Nach 4 Wochen zurück an die Front- Ich habe Angst

Hallo zusammen,

nach vier Wochen AU geht es zurück an die Arbeit. Ich arbeite im System relevanten Beruf. Ich mache Hausbesuche bei Menschen mit psychischen und geistigen Behinderungen. Den meisten meiner Klienten fehlt die Einsicht sich an die herrschenden Bestimmungen zu halten.

Mein AG ist super aufgestellt, was den Schutz von uns Angestellten angeht. Es wurden sehr früh umfangreiche Ressourcen geschaffen ( Schutzkleidung,Masken, Desinfektionsmitteln). Wir sind wirklich privilegiert.

So und nun sitze ich hier und habe völlig irrationale Ängste. Mein Mann, die Kinder und ich haben uns an alle Maßnahmen gehalten und in unserer " kleinen heilen Welt" gelebt ohne Angst uns anstecken zu können. Mein Mann hat allergisches Asthma und gehört damit zur Risikogruppe.

Ich bin kein ängstlicher Mensch. Ich sitze in Haushalten, die kein vernünftiger Mensch betreten würde, ich habe in meinem beruflichen Leben auch mit wirklich anstecken Krankheiten zu tun gehabt von Menschen, die einen beißen, spucken und mit Blut und Ausscheidungen um sich warfen....

Und nun sitze ich hier und habe Angst. Vier Wochen wurden wir infiltriert, unter uns zu bleiben, Kontakte auf ein Minimum zu beschränken und nun soll ich " da raus".

Mir ist völlig klar, dass wir höchstwahrscheinlich bei einer Ansteckung gut weg kommen, dass jeden Tag Menschen zu ihrer Arbeit gehen und ihre Gesundheit für andere aufs Spiel setzen und trotzdem habe ich irrationale Angst, die ich mit Logik nicht in den Griff bekomme...

Ich mußte das los werden auch wenn es ein Silopo ist.

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Helfen kann ich dir auch nicht wirklich.
Aber Sinn der Isolation war nicht, dass wir uns alle nie anstecken werden, sondern halt nur nicht alle auf einmal. Mit 60-70% Wahrscheinlichkeit werden wir uns alle infizieren und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit glimpflich davonkommen.

Ich bin mir sicher, dass die Psyche vieler Menschen einen Schaden davontragen wird, noch mehr je länger die Isolation andauern wird...mit allem was Sozialphobien so zu bieten haben.

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Danke für deine Antwort. Mir sind die Maßnahmen und die Gründe völlig bewußt und auch das wir uns irgendwann eh anstecken. Es bleibt dieses Irrationale. Das macht mir persönlich mehr Angst, weil ich so nicht gestrickt bin und wir mit unseren Kindern das auch kommunizieren wieso,weshalb, warum und es uns die letzten Wochen wirklich gut ging.

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Aber wenn du in so einem Beruf arbeitest, dann hattest du doch bis jetzt auch immer ein Risiko, dich mit was anderem zu infizieren... Das ist abolsut kein Trost, nicht falsch verstehen, aber wenn bis jetzt nichts passiert ist, stehen die Chancen, dass es jetzt anders ausgehen wird, zumal ihr noch Schutzkleidung etc habt.
Ich führe mir das immer vor Augen, wenn ich am Arbeiten bin, wir haben auch uneinsichtige, aggressive Patienten etc, wenn man aber Schutzkleidung anhat, dann minimiert man das Risiko und wir haben teilweise mit "gefährlicheren" Keimen zu tun...

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Deswegen schrieb ich wie irrational die Angelegenheit für mich sich gerade anfühlt und ich das von mir nicht kenne...Ich habe das Gefühl,dass mir die Kruse im Moment doch mehr zusetzt als ich gedacht habe.

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Man kommt ja auch leider nicht weg davon. Man hört es gefühlt 1000 mal am Tag, egal wie oder wo. Sei es, weil es die Familie anspricht, weil es auf der Arbeit x Sachen zu beachten gibt, Nachrichten etc...
Die Situation dann noch im Allgemeinen, dass man versuchen soll, Zuhause zu bleiben... Man bekommt echt wohl einen kleinen Koller, vor allem, wenn man dann auch noch zusätzlich im Gesundheitswesen arbeitet.
Denke, wenn du wieder am Arbeiten bist, legt sich das wohl.

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Also mich hat es beruhigt die Statistiken anzusehen... Wir haben in unserem Kreis knapp über 200 positiv getestete, davon sind die Hälfte schon wieder gesund. Diese 100 Menschen müsste ich wahrscheinlich erstmal finden,zu mal ich ja auch die Hygienemaßnahmen einhalte. Die Sterberate liegt allgemein in Deutschland sehr sehr niedrig. Da wird man vermutlich eher von einem Auto angefahren 🙈. Ich verstehe die Maßnahmen, aber ich versuche, dass mir genau das keine Angst mehr macht.
Die normale Grippe hab ich auch nicht bekommen. 2017/2018 sind über 25.000 Menschen daran gestorben und das ist so an mir vorbei gezogen.

Vorsichtig sein, ok... Andere schützen, definitiv, für unser Gesundheitsystem, aber sonst.... Locker bleiben.

Mit gelingt es aber auch nicht immer, ist halt aktuell ein Ausnahmezustand, aber bald wird es bestimmt besser!

LG