"Wenn unser Kind behindert wird will ich es nicht haben!"

Morgen

bin grad traurig. Ich hatte gestern ein Telefonat mit meinem Freund (30). Ich bin im moment frisch schwanger (6. woche) und wir freuen uns sehr.

Irgendwie kamen wir auf das Thema wenn das Kind extrem hässlich oder behindert wäre.
Und er so: "dann will ich es nicht haben!"
Ich erklärte ihm das man das vorher nicht weiß (eine Fruchtwasserunters. kommt nicht in Frage) und auch wenn das Kind da ist, es auch durch einen Unfall geistig behindert werden könnte. Er wurde dann ganz leise und meinte, damit kommt er nicht klar.

Ich war total entsetzt und meinte so, na und wenn ich morgen mit dem AUto zu dir fahre, bau nen Unfall und sitz im Rollstuhl dann biste auch weg. Und er so: "JA!"

Hui, harter Tobak. Ich beendete dann das Gespräch. Er schrieb mir dann noch ne sms, das es ihm leid tut und ich doch nicht wirklch denken würde er würde mich in so einem Fall allein lassen usw. entschuldigte sich.

Aber ein nachgeschmack bleibt. Ich mein, es ist sein erstes Kind, er ist ohne Mutter aufgewachsen, woher soll er diese bedingungslose Liebe kennen?! Und so ein ethisches Thema ist wohl auch kein geeignetes Thema kurz vorm schlafen gehn, völlig unvorbereitet.

Ich liebe ihn und kenn ihn nur als total lieben, zuverlässigen Menschen und will daraus keinen streit oder stress machen.

Übertreib ich? Wie seht ihr seine Reaktion? Ich muss dazu sagen, er ist oft ein elefant im Porzellanladen wenn es um slche dinge geht. Ich merkte auch heute morgen, das es ihn belastet.

Freu mich über Antworten!!! Danke!

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kenn ihn nur als total lieben, zuverlässigen Menschen ...

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Ich würde mal davon ausgehen, das da der Unterschied zwischen Theorie und Praxis deutlich wird.

Theoretisch würde ich nämlich genau so denken wie dein Freund: Ich will kein behindertes Kind (wer WILL das schon?), ich will keine Freundin im Rollstuhl (wer will das schon?), und ich will nicht verpflichtet sein, ein behindertes Kind zu versorgen, oder ne gelähmte Freundin zu betreuen. WILL ich nicht, hab ich keinen Bock drauf.

Aber wenn solche Dinge tatsächlich passieren - dann ist das was anderes. Dann greifen Dinge wie Loyalität, Mitgefühl, Liebe. Ich kenne keinen, der tatsächlich sofort eine geliebte Person verlässt, wenn diese einen Unfall hat. Aber möglicherweise geht die Beziehung in die Brüche, weil die Belastung im Alltag dann zu groß ist ... das passiert aber auch in "normalen" Beziehungen, nicht wahr?

Ein Baby - noch dazu ein noch fast gar nicht vorhandenes - ist noch wesentlich abstrakter. Da fehlt noch jede Bindung, Beziehung, da ist höchstens die Vorfreude auf dieses werdende Leben. Und der Traum soll perfekt werden, da stört das Bild vom "behinderten" Kind, das passt nicht in den Kopf.

Nach neun Monaten Schwangerschaft, nach all den Vorbereitungen, der wachsenden Erwartung, dem sichtbaren Bauch, der Auswahl des Namens, verliert der Embryo seine Anonymität, und fängt an, als Person wichtig zu werden.

Ein behindertes Kind zu bekommen ist ein sehr großer Schock. Da würde jeder am liebsten davonlaufen, es nicht wahrhaben wollen. Aber wir tun es nicht. Und dein Freund wird es auch nicht tun.

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#pro

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sehr schön und vollständig formuliert und dargestellt! Dies ist genau meine Meinung!

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Hallo,

es waren von ihm sehr harte und sehr deutliche Aussagen.

Es wird dich auch belasten. Ich würde aber nicht ausschließen das es Gründe für diese Aussagen gibt.

Vielleicht gibt es Anhaltspunkte in seiner Kindheit. Ist er mit Behinderten Geschwister aufgewachsen und musste eventuell viel zurückstecken?

Oder war seine Mutter behindert?

Ich denke ihr solltet versuchen in einem Gespräch noch einmal auf seine Aussagen einzugehen damit ihr sie nicht als Problem vor euch herschiebt.

Freundliche Grüße blaue-rose

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hallo,

wie lange seid ihr zusammen?

ich weiß das mein mann auch riesen probleme haben wuerde sollte ich durch krankheit oder unfall schwer behindert sein

nur die wenigsten reagieren exact so wie sie es sich auch vorgestellt haben

redet nochmal ganz in ruhe miteinander

das ist ekin thema das in 5 min am telefon abgehandelt wird
so eine diskusion ist was für tage ,monate

da muss man sich nicht nur mit anderen auseinandersetzen sondern vor allem mit sich selbst
und ich eknne keinen dem das leicht fällt

liebe grüße und herzlichen glückwunsch zur schwangerschaft

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Warte mal ab bis das Kind da ist! Er mutiert bestimmt zum Obervater.

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Sei froh, dass er ehrlich zu dir war. Viele Männer lügen einen ins Gesicht, wenn es um das Thema Kinder geht. So ein Elefant ist doch tausend Mal besser als ein Wolf im Schafspelz.

Es gibt viele Gründe, warum ich persönlich keine Kinder haben will. Aber ein Grund davon ist, dass ich kein behindertes Kind haben möchte oder ein Kind mit einem Gendefekt, wo es noch eher stirbt als ich. Ich bin ein psychisch instabiler Mensch und könnte es nicht ertragen, ein behindertes Kind im Haus zu haben. Bedingungslose Liebe hin oder her.

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Die Frag habt ihr euch recht spät gestellt. Sinnvoller wäre es, vorher abzusprechen, ob z. b. eine Fruchtwasseruntersuchung in Frage käme. Ab einem bestimmten Alter der Frau macht man sich diese Gedanken, weil man gewisse Risiken minimieren möchte. (macht natürlich nur sinn, wenn man sich im klaren ist, was man im Falle einer negaiven Auskunft damit anfängt) Das scheint bei euch kein Thema gewesen zu sein.

Eine Garantie gibt es niemals. Selbst unter der Geburt kann etwas schieflaufen. Und selbst wenn dein Freund heute zu wissen glaubt, wie er im Fall X reagieren würde, muss es dann noch längst nicht so entreffen. Es gibt Menschen die suchen feige das Weite obwohl man es niemals von ihnen gedacht hätte. Andere wachsen an ihren Krisen.

Die Diskussion ist recht müßig. Es gibt so viele Schicksalsschläge, die euch ereilen könnten. Ihr könnt nicht jede Reaktion darauf im Vorfeld ausdiskutieren. Du machst dir sicher auch keine Gedanken, ob du fremdgehen oder ihn verlassen würdest, wenn dein Freund wegen Unfall oder Krankheit impotent würde oder im Rollstuhl säße. Vielleicht hast du heute eine Idee davon, wie du aber tatsächlich reagierst, kannst du nicht wissen.

Genauso eben dein Freund. Die Vorstellung erschreckt ihn und er hat unüberlegt dahingeplappert, was ihm als erstes durch den Kopf ging. Entweder man wartet ab, wie sich mögliche Krisensituationen entwickeln und wie jeder damit umgeht und entscheidet dann neu oder man schließt sich gleich für den Rest seines Lebens allein in ein zimmer und wartet auf seinen Lebensabend.

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Hallo

Ich kann verstehen das dich die Reaktion sehr überrascht hat.
Aber es war nur sehr ehrlich von ihm.Und für mich auch eine normale Reaktion.
Es ist ja immer leicht gesagt das man alles dafür tun würde,nur hat man da absolut keine Vorstellung von wenn man das nicht schon erlebt oder gesehn hat.Also nicht nur den "Moment" jemanden wegen Behinderung Pflegen zu müssen,sondern den Alltag über Wochen,Tage,Monate,Jahre.Das ist ja dann auch eine Lebensaufgabe.
Es ist ja nicht nur einen Körperliche belastung ,sondern auch eine Psychische.
Mein Mann hat während seinem Zivildienst in einem Heim für Behinderte gearbeitet und da nach Feierabend schwer dran zu knabbern gehabt.Dort waren ältere und auch sehr junge Menschen die teils auch durch Unfälle dort gelandet waren.Damit ist er schwer fertig geworden und ich denke es ist noch um einiges schwerer wenn es dann noch die eigene Familie betrifft.
Ich beneide Leute die sich so aufopfernd um Behinderte Menschen in den Heimen kümmern und vor allem die Menschen die sich so aufopfernd um die Familie kümmern.
Aber ich denke auch daß das nicht jeder kann.
Aslo nimm es deinem Mann nicht ganz so krumm,er wird Angst davor haben und wünschen tut sich das ja wohl keiner.

LG

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Super Thema für ein Telefonat... - ;-) dies vorweg... - aber manchmal passieren ja solche Dinge.

"Fruchtwasseruntersuchung kommt nicht in Frage" ?? Wenn Dein Freund keinesfalls ein besonderes Kind (wobei dies im Grunde m. E. irgendwie alle Kinder sind) haben möchte, ist dies merkwürdig.

Möchtest Du mich bitte über PN anschreiben... - ich hätte da eine Geschichte für Dich (weiß nicht ob hilfreich, aber bestimmt nicht hier)

GzG
Irmi

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Hallo,

ich finde man merkt dass dein Partner noch total unreif ist und sich wohl nicht im klaren darüber ist, was es bedeutet ein Kind zu bekommen. Ist euer Kind geplant? Wenn ja tut es mir leid dass ihr in der Partnerschaft entweder über solche gravierenden Dinge nie gesprochen habt oder er einfach nicht reif genug ist Vater zu werden/sein.

Entweder er wird sich noch ändern oder aber der Schuss geht nach hinten los. Sorry.

LG
Sandra