Wie werde ich nicht wie mein Vater?

Als ich Kind war, war mein Vater ein gebildeter, vielfältig interessierter Ingenieur. War sehr belesen in Geschichte und informiert über Politik im In- und Ausland. Hat Messen besucht und sich für neue technische Trends begeistert.

Mittlerweile ist er Ende 60 und über die Jahre zu einem extrem negativen und intoleranten Menschen mutiert und in einem extremen Früher-war-alles-besser Modus, der nur noch am Smartphone hängt.

Er liest immer noch viel, jedoch nur auf dem Smartphone und seine Medienkompetenz geht gegen null. Er bewegt sich in so einer Anti-Alles-Bubble und dementsprechend hat er ein extrem negatives Weltbild. Natürlich kann jeder sein eigenes Weltbild haben. Nur bekomme ich seine Vorträge mit seiner Weltsicht ungefragt mitgeteilt - jedes Mal.

Sein Technikkompetenz beschränkt sich auf das Smartphone. Ich wollte ihm einen E-Book-Reader schenken, damit er sich Bücher aus der Onleihe ausleihen kann und nicht immer durch dubiose Internetseiten scrollt, die sein Weltbild bestätigen. Interessiert ihn nicht. Sei alles viel zu kompliziert.

Früher war seine Leidenschaft der Garten. Sein Gemüseanbau hatte die Dimension eines Selbstversorgers. Kartoffeln und Äpfel haben bis weit in den Winter hinein gereicht. Das Gärtnern hat er aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Mag sein, dass er nicht mehr fit wie ein Turnschuh ist, andererseits sind mir keine Gebrechen bekannt, die über das altersübliche hinaus gehen.

Seine Einstellung zur Ernährung hat über Jahre immer extreme Züge angenommen. Er bevorzugt gutbürgerliche Küche, die im wesentlichen aus den Komponenten Fleisch - Kartoffeln - Gemüse besteht. Brot und Brötchen vom Bäcker schmecken nicht mehr wie früher. Bis hierher können vermutlich viele Menschen noch mitgehen. Nur hat er die Neigung, seine Ansichten allen ungefragt mitzuteilen. Und das nicht einmal, sondern jedes Mal, wenn wir ihn besuchen. Andere Küchen und Koch-Stile wertet er ab ("Pizza - wäh - Restessen"), selbst Dinge wie Nudeln sind für ihn nur Fraß. Wobei der Kauf von Bio-Produkten für ihn keine Option ist, weil das nur Abzocke und Verarsche sei. Nur sein Garten war Bio, vgl oben.

Kommen wir zur für mich entscheidenden Frage:

es gibt ja die Redwendung, "wenn du wissen willst, wie dein Mann im Alter ist, sieh seinen Vater an". Und der Punkt macht mir Angst. Ich will nicht diese negative Miesepeter werden. Aber wie kann ich das verhindern?

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Hm, ich finde ihr seid euch jetzt schon verdammt ähnlich....er nörgelt an der Welt rum, du hingebungsvoll an ihm.

Wenn du nicht werden willst, wie er, dann fang doch einfach mal an ihn zu akzeptieren wie er ist. Das hilft dir bestimmt auch im späteren Leben.

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Zuzusehen, wie ein Mensch, zu dem man bewundern aufgeblickt hat, sich wegen des Alters ins Negative verändert, kann echt belastend sein.

Sich darüber auszulassen und auch mal zu jammern, find ich voll ok. Und akzeptieren? Schwierig.

Man darf auch mal was schei*e finden und das rauslassen.

Deswegen zu schreiben, der/die TE sei ja schon wie der Vater, find ich nicht passend.

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Doch, ich finde das schon passend...alleine schon wie er das mit dem Garten und E-Book sieht...genauso stur wie sein Vater.

Und ja, ich weiß sehr gut, wie es ist wenn die Eltern alt werden.

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Wenn du nicht so werden möchtest, wie dein Vater, solltest du analysieren, wie dein Vater so geworden ist, was dazu beigetragen hat und das bei dir beobachten.

Ich muss jetzt mal sagen, in einigen Punkten bin ich deinem Vater vermutlich ähnlich. Ich habe mich sehr viel auf Social Media rumgetrieben, vor allem Youtube, und hatte das Glück, immer mit jemandem reden zu können, der sich beruflich damit auskennt. Ständig habe ich den angerufen und ihn gefragt, ob dies und jenes wirklich erst gemeint sein kann, warum Menschen andere so negativ beeinflussen, warum auf unbekannte Zuschauer so ein Druck ausgeübt wurde, in ihrem Privatleben Dinge zu ändern, die kein Geld kosten, von denen also der Youtuber nichts hat. Warum immer absurdere "Tipps" oder Forderungen kommen, ob ich wirklich so entkoppelt von der modernen Lebensweise wäre, dass ich viele Tipps und Anweisungen bzw. Haltungen nicht mehr nachvollziehen könnte. (Mal ein paar Beispiele: Kinder nie loben, keine Tiere halten, keine Zoos besuchen, vegane Lebensweise anstreben, selbst die vegetarische wäre noch schädigend und man wäre dann ein schlechter Mensch, diverse Poltiktalks Richtung SJW usw.).
Immer wieder sah ich mir ein Video an, fand das ganz gut, abonnierte den Kanal, bekam andere Videos vorgeschlagen, sah die auch an - und irgendwann wurde es extrem krude. Entweder kamen extreme Forderungen oder seltsame Themen, mit denen ich gar nichts zu tun haben wollte. Irgendwann habe ich mal AliciaJoe abonniert, als die von ChatGTP und Kritik an Aquaristik sprach und dann wurden mir zig Videos über einen Youtuber namens Leeroy und seine Verfehlungen vorgeschlagen, so viele, dass ich dachte, ich müsste mich da durchquälen, weil das ein "wichtiges aktuelles Thema" wäre. (War es nicht.)

Der Punkt ist: Man kann sehr schnell da rein rutschen.
Und es kann beim Googeln der Eindruck entstehen, dass diese extremen "Meinungen", die eigentlich nur aufgrund der Social Media-Struktur bezogen werden (man braucht regelmäßig Content und möchte Klicks, man kann nichts sagen, was die Zuschauer schon wissen oder machen, also muss es immer extremer werden, um relevant zu bleiben) die einzigen sind und es eigentlich keine Kritik gibt. Dass man mit seiner Meinung alleine dasteht und diese extreme Meinung nun den Mainstream darstellt, an den man sich halten müsse.

Von daher würde ich dir raten: Bleibe mit deinem Vater im Gespräch! Höre dir an, was er konsumiert, wie er dazu steht, stelle Fragen (nicht pädagogische Fragen, sondern echte Fragen, die du zum Content oder zu seiner Haltung dazu hast!), erzähle von Erfahrungen, die du mit Onlinecontent gemacht hast, von Mechanismen, die dir erst später bewusst wurden oder davon, wie du über bestimmte Onlinemechanismen und -dynamiken gelernt hast (Unterricht, eigene Lektüre, selbst zusammengereimt, Freunde, Beruf etc.).

Es ist zunehmend schwieriger, zu beurteilen, was "echt" ist, was Information ist und was nur Meinung oder Infotainment oder bewusste Fehlinformation der Postenden. Einiges ist auch noch nicht ganz klar, es gibt keinen Konsens darüber, ob es "schlechter" oder "guter" Content ist. Ein Beispiel hierfür ist mMn das Gendern und die Klimaaktivistendebatte. Da gibt es einen Graubereich, das muss noch jeder selbst bewerten und nicht immer hat man dazu wirklich saubere, neutrale Leitlinien.

Zum E-Reader: Hm, ich habe mit der Onleihe auch schlechte Erfahrungen gemacht. Ich habe einen Kindle und hatte mir extra einen Tolino zur Onleihe gekauft und habe das sehr schnell gelassen. Ich weiß nicht, ob es speziell an dem Reader lag oder an der Onleihe, aber Schrift ließ sich nicht vergrößern, teilweise wurde nur eine Hälfte der Seite gezeigt, man musste wild darin herumscrollen, was das Lesen extrem erschwerte.
Mit meinem Kindle (Paperwhite) habe ich, die eher Angst vor neuer Technik hat (Angst, damit nicht zurecht zu kommen oder nicht zu wissen, wie ich Fehler behebe) aber gar keine Probleme. Vor dem Kauf war ich mehrfach im Elektromarkt und habe mir erklären lassen, wie das funktioniert. Beim Kindle müsste er nichts weiter machen als das Buch antippen und dann zum Weiterblättern die Seite rechts anzutippen. Zudem könnte er die Bücher in Sammlungen ordnen, was doch schon sehr bei der Orientierung hilft. Vielleicht kann man ihm das mal zeigen. Außerdem bräuchte er für unterwegs kein W-LAN/ Internetzugang, wenn die Bücher schon auf dem Kindle sind. Der Readerakku hält deutlich länger als der Smartphoneakku. Er könnte, zumindest bei fremdsprachigen Büchern, beim Lesen Vokabeln nachschlagen. Er kann Stellen markieren.
Wie wäre es denn, ihm einen Reader zu Weihnachten zu schenken und dort schon ein paar Bücher drauf zu laden?
Wenn er auf Englisch liest und Klassiker, sind die bei Amazon oft sehr günstig, einen bis wenige Euro, einige sogar kostenlos. Andere englische Bücher kosten dort oft nur 5 €. Das wären auch Argumente.

Wie wäre es also, ihm einen Reader zu schenken mit ein paar seiner Lieblingsbücher und auch einem Buch über den kritischen Umgang mit und den Gefahren des Internets und der Diskussionskultur dort?

Sehr erhellend, aber vielleicht nicht ganz zum Thema, fand ich "Cynical theories" von Pluckrose und Lindsay. Das Buch befasst sich eher mit dem Umgang mit den Theorien von Gender und Identität im universitären Umfeld, enthält aber (deswegen) auch Erklärungen zur verwirrenden Rhetorik und Gründen, aus denen es gerade online schwer fällt, mit Menschen zu diskutieren, die meinen, es gäbe nur eine richtige Meinung und Haltung und die besäßen sie (und müssten nun jeden anderen aggressiv davon überzeugen).

Bzgl. Biogemüse: Seine Meinung ist doch legitim. Etwas extrem, ja, aber natürlich wird mit dem Biolabel ein gutes Geschäft gemacht und nicht immer bedeutet"bio" auch "gesünder" oder - bezogen auf Fleisch - "besser fürs Tier". Natürlich weiß man eher, was in den LM ist, wenn man sie selbst angebaut hat.

Bzgl. Pizza und Co.:
Das halt ich auch für eine legitime Meinung. Ich teile sie nicht, aber man kann sie ja haben. „Let’s agree to differ“ - okay, er kann seine Meinung haben, ihr eure, er muss euer Essen nicht mögen, aber es wäre nett, wenn er es euch nicht vermiesen würde. Nicht jeder mag jedes Essen und das kann unterschiedliche Gründe haben, von Ekel über Wissen um Zusatzstoffe bis hin zu elaborierten Gründen (kein Weißmehl, kein „ausländisches Essen“, keine Zutaten mit langen Lieferwegen etc.). Meine Oma hasste Knoblauch und alles „Ausländische“. Das war sie einfach nicht gewohnt. Bei Knoblauchgeruch bekam sie regelrechte Ekelanfälle. Wir haben das dann einfach akzeptiert, mit ihr nicht mehr über anderes Essen geredet - teilweise waren ihre Meinungen extrem bis rassistisch - und mit ihr zusammen dann halt lokale, saisonale, „deutsche“ Speisen gegessen.

Tatsächlich gibt es zwsischen der Generation meiner Großmutter (Ende 1920er Jahre geboren) und der heutigen „Foodie-Generation“ viele Gemeinsamkeiten: Frisch kochen, saisonal, lokal, nur selten Fleisch essen.
Das wären eventuell Ansatzpunkte zum Diskutieren. „Du bist eigentlich mit modernen Foodbloggern und Köchen auf einer Wellenlänge, die verzichten auch so weit es geht auf Zusatzstoffe und achten auf Obst und Gemüse, das hier gewachsen ist und gerade Saison hat. Das nennt sich unter anderem Clean Eating.“

Zur Ausgangsfrage: Sei dir bewusst, was du denkst und was gerade modern ist, aber bleibe trotzdem kritisch. Das wäre die beste Haltung.
Aber: Es kann auch sein, dass das, was modern ist, nicht (für dich) gut ist, dass du Gründe haben wirst, das abzulehnen. Es kann sein, dass dir irgendwann das Alte, Bekannte lieber ist das Neue, Unbekannte. Das wäre ab einem gewissen Alter für dide meisten Menschen normal. Akzeptiere das!

Es kann sein, dass deine Kinder mal etwas komplett normal finden, das du komplett ablehnst und nicht verstehen kannst. Dann kann man seine Gründe austauschen und wenn keiner zu Schaden kommt, kann man akzeptieren, dass man hierbei nicht einer Meinung ist. Bspw. einer isst TK-Pizza und der andere selbst angebautes und frisch gekochtes Gemüse. Einer isst kein Fleisch, der andere aber schon.

Ich würde jetzt schon üben, zu differenzieren und eine gute Gelegenheit wäre, deinen Vater differenziert zu betrachten. Was für gute Eigenschaften und Haltungen hat und hatte er? Was kann man von ihm lernen, von ihm übernehmen? Was lehnst du ab? Warum? Könntest du dir Gründe vorstellen, warum andere das nicht ablehnen würden? Kann man ihm bestimmte „Schrulligkeiten“ oder Meinungen einfach (entspannt) lassen? Wo zeigen sich Fallstricke des Umgangs mit modernen Medien und der Meinungsvielfalt und Beeinflussung im Internet? Könnte man das Thema immer mal wieder kurz, aber sachlich, freundlich, zugewandt, mit ihm besprechen? 
Nicht „du verstehst das falsch, du checkst moderne Medien nicht!“, sondern „ ja, es kann oft schwer sein, im Netz nachzuvollziehen, was eine neutrale Position und ist und ob eine Information sachlich gegeben wird oder mit einem bestimmten Ziel. Das Ziel ist oft bei sozialen Medien einfach Aufmerksamkeit, also je mehr sich die Zuschauer/ Leser aufregen, desto mehr Kommentare schreiben sie, desto „relevanter“ stuft der Algorithmus den Beitrag ein. Was ist ein Algorithmus? Warum funktioniert das so? Warum gehen Menschen noch darauf ein? Wie verwirrt man damit Menschen?“

Bezeichnend ist ja auch, dass sogar Experten, Profis sich oft online widersprechen, teilweise sich selbst, weil sie selbst eben auch die gleiche Methode nutzen, Aufmerksamkeit/ Klicks zu generieren: Mit ständig kontroverser werdendem Content der Sorte „du machst das falsch!“ „du bist in Gefahr!“ „Dir werden wichtige Informationen vorenthalten!“ „Den Mainstreammedien/ der Schule/ der Regierung usw. kann man nicht trauen, hier sind die einzig verlässlichen Informationen!“

Wenn du solche Mechanismen (kurz und immer mal wieder) besprichst, könnte dein Vater darauf achten und dir mitteilen, wenn er wieder (fast) auf jemanden reingefallen wäre und wie er erkannt hat, dass man ihm gerade Quatsch erzählt.
Erkenne an, dass es nicht einfach ist, das heutzutage zu erkennen. Es gibt immer wieder Themen, die die Öffentlichkeit verwirren und bei denen es keinen Konsens herrscht, bspw. Coronamaßnahmen, Impfschäden usw. Merke an, wie oft bei solchen Themen beide Seiten mit der Angst der Menschen spielen, so dass keine Diskussion mehr möglich ist, sondern jeder meint, um „seine Wahrheit“ kämpfen zu müssen, zum eigenen Wohle und, um die anderen von der einzig richtigen Wahrheit zu überzeugen.
Merke an, dass es oft schwer ist, die zu erkennen und das oft auch am allg. Stand der Wissenschaft scheitert (es gibt noch gar keinen Konsens). Dafür müsste er aus seiner Berufspraxis Beispiele kennen, bspw. Angst/ Sorge/ Missverständnisse von Laien und das große Wissen von ihm als Profi demgegenüber, der aber den Laien nicht den gesamten Hintergrund seiner Empfehlungen erzählen kann, so dass sie ihm vertrauen müssen.
Das wäre halt heute online sehr knifflig, weil jede Seite überzeugend darlegt, dass man ihr als einziger vertrauen sollte.

Merke auch an, dass Kinder Bildschirmzeiten haben und dass es so etwa wie Digital Detox gibt.

Vielleicht sollte er sich bewusst Zeiten setzen, in denen er sich mit bestimmten Inhalten auseinander setzt und andere, in denen er etwas anderes macht.

Wenn er online viel am Smartphone ist, frage ihn mal, ob er Schach spielen/ lernen möchte. Da gibt es Seiten, auf denen man kostenlos mit „echten Fremden“ Schach spielen kann und sich halt immer weiter verbessern kann. Er soll mal online nach ähnlichen Möglichkeiten suchen - produktiven Inhalten, mit denen er sich auseinandersetzen kann.

Vielleicht hat er andere Hobbys. Darüber findet man viel auf Youtube. Bspw. Menschen, die Bücher vorstellen, Wanderwege, Foto-Spots, die zeigen, wie man halt kocht - da müsste sich doch für ihn etwas finden zum Thema Gemüsegarten vs. Bio! Mag/ Kennt er Björn Freitag „Viel für wenig“? Das ist auch auf YT - Menschen, die zeigen, was man beim Üben von Instrumenten oder bei Sportarten/ -übungen beachten muss und die einen anregen, so etwas selbst mal zu probieren, Malkurse, Bastelkurse, sicherlich auch so etwas wie Holzarbeiten oder was auch immer deinen Vater interessiert und zur Aktivität anregen würde!

PS
Suche ihm doch mal für seine Themen jeweils ein bis zwei Seiten (Foren, Blogs, Youtuber etc.) heraus, die relativ neutral sind und von denen er lernen und mit denen er ggf. auch interagieren könnte oder Ideen für Offline-Inhalte (Zeitschriften, Bücher) oder Datenbanken bekommen könnte. Oder eben Offlineaktivitäten wie Kochen.

Bearbeitet von Toschkalee
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Das Phänomen, dass Menschen nur noch am Handy hängen und sich in ihrer "Bubble" bewegen ist, denke ich, nicht nur bei der älteren Generation ein Problem.

Nur hat die ältere Generation meistens - als Rentner - mehr Zeit und verbringt dann ungesund viel Zeit in dieser "Bubble", statt in der echten Welt mit echten Menschen.

Der Trick, wie du nicht so wirst, wie dein Vater ist, immer in Kontakt mit der Realität zu bleiben. Im Austausch mit "echten Menschen" zu bleiben. Weg vom Bildschirm - raus in die echte Welt.

Ich finde dieses ganze "am Handy herumhängen" furchtbar ungesund. Man redet immer bei Kindern darüber - bloß nicht zu viel Medienzeit (und dem stimme ich zu) - aber niemand kontrolliert Erwachsene.

Ich denke, viel mehr Erwachsene, als man denkt, sind tatsächlich abhängig von ihrem Handy.

Ich bin sehr froh, dass ich noch in einer handyfreien Zeit aufgewachsen bin und versuche wirklich, meine Zeit am Handy auf ein Minimum zu beschränken - denn man hängt da ganz schnell drinnen.

Also - um auf deine Frage zurück zu kommen.
- Halte Kontakte mit echten Menschen aufrecht
- Lies echte Literatur (nicht irgendwelche dubiosen Internetbloggs etc.)
- Erhalte dir Hobbys, die nicht vor dem Bildschirm stattfinden (Sport, Musik....)

Ich denke das hilft viel, um offen zu bleiben und sich nicht einlullen zu lassen.

Vielleicht kannst du deinen Vater im Frühjahr vorsichtig zum Gärtnern zurück bringen???

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Wobei ich das am Handy/ vor dem Bildschirm-Hängen für einsame Senioren, die es vielleicht schwer haben, die Wohnung zu verlassen, weil sie pflegebedürftig sind (nicht alleine auf Toilette können etc.) oder weil der Weg zur Bushaltestelle zu weit ist oder weilt sie Ängste entwickelt haben gar nicht so schlecht finde.

Auch für einsame Pflegeheimbewohner. Damit haben sie ja immerhin noch Unterhaltung, ggf. Kontakt, können zumindest digital mit anderen Menschen interagieren, statt nur alleine in ihrem Zimmer, schlimmstenfalls nur noch Bett, zu verbringen und fernzusehen.

Da ist das Internet doch um einiges interaktiver als das Fernsehen, man wird noch zum Denken angeregt, sollte man noch schreiben können, bleiben die motorischen Fähigkeiten länger erhalten.

Früher saßen oft einige Bewohner vor Pflegeheimen wie in einem Wartezimmer auf nebeneinander gestellten Stühlen und beobachteten die Umgebung, redeten wenig miteinander. Man scheute sich ggf. auch, weil man nicht wusste, wer dement ist, mit wem man überhaupt noch reden kann.
Heute hat fast jeder ein Smartphone oder Tablet und kann ganz aktiv nach Inhalten suchen, die ihn interessieren, kann andere Menschen bei ihren Hobbys etc. beobachten, selbst mitreden - da bleibt man doch viel länger aktiv und hat auch Gespräche bzw. Themen, die einen wirklich interessieren, als wenn man die meiste Zeit allein in seinem Zimmer oder wartend auf einem Stuhl verbringt.

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Hey!

Da mein Vater ein ähnliches Kaliber ist, habe ich mich beim SPZ beraten lassen.
Es können erste Symptome einer Demenz oder eine Altersdepression sein. Was sagt denn deine Mutter dazu?

Liebe Grüße
Schoko

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Hi, das ist ein guter Tipp. Bei meinem Stiefvater haben wir das gleiche Problem. Und Demenz und Altersdepression passen ganz gut. :-/
Lg

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Die Korrektur hat SPZ daraus gemacht, ich meinte aber SPD.

Zu einer Depression passen das Alter (er ist vermutlich frisch in Rente, oder?), die Antriebslosigkeit und dann noch die zehrenden Coronajahre mitten in seiner Umbruchszeit.

Es ist auf jeden Fall komisch, dass diese Veränderung innerhalb eines Jahres kam.

Bearbeitet von schokofrosch
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Ich komme mal auf deine Frage zurück, wie du verhindern kannst, in die miesepetrigen Fußstapfen deines Vaters zu treten.
Übe Toleranz. Mach den Garten. Wirf deinem Vater nichts vor. Denn das, die Vorwürfe, genau das ist das alte Muster. Übernimm Verantwortung und das zuerst für dich. Bewahre dir ein liebevolles Herz. Sei nett zu Verkäuferinnen. Lächle, so oft es dir gelingt. Bestell Pizza, wenn du Bock drauf hast. Bedanke dich beim Postboten. Sag "willkommen, schön dass es dich gibt" zu jedem Tag und zu dir selbst. Mach ein Futterhaus für Vögel und schau dir an, was da abgeht. Stell dich in den Regen. Breite die Arme aus und laß kommen, was kommt. Gestatte dir deine Eigenheiten und nimm die mit Gelassenheit.
Frohes Fest!

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Danke für deine wunderschönen Worte!

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Heey, mein Vater ist deinem in manchen Punkten sehr ähnlich und ich kann deinen Frust darüber verstehen.

Aber nur weil dein Vater so ist, heißt ja nicht, dass du auch so wirst. Meine Mama sagt immer, dass wenn man auf keinen Fall so werden will, wird man es nicht, einfach weil man mit aller Kraft dagegen arbeitet. Dafür entwickelst du vielleicht andere seltsamen Verhaltensweisen - viele Menschen werden im Alter stur und wunderlich.

Ein paar Tips habe ich dennoch: Versuche offen für andere Meinungen und Lebensweisen zu sein. Jemand hat politisch eine andere Meinung als du? Fantastisch, unterhalte dich mit ihm! Versetze dich in andere hinein und versuche die Welt aus ihrer Perspektive zu sehen! Sag ja zu neuen Erfahrungen, auch wenn du nicht total begeistert bist. Das alles hält geistig flexibel.

Schau, dass du Dinge tust, die dir gut tun. Ein ausgeglichener, fröhlicher Mensch ist viel weniger anfällig für Verbitterung und Weltuntergangsstimmung als jemand, der z.B. überlastet und einsam ist.

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Indem man sich immer wieder reflektiert und hinterfragt.

Ich denke, dann kann man es „verhindern“, zumal man natürlich nicht automatisch zwingend so wird! :)

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Mhhh... klingt als ob es deinem Vater nicht gut geht und er nicht die fähigkeit besitzt sich selber zu hinterfragen. Kann auch sein, dass die negativität durch den hohen medienkonsum geschuldet ist.

Wenn du Angst hast wie dein Vater zu werden, wird dir wohl aufgefallen sein, dass du doch ihm recht ähnlich bist. Was du tun kannst ist an dich selber zu arbeiten. Meist lernen die Menschen nicht sich selber zu reflektieren, sich selber zu akzeptieren, an sich selber zu arbeiten und mit schwierigen Phasen umzugehen. Das lernt man nur, wenn man das Glück hatte in so einem Umfeld aufzuwachsen, wo einem das beigebracht wurde oder wo man das lernen musste.

Du kannst dich ja mit selbsthilfebücher beschäftigen oder youtube-videos anschauen und dir so Fähigkeiten aneignen, wie du mit solchen Dingen umgehen kannst.

Versuch aber dein Vater so zu akzeptieren wie er ist. Wer weiß was er alles erlebt hat und so wurde wie er wurde. Klar wäre es schöner gewesen, einen tollen, aktiven, glücklichen Vater zu haben. Aber du steckst nicht in seiner Haut. Vielleicht schleppt er Dinge mit sich rum, von denen du nichts weißt, die jetzt zu schwer geworden sind und er nicht weiß, wie er damit umgehen kann. Da ist es einfacher sich nicht damit auseinander zu setzen und die Gefühle anders zu kompensieren.

Mach dir aber bewusst dass du nicht dein Vater bist und dass es dir vermutlich genauso ergehen würde, würdest du in seiner Haut stecken.

Bearbeitet von BlumigerLaden