Wochenbettdepression. Ist es möglich.....

Guten morgen!


Ich frage mich ob es möglich ist an einer Wochenbettdepression sehr lange zu leiden, also auch noch Jahre nach der Geburt?

Ich weiss nicht, aber damals bei meiner Tochter(2004) bekam ich schon vor der Geburt Angst davor. Nicht vor der Geburt einfach nur davor, meine Tochter dann nicht mehr schützen zu können. Als sie dann zur Welt kam, überkamen mich Höhen und Tiefen, einmal die wahnsinnige Liebe zu meiner Tochter, am liebsten hätte ich sie mit niemandem geteilt, ich wollte sie nur für mich alleine. Dann kam die furchtbare Angst, sie nun wirklich nicht mehr schützen zu können, ich musste oft weinen, war innerlich total zerissen, ich musste zulassen, dass sie von anderen Mensch (also Oma, Opa, Familie) angefasst wurde und ich konnte nicht verhindern, dass ihr etwas geschieht, es lag nicht mehr in meiner Hand. Das ist schlecht zu erklären. Mein damaliger Mann und ich hatten uns schon ne Zeitlang auseinander gelebt, sie war auch ein Unfall, aber der beste der mir passieren konnte#herzlich. Nun jedenfalls habe ich mich dann 6 Monate nach ihrer Geburt auch von ihm getrennt zog weg und lernte sehr schnell einen Mann kennen, auch er war gerade von seiner Frau getrennt und irgendwie hatten wie so in etwa die gleiche Leidensgeschichte und haben uns super verstanden. Meinte Tochter war zu dem Zeitpunkt ja schon total auf mich fixiert, ich habe sie 6 Monate, also ihr ganzes Leben bisher, rum getragen, habe sie eher selten mal jemanden anderem auf dem Arm gegeben. Sie schlief auch nur auf meinem Arm, so saß ich auch Nächte lang da mit ihr auf dem Arm, die Müdigkeit machte mir nichts aus, denn so hatte ich alles unter Kontrolle ich konnt sie spüren und wusste "jetzt kann ihr nichts passieren".
Tja als ich mich dann in diesen Mann verliebte und er sich auch in mich, bedachte ich nicht, dass er vielleicht ne Beziehung so meiner Tochter haben wollte und so kam es wie es kommen musste. Ich musste sie plötzlich teilen, mein Ex hat sich nie wirklich um sie gekümmert, sie war ihm egal. Aber mein Freund (heute mein Mann) wollte sie halten und normal fing sie dann immer an zu weinen und war erst wieder still wenn sie bei mir war, bei ihm nicht, nein da schlief sie seelenruhig weiter! Ich war geschockt#schock
Die Beziehung zwischen ihm und ihr wurde jeden Tag stärker und ich musste einfach dabei zu sehen, ich konnte es wirklich nur schwer ertragen, dass sie nun auch noch einem anderen Mensch ihr Liebe gibt ausser mir! Ich war richtig Eifersüchtig, aber ich liebte ja auch diesen Mann und wollte ihm nicht sagen, dass er mich haben kann, meine Tochter aber "nur" mir gehört. Ich hab lange gebraucht um dieses Verhältnis zu akzeptieren.
Heute bin ich froh darum, dass mein Mann in unser Leben trat und mir (aus meiner Sicht damals) meine Tochter weg nahm, ich musste sie teilen und das war wichtig. Wie wäre es nur weiter gegangen wenn ich sie noch mehr auf mich fixiert hätte, daran mag ich heute gar nicht mehr denken!
Nun aber diese Höhen und Tiefen gab es selbst danach noch, diese Traurigkeit verging nie! Ich musste oft heulen, ob es nun um was schönes, lustiges oder trauriges ging, egal ich musste heulen. Dann überkam mich plötzlich der Gedanke, dass ich noch ein Baby möchte, mein Mann wollte aber nicht, da die Kleine ja auch erst knapp ein Jahr alt war und trotzdem ich wollte unbedingt noch ein Kind. Wir haben uns dann entschlossen noch eins zu bekommen, was auch sehr schnell klappte. Unser Süßer kam dann 19 Monate nach meiner Tochter zur Welt und alles war in bester Ordnung! Diesmal hatte ich nicht so stark das Gefühl die Kontrolle über den Kleinen haben zu wollen, ich wusste ja das mein Mann ein guter Papa ist und teilte ihn auch sehr gerne. Es machte mir nichts aus, wenn ihn auch Verwandte auf dem Arm hielten, gut es durfte nicht so lange sein, aber kurz war kein Problem.
Mein Mann und ich waren uns dann einig, dass dies das letzte Kind ist. Es dauerte kein halbes Jahr, hatte ich schon wieder diese Sehnsucht nach einem Baby, muss dazu sagen, dass ich schon immer gerne viele Kinder haben wollte! Mein Mann war wieder zuerst total dagegen, sollte doch erst mal mich in den Griff kriegen. Denn ich leide heute noch unter Stimmungsschwankungen und meiner Traurigkeit die mich dann plötzlich überkommt, zum Glück halten diese Momente nie lange an!
Als er mir sagte, dass wir doch noch ein Baby bekommen werden, war ich überglücklich und plötzlich hörte auch alles auf, ich war einfach nur zufrieden, dass ich bis heute bin.
Nach fast 1,5 Jahren wurde ich dann jetzt endlich schwanger und ich fühle mich gut, bis auf die normalen SS-Beschwerden;-)
Diesmal bin ich auch so richtig fest davon überzeugt das ich kein Baby mehr will nach diesem, aber ich habe Angst, dass mich dann wieder plötzlich diese Sehnsucht und die damit verbunde Traurigkeit überfällt.

Wisst ihr, es ist auch so, wenn wir mal weg sind auf einem Fest auf dem viele Menschen sind, kann ich nie ruhig da sitzen bleiben, ich möchte meine Kinder nicht rumrennen lassen. Ich habe Angst, dass ihnen etwas passiert, werde nervös und steh ständig auf um nach ihnen zu sehen, obwohl sie immer in Sichtweite sind, ich habe aber immer Angst wenn ich nicht genau nachsehe könnte ich was übersehen, vielleicht jemanden der meinen Kindern schaden will. Ich habe heute schon Angst davor, wenn sie mal älter sind und in die Schule gehen, ich denke heute schon darüber nach sie in die Schule zu fahren und auch wieder abzuholen und auch später wenn sie älter sind und weg gehen, dass ich immer ABrufbereit stehe, damit sie nicht mit Freunden oder Taxi nach Hause fahren müssen, lieber würde ich mitten in der Nacht aufstehen und sie abholen, als das ich zulassen würde, dass sie mit "Fremden" Menschen rumfahren und ihnen Gott weiss was passieren kann.

All dies fing mit der Geburt meiner Tochter an und hörte bis heute nicht auf. Ich kann meine Gefühle mittlerweile sehr gut verstecken vor anderen, nur eben nicht wenn wir unterwegs sind, dann bekommt jeder mit wie schrecklich nervös ich werde wenn meine Kinder nicht mehr neben mir sitzen!
Aber ich glaube, dass niemand, noch nicht einmal mein Mann, weiss wie es in mir aussieht! Und ich weiss nicht mehr was ich noch machen soll. Ich hab solche Angst, dass das alles niemals aufhört! Ich war auch schon mal beim Psychiater und der sagte mir, dass ich wohl ein Problem damit hätte mich durch zu setzen, dass wohl schon als Kind hatte, wenn ich das lernen würde, würde alles gut werden. Er sagte mir, dass er den Eindruck hat, dass ich doch eine ganz normale Frau wäre. Zu ihm bin ich dann nicht mehr hin, weil ich mich absolut nicht verstanden fühlte, ich hatte das Gefühl er sieht die Problematik nicht wirklich. Klar ich meine, er hat 3 Schwerpunkte: Neurologe, Psychiater und noch irgendwas! Das Wartezimmer ist immer ganz voll und er hat wahrscheinlich deshalb nicht die Zeit sich ausführlich mit den Problemen seiner Patienten auseinander zu setzen.
Ich habe mich seither auch nicht mehr getraut zu einem anderen zu gehen!

Oh je, jetzt hab ich soviel geschrieben, ich hoffe ihr blickt noch durch!

Erst einmal #danke fürs zuhören, dass musste jetzt alles mal raus#schmoll

Liebe Grüße
Steffi

1

Guten morgen, Steffi!

Ich denke, Kinder verändern einen generell. Man spürt auf einmal eine Liebe, die so gigantisch ist, dass es weh tun kann. Und gerade diese Babyphase ist eine sehr tiefe, emotionale Phase mit vielen Glückshormonen.

Einerseits will ich dir sagen, dass es normal ist, dass Du aufgrund dieser Liebe auch Ängste hast. Die hat jede Mutter. Andererseits sind Deine Ängste übersteigert. Und das erzeugt bei dir einen leidensdruck.
Insofern war der Weg zur professionellen Hilfe nicht verkehrt, richtiger wäre nur ein Psychologe mit möglichst verhaltenstherapeutischer Ausrichtung gewesen.

Das zweite "Problem", die Sehnsucht nach Kindern, deute ich als (leichte) Depression. Du sehnst dich nach den unglaublich guten Gefühlen der Schwangerschaft, der Betreuung in der Zeit und dem Beginn des neues Lebens mit diesen hilflosen Würmchen.
Diese Sehnsucht nach guten Gefühlen zeigt, dass Dir diese Gefühle ansonsten fehlen. Bei einer Depression ist das normal und hat nichts mit einem beschissenen Leben zu tun. Auch da wäre ein Psychologe der richtige Ansprechpartner.

Ich vermute, dass Du eine kleine Depression mit Verlustängsten hast. Dagegen kannst du wirklich was tun. Du musst das nicht aushalten!! Ein Psychologe kann dir sehr gut helfen!
Also schnapp Dir ruhig nochmal die gelben seiten und ruf einen Diplom- Psychologen mit verhaltenstherapeutischer Ausrichtung an. Da dürftest Du in guten händen sein! #liebdrueck

2

Hallo,

habe deinen Text nur schnell überflogen.
Schau doch mal auf www.schatten-und-licht.de da steht vieles über PND und hat auch ein Forum wo Frauen sich darüber ausstauschen können.

LG Kerstin

3

hallo steffi!

du hast ja einen enormen leidensdruck, und wenn man bedenkt, dass deine kinder noch so klein sind, also noch viele viele jahre von dir abhängig, kann man sich ausmalen, wie viele sorgen und ängste du noch wirst ausstehen müssen.
und dann auch noch der druck, diese gefühle verstecken zu müssen.
ich glaube, deine emotionale situation ist weder für dich noch für deine beziehung aber schon gar nicht für deine kinder gesund, und würde dir auch empfehlen, einen psychotherapeuten aufzusuchen.
eine vorrednerin hat dir einen verhaltenstherapeuten ans herz gelegt. wenn es dir darum geht, deine symptomatik zu lindern bzw. zu lernen, mit dieser zu leben, mag das der richtige rat sein. solltest du allerdings daran interessiert sein, dein so-sein, deine gefühlswelt zu verstehen und die dahinter liegenden probleme durchzuarbeiten, wäre eine tiefenpsychologisch fundierte oder besser analytische therapie die maßnahme der wahl.
wie auch immer wünsche ich dir, euch alles gute und dass du deine ängste irgendwann überwindest.

viele grüße,
regina