Ist das "unmoralisch"? Dem Chef eine Rückmeldung geben

Guten Morgen,

folgende Frage treibt mich um. Ich arbeite seit 10+ Jahren in einem Unternehmen und habe dementsprechend Berufserfahrung. Kürzlich habe ich mit vier Kollegen im Team einen Auftrag abgearbeitet - drei der Kollegen sind genauso lange bzw. viel länger im Job, die eine Kollegin seit sechs Jahren. Nach zwei Berufsjahren hat sie in einer Teamarbeit ihren Anteil "voll gegen die Wand gefahren", beim zweiten Mal war sie wohl kaum besser (ich war an dem Projekt nicht beteiligt), allerdings war eines der Teammitglieder so sozial, dass er ihren Auftrag mitabgearbeitet hat.

Bei allen Teamsitzugen tat sie so, als ob alles in Butter wäre. Wir hatten sowieso wenig Zeit, dann fiel der älteste Kollege im Team wegen eines Herzinfarktes für sechs Wochen aus. Danach haben wir ihm seine Arbeit nur stückchenweise zurückgegeben - es geht ihm einfach nicht gut. Den Rest haben wir für ihn übernommen. Der Chef hatte uns einen Ersatzmann angeboten, aber wir

Zwei Wochen vor Beendigung des Projekts- stieg die jüngere Kollegin mit extremen Stresssymptomen aus - Krankschreibung. WIr haben erst mal geflucht, v.a., weil das Projekt gestern fertig sein musste - Verlängerung wäre schwierig gewesen und drei von uns haben Kinder, die nun Ferien haben und wir haben nächste Woche alle Urlaub. Wir haben also die letzten beiden Wochenenden durchgeackert - ehrlich, die ausgefallene Kollegin hat nur Mist produziert.

Nach unserem Urlaub gibt es ein Auswertungsgespräch mit dem Chef. Ich tendiere dazu, ehrlich zu sagen, dass die Kollegin wohl etwas überfordert war (mein anderer Kollege auch). Das ist die Wahrheit. Ich werde sie nett verpacken. Andererseits regt sich mein Gewissen. Darf man sowas wirklich machen?

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Du musst als loyale Mitarbeiterin sachlich informieren wie es war. Vielleicht hat diese Kollegin eine Depression oder die ehe geht grad den Bach runter oder sonstwas. Das muss der Chef sortieren wie er damit umgeht. Du darfst nicht Lügen.

Gruß

Manavgat

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mal ne andere frage: was würdest du machen wenn du jetzt in einem jahr wieder ein projekt mit ihr aufgebrummt bekommst? du weißt ja schon was dich erwartet dann ...

und dass sie wohl etwas überfordert ist wird deinem chef klar sein - immerhin ist sie stressbedingt im krankenstand. burn out nehm ich mal an?

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Ja, Burn out. Sei hatte keine andere Wahl - weil sie wirklich der Aufgabe nicht gewachsen war. So kann sie wenigstens erzählen "es ging mir nicht gut, deshalb ..."

Das denke ich mir auch .... der Kollege mit den Herzproblemen wird nun aus großen Projekten rausgenommen, bis zur Rente (was ja okay ist) und ich habe Angst, dass sie dann in unser Team aufrückt. Wenn wir nichts sagen, dann heißt es in Zukunft immer - fünf haben ein Projekt und vier machen es.

Andererseits hasse ich die Idee, meinem Chef zu sagen, wie schlecht ihr Beitrag wirklich war.

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Und wenn du erst mit ihr spricht, ginge das nicht? Wenn sie nicht einsichtig ist, kannst du immer noch mit deinem Vorgesetzten reden.

Vielleicht erfährst du auch, ob sie es wirklich nicht kann oder irgend ein anderer Hinderungsgrund da ist.

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Ich finde das kommt immer drauf an wie das grundsätzliche Klima in der Firma ist. Mein Mann hat jetzt auch so einen Kollegen bei dem einfach viel nicht klappt, nicht gemacht wird und vorallem nicht komuniziert wird #augen Da der noch in der Probezeit ist wird das im nächsten Gespräch deutlich angesprochen. Es geht ja auch darum jemanden in der Firma zu haben der mitarbeitet und dem man nicht alles nacharbeiten muß.

Klar geht man nicht hin und sagt "hey der ist scheiße, faul oder sonst was" aber ich denke zu sagen wie die Arbeitsabläufe bei euch waren und das viel an euch hängen geblieben ist weil sie es eben nicht geschafft oder richtig gemacht hat darf man doch sagen. Ist ja die Wahrheit! Ist ja aich kein anschwärzen sondern soll es ja besser machen.

Was mich interessieren würde ob ihr es mit ihr direkt schon mal besprochen habt, also weiß sie das ihr so denkt?

LG
Inka

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Wir haben bei Teamsitzungen schon gesprochen, gefragt, ob wir mal schauen sollen (wir haben ja mehr Erfahrung) - aber sie hat immer abgeblockt.

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Ja gut aber wenn sie blockt muss man eben was machen. Wenn es nicht reicht das ihr ihr Hilfe anbietet muß es halt der Chef machen. Dann würde ich das erst im team besprechen was die anderen meinen und dann mit dem Chef reden.

LG
Inka

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Hallo!

Du redest davon, dass ihr ein Team wart, als Team den Auftrag abgearbeitet habt und willst jetzt im nachhinein deine Kollegin verpetzen? Das finde ich nicht sehr professionell.

Warum klärt ihr das nicht ersteinmal intern im Team? Habt ihr die Kollegin nie angesprochen, dass euch ihre Leistung nicht passt? Woran es liegt und wie es in Zukunft weitergehen soll.

Ich bin genauso der Meinung wie die meine Vorposterin: Wenn die Kollegin wegen Burn out krank geschrieben ist wird der Chef sich seinen Teil denken. Evtl. spricht er euch darauf an, dann könnt ihr ihm ja eure Meinung schildern. Aber petzen: nein

Gruß Teamarbeiterin

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Was würdest du dann machen? Telefonisch ist sie nicht zu erreichen. Bei Teamsitzungen hat sie uns Dinge präsentiert, die überhaupt nicht umgesetzt waren. Sie ist bis weit nach Ostern krank geschrieben, da war unsere Teamsitzung dann schon längst.

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Hallo,

wie war eure Kommunikation mit dem Chef - Projektleiter, als die Krankheitsfälle auftraten? Habt Ihr fleißig intern die Arbeit einfach umverteilt? Oder wurde hierüber in den Teambesprechungen über Lösungsansätze diskutiert?

Ich selbst würde nie den Kollegen direkt angreifen. Vor allem nicht in einer Projektbesprechnung, in der mehrere Kollegen anwesend sind.
Ein Vorführen ist weder für den Kollegen "schön" noch für den Chef. Beide werden auf "Fehler" hingewiesen, für die beide erstmal ins Abblocken, Leugnen kommen könnten.
Euer Fehler war, den angebotenen Ersatzmann auszuschlagen. Dies könnte eine Retoure werden.

Die Situation könntest du aber aus Deiner Sicht schildern:
" Die problematischste Situation für mich war im Laufe des Projektes (neben den fachlichen Herausforderungen) die plötzliche Umverteilung der Arbeitslasten.
Das konnten wir aufgrund der guten Teamstruktur gut auffangen - obwohl es für den ein - oder anderen doch Mehrarbeit & Belastung bedeutete.

Außerdem war die sehr unterschiedliche fachliche Qualifikation der Teammitglieder keine gute Voraussetzung. (Mehr würde ich nicht sagen.)

=> Lessons learnd: Wie kann künftig mit solchen Umständen besser umgegangen werden? Wie soll kommuniziert werden? Wie eskaliert?
Wie werden solche besonderen Umstände in der persönlichen Leistungsbeurteilung künftig gewertet?
Wie werden bei einem künftigen Projektstart die unterschiedlichen Qualifikationen besser berücksichtigt? Welche Ausbildungen / Weiterbildungen sollten angestrebt werden?

Wichtig ist es, dass im Laufe eines Projektes diese Dinge frühzeitig eskaliert werden. Nicht zu lange die Kollegen decken - sondern Risiken aufzeigen, dass der Projektleiter ("Chef") seiner Managementaufgabe nachkommen kann.

Alles Gute
Kleiner Morgen

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Und warum sprichst du nicht zuerst mit ihr? Ich bin kein Freund davon sofort beim Chef petzen zu gehen bevor es innerhalb des TEAMS nicht angesprochen wurde!

Nachdem sie wegen Burn Outs zu Hause ist wird sich dein Chef schon seinen Teil dabei denken. Bevor ich mit ihm sprechen würde, würde ich wissen wollen was die Kollegin dazu sagt. Entweder ist man ein Team oder nicht!

Ich kann natürlich deine Angst verstehen dass sie beim nächsten Projekt wieder in deinem Team ist (logischerweise!), aber ich würde einen anderen Weg wählen. Wie gesagt ich versteh dich total, aber gleich mit dem Chef darüber zu reden finde ich unfair!

LG

radio

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Was ich nicht ganz verstehe - habt ihr erst am Ende des Projektes gemerkt, dass sie keine Leistung erbracht hat? Waren da keine Kontrollpunkte zwischendurch? Wenn ihr schon eh wusstet (bzw glaubt) dass sie nicht so leistungsstark ist, was habt ihr als Team unternommen um das zu managen? Oder habt ihr sie einfach auflaufen lassen, damit ihr dem Chef zeigen koennt, wie schlecht sie doch ist, dass sie schon wieder was hat an die Wand fahren lassen?

Fuer mich klingt das nach miserablem Management, und noch schlechterer Team-Arbeit. Und wenn ich dein Chef waere, wuerde ich dir diese Fragen auch stellen. Da waere diese Kollegin nicht die Einzige die da verdammt schlecht aussehen wuerde.

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Hallo - weder das eine, noch das andere.

Bei Teamsitzungen präsentierte sie Dinge, die sie nie umgesetzt hat (Vortäuschung falscher Tatsachen, sozusagen). Wir waren ehrlich, als wir übernahmen, ziemlich entsetzt, was sie wie gemacht hatte, weil wir einen anderen Eindruck gewonnen hatten. Wir sind wiederholt auf sie zugegangen, aber sie sagte, dass das alles läuft.

Ich wollte sie nicht reinreiten, privat mag ich sie auch total. Ich will sie aber nicht mit der Arbeitsleistung und dem Kommunikationsverhalten dauerhaft in meinem Stammteam - nach der Arbeitsleistung jetzt.

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Hallo,

naja, hinsichtlich der Tatsache, dass man befürchten müsste, wieder Teamarbeit mit dieser Kollegin aufs Auge gedrückt zu bekommen, würde die "Unterschiedlichkeit" bei der Arbeitsweise nett verpackt beim Chef ansprechen.
Vorausgesetzt, alle im Team sind sich darüber einig!

LG
Karin

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Warum? Sie ist doch schon stressbedingt krankgeschrieben, das Offensichtliche aussprechen? Nein, wurde ich nicht.

Aber ihr habt Bockmist gemacht. Ihr hättet einen weitere Kraft nehmen müssen. Projekte müssen manchmal verlängert werden, nicht gern gesehen, aber ehrlich und besser für das Ergebnis.