Wohnen bei SE - Warum macht es mich so unglücklich?

Hallo,

kürzlich bin ich ausgezogen aus dem Hause meiner SE (in dem nur wir, nicht sie gewohnt haben; 10 km entfernung zwischen uns und SE). Der Auszug ist zeitlich begrenzt vorgesehen, ABER schon nach einem Tag habe ich mich beflügelt gefühlt. So, als würde ich besser Luft kriegen. Also psychisch, aber auch physisch.

Ich weiß, dass viele denken, dass man super dankbar sein muss, wenn man wie wir die Möglichkeit hat, mietfrei in einem Haus zu wohnen. Mich macht es irgendwie nicht dankbar, sondern fühlt sich einfach nur einschränkend und belastend an.

Ich schätze, ich habe ein ausgeprägtes Autonomiebedürfnis. Frage mich, woher das kommt und ob ich vielleicht ein ZU STARK ausgeprägtes Bedürfnis nach Autonomie habe.
Dazu kann ich mich aber super schlecht abgrenzen und "ertrage" die "Unverschämtheiten" (aus meiner Sicht) recht still. Also ich habe meine gewünschte Autonomie nur, wenn ich weit genug weg von übergriffigen (aus meiner Sicht) Menschen bin.

Jetzt werde ich eine richtig gute Zeit haben, das fühle ich. Aber wenn die Zeit um ist und wir wieder ins Haus zurück sollen - was kann ich dann tun? Ich verstehe meinen Mann durchaus, dass er im Haus wohnen will und kann auch verstehen, dass die SE sich wünschen, dass wir hier wohnen. Aber ich fühle mich einfach überhaupt nicht wohl.

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Ich habe eine Freundin (30) die ebenfalls zu ihren Schwiegereltern gezogen ist. Sie kriegt dort die Einliegerwohnung renoviert, eine neue Küche für 25.000€ und Kinderbetreuung für ihr Baby.

Ich habe ihr schon mehrmals gesagt, dass ich niemals im Leben tauschen würde und es nicht fassen kann, wie sie das aushält.

Es wirkt auf den ersten Blick alles /gratis/. Ist es aber nicht. Alleine schon das Einmischen wegen dem Baby wäre für mich Weltuntergang und es würde Tote geben 😂.

Ich flippe bei der kleinsten Übergriffigkeit aus und rieche machthaberisches Verhalten um alle Ecken. Ich verzichte auf ALLES, bevor mich irgendjemand einengt. Ich behalte mein Kind bei mir, bevor sich irgendwer einmischt.

Ich denke ganz klar, dass es an meiner Erziehung liegt. Meine Eltern waren absolut dominante Menschen. Das Abnabeln war meine Erlösung. Ich würde niemals wieder in so eine Art „Verhältnis“ zurück kehren.

LG

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Oh, das ist haargenau das, was ich schreiben würde.

Schön, zu wissen, dass ich nicht die einzige bin die so tickt und warum.

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Nein, ich fühle mich nicht dankbar, wenn ich in einem Haus mit Menschen wohnen muss, mit denen ich mich absolut nicht wohl fühle. Das kann man nicht mit Geld aufwiegen. Das Bedürfnis nach Autonomie ist ein grundlegendes Bedürfnis erwachsener Menschen, das ist vollkommen normal. Mit dir stimmt alles.

Da helfen nur intensive Gespräche mit deinem Partner. Sag ihm, wie belastend die Situation für dich ist.


Grüße

Bearbeitet von Kalua1
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Die SE wohnen 10km weit entfernt =)

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Danke für den Zuspruch. Meine SE wohnen nicht mit im Haus.
Auch wenn es sich tatsächlich bisschen so anfühlt, vor allem, weil hier alles so ist, wie es ihnen gut gefallen hat (teilweise ungewöhnlich).

Mit meinem Mann habe ich bereits intensiv gesprochen. Vor dem Einzug haben wir ausgemacht, dass wir nur bleiben, wenn es uns gefällt. Nach dem Einzug konnte er viele meiner Punkte nicht nachvollziehen, manche schon.
Und jetzt, wo wir vorübergehend woanders wohnen und es mir so viel besser geht, dass ich nicht zurück in das Haus will, versteht er mich eogentlich nicht.
Er findet, dass ich seine Eltern hasse.

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Ich könnte das auch nicht brauchen. Ich war schon total genervt, als unser(!) Haus noch auf Verwandtschaft eingeschrieben war (wir haben es gekauft!) und uns ständig reingeredet wurde.

Das haben wir Stück für Stück unterbunden.

Und selbst Handwerker komplett ausgemustert, die der Meinung waren, bei mir nicht ans Telefon gehen zu müssen, sondern nur wenn die ältere Generation anruft. Da war der eine oder andere Dorfhandwerkernschwer beleidigt, warum es keinen Auftrag gab. Tja, weil du, lieber Handwerker, mich nicht als Hausbesitzer ernst genommen hast 🤷

Ich versteh dich voll und ganz. Schon ein "sollte man nicht mal Rasen mähen" geht mir auf den Keks. Das ist mein Rasen und geht niemanden was an. Nicht mal wenn ich den hüfthoch wachsen lasse!

Ähnliche Sprüche gab es zum Moos auf der Gartenmauer, die zudem noch bröckelt, zum nicht genehmen Sichtschutz, zum Stellplatz des mülleimers, ob ich nicht Warmwasser am Waschbecken der Waschküche brauche etc usw usw usw usw. Alles nicht böse gemeint. Oft sogar mit dem Hintergedanken, mir das zu bezahlen. Aber plötzlich wird aus deinem(!) Bedürfnis meine(!) Verpflichtung. Da hab ich keinen Nerv für!

Du fragst warum es dich so unglücklich macht. Ich wette, diese kleinen Sprüche kommen ständig und unbewusst von den Schwiegereltern. Logisch, ist ja deren Haus. Und da es deren Haus ist, fühlst du dich verpflichtet... obwohl du grade vielleicht ganz andere Dinge im Kopf hast.

In Miete bei fremden Menschen ist es theoretisch das Gleiche. Aber da ist der Rahmen rechtlich und vertraglich klar abgesteckt. Da kommt nicht der Vermieter zu Besuch, befindet deine Tapete für hässlich und erwartet, dass du eine neue ran machst... verstehst du wie ich meine?

Ich weiß nicht ob solche Fronten sich ohne offiziellen Vertrag klären lassen. Ich würde mich - wie du - wie ein Gast im "eigenen" Zuhause fühlen.

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Ich fühle mich total verstanden, DANKE!

Ich verstehe, was du meinst.

Ganz genau so ist es. Kleine, unbewusste Anmerkungen, die mir ein Gefühl der Verpflichtung machen.

Ja, es kamen von meinen SE schon Anmerkungen zur Länge unseres Rasens, auch meine Positionierung des Mülleimers hat nicht gefallen (allerdings meinem Mann), Vorhänge wurden mir ungefragt gekauft, unterschwellige (unbewusste?) Vorwürfe, wenn sie mich mal nicht am Haus antrafen ("scheinbar warst du nicht da"; "ja bist du da? Gestern hab ich dich nicht gesehen, ich dachte, du bist weg."; "ja du warst nicht da, dein auto stand nicht da"; "ich war schon um 7 da, aber eure Rollos waren noch zu", "euch (mich + kind) sieht man ja gar nicht mehr" ; zum kind: "komm mal zur oma. Bei der warst du schon laange nicht mehr. Du warst jetzt bei der anderen oma.") Tut mir leid für die vielen Beispiele, kam so rausgesprudelt, da du da einen Nerv getroffen hast.

Denkst du, dass es keine Option sein kann, wieder in das Haus zu ziehen?

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Anmerkung zur Länge des Rasens oder ungefragt Vorhänge schenken hat doch aber nichts mit Verpflichtung zu tun.

Das würde sicher auch kommen wenn du unabhängig wohnst.

Ich habe seit dem Auszug bei meinen Eltern Miete und Leben komplett alleine finanziert. Trotzdem kamen/kommen mal Vorschläge, Ideen, Anmerkungen zur Einrichtung (mache ich umgekehrt bei meinen Eltern auch).

Auch bekomme ich mal eine Vase oder nen Topf oder ne Tischdecke mitgebracht.

Ich sehe das aber nie als Verpflichtung, einmischen - und nein sagen kann (und tue) ich auch jederzeit.

Auch die vielen Beispiele was die SE so sagen/anmerken sind für mich ganz normale Konversation (wobei ich ja Tonfall und Mimik übers Forum nicht sehen kann) und haben für mich keinerlei Vorwurf.

Meine Mutter meinte letztens " oh, dann müsst ihr aber nächste Woche nochmal vorbei kommen sonst sehe ich die kleine ja drei Wochen nicht (wegen Urlaub)"
Hat sie ja auch Recht.
Das hat aber nix damit zu tun dass ich irgendwas "MUSS!"

Es kann natürlich sein das alles wirklich als Einmischung und Vorwurf auch exakt so gemeint ist.

Ich vermute aber eher, dass du generell ein schlechtes Gefühl wegen des mitfreien Wohnens hast, alles auf die Goldwaage legst, hochsensibel Anspielungen siehst wo gar keine sind.

Daran können aber deine SE nichts ändern.
Ich finde ihr Verhalten, vom lesen her, völlig normal und angemessen. (Naja, wenn das morgens um 7 vor der Tür stehen 3* die Woche vorkommt vielleicht nicht)

Wie du dich dabei fühlst, kannst nur du ändern.
Indem du an die arbeitest oder nicht mehr mitfrei wohnst.

Bearbeitet von AnjaIi
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Was du tun kannst?

Rede mit deinen SE über die Situationen, in denen du dich übergangen fühlst.
Rede mit ihnen darüber, dass sie sich in deinen Augen unverschämt (vielleicht anderes Wort wählen) verhalten.
(Hau nicht gleich 50 Sachen raus - fange mit den 2 Dingen an, die dir am wichtigsten sind - die oben auf liegen.
Hole auch keine alten Kamellen hervor "Inge, ich fand es so unverschämt als du mir vor 5 Jahren keinen Zucker zu meinem Kaffee angeboten hast" - sondern schaue, welche Situationen es jetzt gibt die dich belasten - spreche es, wenn möglich, ruhig und respektvoll in der Situation selber an - wenn das nicht geht, dann möglichst zeitnah)

Wenn du jemand bist der einfach alles schluckt - woher sollen sie wissen was dich stört und wie es dir geht?
Woher sollen sie wissen dass du dich super unwohl fühlst?

Woher weißt du dass es dir jetzt so viel besser gehen wird?
Sind deine SE nur unverschämt, wenn ihr mietfrei in ihrem Haus wohnt?


Dein Post lässt zu viele Fragen offen als dass man - außer "rede mit ihnen" - hilfreiche Tips geben kann.

Alles Gute!

Bearbeitet von AnjaIi
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Ich verstehe dich total. Wohnen auch im Haus der SE. Also auch alleine aber irgendwie ist es was anderers. Man fühlt sich als Gast, zwar nicht 100 Prozent aber so ein kleiner Teil.

Ich habe was neues gekauft und da wird schon gleich alles ausgeprägt und analysiert.

Weiß auch nicht, ich versuche es mit der Methode ignorieren. Gehe da nicht groß drauf ein und unangekündigt mache ich nicht auf.

Aber ich freue mich schon auf den Tag wo ich/wir eigenheim haben. :D

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Und wie kommt es, dass ihr ein Eigenheim haben werdet, trotz Möglichkeit bei den SE zu wohnen?

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Liegt es denn am Haus? Oder daran, dass du deine SE nicht so magst und du glaubst, dass du ihnen was schuldig bist?

Wir wohnen in einem Haus meiner Eltern und es ist echt entspannt. Meine Eltern lassen uns auch absolut freie Hand, kommen nie unangekündigt bzw wenn klingeln sie (kam in 10 Jahren vielleicht 5 mal vor, weil sie zufällig hier in der Nähe waren) und es ist ok, wenn wir keine Zeit haben.

Wenn ihr zurück geht - könnt ihr klare Absprachen treffen? Vielleicht eine (symbolische) Miete zahlen? Klare Regeln (schriftlich) festhalten? Wenn sie euch wie Mieter behandeln, hättest du ja deine „Autonomie“?

Ich denke, es lassen sich Wege finden. Wenn du dich im Haus an sich nicht wohl fühlst, solltet ihr natürlich nicht zurück ziehen. Aber ich glaube, das ist nicht das Problem.

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Mein zu Hause will ich mir selbst erwirtschaften, egal ob Miete oder Kauf. Mit allem anderen hätte ich wohl auch so meine Probleme. Ich würde mich als Gast fühlen und wäre gehemmt im Schalten und Walten, wenn man das so ausdrücken kann, auch wenn ich seitens der Schwiegereltern freie Bahn hätte.

Hat man Probleme mit den Schwiegereltern ist klar, dass man sich in deren Haus nicht wohl fühlt. Da würde es auch nichts nützen, wenn ich das Haus abkaufen würde. Es wäre für mich negativ behaftet. Es ist für mich ein bisschen so wie mit Namen.

Geht dein Mann nicht auf dich ein? Oder warum wohnt ihr dort?
Deinem Mann bringt es doch auch nichts, wenn du dort nicht glücklich bist.
Zu Hause müssen sich beide wohl fühlen.

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Mein Mann versteht mich nicht so richtig und will eigentlich schon dort wohnen. Er denkt, ich würde seine Eltern hassen.
War zwar abgemacht, dass wir ausziehen, wenn es uns nicht gefällt, aber ich habe wirklich Sorge, dass die Abmachung nicht mehr steht. Ich habe dadurch auch Angst vor weiteren Kindern, weil ich dadurch abhängig werden würde. Finde es richtig schlimm, dass die ganze Situation dazu führt, dass auch zwischen meinem Mann und mir sich etwas ungutes entwickelt.

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Ein Haus mit den (Schwieger)eltern zu teilen geht selten gut. Deine wohnen zwar körperlich nicht drin so wie es sich anhört, emotional aber schon, also das Haus ist irgendwie mit ihnen besetzt und nicht frei für Dich und Deine Familie. Meistens verhindert ein solches Zusammenwohnen eine gute Ablösung.
Mein Vater hat damals mit seinen Elter gebaut. Meine Mutter war immer schon unglücklich mit der Situation. Meine Oma auch. Ich denke, es war auch ein mitentscheidender Faktor für die Scheidung meiner Eltern. Mein Vater hat auch danach die Ablösung nicht mehr geschafft.
Wenn's irgendwie drin ist, würde ich schauen, dass ihr was Eigenes findet, sei dies nun zum Kauf oder zur Miete. Ich glaube nicht, dass Du dort glücklich wirst.