Was tust du wenn dein Kind nicht arbeitet und nicht genug Geld verdient zum Leben?

Angenommen du hast ein Sohn oder eine Tochter, diese/r kann wegen Autismus und ADHS nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten und die Empfehlung lautet , einen Übergang in die WfBM zu machen wo es aber nur 130€ Taschengeld im Monat gibt. Was tust du und unterstützt du dein Kind weiter auch wenn es längst erwachsen ist ? Wie lange lässt du dein Kind zu Hause wohnen wenn es bereits 24 Jahre alt ist?

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Meine Schwester mit Autismus ist mit 19 Jahren in eine betreute WG für junge Erwachsene mit Autismus gezogen. Sie hat zunächst eine Reha-Ausbildung gemacht und im Anschluss direkt eine reguläre schulische Ausbildung. Die Unterkunft wird hauptsächlich vom Bezirk gezahlt und sie bekommt auch um die 130 Euro Taschengeld. Ihr Schülerbafög wird voll angerechnet.

Und - der Auszug von zuhause war das Beste, was ihr selbst passieren konnte. Sie ist umso viel gewachsen und selbstständiger geworden. Jetzt, nach 3 Jahren steht der Umzug in eine eigene Wohnung an. Zunächst noch betreut, aber sie wird es auch zügig ganz ohne Betreuung schaffen.

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Damit ein Kind mit diesen Voraussetzungen gut in die Selbständigkeit begleitet werden kann, ist es wichtig, dass die finanzielle Situation des Kindes für die Eltern transparent ist, und dass die Zusammenarbeit mit den involvierten Fachleuten gut klappt - ob noch zu Hause oder in einer Institution.

Bearbeitet von 25.09.23
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Da das ja ganz individuell ist, zum einen, wie ausgeprägt und wie geartet die Probleme des Kindes sind, und wie die Eltern damit umgehen können, sowohl unterstützend, als auch sich selbst schützend, kann man das hier mit Sicherheit nicht in einem Post abhandeln.

Ich denke, wenn wir in der Situation wären, würden wir das mit den Ärzten und Therapeuten, die unsere Familie da seit Jahren begleiten würden, beraten.

Grüße

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Selbstverständlich würde ich mein Kind zuhause wohnen lassen in seiner Situation.
Was wäre denn die Alternative?
Was hat es denn bisher gemacht? Keinerlei Ausbildung?

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"Selbstverständlich" schreibt sich leicht, wenn man nicht in der Situation ist.

Vorausgesetzt meine eigene Belastungsgrenze ist noch nicht erreicht und ich hab das Gefühl, dass das Zusammenleben für alle gut ist, würde ich auch einwilligen.

Eine Alternative könnte zum Beispiel eine Wohngruppe sein.

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Ja, eine Wohngruppe wäre auch eine Alternative.
Dazu müsste das Kind aber gewissen Voraussetzungen erfüllen. Wir wissen nicht, ob diese gegeben sind.
Nicht jeder kann sein Kind, für das er nicht mehr finanziell aufkommen möchte, in einer WG unterbringen.

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Puh, das wird auch noch auf uns zukommen.
Ich lese interessiert mit.

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Ich bemühe mich um alle Unterstützung, die ich bekommen kann, finanziell, Therapie etc und versuche mein Kind zu gut wie möglich auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten.

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Mein Kind ist zwar erst 19, ist aber Autistin und hat Soziale Phobien. Sie arbeitet derzeit nicht, das Abi hat sie im Abijahrgang abgebrochen. Im Moment stehen Therapien im Vordergrund. Sie kostet quasi nichts, da sie kein Geld ausgibt. Sie hat ihr Taschengeld seitdem sie 6 Jahre alt ist überwiegend gespart und hat rund 3.000 € auf dem Taschengeldkonto. Sie hilft einmal pro Woche ihrer Oma für ein paar Stunden im Haushalt, sie erledigt zu Hause alle Aufgaben, die man ihr überträgt (und die sie machen kann), einmal pro Woche ist sie im Tierheim und hilft dort, die Katzen zu versorgen. Was mal beruflich mit ihr wird, kann noch niemand sagen. Ich würde sie immer unterstützen, zum Glück verdienen Vater und Mutter beide ganz gut und können es sich leisten, das Kind mit durchzuschleppen, solange es zu Hause wohnt. Es gibt für mich auch keinen Grund, warum sie irgendwann ausziehen "muss"

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"Es gibt für mich auch keinen Grund, warum sie irgendwann ausziehen "muss" "

Klar, jetzt mit 19 muss sie noch nicht ausziehen - und es geht bestimmt auch noch einige Jahre gut.

Aber ich denke, es ist schon wichtig, dass sie irgendwann eine Alternative zum Zuhause wohnen hat.
Denn Kinder, die ihr ganzes Leben von den Eltern betreut werden leiden dann extrem, wenn die Eltern irgendwann alt werden und nicht mehr können....
Das ist bei euch bestimmt noch in weiter Ferne, aber man sollte es nicht ganz außer Acht lassen...

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Ich würde prüfen lassen, ob das ´´ Kind´´ vielleicht eine Reha-Ausbildung machen könnte.
Es gibt auch Ausbildungsstätten mit angeschlossenen Internaten.
Du könntest dich hierzu an eure Rentenversicherung wenden, die dich beraten kann. Die Kosten werden alle übernommen, auch das Wohnen.

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Hallo, Du kannst Dich an den örtlichen Träger der Sozialhilfe oder LWV wenden.
Kinder/junge Menschen mit der beschriebenen Situation können in besonderen Wohnformen - sprich Einrichtungen die auf die Bedürfnisse der Menschen mit Einschränkungen - leben.
Die örtliche Sozialhilfe sichert die Kosten der Unterkunft und anteilig den Lebensunterhalt.

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Ich schmeiße keins meiner Kinder raus, wir haben auch genug Platz. Unter diesen Umständen erst Recht nicht und natürlich unterstütze ich meine Kinder. In dem Fall würde ich dann halt kein Taschengeld mehr zahlen ;-)

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Ich würde es nicht so hart sehen, als raus schmeißen...

Ich würde es als großes Zeichen der Liebe und Wertschätzung und auch des Vertrauens sehen, meinem beeinträchtigtem Kind sein eigenes Leben inklusive eigener Wohnung/ Wohngruppe zuzutrauen, bzw ihm bei der Umsetzung dessen zu unterstützen.

So kann auch eine natürliche Form der Abnabelung statt finden und das Kind leidet nicht so sehr, wie wenn es mit 45 Jahren bei den Eltern raus muss ins nächste Heim, weil die Eltern vielleicht selbst Hilfe benötigen.