Mein Partner kennt viele Wörter nicht... lang

Hallo zusammen!

Bitte nicht lachen, mir ist schon klar das die Überschrift etwas albern oder merkwürdig wirkt.
Aber es trifft genau den Punkt:

Ich bin eigentlich recht glücklich mit meinem Mann verheiratet, Kinder sind vorhanden. Das zwischen uns ein gewisser "Bildungsunterschied" besteht war mir von Anfang an klar. Wir kommen aus gleichen Verhältnissen (typisch, gutbürgerliches Mittelschichtselternhaus) und haben auch eine ähnliche Ausbildung. Ist also nicht so, dass jetzt einer hundertfach studiert ist und der Andere nicht mal einen Schulabschluß geschafft hat.
Alles sehr normal.
Ich war allerdings schon immer ein vielseitig interessierter Mensch und hab schon als Kind alles gelesen was ich in die Finger bekommen hab. Auch jetzt als erwachsene Frau lese ich viel, informiere mich über politische Themen, schaue Dokumentionen... einfach weil es mich interessiert.
Ich würde sagen, dass ich recht gut (allgemein)gebildet bin. Vielleicht in einigen Bereichen auch ein wenig mehr aber nicht irgendwie übermäßig. Alles noch im normalen Bereich. Persönliche Einschätzung.
Mein Mann ist ein Guter aber (leider) nicht besonders vielseitig interessiert. An Gesprächsstoff mangelt es uns eigentlich nicht, da wir uns Beide sehr für Fußball interessieren und außerdem die üblichen Themen wie Kinder, Arbeit, Familie... haben die besprochen werden müssen.
Ansonsten unterscheiden wir uns aber schon sehr. Manchmal macht es mich traurig, dass ich mit ihm nicht über andere Themen diskutieren kann, weil er bei vielem einfach nicht mitreden kann. Das habe ich aber akzeptiert. Er hat andere Stärken.
Er ist lieb, zuverlässig, zärtlich, ein toller Papa, humorvoll...

Was mich aber zunehmend stört ist, dass er (in meinen Augen) ganz gebräuchliche Wörter noch nie gehört hat und ihre Bedeutung nicht kennt.

Beispiele:
Vor ein paar Wochen erzählte ich ihm von einer Verleihung, die posthum stattfinden sollte.
"Was ist posthum?"
Hat er noch nie gehört. Ich es ihm also erklärt.

Einmal hab ich laut geniest:
Er (aus Spaß): Entschuldige Dich!
Ich: Stimmt eigentlich, im Knigge steht es so"
Er: Was?
Ich: Im Knigge.
Er: Hab ich im Leben noch nie gehört. Was ist denn das...

Ich könnte da zig Beispiele anbringen: Er kannte das Wort "gescheckt" nicht als ich einen Hund beschrieb und auch vor einigen Wochen, als wir bei Freunden zu Gast waren fiel ein gebräuchliches Fremdwort, dass er noch nie gehört hatte und dessen Bedeutung er nicht kannte.
Da war es mir zum ersten Mal unangenehm, auch wenn es vielleicht albern ist.
Aber meine Freunde haben schon etwas erstaunt geschaut als er die Bedeutung nicht kannte.
Schlimm ist es, dass er manchmal total beleidigt und aufgebracht reagiert in solchen Situationen.
Ich frage halt manchmal auch, wie es sein kann das er das Wort nicht kennt.
Dann braust er sofort auf: Ja, dann bin ich halt blöd... etc. Obwohl ich sowas NIE zu ihm gesagt habe.
Ich denke, dass ist einfach dann auch ein wenig Verunsicherung seinerseits...
Manchmal schaue ich ihn zugegebenermaßen auch ein wenig wie ein Auto an, wenn ich mitten in einer Erzählung wieder mit einem "Was?" gestoppt werde...
Und ich bin wirklich niemand der "fachchinesisch" redet oder sich wer weiß wie geschraubt ausdrückt.
Ich hatte das Problem auch noch nie mit anderen Menschen.

Manchmal bedrückt es mich schon und ich ertappe mich dabei, wie ich mich in manchen Situationen versuche "einfacher" auszudrücken.
Aber wie soll das in Zukunft weitergehen. Unser Kind ist ein pfifiges, bücherinteressiertes Kerlchen das hoffentlich auch einmal einen umfassenden Wortschatz und ausgeprägte, rhetorische Fähigkeiten entwickelt. Mir graut es vor dem Tag, an dem sie zum ersten Mal ein Wort verwendet, dass Papa nicht versteht...

Wie würdet Ihr damit umgehen? Wie gesagt, es fällt mir gerade in den letzten Monaten verstärkt auf.
Natürlich fehlt es mir manchmal mit ihm bei Themen wirklich auch mal in die Tiefe gehen zu können. Manchmal vergleiche ich ihn ungerechterweise mit meinem Ex, der so eine Art verkappter Intellektueller war. Die Beziehung ist aus guten Gründen gescheitert, genauso wie ich aus guten Gründen mit meinem Mann verheiratet bin - aber ganz ehrlich: Diese Art von Unterhaltung fehlt mir manchmal sehr. #schmoll

Wie kann ich zukünftig damit umgehen und ihn sich vor allem nicht "blöd" vorkommen lassen. Weil dumm ist er wirklich nicht. Einfach nur - tja... Ich weiß auch nicht...
Nicht genug allgemeingebildet? Kein Rhetoriker?

Nachdenkliche Grüße

1

Versuche ein offenes Gespräch. ich finde das nicht schlimm für ihn, im gegenteil, er kann doch eine Menge von dir lernen.

Mnache Menschen interessieren sich halt für sowas, andere nicht. er hat sicher andere Stärken, die du nicht hast.

Mein ex Freund war in Allgemeinbildung auch nicht der Held, dafür konnte er in den wald gehen und jeden Pilz benennen....oder anderes :-)

ich hingegen war durch mein Abitur immer belesener, und kannte "Effi Briest" . Er eben nicht.

Daran ist die Beziehung aber nicht gescheitert :-D

2

heisst es nicht postum?

Nun war es bei dir früher nicht auch in der Klasse so, dass es grundsätzl.

einen Dicken
einen Dummen
eine Intelligenzbestie
ein Clown
ein Mauerblümchen
ein Öko
eine Schöne
ein Macho

gab?

Such dir einen aus.
Nicht jeder kann die Weisheit mit Löffeln essen und ihr habt ja Themen, bei denen er mitreden kann.

Warum meldest du dich nicht mal in einem Literarturkurs an? Oder Buchclub die sich wöchtentl. Treffen?

Oder bildest dich weiter abends.

mfg



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posthum - postum - geht glaub' ich beides. Obwohl "postHum" logischer wäre. ;-)
LG Katja #sonne

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Hi,
falls Dir seine Unkenntnis von eigentlich gebraeuchlichen Worten erst in letzter Zeit aufgefallen ist, koennte es doch auch sein, dass er Woerter vergisst. Vielleicht ist es ein schleichender zunehmender Prozess? Ich wuerde mit einem Arzt sprechen.

Alles Gute,

Athena

4

macht dir das so sehr zu schaffen, ihm Dinge zu erklären? Ich fand das immer ganz angenehm...irgendwie kommt man sich dann ja auch wirklich 'belesen' und 'gebildet' vor - was in Wirklichkeit ja auch nicht stimmt, würde mich eher als Durchschnitt bezeichnen.

Aber unter den Blinden ist eben der Einäugige der Sehende.

Wie wärs mit Abendlektüre? Bildet ungemein und ich kann mir ein Leben ohne Bücher schwer vorstellen...

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>>ich kann mir ein Leben ohne Bücher schwer vorstellen... <<

Solche Aussagen liebe ich. Echtjetzt.

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Hi,

mein Freund sagt manchmal auch zu mir, dass ich mit Fremdwörtern um mich schmeiße. Dabei finde ich die Wörter ganz normal (mir fällt gerade kein Beispiel ein).

Auf der anderen Seite kann ich bei einigen Themen, die er auf`s Tapet bringt, nicht mitreden (ohne mich ein wenig zu blamieren).

Es ist also ausgeglichen und stört mich nicht.

LG J.

6

"Tapet" wäre so eines. Würd ich nie gebrauchen :-D

7

Ich eigentlich auch eher selten. #kratz

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"Ich frage halt manchmal auch, wie es sein kann das er das Wort nicht kennt. "

Was erwartetst Du darauf für eine Antwort?

Gewöhnt Euch doch an, daß er nachfragt und Du das Wort kurz erklärst, ohne daß einer von Euch sich dafür schämt. Und vor allem: Steht dazu auch vor Deinen Freunden. Du sagst selber, Du hast diesen Mann ja aus guten Gründen geheiratet, zeig ihm und auch Deinem Freundeskreis, daß Du ihn so akzeptierst, wie er ist.

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Du schreibst, dass du ihm nie GESAGT hast, dass er "blöd" ist, aber ein erstaunter oder gar verächtlicher Blick sagt manchmal mehr als echte Worte. Überprüfe vielleicht mal deine Mimik, wenn er über ein eigentlich gebräuchliches Fremdwort ins Staunen gerät.

Ich kenne die Situation ein wenig von meiner Mutter. Da frage ich mich auch manchmal, wie man so was nicht mitbekommen kann. Aber es interessiert sie schlichtweg nicht.

Gut finde ich aber, dass dein Partner nachfragt, was es bedeutet. Also scheint er ja Interesse daran zu haben, sich weiterzubilden. Ich würde auch weiterhin diese Worte gebrauchen und auch auf Nachfrage erklären, jedoch nicht den Kopf darüber schütteln, dass er sie offensichtlich noch nie gehört hat. Und mir seine besonderen "Fähigkeiten" mal wieder in Erinnerung rufen. Die Gründe, warum ER dein Mann und Vater deines Kindes wurde.

Für den geistigen Austausch würde ich mir gleichgesinnte Freunde oder ein Gesprächs- bzw. Lesezirkel suchen.

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Nichts bildet den Wortschatz so sehr wie das Lesen, wer keine Bücher liest hat eben einen geringeren Wortschatz.
Das hat normalerweise nichts mit Intelligenz zu tun.

Wenn es deinen Mann stört, dann soll er einfach anfangen mehr Bücher zu lesen und regelmäßig die Tagesschau kucken.

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Hut ab vor dem Mann, der seine Frau in Gesellschaft anderer nach der Bedeutung eines Fremdwortes (sei es gebräulich oder nicht) fragt. Dies zeugt m. E. von einem großen Standing.

Auch wenn es Dir etwas peinlich ist, solltest Du diese Courage belohnen, indem Du kontrolliert (ohne zu schauen, wie ein Volvo) reagierst.

Unwahrscheinlich wird sein, seine Interessenlage sehr zu verändern. Doch wenn er wenigstens nachfragt, darfst Du das Gefühl haben, ihn interessiert was Du sagst. Das kann nicht jede Ehefrau von sich behaupten (frag mal die von "robert70" ;-)).

Alles andere habe die Anderen Dir ja bereits geschrieben, ich unterlass jegliche weitere Wiederholung.

Gott zum Gruße
Irmi