wir es machen, ist es falsch.

Meine Mutter hat vor 6 Jahren fast meine Hochzeit platzen lassen. Darauf (mit Abstand und ich meine sachlich) angesprochen, kam sie wieder mit Vorwürfen von wegen wir hätten sie nicht eingeladen (wir hatten für die Standesamtliche allen in diesem engsten Kreis Bescheid gegeben, aber ohne schriftliche Einladung – alle kamen pünktlich). Dieselbe Frage später hieß es, wir hätten so viel von unserer Hochzeit erzählt, sie hätte sich nicht herausgefunden, also totaler Widerspruch zur eigenen Aussage. Wir sind ca 4 Mal im Jahr oben bei ihr.

Zu meinem Bruder und seiner Familie oben bei sich ist sie sehr lieb. Für die tut sie fast alles, nimmt ihnen die Kleine von sich aus ab etc. Frage ich mal nach etwas Unterstützung und Abnehmen heißt es, ich bekäme das schon hin.
Kurz gesagt, war das schon oft die Reaktion bei schwierigen Themen von mir: Wenn ich funktionierte, war alles ok, dann konnten wir uns über vieles unterhalten, aber eben alles praktische Themen.
Habe ihr immer zugehört, wenn es mal wieder Ärger in der Firma oder in der Familie gab.

Aber immer, wenn es bei mir emotional schwierig war, ließ sie mich alleine: Bei Liebeskummer kamen komische Sprüche, bei Mobbing von meinem damaligen Chef „na das wirst du schon schaffen“, als ich über 3 Jahre nicht schwanger werden konnte, hat sie sofort abgelenkt auf andere Themen.

Zur Einordnung: Sie ist jetzt 69, Mein Bruder (6 Jahre jünger) lebt bei ihr immer noch auf demselben Grundstück in einer separaten Wohnung und hat sich dort in der selben Branche wie meine Eltern selbständig gemacht. Da gab und gibt es natürlich extrem viel zu tun und oft auch Schwierige Situationen mit Angestellten und den Behörden. Noch heute arbeitet sie in der Firma meines Bruders mit, macht quasi die ganze Buchhaltung, viele Botengänge für ihn, dazu noch fast den ganzen Haushalt & Kochen.
Seit ca 2-3 Jahren schläft sie nur noch wenig, wacht immer um ca 2-3 auf, in Summe Max 5-6h Schlaf. Angeblich ist sie nicht müde. Kann mir jedoch eher vorstellen, dass das ziemlich auf die Substanz geht. Zugeben würde sie das nie. Nach außen sagt sie immer „alles super“.

Ich bin früh selbständig geworden, hab tlw mitgearbeitet und bin mit 18 zum Studium in die Stuttgarter Gegend gegangen.
Hab mir ohne Unterstützung quasi alles alleine aufgebaut, denn sie hatten kaum Rücklagen, hab ihnen sogar einen Kredit gegeben.
bin 18 Mal umgezogen seitdem, habe extrem viel gearbeitet und gespart etc und mir hier was kaufen können für meine Familie. Das ist ok für mich, aber dazu kam nie ein positives Wort, nur Negatives wird sofort ausgeschlachtet.
Sie kam in über 3 Jahren ganze 3 Mal zu uns. Da hat sie mir hinterher echt erzählt, sie hätte sich gelangweilt. Dass wir natürlich vorgearbeitet hatten, um Zeit mit ihr zu verbringen, zählte nicht. Das macht mich alles sehr traurig.

Nicht mal bei einem sehr schwierigen Trauerfall mit meinem Schwiegerpapa Ende 2022 hat sie uns getröstet. Hat die besprochene Trauerkarte nicht geschickt. Auf Nachfrage wurde sie dann richtig zur Furie: Sie sähe es gar nicht ein, kenne meinen Schwiegervater ja gar nicht und überhaupt würde sich meine Schwiegermutter ein besseres Verhältnis zu mir wünschen. Nicht mal da hat sie uns getröstet.

Habt Ihr einen Rat für mich? Sie wohnt fast 800 km weit weg, daher ist persönliche Aussprache nur selten möglich. Habe es ein paar Mal versucht, habe sie „auskotzen“ lassen und dann wurde es kurz besser.
Aber auf die Frage „was können wir machen, dass es besser wird“ kam nur, sie sähe keinen Anteil bei sich. Ich müsse mein Verhalten ändern.

Das macht mich alles fassungslos, weiß nicht mehr weiter. Bin erst mal auf Abstand zu ihr gegangen, das zieht mich alles so runter und beeinträchtigt langsam auch unsere Ehe.
Auf Dauer geht’s so jedoch nicht weiter, schon wegen unserem Kleinen.

Danke euch vorab für Eure Tipps!
liebe Grüße

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Du fährst 4x im Jahr diese Strecke um dich anschließend schlecht zu fühlen?

Das habe ich nicht mal gemacht bei nur 380km. Wenn meine Mutter (sie lebt mittlerweile nicht mehr) meinte, dass sie so mit mir umspringen muss, dann komme ich einfach nicht mehr. Fertig.
Gib dir das doch nicht. Man muss ja nicht gleich den Kontakt abbrechen, aber zumindest reduzieren.
Und was deinen Bruder betrifft. Er ist männlich. Das ist oft bei der alten Generation noch ein Unterschied.
Mein Onkel leidet auch, aber still, bzw hat still gelitten. Vielleicht geht es deinem Bruder ähnlich. Hast du mal mit ihm gesprochen?

Nimm dich zurück und halte Abstand. Du hast versucht mit ihr zu reden, hat nicht funktioniert, also Abstand.

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Vieles was du schreibst, würde ich ähnlich schreiben. Fertig bin ich mit meiner Analyse nicht, aber:
Ich frage mich häufig, warum meine Mutter strenger mit mir ist, als mit dem Bruder. Liegt es vielleicht daran, dass sie so aufgewachsen ist?
Diese anerzogene Strenge lebe ich selbst auch, weil ich es so gelernt habe? Hilfe wird verweigert, weil sie weiss, ich bekomme es ja sowieso hin und ich wollte ja wegziehen? Ist das ihre Art, mich zu strafen?

Ich habe aufgehört, ihr alles aus der Nase zu ziehen, was sie beschäftigt. Ihre Analysen über Themen, gehe ich nicht mehr mit, was sie sehr wurmt. Aber: sie hat null Interesse und wenn dann fordert sie nur, macht aber nichts von sich aus, um sich einzubringen.

Ich versuche mich, von ihrem Verhalten zu distanzieren und lasse sie ins leere laufen. Es schmerzt schon als Tochter, aber auch ich muss mich schützen und meinen Weg gehen, dabei kann ich mich nicht noch mit ihren negativen Äusserungen belasten.
Einfach ist das nicht.

Wir können es nur anders machen und Leeren ziehen, damit das Kind es anders gezeigt bekommt

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Ändern wird sie sich in dem Alter eher nicht.

Erwarte nichts von ihr, sie wird nicht die Mutter sein die du dir wünscht. Das was du Instinktiv machst (abstand) ist eigentlich das einzige was du tun kannst. Die räumlie Entfernung spielt dir in die Karten, ich würde den Kontakt eher einschlafen lassen. 4x im Jahr 800km fahren (dann noch mit Kind) um mich schlecht zu fühlen, das würde ich nicht machen. ich fahre 1x im jahr 900km und das in den urlaub und och freue mich sehr darauf.

Was man noch machen kann ist: Brutal direkt sein und dann ihr gejammer aushalten/ignorieren. Da ändern sich solche Menschen zwar auch nicht, aber man kann im besten Fall Grenzen (durch)setzen. Gejammer und gemecker immer abwürgen, nicht diskutieren... usw.
Bringt aber (wie gesagt) nur wenig und kostet Nerven, Abstand ist einfacher.

Ich habe auch ein schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter.
Ich habe nach Jahren festgestellt (insbesondere seit ich Kinder habe), dass ich für meine Mutter einfach keine Kraft habe. Aus dieser verkorksten Beziehung etwas herauszuholen ist mir die Arbeit einfach nicht Wert. Insbesondere da meine Mutter selber uneinsichtig ist.
Meine Mutter arbeitet mit emotionaler Erpressung und ich fühlte mich immer schlecht (wenn es nicht so lief wie sie wollte). Sie wusste welche Knöpfe sie drücken muss.... ich wollte so nicht mehr leben. Mich nicht immer schlecht fühlen. Der Schritt war schwer, das erste Jahr besonders, aber nun bin ich mit mir im reinen. Ich stecke meine Energie lieber in Mensch die mir gut tun und wohlwollend sind.

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Es ist müßig, sich zu wünschen, dass deine Mutter anders wird.

Scheinbar ist sie nicht so emotional und emphatisch und alles, was damit zu tun hat, ist ihr ein Graus. Vermutlich ist sie ähnlich aufgewachsen? Also über Gefühle wird nicht gesprochen, nicht gemeckert ist Lob genug und es wird nur kritisiert. Und das vor allem bei Frauen, bei Männern ist es halt was anderes, daher wird dein Bruder so unterstützt.

Sowas kenne ich leider öfter. Grade im Alter deiner Mutter.

Deine Mutter kann nicht aus ihrer Haut und dir das geben, was du dir wünschst. Also wäre es am besten, du akzeptierst wie sie ist und schraubst deine Erwartungen runter. Sie ist wie sie ist (und natürlich verdienst du was anderes, keine Frage!). Distanziere dich (emotional, vllt auch vom Kontakt her) von ihr. Räumlich ist ja eine große Trennung da.

Sei stolz auf dich. Trotz ihr hast du es weit gebracht (btw -18 Umzüge? Das wäre mein Horror, Chapeau 😅). Und das ganz ohne deine Mutter!