KKind vom eigenen Missbrauch erzählen, jemals?

Ich weiß nicht wohin mit meiner Frage. Es war ein aufwühlender Tag.

In der Schule fing das Thema Sexualkunde an und es war sehr umfassend. Es ging nicht nur um Sex als solchen, es ging auch um Schwangerschaften, gewollt oder ungewollt, das Abgeben von Babys, etc.

Kind kam mit einer Palette von Fragen heim, eine führte zur nächsten und sie erfuhr, dass es auch Missbrauch gibt und Vergewaltigungen.
Es war naturgemäß kein tolles Gespräch, sondern ernst und schwer.

Ich gehe davon aus, dass es mit heut noch nicht gegessen ist.

Nun zu meiner Frage, vielleicht am ehesten an Personen, die selbst Opfer wurden- würdet ihr euren Kindern davon erzählen? Oder ist es ok, das für immer zu verheimlichen? Was soll ich sagen, wenn sie mich fragt, ob mir so etwas schlimmes widerfahren ist? Von allein würde ich niemals damit rauskommen. Und ich tendiere wirklich dazu, da zu lügen. Das Wissen darum würde ihr rein gar nichts bringen ausser schlechtem.

Ich glaube, ich möchte da lieber bei der Unwahrheit bleiben. Ich weiß nicht warum ich das Gefühl habe, irgendwie Absolution für diese Entscheidung zu brauchen, aber mir schwirrt der Kopf

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Tendenziell nein, ich würde meinem Kind meine Geschichte nicht erzählen. Nicht, weil ich mich schäme, oder Ähnliches. Aber es soll sich keine Gedanken drum machen, was Mama erleben musste. Nicht, solange es Kind ist. Da möchte ich stark sein.

Kann aber andere Ansichten gut nachvollziehen, das ist nur meine persönliche Sichtweise dazu.

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So sehe ich das auch. Das Kind fehlt evtl. an emotionale Kapazität solche Geschichten abzufangen. Wenn es erwachsen ist, finde ich kann man da offen sein.

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Ich wurde unteranderem von meinem Bruder missbraucht und vergewaltigt. Meine 3 Jährige fragt immer nach meinem Aua am Arm(Narben von Selbstverletzung) ich erkläre ihr das schon offen und ehrlich, dass Mama traurig etc war und ihre Gefühle nie zeigen durfte und sich das Aua deshalb selber gemacht hat, damit es ihr besser gegangen ist was nicht funktioniert hat,weil ja die Gefühle raus wollten Da gehe ich schon sehr ehrlich mit ihr um, weil sie wissen bzw lernen soll , dass man Gefühle nicht versteckt. Nun ist es so, dass sie nicht alleine zu meiner Mutter kommt, weil mein Bruder dort öfter mal ist und er für mich gefährlich bleibt. Meine Mutter leugnet die Taten natürlich.
Ich sage ganz klar NEIN , weil ich die Befürchtung habe, dass die Kinder das emotional einfach nicht packen, wenn sie wirklich verstehen was das bedeutet vergewaltigt zu werden. Der Einzige Grund ihr das zu offenbaren wäre(Gott bewahre) wenn ihr das Gleiche widerfährt. Sie hat glücklicherweise kaum Bezug zu meiner Mutter aber sollte sie jemals Fragen zu meinem Bruder stellen,werde ich ihr eben erklären,dass es ein ganz gefährlicher Mensch ist, der anderen weh tut(mehrere Anzeigen wegen Körperverletzung etc)

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Habe meine Narben übertätowieren lassen, weil ich auch nicht möchte, dass meine Kinder sich darüber Gedanken machen. :/

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Ich selber bin nicht direkt Missbrauchs-Opfer gewesen, aber ich habe als Kind einige Situationen miterlebt, in denen ich das Gefühl hatte, dass ein Erwachsener eine Grenze übertreten hat.
Tatsächlich ist dieser Mensch inzwischen im Gefängnis wegen solcher Taten an anderen Mädchen.

Es ist deine eigene Geschichte und ich finde nur du allein hast das Recht zu entscheiden wann, mit wem und ob du darüber sprechen möchtest!

Ich spreche viel darüber, auch mit meinem Mann. Mir hilft es bei der Verarbeitung. Ob ich meinen Kindern davon erzähle, weiß ich noch nicht. Aber so wie du würde ich mich wohl als erstes fragen, ob es dem Kind schadet oder nützt....

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"Es ist deine eigene Geschichte und ich finde nur du allein hast das Recht zu entscheiden wann, mit wem und ob du darüber sprechen möchtest!"

Moment, es geht auch um den Empfänger der Botschaft! Wissen ist Macht und kann viel mit einem machen, gerade mit Kindern, gerade wenn es um die eigene Mutter geht. Man muss auch einschätzen können, wie der Empfänger mit diesem Wissen umgehen kann und ich denke mittlerweile, dass es einige Dinge im Leben gibt, die man mit sich selbst oder einem dafür geschulten Therapeuten ausmachen muss. Man sollte sich auch fragen, welchen Mehrwert der Empfänger durch diese Informationen hat oder ob sie einfach nur belastend sind.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich wollte mit dem von dir zitierten Abschnitt der TE nur recht geben, dass sie mit niemandem darüber reden muss, wenn sie es nicht möchte.

Ich habe außerdem geschrieben, dass ich mich genauso fragen, würde, ob es überhaupt gut für das Kind wäre es zu wissen.

Es ging nur um diesen Kontext.

In meiner Situation habe ich das Recht zu entscheiden, ob ich mit meinem Mann darüber sprechen möchte. Genauso ist es auch sein Recht jederzeit zu sagen, dass er es nicht möchte.

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Hallo...

Ich finde es sollte alles zu seiner Zeit kommen. Ich finde es gut, wenn man darüber spricht. Aber Alter und Situation sollten passen.

Zb wusste ich nie, dass meine Mutter eine Totgeburt hatte. Das Kind muss kurz vor ET gestorben sein und keiner hat ihre Bedenken ernst genommen.

Hätte sie mir das im Rahmen von Aufklärung, Verhütung oder sonstigen Situationen erzählt hätte es mich nur traurig und ängstlich gemacht.
Ich habe es erfahren, nachdem meine erste Tochter geboren war und ich hatte so viel Mitgefühl für meine arme Mutter. Ich kann viel besser damit umgehen und empathisch sein. Vorher hätte es niemandem geholfen.
Während meiner Schwangerschaft hätte es mich fix u fertig gemacht.

Ich würde vielleicht noch die Vorstellung des Vaters über derart ausschweifende "Aufklärung" zu Rate ziehen.

Alles Gute euch!

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Nie im Leben würde ich erzählen, was mir passiert ist.

Aber sensibilieren kann man und zwar eindringlich. Ich habe schon immer darin bestärkt nein zu sagen und wenn was ist, kann sie damit zu mir kommen, mir ist nichts zu komisch.

Aber erzählen? Oh ne.

Bearbeitet von vasilissaa
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Ich glaube, du musst tun, was sich für dich richtig anfühlt. Das Kind würde es sicher sehr beschäftigen, da könnten auch noch einige Gespräche mit dir nachkommen, vielleicht wäre das wieder dir zu viel?

Ich habe das aus der anderen Position erlebt: ich könnte schwören, eine mir nahe stehende Person wurde missbraucht.
Sie hat schon immer sehr sensibel auf Risiken geachtet und diese unterbunden, sie hat sehr viel Wert auf die Drohkulisse vom Unheimlichen im Wald gelegt und eine starke Anti-Männer-Haltung, bei der immer etwas Verachtung mitschwingt.
Ich konnte viele Jahre nicht den Finger drauf legen, was mich da irritiert hat.
Wir haben nicht die Art Beziehung, dass sie mir antworten würde. Ich für mich brauche keine konkrete Antwort, aber die eigenartigen Botschaften mit diffusen Feindbildern hätte ich auch nicht gebraucht. Dann lieber offene Worte.

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Hallo.
Ich selbst bin ein missbrauchsopfer.
Klares nein solange sie kinder sind. Ich glaube, ich würde es meinem Kind erzählen, wenn es erwachsen ist. Also irgendwie erst mit über 20. Oder gar nicht. Selbst meine Eltern wissen es nicht. Auch sie wären dem nicht gewachsen.
Ich weiß nicht ob ein Kind in der Pubertät das durchsteht. Und ob ich das besprechen kann.
Liebe Grüße

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Musst du wirklich deine Eltern davor schützen? Dass man es den Kindern nicht erzählt, da bin ich ganz mit dir übereins. Aber den Eltern? Normalerweise WOLLEN Eltern so etwas wissen, und wollen nicht, dass ihr Kind das mit sich abmacht.

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Es tut mir sehr leid, dass du so etwas durchmachen musstest! Falls dir die Sicht einer Tochter eines Opfers hilft, zu einer Antwort für dich zu kommen:
Meine Mutter wurde als Kind Opfer eines fremden Täters. Mit 16 erfuhr ich die Geschichte. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich es wohl mit 14 schon verarbeiten können, aber früher glaube ich nicht.

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Ich glaub es kommt sehr auf das Gespräch an und auf das Alter des Kindes.

Ich bin glücklicherweise nie mißbraucht worden also kann ich zu der Gefühlswelt drumherum nicht wirklich was sagen, kann es mir nur vorstellen.

Ich würde es vermutlich nicht erzählen, so lange das Kind nicht direkt fragt. Sollte aber die direkte Frage kommen vom Kind, weiß ich nicht. Ich kann sehr sehr gut lügen, außer bei meinem Mann und meinen Kindern.

Auf der anderen Seite hängt es sehr vom Alter des Kindes ab. Wie verständig ist das Kind, wie emotional ist das Kind, kommt das Kind mit allen Fragen zu einem.

Ich denke, man kann den Kindern einiges zutrauen, wenn man es erklärt und die Fragen dazu aushalten kann. Ich würde es vermutlich aus dem Bauch heraus entscheiden.