Angstzustände bei Papa und kind

Hallo.
Ich versuche mal etwas ausführlicher zu erklären.
Mein Mann ist an sich schon ein ängstlicher Typ. Es ist mir aber nicht so krass aufgefallen.
Nun hatte ich in der Schwangerschaft einige Komplikationen und es endete mit einem Frühchen, was am Anfang auch nicht selbstständig geatmet hat.
Ich bin eher eine entspannte Mama. Und denke, was mein kind sich zutraut, soll es ruhig mal ausprobieren.
Mein Mann ist da ganz anders. Noch immer haben wir treppengitter. Mein Sohn ist 3,5 Jahre alt und kann hervorragend die Treppe hoch und runter. Schon sehr früh zeigte mein kind Ängste. Es wurde immer mal besser und immer mal schlechter.
Allerdings ist es bei dem Vater nicht besser geworden. Er ist wie ein Schießhund, ständig bewachend und ständig ermahnend unterwegs. " fass dies nicht an. Sei ihr vorsichtig.achtung gleicht tust du dir weh" und das in einer Lautstärke, die mich schon zusammen zucken lässt.
Er hatte auch 5 schwere Jahre hinter sich mit vielen familiären tiefen. Auch seine Mutter ist der ängstliche Typ.
Nun natürlich die Frage: Was kann ich tun?
Zur Anmerkung: Er hat die erste Zeit mit der Frühchenstation auch nicht verarbeitet und auch nicht gut weggegesteckt.
Kann man ne Kur machen?
Psychologen haben wir schon gesucht. Man kommt aber nicht dran.

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Also außer eine Psychotherapie bei entsprechenden Psychotherapeuten fällt mir da nichts ein. Er müsste sein Trauma durch die frühe Geburt aufarbeiten und anschließend seine Ängste in Angriff nehmen. Das hängt ja höchstwahrscheinlich zusammen.
So lassen würde ich es auf keinen Fall. In unserem Freundeskreis gibt es auch einen Vater, der sehr ängstlich ist (hinsichtlich Verletzungen/Unfälle). Der Sohn ist vier und traut sich fast nichts zu. Er hat ständig Angst auf Spielplätzen usw. Er wird manchmal von den Großeltern betreut und die sind auch so ängstlich. Das lässt den Jungen sehr unsicher werden. Es wird auch ständig helfend eingegriffen (hinter ihm stehen an normalem Klettergerüst usw). Er durfte such nicht mit dem Kindergarten zu einem Ausflug auf den Wasserspielplatz, denn er könnte ja ertrinken.
Bei der Ängstlichkeit spielt natürlich auch der eigene Charakter eine Rolle. Aber die Angst der Bezugspersonen wirkt sich durchaus aus.

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Hm.. ich würde auch zur Therapie raten, ist das sinnvollste. Auf die Wartelisten schreiben lassen, vielleicht auch mal ein paar Stunden bei einem Privaten für erste Tipps? Da bekommt man oft schneller einen Termin.

Vielleicht hilft es ihm wenn ihr gemeinsam zum Spielplatz geht und du deinen Mann "bei der Hand nimmst", ihn stoppst bevor er etwas sagen möchte, wenns nicht notwendig ist, einfach zuschaun üben.

Meditieren für die innere Ruhe.

Ein Therapeut hat bestimmt noch mehr gute Tipps.

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Sinnvoll wäre bei deinem Mann ein sog. Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten oder ggf. auch wenige Erstgespräche zur genaueren Sondierung seiner Verhaltensauffälligkeiten und um eine erste Einschätzung zu einer medizinischen Diagnose zu erhalten. Solche Erstgespräche könnte man zu Not auch privat bezahlen, viele Handwerker sind teurer.

Ich denke, dass erst nach so einer professionellen "Lagepeilung" die Suche nach einer stationären Reha sinnvoll wäre, denn man muss ja schließlich wissen, nach welchen Schwerpunkten bei den Rehaeinrichtungen suchen sollte.
Eine initiale stationäre Reha könnte gut für deinen Mann sein, danach sollte sich allerdings eine ambulante Psychotherapie anschliessen.

Hat er auch im Beruf Probleme wegen seiner übertriebenen Ängstlichkeit und einer möglicherweise damit verbundenen Gehemmtheit?

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Hi,

Über die Kassenärztliche Vereinigung kann man Akuttermine vereinbaren, dann wird besprochen welche Therapie sinnvoll ist und man bekommt eine Bescheinigung mit einem Code. Damit versucht ihr dann einen Therapeuten zu finden. Wenn 3-5 kassenärztliche Therapeuten keinen Platz haben, am besten bescheinigen lassen oder dokumentieren, wann habe ich wenn angefragt, wie lange dauert es, kann man dies der Krankenkasse mitteilen und darf in der Regel auch zu einem Therapeuten ohne Kassenzulassung.

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Bzgl. Therapieplatz könntet ihr es bei einem Ausbildungsinstitut versuchen. Dort arbeiten Therapeuten in Aus- oder Weiterbildung unter Supervision, oft sind dort schneller Termine zu bekommen. Evtl. Hausarzt fragen, ob er Adressen kennt oder eben selbst suchen. Ich schließe mich der Meinung an, das eine Reha sinnvoller ist, wenn die Diagnose halbwegs klar ist und dann gezielt nach einer entsprechenden Einrichtung gesucht werden kann.
Dein Mann ist grundsätzlich bereit, Hilfe zu suchen? Das ist schon mal ein guter Anfang!
Ansonsten könntet ihr als "erste Hilfe" versuchen, die Kommunikation zum Kind positiver zu gestalten. Also dein Mann. Also statt "Fall da nicht runter!" besser "Halt dich gut fest!". Das weißt du ja sicher alles, so von wegen negative Programmierung... Oder schaut euch zusammen mal den alten Kinderfilm "findet Nemo" an. Genau das Thema überängstlicher Papa.
Alles Gute euch!

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Ja mal mehr mal weniger ist mein Mann bereit daran zu arbeiten.
Das mit der negativen Sprache finde ich sehr spannend. Mir fällt auf das ich das ich Dinge anders sage. Zb bitte bleibe auf der Auffahrt. Und mein Mann sagt nicht auf die strasse gehen- viel zu gefährlich.
Ich versuche mich da mal mehr drüber zu informieren. Wenn es da noch mehr Artikel dazu gibt, dann gerne her damit

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Ich habe mal gelesen, dass das kindliche Gehirn Verneinungen nicht verarbeiten kann.

Wenn man sagt:"geh nivht auf die Straße", sieht sich das Kind gedanklich auf die Straße gehen.
Darum immer "bleib auf dem Bürgersteig" sagen.

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Hey!

"Psychologen haben wir schon gesucht. Man kommt aber nicht dran." Das kann ich nicht so ganz glauben- die haben Wartelisten, auf die ich mich setzen lassen würde. Und wenn es ein Jahr dauert- dein Mann sollte dringend handeln, bevor er dieses Päckchen an seine Kinder weitergibt.

Meine Schwiegereltern sind ähnlich: schrecklich! Im Grunde haben sie meinem Mann ein schweres Laster vermittelt und uns das erste babyjahr mit K1... erschwert.
Mein Mann hat eine Angststörung, war deswegen erfolgreich in Therapie- den Platz bekam er erstaunlich schnell.

Die Kinderärztin von K1 bekam von der Angststörung mit und hat, als ich beim nächsten Termin ohne Mann bei ihr war, deutliche Worte gefunden: "Es ist Ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass Ihr Mann diese Bürde nicht an Ihr Kind weitergibt. Setzen Sie sich durch!" Es gibt darum, dass meine Schwiegereltern bei uns runschwurbelten, was alles passieren könnte, gegen meinen Willen in Wasser getränkte Lappen dem Kind aufdrückten. Ständig vor irgendwas warnten.

"Und denke, was mein kind sich zutraut, soll es ruhig mal ausprobieren." Richtige Einstellung.

"achtung gleicht tust du dir weh" falsch. Vor solchen Formulierungen hatte mich die Ärztin gewarnt. Richtig: Sei vorsichtig.

Ich würde darauf bestehen, dass die Gitter abkommen. Die haben wir nicht mehr, seitdem unser Kind 2.5 Jahre alt war.

Kannst du dich bei einer Erziehungsberatung beraten lassen?
116117 ist die Nummer, die für Notfälle Plätze bei Therapeuten vermittelt. Ggf können die euch weiterhelfen.
Ist vielleicht kein absoluter Notfall, aber wäre eine Katastrophe, wenn dein Mann eurem Kind diese Angst mit auf den Weg gibt. Mein Mann ist therapiert und kommt im Alltag klar, aber dennoch haben wir schon starke Einschränkungen, weil die Angst immer wieder aufploppt und uns viele Dinge vermiest.

Du kannst mich auch anschreiben.

Liebe Grüße
Schoko

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Als erste Tat würde ich mal das Treppengitter abmontieren.

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Er kann schon eine Vater-Kind-Kur machen, da geht es ja auch um eine bessere Vater-Kind-Interaktion und darum, Entspannung zu lernen. Aber eine Psychotherapie ersetzt es nicht. Er kann ja parallel beides beantragen/sich auf Wartelisten setzen lassen.

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Ich würde mir Hilfe holen.
Sieht dein Mann die "Problematik"?

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Joar mal mehr, mal weniger. Er sieht schon, das er macht Dinge nicht verarbeitet hat, dass er damit stark unser Kind beeinflusst sieht er eher weniger.
Aber er wäre schon an sich bereit es aufzuarbeiten

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Du kannst auch den Kinderarzt ansprechen. Unser hat so kleine Heftchen zum Thema seelische Gesundheit.
Dann kann dein Mann mal überlegen, was er anrichtet. Ich nehme an, er hat noch keine Einsicht und findet sein Verhalten normal.