Wir sind wohl relativ arm.

Da bei uns am Ende des Monats meist 200-300 Euro im Minus sind, haben wir uns nun endlich mal zusammen gesetzt und die genauen Kosten aufgelistet.

Das Ergebis war, dass wir Fixkosten von derzeit rund 950 Euro haben. Internet, Handys, Nebenkosten, Strom, zwei Raten, Autoversicherungen, andere Versicherungen.

Dann kommen hinzu Lebensmittel.

Wenn ich nun einen Monat heran ziehe, in dem quartalsmäßig noch Kosten wie GEZ, vierteljährliche Versicherungen hinzu kommen und es keine Überstundenauszahlungen oder Sonderzahlungen (Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld usw.) gab, bleiben uns rund 500 Euro.

Wovon man dann alles außer Lebensmittel noch bezahlen müsste. Im ersten Moment hört sich das ja vielleicht prima an. Aber, wenn man bedenkt, dass man davon Kleidung, mal unterwegs was zu essen kaufen, Material für die Kinder (Vorschule bzw. nächstes Jahr Schulsachen), mal zum Bäcker, Autoreparaturen etc. um nur mal ein paar Dinge aufzuzählen, bezahlen soll, relativiert sich das doch gewaltig.

Eigentlich müsste man ja von seinem verbleibenden Geld noch was sparen, für Urlaub weg legen, für größere Klamottenkäufe für die Kinder (Wintersachen z.B.), für unvorhergesehene Reparaturen, für kaputte Haushaltsgeräte, mal für das ein oder andere Möbelstück, für anstehende Renovierungen etc. etc.

Für alles, was so nebenbei halt anfällt. Natürlich gibt es Monate, wo mehr verdient wird, wo die quartalsmäßigen Abbuchungen nicht kommen, wo einfach nix Unvorhergesehnes ist. Aber man muss ja jetzt mal von den Monaten ausgehen, wo man das Meiste zu bezahlen hat.

Das bedeutet wohl, dass man mit einem Nettoeinkommen von rund 2200 Euro (in normalen Monaten) plus Kindergeld schon relativ arm ist. Bitte versteht mich nicht falsch. Natürlich weiß ich selbst, dass es global gesehen keine Armut ist. Und dass es auch in Deutschland Leute gibt, die mit weniger Geld auskommen müssen.

Aber ja. Ich fühle mich arm. Und mein Mann auch. Täglich buckeln gehen und dann verbleibt eine Summe, die für all das, was man eigentlich ansparen/anschaffen müsste, schlichtweg nicht reicht.

Die Schwiegereltern haben früher mit einem Verdienst einen Neubau abbezahlt, ein Auto gefahren, gespart und für den Jahresurlaub ordentlich was weg gelegt. Kinderkleidung kaufte man damals im Geschäft (ich rede hier von den 70er/80er Jahren) und nicht wie heute oftmals auf Basaren oder secondhand. Essen gehen war auch kein Problem.

Mein Mann verdient nun das, was mein Schwiegervater nach 48 Jahren im Beruf umgerechnet in DM verdient hat. Also es ist nicht so, dass mein Mann vergleichbar unendlich weniger verdienen würde als die Leute damals. Schwiegervater hatte zuletzt rund 5000 DM netto und das war durchaus nicht wenig Geld. Aber leb mal heute von 2200-2500 Euro netto.

Ich habe eine scheiß Angst, wie das noch weiter gehen soll.

Es kommen nun sicher Antworten, dass man von 500 Euro für Alles, was ich so aufgelistet habe, prima leben kann. Aber ich finde es halt nicht. Wie gesagt. Wenn man davon alleine nur was für die Kinder, für Urlaub, für sich selbst zum Sparen weg legen wollte, außerdem was für Klamotten/Autoreparaturen/Haushaltsgeräte/Möbelanschaffungen, falls nötig,für unvorhergesehene Handwerkerrechnungen und DANN noch davon mal was außer der Reihe (oder für die Schule NICHT außer der Reihe) kaufen soll. WIE bitte soll das bloß gehen.

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Es tut mir leid, aber es widert mich zusehends an, wie gedankenlos Leute inzwischen mit dem Begriff ARM umgehen!

In deiner Aufstellung tauchen so nebulöse Posten wie "Nebenkosten" - Strom ist doch schon erwähnt? - und "zwei Raten" auf. Des weiteren erschließt sich nicht, wie man bei 950 € Fixkosten und 2200 € plus Kindergeld plötzlich nur noch 500 € übrig haben kann.

Es hängt mir zum Hals raus, dass es immer mehr Leute gibt, die sich in dem Moment für arm halten, wenn sie NICHT gedankenlos Geld ausgeben können.

...was immer du damit meinst, mal unterwegs essen, Bäckerbesuche...!

Gott, es geht wirklich nur noch darum, irgendwelchen Krempel zu kaufen bzw. kaufen zu KÖNNEN, irgendwelche Versicherungen abzuschließen, neue Möbel, Klamotten... und wenn das nicht geht, meine innere Leere durch Geld-ausgeben zu füllen, dann bin ich wohl arm, ich Arme, Arme!#augen

Ich kenne einige Menschen, die unverschuldet auf Hartz IV Niveau leben müssen. DIE sind arm, die sind wirklich arm...aber ihr...habt einfach nur Ansprüche und heult, wenn die sich so nicht erfüllen lassen.

Arm...ist wirklich was anderes.

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Seh ich genauso.
Ich habe auch nicht besonders viel Geld,und dreh bei manch einem Krempel lieber einmal mehr den Cent um als nachher mich zu wundern wo mein Geld geblieben ist.
Ich wohne in Berlin und man bekommt nicht mal das Babymilchpulver verkauft,wenn 1 Cent fehlt.Von daher pass ich da lieber auf ,dass ich wenigsten Essen auf dem Tisch anstatt Blümchen auf dem Balkon habe.(Sorry fürs ausufern...)

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Hallo

ich finde auch, dass das Leben zunehmend teurer wird. Und damit meine ich keinen Luxus, sondern alltägliche Dinge. Gerade sind unsere Verwandten aus Australien bei meinen Eltern zu Besuch und wir haben bisschen verglichen was wie viel wo kostet. Man muss schon sagen, dass das Lebensniveau in Aust. höher als in D. ist. Und es tröstet auch nicht sich immer mit ärmeren Regionen der Welt zu vergleichen, wir leben ja hier. Wäre ich nicht AE, würde ich auf jeden Fall noch am Samstag einen Zweitjob annehmen. Dann sehe ich mein Kind aber kaum noch, da ich eh schon VZ arbeite.

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Nimmt man die Arbeitszeit, die früher für ein Brot/ Apfel/Nudelpackung ect gearbeitet werden musste und vergleicht sie mit der Arbeitszeit, die man heute dafür Arbeiten muss stellt man fest, dass früher LÄNGER dafür gearbeitet werden musste.

Demnach ist es nicht teuer geworden.
Probier es mal aus, es stimmt tatsächlich.
Liebe Grüße

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Allerdings.
Die Ansprüche waren auch wesentlich niedriger bzw. viele Dinge, die jetzt jeder Deutsche, selbst ohne eigenes Einkommen, selbstverständlcih haben will, gab es gar nicht.

LG

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Hallo ich finde nicht das man mit 500 Euro gut leben kann. Wenn man damit Lebensmittel ab und zu Schuhe und Klamotten kaufen muss und auch mal einen Ausflug machen möchte. Ich lebe in der Schweiz, wir gehen beide arbeiten und haben zusammen gute 9000 Euro. Damit werden alle Rechnungen bezahlt. Lebensmittel, Klamotten, Schuhe Ausflüge, Geschenke usw. Nach den Fixkosten gebe ich für Lebensmittel relativ viel Geld aus weil es mir einfach wichtig ist das ich meine Familie gesund und ausgewogen Ernähre. Dazu haben wir auch noch eine Katze und einen Hund. Gehst Du auch arbeiten? Wir legen auch jeden Monat etwas auf die Seite. LG Andrea

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Hi

Mit dem Begriff "arm" tu ich mir schwer, ist ein bisschen übertrieben.

Ansich hast du aber recht. 2500 als Familieneinkommen ist heute definitiv nicht die Welt! Da ist nix mit "man kann sich schön was leisten". Je nach Wohnkosten kommt man da halt nur über die Runden!

Die Eltern eines Freundes haben auch mit nur einem Einkommen ihr Eigenheim in schöner Lage bezahlt. Heute in derselben Lage unmöglich. ...

LG

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Aber lebensmittel sind schon runter?

2200 -950 macht doch nicht 500?!
Wir haben 850 euro für den Monat minus Lebensmittel 500. Aber in den fixkosten sind bausparverträge und sparen mit bei.

Wir kommen.prima aus.

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Ich empfinde das genau wie du. Obwohl die Inflationsrate in Deutschland relativ gering ist. Das mag auch daran liegen, dass im Gegenzug die Gehälter in den letzten 10 bis 15 Jahren real kaum gestiegen sind. Selbst bei nur 1% Teuerungsrate im Jahr sind es auf 10 Jahre schon 10%. Und die Reallöhne sind im gleichen Zeitraum nicht annähernd so gestiegen. Der Trend vieler Arbeitgeber zu 450 Euro Jobs tut sein Übriges.

Familien wie ihr es seid, sind tatsächlich sehr stark von einem Armutsrisiko bedroht. Stärker als irgendeine andere Bevölkerungsgruppe.

Ich verdiene netto mehr als ihr, habe einen eigenen Hausstand wie mein Partner, dennoch ist es bei uns beiden ebenfalls so, dass wir uns für das, was wir arbeiten, am Ende des Monats fragen, wo das Geld bleibt. Wir haben jeweils ein Kind und sind beide Steuerklasse 1. Abzüge vom brutto bei uns beiden rund 45%. Da bleibt nicht viel.

Wir fühlen uns nicht direkt arm aber mitunter bei Kosten wie neuer Waschmaschine oder Reparaturen sehen wir beide ziemlich bescheiden aus. Wir waren beide oft arbeitslos, branchenbedingt, hatten richtig enge Zeiten, wo auch das Ersparte dran glauben musste.

Ich frage mich oft, wie das im Alter wird.

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"Familien wie ihr es seid, sind tatsächlich sehr stark von einem Armutsrisiko bedroht. Stärker als irgendeine andere Bevölkerungsgruppe."

Nein. Alleinerziehende stehen ganz oben.

Und die Reallöhne sind nur gering gesunken http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61766/lohnentwicklung und in den letzten Jahren gar nicht.

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Bei ca. 10 % Teuerung in 10 Jahren bei nur durchschnittlich 2 % Lohnsteigerungen im gleichen Zeitraum fehlt den Menschen doch 8% Kaufkraft. Oder siehst du das anders?

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Senke die Ausgaben oder steigere die Einnahmen. Letzteres geht zu bewerkstelligen, indem du auch zum Haushaltseinkommen beiträgst.

Viele Grüße

Heike

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Hi,

also wenn ich dich richtig verstanden habe, dann bleiben nach Abzug ALLER laufender Kosten inkl. Lebensmittel, Versicherungen etc. 500€ übrig.

Ihr habt dann also 500€ zum verprassen???

Bist noch in Elternzeit, oder warum arbeitest du dann nicht auch??? Du schreibst von Schulsachen, also gehe davon aus, dass deine Kinder nicht mehr soo klein sind.

Mein Mann und auch Freunde sagen immer: "Die Frau bringt den Luxus nach Hause"

Und das stimmt meiner Meinung nach auch, zumindest wenn man normale Jobs hat und der Mann eben keine 5000€ verdient.

Du solltest einfach arbeiten gehen, dann könnt ihr sparen, in den Urlaub fahren und unvorhersehbare Rechnungen begleichen. ;-)

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Erstens verstehe ich Deine Rechnung nicht: Einkommen mit Kindergeld (wobei ich nicht weiss, wieviel Kinder ihr habt) 2384€ - Fixkosten: 950€, verbleiben nach meiner Rechnung1434€. Die quartalsmässigen Abbuchungen solltest Du übrigens auf den Monat umrechnen um überhaupt vergleichbare Werte zu haben.

Und diese Vergleicherei mit früher hinkt:

Mein Vater hatte etwa das gleiche Gehalt wie ich und 3 Kinder, ein Eigenheim, 2mal im Jahr ging es mit der ganzen Bande in Urlaub.

Aber: Früher gab es keine Handys, kein Internet, kein Pay-TV. Wir fuhren am Wochenende nicht in den Freizeitpark, sondern gingen spazieren (wie habe ich das gehasst!). Zum Schwimmen ging's ins örtliche Schwimmbad mit einem Becken und 'nem Dreier und nicht in irgendwelche Spassbäder (gab es ja auch nicht). Urlaub immer mit Wohnwagen und ein Campingplatz war gut, wenn die Klos nicht allzu versifft waren und luxuriös, wenn man einen Stromanschluss am Standplatz hatte. Die Autos meiner Eltern hatten kein ABS, EPS, Klimaanlage, Airbags, Navi (der grosse Luxus war ein Radio).
UND: Benzin (und Heizöl) kosteten weniger als 1 DM.

Legten wir dieses Niveau zugrunde kämen wir vermutlich nur mit meinem Einkommen aus. Wollen wir aber nicht. Deshalb haben wir zwei Einkommen und kommen gut hin.

Ausserdem sind die Preise definitiv nicht mehr mit vor 20 Jahren vergleichbar. Einen grossen Anteil daran haben nunmal die Energiepreise. Aber das ist auch sowas von selbstverschuldet. Schon vor 30 Jahren haben Experten gepredigt, das die Erdölvorkommen endlich sind und die Preise immens anziehen werden, wenn nicht endlich Alternativen zum Erdöl als Energieträger entwickelt werden. Hat nur niemand interessiert...

Grüsse
BiDi