Mutter und Tochter - welche Ansprüche?

Hallo,

es gehört nicht hierher, aber nur hier kann ich schwarz schreiben. Ich möchte den Beitrag vielleicht ausdrucken und meiner Mutter geben, meine Identität hier möchte ich jedoch nicht preisgeben.

Nun zum eigentlichen: Ich versuche es möglichst neutral zu halten, hoffentlich gelingt es mir. Meine Mutter und ich haben seit vielen Jahren Konflikte. Ich bin Mitte 30, sie ist über 60.

Aus meiner Sicht hat sie zuviele Ansprüche an mich, denen ich nicht gerecht werden will (enge Bindung, oft sehen, gemeinsame Dinge unternehmen wie shoppen, oft telefonieren usw.). Ich fühle mich häufig bedrängt und verhalte mich heute noch so, wie es vermutlich am besten ist, damit sie nicht beleidigt ist. Das gelingt mir auch, wenn ich mich darauf konzentriere. Sie hat niemanden außer mir, zwei drei Freundinnen (die nicht vor Ort wohnen) und meinem Vater, der ganz andere Interessen hat. Sie ist seit vielen Jahren in Rente, ich gehe arbeiten und manage großes Haus und Kind. Mein Mann ist die Woche über nicht zu Hause. Ihre Hilfsangebote lehne ich seit einiger Zeit vollständig ab, weil sie ihre Hilfe gegen mich verwendet ("wir haben euch immer geholfen, ohne uns hättet ihr nicht ..." usw.). Ihr Anteil an meiner Tagesleistung war aber so gering, dass ich ihr keine Orden mehr anheften wollte. Ich schaffe es auch allein.

Aus ihrer Sicht verhalte ich mich offenbar zu abweisend. Genau gesagt hat sie, dass sie mich all die Jahre in einem innigen Verhältnis aufgezogen hat und nun doch einen Anspruch hat, dass ich mich ihr zuwende. Mein Satz dazu war, dass sie keine Ansprüche an mich hat. Das Wort Anspruch ist tatsächlich gefallen.

Es ist auch so, dass ich sie einladen soll oder sie anrufen. Im Bekanntenkreis sehe ich aber, dass in der Regel die Kinder immer noch zu ihren Eltern fahren. Wenn ich also nicht regelmäßig anbiete, dass sie meine Tochter nehmen können oder eben anrufe, dann ist sie beleidigt. Letztens sagte sie (hatte meine Tochter wegen fehlender Angebote meinerseits anderthalb Wochen nicht gesehen), dass die Kleine (2) nun wohl fremdeln wird. Sie hat aber auch nicht nachgefragt, ob man sich mal vorher treffen könnte.

Bevor ich zu sehr ins Detail gehe, höre ich erstmal auf. Was meint ihr dazu? Vielen lieben Dank für eure Beiträge.

Grüße C.

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>>>Genau gesagt hat sie, dass sie mich all die Jahre in einem innigen Verhältnis aufgezogen hat und nun doch einen Anspruch hat, dass ich mich ihr zuwende. <<<

Nein, sie hat keinen Anspruch.

Was Eltern ihren Kindern Gutes tun, sollen diese wiederum an ihre KINDER weitergeben, aber nicht an die Eltern zurück.

Ein gutes Verhältnis von erwachsenen Kindern zu den Eltern ist was Schönes, sollte aber nicht aus einer Erwartungshaltung erzwungen werden.

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Uff fänd ich das anstrengend!!

Sie hat keinen Anspruch .... und es wundert mich nicht, dass du dich etwas zurückziehst!

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Wie läuft es denn "normal"? Ich habe schon gar keine Vorstellung mehr davon. Wie oft siehst du deine Mutter? Und wer ruft da wen an? Ich fühle mich immer nur unter Druck, die Erwartungen zu erfüllen.

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Ich weiss nicht, ob meine Mutter und ich "normal" sind... :-D
Von daher bin ich nicht sicher, ob wir als wirkliches Beispiel gelten.

Wir sehen uns so oft wir es einrichten können - mal jedes Wochenende, mal alle 3 Wochen.
Telefonieren... Nach Bedarf. 1-5x die Woche und wer da anruft ist eigentlich nie festgelegt. Diejenige, die ein Anliegen hat eben. Ich hab aber auch kein Problem ihr zu sagen, dass es gerade nicht passt, ich müde bin, schlechte Laune hab oder sonst was quersitzt. Sie macht es genau so.
Meine Mutter ist allerdings ne Spur jünger (51), steht mit beiden Beinen im Leben und würde mich nie so einnehmen oder Ansprüche stellen. Bei uns ergibt sich das halt...

Allerdings muss ich zu unserer Verteidigung sagen, dass das allgemeine Verhältnis zur Familie bei uns sehr eng ist und ich schon immer ein Mamakind war #hicks

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Hallo Du!

Ein bischen lese ich in Deinem Beitrag das Verhältnis von mir und meiner Mutter.

Es ist wirklich ein Teufelskreis, aus dem man schwer ausbrechen kann.Ich habe sogar schon eine Therapie gemacht...und meine Mutter auch.Aber das Grundproblem ist geblieben.
Wie auch bei mir scheint bei Euch das große Problem "Erwartung" oder auch "Dankbarkeit" zu sein.Ich habe auch sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich mich zu so vielen Dingen verpflichtet fühle.
Meine Mutter (und sie war über die Jahre immer eine gute Mutter, die sich immer ein Bein für mich und meinen Bruder ausgerissen hat) sieht in mir einfach zu viel.Ich will einfach NUR Tochter sein!Aber für sie bin ich beste Freundin, Therapeut, seelischer Mülleimer...einfach eine Anlaufstelle, die sie im Freundeskreis (der sehr klein ist) nicht hat.
Ich habe ihr oft schon gesagt, dass mich das überfordert und dass es eine Nähe ist, die ich als nicht gesund empfinde und die ich nicht möchte.Ich habe auch immer das Gefühl, ihr alles aus meinem Leben erzählen zu müssen, da sie sonst beleidigt ist.

Nun ja, jetzt habe ich dir meine Geschichte erzählt, die Dich aber auch nicht weiter bringt...
Ich habe nur durch meine Therapie gelernt, alles aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.ich fühle mich nicht mehr so schuldig, wenn ich ihr etwas bewußt nicht erzähle etc.
Mütter haben keinen Anspruch auf ihre Kinder!Genauso wenig wie sie Dankbarkeit einfordern dürfen.Eine Mutter sollte Mutter bleiben und nicht Freundin oder Partner etc.Das kann nie funktionieren.
Und man ladet der Tochter eine unheimlich Last und eine unheimliche Verantwortung auf..

Ich kann Dir keinen wirklichen Rat geben, aber Du bist mit diesem Problem nicht allein!

LG

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"Aber für sie bin ich beste Freundin, Therapeut, seelischer Mülleimer...einfach eine Anlaufstelle, die sie im Freundeskreis (der sehr klein ist) nicht hat. "
"Ich habe auch immer das Gefühl, ihr alles aus meinem Leben erzählen zu müssen, da sie sonst beleidigt ist. "

Ja, genau! So ist es bei mir auch. Ich kann das aber nicht leisten. Und ich will sie einfach auch nicht immer über alles in Kenntnis setzen. Und ja, ich habe das Gefühl, ich soll ihr eine Freundin sein. Will ich aber nicht! Allein die Tatsache, dass sie mir von ihren Problemen mit meinem Vater erzählt ist eigentlich eine unerträgliche Zumutung. Ich kann doch nicht gegen meinen eigenen Vater sein?

Warum hat sie keine Freundinnen in ihrem Alter bei uns am Ort? Weil kein Mensch so sehr auf sie eingeht, wie ich es (aus meinem Abhängigkeitsverhältnis heraus) tue. Zum Glück gibt sie wenigstens zu, dass sie schwierig ist.

Vielen Dank, dass du mir deine Geschichte erzählt hast. Vielleicht mache ich doch eine Therapie, ich fühle mich ständig massiv schuldig.

LG

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Oh Mann, bei Deinem Satz mit den Problemen mit Deinem Vater bekam ich geradezu eine Gänsehaut, denn das ist auch ein wunder Punkt bei uns!Ich finde es unmöglich!Ganz ehrlich, wie kommt man als Mutter auf die Idee, seine Eheprobleme mit der Tochter zu klären?!Das macht mich echt wütend.Aber auch das habe ich meiner Mutter schon gesagt und irgendwie sieht sie das nicht ein.Es kommen dann immer so Sätze wie "Ich war immer für Dich da und für meine Probleme hast du kein Interesse!" Also höre ich mir alles an und versuche, es einfach neutral zu bewerten.
Noch so ein Punkt ist, dass sie sich wirklich in alles einmischen will.Wenn ich dann sage, dass ich das nicht möchte und meine Probleme allein lösen kann kommen so patzige Kommentare wie "Na, wenn Du alles alleine kannst, dann brauchst Du meine Hilfe ja scheinbar nicht.Dann kannst du ja ab jetzt alles alleine machen, zB auch die Steuererklärung!" Was hat das eine mit dem anderen zu tun?!Ich bitte sie um Hilfe bei der Steuererklärung, da sie nunmal vom Fach ist.Und für sie ist das ein Freifahrtschein, mir bei allem rein reden zu dürfen...

Es ist echt wie verhext.
Ich kann eine Therapie nur empfehlen!Zwar hat es unsere Probleme nicht gelöst, aber ich bin lockerer geworden.Ich versuche öfter mal drüber hinweg zu sehen und mir immer wieder zu sagen, dass ich nicht für das Glück meiner Mutter verantwortlich bin.Denn dieses Gefühl habe ich.Weil so viele Erwartungen auf mir lasten.

Ich hatte zu Beginn meiner Schwangerschaft auch richtig Angst, dass ich ein Mädchen bekomme.Weil ich überhaupt nicht weiß, wie ein normales (enges, aber nicht einengendes) Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist.Ich habe aber einen Sohn bekommen.Ich hoffe, dass ich es schaffe, nicht die gleichen Fehler zu machen, aber ich glaube, ich bin auf einem guten Weg.Wir sind uns der Problematik bewußt, deshalb ist die Gefahr, so zu werden wie unsere Mütter, bei uns beiden hoffentlich nicht so groß;-)

LG