Erfahrungsbericht Geburt/Entbindung Asklepios Klinik Hamburg Nord, Heidberg

Dies ist mein Erfahrungsbericht zur Geburt meines Sohnes, aus der Sicht eines Vaters geschrieben. Meine Frau wurde während des gesamten Geburtsprozesses von mir begleitet. Dieses Schreiben und die Fragen wurden so an die Klinik gesandt. Antworten blieben aus.
Texte mit einem * wurden zur Anonymisierung geändert, der Rest ist original wie in dem an die Klink gesandten Schriftstück.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Sehr geehrte Damen und Herren,

es folgt mein Erfahrungsbericht zur Entbindung meines Sohnes Fabian Schmidt* vom 22.XX.2021* und den damit verbundenen Aufenthalt in Ihrer Klinik.

Vorab sei erwähnt, dass meine Frau und ich sehr dankbar für unser funktionierendes Gesundheitssystem sind, ein Verbesserungspotenzial gibt es immer. Um diesen stetigen Prozess voranzutreiben, schreibe ich diese Worte.

Zum Schutz des Personals nenne ich keine Namen.

Zu mir: Ich besitze keine medizinische Fachausbildung, daher sind meine Eindrücke subjektiv zu verstehen. Kenntnis der Fachbegriffe liegen nur begrenzt vor. Meine Frau ist gesetzlich versichert (**Krankenkasse), ich privat (**Krankenkasse).

Ich traf am 19.XX.2021* im Krankenhaus der:

Asklepios Klinik GmbH
Tangstedter Landstraße 400
22417 Hamburg

auf der Wochenbettstation der Gynäkologie ein, meine Frau war bereits seit dem 18.XX.2021* dort, weil sich ihr Blutdruck häufig jenseits der 180/100- Marke befand (bereits vor der Schwangerschaft war Bluthochdruck bei ihr diagnostiziert und mittels Dauermedikation behandelt) und so wie man uns sagte, dies zu schweren Komplikationen führen kann. Untergebracht waren wir in einem „Familienzimmer“, welches so wenig Platz bot, dass die zwei in diesem Zimmer befindlichen Krankenhausbetten verkeilten, wenn man die Betthöhe elektrisch verstellte. Im Nachhinein fiel der Satz einer Kranken-schwester „Ja, dieses Zimmer ist eigentlich ein Einzelzimmer“. Für uns als Menschen, die Camping gewohnt sind und eher eine gute medizinische Behandlung statt Wohnkomfort bevorzugen (falls es diesen Kompromiss geben muss), war es kein Problem. Wir freuten uns über die Möglichkeit, gemeinsam während der Corona-Pandemie unseren Nachwuchs auf die Welt zu bringen.

Die Einleitung der Entbindung wurde am 18.XX.2021* angeraten und am 19.XX.2021* begonnen. Die Entscheidung der Einleitungsmethode fiel auf ein oral eingenommenes Präparat (Alternativen waren die Einleitung der Entbindung durch ein Gel oder einen Blasenkatheter).

Die jeweilige Menge der drei täglichen Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) mögen für einen Patienten, der beispielsweise einen unkomplizierten Knochenbruch erlitten hat, ausreichen, für eine hochschwangere Frau führt es im besten Fall zu Stimmungsschwankungen, im schlechtesten Fall zu Erschöpfung und damit zu möglichen Komplikationen. Einen guten Geschmack von Nahrung halte ich persönlich, egal wie oder wo, für „Bonus“. Als Ex-Soldat bin ich vieles gewohnt, fakt ist:
Eine „Einmannration“ aus meinen absolvierten Auslandseinsätzen war häufig geschmackvoller und vermutlich auch energiereicher als das Krankenhausessen. Während des Aufenthaltes im Krankenhaus konnten wir an einer Hand die Anzahl des gereichten Obsts abzählen. Die umliegenden Lieferdienste generieren ihren Gewinn vermutlich zu einem großen Teil aus der Nähe zur Asklepios Klinik Nord, Standort Heidberg.

Im Kreißsaal, zu regelmäßigen Kontrollen, u. a. der Wehentätigkeit wurden wir auch von einer offenkundig nicht deutschen Muttersprachlerin betreut. Die Kommunikation beschränkte sich bei diesem Kontakt auf Sätze wie „Muddu Bauch schütteln damit Baby wach“. Weiteres (deutschsprachiges) Fachpersonal war zu diesem Zeitpunkt nicht in unserem Behandlungsraum. Wir hatten viele Fragen, mangels Kommunikationsfähigkeit des Gegenübers, stellten wir diese Fragen jedoch nicht. Kulturelle Vielfalt ist toll, der Austausch von (diesen wichtigen) Informationen muss aber auf der Amtssprache möglich sein.

Am frühen Morgen des 20.XX.2021* weckte mich meine Frau aufgebracht mit den Worten
„Die Fruchtblase ist geplatzt“ nach sechs durchnässten Einlagen (Binden), die packungsweise in dem Badezimmer des „Familienzimmers“ bereit lagen, gab es für uns keine Zweifel, es musste die Fruchtblase sein. Wir nutzten die Möglichkeit und gingen eine Etage höher in den Kreißsaal. Dort fragte man uns nach dem Grund des Erscheinens, meine Frau antwortete: „Die Fruchtblase ist geplatzt“. Das fragende Personal schien unsere Aussagen verstanden zu haben, denn es folgten u. a. Fragen zur Menge des Ausflusses. Weitere Untersuchungen schlossen sich an.

Auf Anweisung begaben wir uns anschließend wieder in unser Familienzimmer, die Wehentätigkeit gewann an Fahrt. Zum besprochenen Zeitpunkt waren wir wieder im Kreißsaal, um die Wehentätigkeit und den Zustand meiner Frau erneut zu überprüfen. Nur durch Zufall in der Nacht von Freitag auf Samstag fragte eine der Hebammen: „Sagen Sie, hatten Sie einen Blasensprung?“ in unseren entsetzten Gesichtern konnte Sie unsere Bestürzung ablesen. Es stellte sich heraus, dass die Mitteilung und Dokumentation über den Blasensprung nicht erfolgt war. Glücklicherweise scheint es jetzt im Nachhinein so, als wenn dieser Fehler und die darauf basierend getroffenen Maßnahmen keine negativen Wirkungen zeigen.

Nach weiteren Stunden unter Wehen brachte die Nutzung der Gebärbadewanne und die Betreuung durch tolle Hebammen, deren Motivation und Herzblut ab der ersten Sekunde an spürbar waren, Linderung. Die Schmerzintensität führte schließlich zu der Entscheidung meiner Frau, eine Periduralanästhesie durchführen zu lassen.

Die Periduralanästhesie führte zwar zur Senkung der Schmerzen auf ein erträgliches Maß, leider verringerte sich die Wehentätigkeit derart, dass auch der Einsatz einer wehenfördernden Infusion keinen Erfolg brachte.

Unter fachlicher Beratung einer Gynäkologin wurde schließlich die Entscheidung für einen Kaiserschnitt getroffen.

Sehr schnell mussten wir das Zimmer wechseln, von einem großen Gebärzimmer in einen kleinen Untersuchungsraum, zu diesem Zeitpunkt war der Kreißsaal rappelvoll, ich erinnere mich an eine Schwangere Frau, die mit ihrem Lebensgefährten im Flur an der Wand, vor Schmerzen gekrümmt, stand.

Eine Narkoseärztin erklärte eingehend auf sehr charmante und kompetente Art und Weise, wie es weiter geht und welche Maßnahmen zu erwarten sind. Die Betäubung wurde in dem kleinen Untersuchungsraum durch die Narkoseärztin eingeleitet. „In circa zwanzig Minuten soll der Operationssaal frei sein, dann geht es los“ sprach die Narkoseärztin. Circa fünf Stunden später war meine Frau im Operationssaal, ich wollte selbstverständlich bei diesem einmaligen (!?) Erlebnis dabei sein und meiner Frau zur Seite stehen. Die Verzögerung des Operationsbeginns war begründet durch mehrere Notfälle.

Den Kaiserschnitt und die Magie der Geburt erlebten wir im Operationssaal. Während der Operation musste der leitende Oberarzt den Operationssaal bedingt durch einen Notfall verlassen – offensichtlich war dies kein Problem, denn schlussendlich wurde unser neues Familienmitglied erfolgreich „befreit“, meiner Frau blieb eine lange Narbe.

Wir wurden nach der Operation in einem kleinen Raum im Kreißsaal stundenlang „zwischengeparkt“, ohne dass jemand nach uns sah, geschweige denn uns Informationen zukommen ließ, wie es weiter ging. Das Patientenaufkommen schien sich noch immer nicht entspannt zu haben. Als uns schließlich eine Hebamme besuchte und uns das weitere Vorgehen erläuterte, kamen wir ins Gespräch. Die Hebamme brach unter Tränen zusammen.

Tenor: Zu viele Frauen, zu wenig Personal, es sterben Babys.

Auf dem Flur des Kreißsaales hörte ich, wie der Oberarzt, der unseren Sohn holte, sagte: „Ich weiß nicht, wie ich heute alle Kinder retten soll“

Nach einigen Tagen Aufenthalt in unserem Familienzimmer, am 25.XX.2021* entließen wir uns gegen den ärztlichen Rat selbst, meine Frau hatte weiterhin einen erhöhten Blutdruck.

Die Gründe, das Krankenhaus gegen den ärztlichen Rat zu verlassen, waren folgende:

1. Auch auf Nachfrage gab es keine zufriedenstellende Antwort, welche Maßnahmen bei gleichbleibend hohem Blutdruck getroffen werden würden.

2. Die Kontrolldichte der Blutdruckmessung war derart gering (ca. einmal alle 4 Stunden), dass wir diesen daheim mit privat vorhandenem Blutdruckmessgerät effektiver überwachen könnten.

3. Der Stresspegel war bei meiner Frau im Krankenhaus sehr hoch, sodass die Vermutung nahe lag, dass eine ruhigere Umgebung für das Absinken des Blutdruckes förderlich sei.

4. Die Regeneration des durch den Kaiserschnitt verletzten Gewebes verlief nach ärztlicher Einschätzung sehr gut.

Am 28.XX.2021*, 6 Tage nach der Geburt, stieg der Blutdruck meiner Frau dauerhaft erneut in ungute Höhen (Werte größer als 200/110). Die Entscheidung, wieder in das Krankenhaus zu fahren, war letztlich die Richtige. Nach zwei Tagen erneutem Krankenhausaufenthalt wurde ein zusätzliches Medikament in Dauermedikation verabreicht, welches den Blutdruck senkte. Weiterhin war die Kontrolldichte (teils 7+ Stunden ohne Blutdruckkontrolle) sehr gering. Ich brachte meiner Frau unser privates Blutdruckmessgerät ins Krankenhaus (…), um eine stetige Überwachung zu garantieren. Da sich die Tage im Krankenhaus mehrten und das Wetter mitspielte, besuchte ich meine Frau im Krankenhaus und wir machten ein Picknick auf dem Krankenhausgelände. Meine Frau meldete sich vor dem Verlassen der Station ab und fragte, ob in nächster Zeit Untersuchungen anlägen, welches verneint wurde. Während des Picknicks (wir waren 5 Stunden draußen) festigte sich der Wunsch, dass Krankenhaus noch am gleichen Tag zu verlassen – diese Entscheidung trafen wir basierend auf den Blutdruckwerten, welche wir mit privatem Blutdruckmessgerät während des Picknicks (und auch schon davor) ermittelten. Die Blutdruckwerte waren unserer Meinung nach so, dass sie ein Verlassen des Krankenhauses rechtfertigten (150/100).

Wieder auf der Station, als wir unsere Entscheidung mitteilten, wurde meine Frau von einer der Krankenschwestern mit erbostem Gesichtsausdruck darauf hingewiesen, dass man Sie seit längerer Zeit zum Zweck der Blutdruckkontrolle gesucht hätte.

Bei dem Anmeldeprozedere auf der Station wurde auch die Mobiltelefonnummer abgefragt, diese hatte die Station.
Zum Entlassungsgespräch mit einer Gynäkologin wurde ihr auch von dieser die Abwesenheit erneut vorgehalten. Mein Blutdruck war zu diesem Zeitpunkt sicher auch erhöht.

Nachdem alle Entlassungsformalitäten erledigt waren, machte ich mich auf den Weg zum Parkplatz-Kassenautomat (dieser befindet sich nicht, wie man es erwarten würde auf dem Parkplatz, sondern am Haupteingang des Krankenhauses). Auf dem Hauptgang saß ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, dieser war in sein Smartphone vertieft und hat mich bei meinem Vorbeischreiten nicht wahrgenommen. Nach dem bezahlen des Parktickets ging ich schnellen Schrittes an dem Sicherheitsdienstmitarbeiter vorbei, um wieder auf die Station zu gelangen. Mit einigen Metern Abstand brüllte mir der Sicherheitsdienstmitarbeiter hinterher: „Wo wollen Sie hin?“ – nach meinem Hinweis, dass meine Frau auf der Entbindungsstation ist, ließ er von mir ab und widmete sich wieder seinem Smartphone.

Fragen

1. Wie kann die Personallage offensichtlich so unzureichend sein, obwohl das Patientenaufkommen (1900 Babys pro Jahr laut Aufsteller im Flur der Wochenbettstation) zumindest mengenmäßig abschätzbar ist? Gibt es Bereitschaften, um Hochphasen personell kompensieren zu können?

2. Ist es rechtlich zulässig, Personal, dass nicht einmal einfachste Anweisungen auf der Amtssprache geben kann, ohne Aufsicht von deutschsprachigem Personal einzusetzen? Welche Rolle spielen staatliche Fördergelder bei der Auswahl und dem Einsatz des Personals?

3. Die medizinische Dokumentation der Hebammen scheint sehr umfangreich, welches eine zusätzliche Arbeitsbelastung darstellt. Wäre es nicht effektiver und schneller diese Dokumentation mittels einem Sprache-zu-Schrift Rekorder durchzuführen?

4. Warum werden Blutdruckmessgeräte für eine engmaschigere Überwachung häufig nicht in den Patientenzimmern belassen?

5. Warum gibt es keine Netzwerk- oder Funkbasierte Vitalzeichenüberwachung, damit ähnlich wie bei dem CTG im Kreißsaal die Überwachung zentral erfolgen kann?

6. Warum befindet sich innerhalb des Kreißsaales keine Möglichkeit, Trinkwasser (in Flaschen) zu erhalten? – ein Verlassen des Kreißsaales um Wasser zu holen führt zu einer zusätzlichen Belastung des Personals, da jeweils der Zugang zum Kreißsaal wieder vom Personal gewährt werden muss.

7. Warum hat der Warteraum des Kreißsaals keine Kaffeemaschine für Wartende (obwohl Kaffee bereit liegt) und warum gibt es dort keine Möglichkeit, Nahrung für Säuglinge zu erwärmen?

Unser vorläufiges Fazit

Der Mensch neigt häufig dazu, die negativen Erfahrungen auszutauschen, die positiven werden eher wenig kommuniziert – dies ist auch in diesem Erfahrungsbericht der Fall, warum?

Weil nur durch das öffentlich machen der offensichtlichen Missstände diese beseitigt werden können.

Wir sind dem Klinikpersonal sehr dankbar für Ihre aufopfernde, mit Herzblut und häufig auch mit Fachkenntnis durchgeführte Arbeit!

Während der letzten Phase der Schwangerschaft haben meine Frau und ich in unserem persönlichen Umfeld nach Erfahrungen mit der Entbindung in der Asklepios Klinik Nord Standort Heidberg gefragt, die Erfahrungen waren überwiegend positiv.

Werden wir in Zukunft nach unseren Erfahrungen mit der Entbindung in der Asklepios Klinik Nord, Standort Heidberg gefragt, können wir nur ausdrücklich von Ihrer Klinik abraten.


Ich weise darauf hin, dass es mein Bestreben ist, diesen Erfahrungsbericht zu veröffentlichen. Eine Zitierung Ihrer Antworten erfolgt gegebenenfalls auszugsweise.

Eine Weiterleitung an:

• Bundesministerium für Gesundheit
• Medizinischer Dienst der Krankenkassen
• Presse
• und Weitere

Ist angedacht.


Sollte von Ihnen bis zum 30.XX.2021* keine schriftliche Antwort bei mir eingegangen sein, so werde ich diesen Bericht mit dem Hinweis veröffentlichen, dass keine Antwort von Ihnen erfolgt ist.


Mit freundlichen Grüßen

1

Hey!

Vielen Dank für diesen Erfahrungsbericht! Ich komme zwar aus einer anderen Ecke Deutschlands, stand aber vor wenigen Tagen vor einer Entscheidung: Großes Krankenhaus gegen kleines Krankenhaus und habe mich nun für das kleinere entschieden, wo man sich mehr Zeit für mich nehmen kann, weil es ganz andere Kapazitäten gibt, das, was man bei euch ja leider vermisst hat, ganz abgesehen davon, dass eine Hand nicht wusste, was die andere macht. Gerade die Geburt sollte einer der schönsten Momente werden. Ich hoffe, ihr könnt euch gut davon erholen!

2

Bitte bitte gib das weiter!
Ich lese so viel über unterbesetzte Hebammen, fehlendes Personal und höhere Anzahl an Kaiserschnitten durch die ersten beiden Probleme.
Das ist ein Problem in ganz Deutschland!!! Ich möchte sogerne, dass meine Töchter in 20-30 Jahren nicht noch schlimmere Erfahrungen machen.
Hebammen und medizinisches Personal auf Geburtsstationen brauchen dringend mehr Beachtung!