Wieso 33% Kaiserschnitte?

Moin zusammen,
Ich war etwas erstaunt, als ich von dieser (seit Jahren konstant) hohen Zahl von 33% Kaiserschnitten gehört habe, ich hätte vielleicht auf 10% getippt...
Wollen die Frauen nicht vaginal gebären? Ist es für Kliniken profitabler und man wird dorthin gedrängt? Ist die Entscheidung für Mutter und Kind sicherer?

Das soll kein "(ver)urteilen" der Frauen werden, ich möchte für mich eher ein Gefühl dafür kriegen, ob ich im Krankenhaus den Ärzt*innen vertrauen kann, wenn sie zum Kaiserschnitt raten, denn tendenziell würde ich schon gerne lieber vaginal gebären wollen.

Was sind eure Erfahrungen? Und wie kommt es dass bei weitem nicht 33% der Geburtsberichte von Kaiserschnitten handeln, also warum wird es tatsächlich eher verschwiegen?

Schönen Sonntag euch!

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Ich hatte einen Wunschkaiserschnitt.

Der Grund waren panische Ängste vor Geburtsverletzungen, da ich ohne hin Probleme im Analbereich habe mit Fissuren und Thrombosen.

In der Uniklinik hat mich keiner dazu gedrängt, sondern haben meinen Wunsch respektiert und es so umgesetzt. Ich wurde über die Risiken aufgeklärt. Eine Ärztin wollte mich sogar umstimmen. Aber ich war fest entschlossen.

Fazit:
Ich bereue den WKS keine Sekunde. Mein Sohn ist 1 Woche vor geplanten KS gesund zur Welt gekommen. Meine FB ist geplatzt, ich lag aufgrund von personellen Engpass 5-6 Std in Wehen, war schon bei 4cm und habe höchsten Respekt vor Frauen, die vaginal entbinden.

Konnte mich von vorne rein selbst um den Kleinen kümmern. Wurde bereits nach 48 Std entlassen und hatte absolut keine Probleme im Nachgang.
Keine Geburt ist einfach. Weder die Bauchgeburt noch die vaginale Geburt.

Wir Frauen sind einfach nur fantastisch!!! Jede Frau sollte stolz auf sich sein !!! 🥰✨🫶🏼

Bearbeitet von babyy
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Ich kann dir empfehlen "babelli kaiserschnittrate in Deutschland" zu suchen. In der App gab es neulich einen ausführlichen Artikel mit Erklärungen dazu 👍

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Huhu!

Ich finde diese Rate auch erschreckend hoch. Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich meine Tochter vaginal zur Welt bringen wollen. Ich möchte es jetzt aber gern versuchen, aber ob sie mich lassen, ist halt so ne Frage..
Meine Hebamme meinte zB, dass viele Kliniken mittlerweile sofort bei BEL sagen "Kaiserschnitt", obwohl man in vielen Fällen sehr wohl vaginal gebären könnte. Ist aber für die Frauen (und somit auch das Klinikpersonal) mit viel größerem Aufwand verbunden, deswegen wird zumindest bei uns im Bereich da direkt zum KS geraten. Keine Ahnung, ob ich mich bei BEL trauen würde, es vaginal zu versuchen 😅 aber es wäre möglich.

Aber ich hab auch zB ne Bekannte, die nen KS wollte, weil sie trotz Kind "Frau bleiben wollte". Sie hat auch nicht gestillt, um ihre Brüste nicht zu ruinieren.. Da fehlte mir leider ein bisschen das Verständnis, aber ist ja nicht mein Bier 🙈

Liebe Grüße 🍀

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Es gibt Frauen, die keine spontane Geburt versuchen wollen, die Gründe sind vielfältig. Für mich nicht alle nachvollziehbar, aber das ist unerheblich..

Ich selbst erfülle quasi die 33%. Ich habe zwei mal vaginal entbunden, was ziemlich flott ging und mir kaum Verletzungen beschert hat.

Mein 3. Kind hat sich kurz vorm ET in QL gedreht und die äußere Wendung hat nicht funktioniert. Das war dann eine alternativlose Indikation für einen Kaiserschnitt. Ich fand den um Einiges unangenehmer als die anderen Geburten.

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Es gibt viele verschiedene Gründe für die relativ hohe KS-Rate.

Oft medizinische Gründe, manchmal "Wunsch" der Mutter (was eigentlich immer eine psychische Indikation ist), manche KH stehen auch in dem Ruf, etwas voreilig KS zu machen, aus Profit- und Haftungsgründen.

Ob das wirklich so schlimm ist, kann ich nicht beurteilen. Ich bin dankbar für die Möglichkeit.

Weder meine Schwester noch meine Nichte noch mein Sohn noch ich selbst wären am Leben ohne KS.

Meine Schwester und ich kamen als eineiige Zwillinge in der 31. SSW durch Not-KS nach Blasensprung.

Meine Nichte kam nach 40 h Wehen und Geburtsstillstand durch sekundären KS an ET. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass sie im Becken verkeilt war und von alleine nie herausgekommen wäre.

Mein Sohn kam als Frühchen in der 35. SSW durch vorzeitige Wehen, sekundärer KS wegen abfallender Herztöne unter den Wehen.

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Hi, ich glaube es gibt dafür mehrere Gründe. Zum einen hat die Zahl der Mehrlingsschwangerschaften auf Grund von künstlichen Befruchtungen zugenommen und hier sind Kaiserschnitte immer eher das Mittel der Wahl. Zum anderen gibt es mehr Wunschkaiserschnitte. Dann gibt es ja die Notkaiserschnitte, die sich einem natürlichen Geburtsbeginn anschließen. Ich selbst habe in Kürze auch einen Kaiserschnitt, weil mein Baby falsch herum liegt... Ich muss sagen, ich wurde nicht zum Kaiserschnitt gedrängt. Mir wurde angeraten zuerst die äußere Wendung zu versuchen und auch die Spontangeburt in Beckenendlage wurde angesprochen.

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Einerseits nehmen die medizinischen Gründe zu, weil die Kinder immer größer werden - hart gesagt findet eben keine natürliche Auslese mehr statt, dadurch reguliert sich das nicht selbst, sondern wird immer mehr.

Andererseits ist der Wunschkaiserschnitt inzwischen salonfähig geworden. Für Kliniken, die das forcieren, ist es ein gutes Modell, denn man kann besser planen und für einen Kaiserschnitt natürlich mehr abrechnen - eine vaginale Geburt kann endlos dauern, bindet Personal dabei...

Hier bei uns ist es so, dass 3 von 5 Kliniken prinzipiell keine Wunschkaiserschnitte anbieten und das auch so im Infoabend schon sagen. Wer einen möchte, geht einfach zu den beiden anderen, dort ist es kein Problem.

Ich selber hatte zwei unfreiwillige Kaiserschnitte, einmal Notkaiserschnitt, einmal dann geplant. Hätte es lieber auf natürlichem Weg gehabt, aber nach dem Notkaiserschnitt war das Risiko sehr hoch und bei dem ruhigen zweiten Kaiserschnitt zeigte sich dann auch, dass anatomisch nichts geworden wäre. Insofern bin ich damit versöhnt. Gedrängt wurde ich zu nichts, aber wie gesagt - meine Klinik ist auch gegen Wunschkaiserschnitte, dort wird jeder sehr ermutigt, es natürlich zu probieren. Auch nach einem ersten Kaiserschnitt (womit ein zweiter kein Wunschkaiserschnitt mehr ist).

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Juhu...

Also von "drängen" kann ich jetzt absolut nicht sprechen

Habe 3 Kinder ,bei 2en hätte man es medizinisch gesehen tun können.

Kind 1 kam als frühchen bei 34+2 nach hohem Blasenriss.
Frühchen ist ja eh oft,dass man sagt ,lieber KS...weniger Stress usw. Das kam aber garnicht zur diskussion.stand auch nie im Raum. Habe eine Wehencocktail bekommen,und dann ging es in der Nacht auch schon los 😊

Kind 2 kam spontan bei 40+1

Und Kind 3 musste eingeleitet werden, bei 38+1 wegen zu hohem Gewicht und zu groß, ebenso war das Verhältnis zu Kopf und Bauch langsam kritisch . (Der Bauch wurde dicker gemessen ,wenn auch nicht viel, als der Kopf, da bleibt die Gefahr vom " stecken bleiben" )
Hatte SSD

Da hab ich sogar in der Klinik gefragt ,ob ein KS nicht sicherer wäre,und ob das alles noch passt .
Der Arzt machte mir mut und meinte : das bekommen wir hin. Keine 100% Garantie, aber wir schaffen das bestimmt.

Dem war dann auch so,und Geburt Nr 3 war meine schönste Geburt 😍

Woher das kommt 🤷🤷🤷denke eben viele medizinische gründe und Unsicherheit

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Gibt viele verschiedene Gründe. Einer der Hauptgründe dürfte sein, dass nahezu alle Fälle, in denen vor der Möglichkeit eines Kaiserschnitts, also sagen wir einfach mal vor 100 Jahren, noch Kind oder Mutter oder beide bei der Geburt gestorben wären, heute glücklicherweise mit einem Kaiserschnitt gut ausgehen. Das muss man sich durchaus immer wieder vor Augen führen. Zusätzlich gibt es natürlich einige Wunschkaiserschnitte, was ich persönlich niemals verurteilen würde.
Ich bin mit meinem 3. Kind schwanger...habe 2 mal vaginal entbunden und tendiere diesmal aber tatsächlich zum Kaiserschnitt. Warum? Weil ich beide Geburt als Hölle empfunden hab, obwohl sie medizinisch betrachtet unproblematisch waren und ich mir einfach nicht sicher bin, ob ich mich nochmal diesen unberechenbaren, kaum aushaltbaren Schmerzen und diesem Gefühl dem eigenen Körper wehrlos ausgeliefert zu sein stellen möchte. Ein weiterer Grund ist, dass ich mich bei einem Kaiserschnitt gleich sterilisieren lassen könnte, ohne dafür eine weitere OP haben zu müssen.
Ich persönlich würde die 33% also dann auch genau erfüllen ;-)

Bearbeitet von Yosan