Den Kindern zuliebe zusammenbleiben?

Hallo,

Ich versuche es kurz:

Wir (beide 34), 3 Kinder (14, 12, 9) seit 17 Jahren zusammen, davon 14 Jahre verheiratet befinden uns momentan in einer ziemlichen Krise.

Er hat mich vor einigen Monaten betrogen, mehrfach, allerdings befand ich mich den letzten 2-3 Jahren in einer Art Midlife-Crisis und habe viel für mich und mein Wohlbefinden getan (allein weggegangen, neue Freunde kennengelernt, neue Interessen entwickelt) und ihn dabei mehr oder weniger links liegen gelassen. Daher kann ich verstehen, dass er sich anderweitig orientiert hat, ich nehme ihm eher übel, dass er mich zuerst über Wochen angelogen hat, als ich ihn auf die anderen Frauen ansprach.

Nunja, wir befinden uns in einer Paartherapie, aber irgendwie bin ich mir immer sicherer, dass ich ihn als Mensch zwar irgendwie mag, aber nicht liebe. Es sind so viele Kleinigkeiten in den letzten Jahren vorgefallen, in denen ich mich immer mehr von ihm entfernt habe.

Ich fühlte mich nie ernst genommen, seine Arbeit war immer mehr wert als meine - er verdient mehr und arbeitet, seit er 16 ist, ich habe erst die Kinder bekommen, dann studiert und noch ein Aufbaustudium hintendran gehangen. Ich verdiene erst seit knapp 3 Jahren Geld. Er hat uns finanziell immer über Wasser gehalten und mir das Studium ermöglicht. Das weiß ich. Aber dass ich mich im Gegenzug immer um die Kinder gekümmert habe (was logisch ist, wenn er arbeitet), zählt für ihn nicht.

Wenn ich eine Meinung äußere, zählt diese in der Regel nicht viel. Er fragt z.B., welche Frage wir für den Flur nehmen wollen, ich sage, ich fände ein dunkles Rot gut. Er sagt, mag er nicht. Okay. Am nächsten Tag spricht er mit seiner Schwester darüber, diese sagt spontan: wie wäre es mit einem dunklen Rot - und plötzlich findet er dunkles Rot toll. Und so geht das sehr oft. Ich komme mir dann immer vor, als würde meine Meinung nichts zählen.

Er fällt mir sehr oft ins Wort. Ich habe ihn darauf angsprochen, er gelobte Besserung, aber es wir nicht besser. Er fühlt sich nur ständig persönlich angegriffen, wenn ich ihn mal wieder darauf aufmerksam mache (O-Ton: Ich mache ja ständig alles falsch.)

Nun war er auf Fortbildung einige Tage, und ich muss ehrlicherweise sagen, ich vermisse ich nicht. Ich bin ruhiger, nicht so angspannt und allgemein fühle ich mich rundum wohler. Ich muss ihm nicht seine Klamotten nachräumen (seit Jahren bitte ich ihn, sein Zeug im Bad auszuziehen und nicht in der Stube), ich muss mir sein Gejammere nicht anhören, wir hätten zuwenig Sex.

Also alles in allem: Ich will mich trennen.

Aber, ich habe Angst, wie es den Kindern dabei gehen wird. Mein Mann und ich streiten nicht lautstark und auch nicht viel, sind nur ab und an genervt voneinander. (Er beteuert übrigens, wie sehr er mich lieben würde und dass es für ihn nicht ertragbar wäre, würde ich ihn verlassen).

Was meint ihr, sollte man aus Pflichtgefühl den Kindern gegenüber zusammenbleiben?
Auch, wenn man sich auseinander gelebt hat?
Oder sollte man kämpfen?

Danke für das lesen, LG!

1

Hallo!

Also generell finde ich Reden erstmal wichtig. Sag deinem Mann offen was du für Gedankengänge hast und das du dich eventuell trennen möchtest. Den Grund würde ich schon nennen. Wie er darauf reagieren wird, weisst du ja noch gar nicht wirklich.
Das würde ich dann erstmal abwarten. Vielleicht reagiert er ganz anders als du das jetzt denkst.

Ich finde nur wegen den Kindern zusammenbleiben nicht gut. Denn es kann dann schon eine miese Grundstimmung aufkommen die deine Kinder dann mitbekommen, weil einer unzufrieden mit der Situation ist.

Eine saubere, vernünftige Trennung finde ich da besser. Die Kinder verlieren ja keinen Elternteil, sondern die Eltern leben nur getrennt. Optimal ist es dann, wenn die Eltern weiterhin einen vernünftigen Umgang pflegen und die Kinder weiterhin zu beiden Teilen Kontakt haben.
Daher würde ich da wohl eher Sachlich rangehen und die Gefühle außen vorlassen, wenn der Entschluß gefasst ist, das man sich trennen möchte.

Wenn er dich noch Lieben sollte, dann müßte es ihm Theoretisch wichtig sein das du auch Glücklich bist und dir da keine Steine in den Weg legen.
Also der Erste Schritt wäre bei mir erstmal ein ernstes Gespräch zu führen.

LG Sonja

2

Zur letzten Frage, klar Nein! !! Den Kindern zur Liebe ist nie ein Grund!

Zum ganzen anderen drumherum kann ich nur sagen. Zieh dich nicht so an Kleinigkeiten hoch. Dann zieht er sich in der Stube aus. Lass ihn doch. Das deine Meinung nicht zählt, glaube ich nicht. Ihr habt da ein Kommunikationsproblem.

Zu dem betrügen. Geht gar nicht. Aber wenn du selber sagst, du warst nicht bei ihm, will das schon was bedeuten.

Ich habe gelernt, dass man Menschenauchmal so akakzeptieren muss, wie sie sind und sich damit arrangieren muss. D.h. natürlich nicht sich auf der Nase rumtanzen lassen, aber Kompromisse sehen und eingehen und auch sehen, was der andere für einen schon gemacht hat. Auch kleinschrittig.

Ansonsten viel Glück bei der Trennung.

3

Hallo!

meine Mutter ist "wegen der Kinder" mit meinem Vater zusammen geblieben, bis ich sie mit 16 gefragt habe, warum sie nicht endlich geht.

Eine unschöne Ehe der Eltern ist für Kinder auch nicht angenehm. Auch wenn es nicht lautstark kracht, es herrscht eben doch oft dicke Luft und freundliche Gespräche, Zärtlichkeiten, miteinander Lachen - sowas fehlt einfach.

Du tust Deinen Kindern damit echt keinen gefallen.

Sie sind ja schon recht groß und können selber den Kontakt aufrecht erhalten, ihr wohnt ja nur getrennt.

4

Zuerst einmal ganz direkt:
Nein, ich würde nicht nur wegen der Kinder mit einem Mann zusammenbleiben, den ich nicht liebe.

Kämpfen würde ich um meine Ehe immer - allerdings nicht "nur" um der Kinder Willen.

9

Nein, ich würde nicht nur wegen der Kinder mit einem Mann zusammenbleiben, den ich nicht liebe.

Auch nicht, wenn du die Kinder andernfalls bei ihm lassen müsstest?

Sagt sich immer so leicht - würde ich NIE machen.

Nicht alle Frauen können sich trennen, in dem sie den Mann rausschmeißen und die Kinder selbstverständlicherweise behalten.

Ich kenne einige Konstellationen in denen es wirklich handfeste Gründe gibt, wegen der Kinder mit dem Partner zusammenzubleiben und damit meine ich nicht den Verzicht auf Luxus oder ähnliches.

5

Guten Abend,also ich fand es damals schlimm was meine Eltern gemacht haben. Erste Trennung (ich 12,Schwester 8) meiner Eltern lief auch nur 3 Monate und kamen dann wieder zusammen. Zweite Trennung drei Jahre später. Meine Mutter und nem Vater lebten nur noch für sich vor der zweiten Trennung. Kein umarmen,keine Liebe.
Irgendwann sagte ich nur zu meinen Eltern trennt auch lieber,wir halten es nicht mehr aus.

Ehrlich es war das beste,als dieses erdrückende gespielte Familienleben.
Meiner kleine Schwester hat noch heute damit Probleme,was mit Beziehungen zutuen hat (21 Jahre) und ich hatte bis zu meinem jetzigen Partner Verlustängste.
Lg letzendlich ist es eure Entscheidung,wollte nur mal ein Gegenbeispiel bringen aus der Sicht von Kinder und was später daraus resultieren kann.

6

Bist du dazu in der Lage, den Gedanken an eine Trennung in der Therapie zu thematisieren? Vielleicht MUSST du dich nicht von ihm trennen, sondern ihr habt eine Chance an eurer Beziehung zu arbeiten, bevor es zum endgültigen Bruch kommt.

Denk mal darüber nach, ob das eine Option wäre für dich.

Wegen der Kinder würde ich niemals mit dem Vater zusammen bleiben, denn die Kinder spüren das Unglück, wenn es eines gibt. Es gibt ja Ehen, die funktionieren, obgleich man wenig miteinander zu tun hat, weil jeder seine Bedürfnisse anderweitig abdecken kann. Aber für mich war das nie eine Option.

Allerdings habe ich selbst auch sehr lange gezögert, und zwar der Kinder wegen. Weil ich dachte, wenn ich mich einfach zusammenreisse und nicht so egoistisch bin, wird es schon gehen. Aber letzten Endes ging das nicht auf. Weil man nur ein Leben hat, weisst du?

Dir alles Gute

White

7

Hallo, nach 10 Jahren Ehe habe ich mich 2011 von meinem Mann getrennt. Und ich muss sagen es war sowas von richtig. Meine Tochter hat alles gut verkraftet und sieht ihren Papa regelmäßig dank Wechselmodel. Alles nur eine Frage der Absprache. Ich würde NIEMALS nur wegen der Kinder zusammen bleiben. Wenn du dich trennen möchtest, zieh es bald durch. Du lebst nur einmal.

LG

8

Du willst dich trennen. Dann tu es. Du tust weder dir noch den Kindern einen Gefallen wenn du nur aus Pflichtgefühl mit dem Mann zusammen bleibst. Kinder merken das und es tut ihnen nicht gut.

10

> Wir (beide 34), 3 Kinder (14, 12, 9) seit 17 Jahren zusammen, davon 14 Jahre verheiratet

Diese Situation kenne ich sehr gut, und ich weiß auch, wie schwer der Gedanke an eine Trennung dann wiegt. Du scheinst duch schon entschieden zu haben, und ich denke mal, du hast dir die Entscheidung nicht leicht gemacht.

> Oder sollte man kämpfen?

Das tut ihr meiner Meinung nach schon, indem ihr euch gemeinsam für eine Paartherapie entschieden habt. Ihr habt erkannt, dass es Probleme gibt, aus denen ihr alleine nicht mehr rauskommt.

> Mein Mann und ich streiten nicht lautstark und auch nicht viel, sind nur ab und an genervt voneinander.

Das und die Dinge, die du beschreibst, klingen für mich nicht wirklich nach unlösbaren Problemen, aber in der Therapie müsst ihr beide bereit sein, an euch zu arbeiten, jeder auf seiner Seite, und Veränderungen brauchen Zeit.

Wenn sich aber während einer ernsthaften Therapie deine Entscheidung zur Trennung tatsächlich immer stärker rauskristallisiert und ihr wirklich keinen Weg findet, noch einmal zusammenzukommen, dann ist es eben so, oder nicht?

Hast du denn gegenüber dem Therapeuten schon erwähnt, zu was für einem Schluss du für dich gekommen bist? Ich denke, er oder sie wird euch dann Hilfe anbieten können, dass die Trennung dann in einigermaßen geordneten Bahnen verläuft, und die Therapie kann in eine Trennungsberatung übergehen.

Nur der Kinder wegen zusammenzubleiben finde ich nicht gut, auch wenn du das im Moment vielleicht als das kleinere Übel siehst. Ich vermute mal, dein Leidensdruck wird steigen, und die Familiensituation wird sich verschlimmern. Ihr seid jetzt an einem Punkt, wo eine Entscheidung ansteht.

Und solange ein Therapeut involviert ist, sollte es auch für die Kinder besser sein.

Viel Glück!

11

Hallo!
Du sprichst mir aus der Seele! Wenn ich Deinen Text so lese, könnte es glatt von mir kommen. Ich bin auch schon lange mit meinem Mann zusammen, mit den Kindern hat sich unsere Beziehung sehr verändert. Am schlimmsten ist es, dass er sich bei allem, was ich sage, persönlich angegriffen fühlt. Ich mag schon gar nichts mehr sagen, also erzählen wir uns eigentlich auch nichts mehr. Schweigen.... Er fühlt sich sogar von unserem 4-jährigen Sohn persönlich angegriffen, ist beleidigt, nachtragend... Ich habe oft das Gefühl "ich kann nicht mehr". Aber leider hatte ich bis jetzt auch noch nicht den Mut, einen Schlussstrich zu ziehen. Mir selbst einzugestehen: "bis hier und nicht weiter". Ich hasse mich selbst dafür, weil ich im Grunde "nur" glücklich sein möchte. Ich habe Angst, irgendwann zu sagen: "So, das war mein Leben. Ich war nicht wirklich glücklich, habe das gemacht, was andere von mir erwarten. Aber MEIN Leben war das nicht." Ich hoffe, dass ich irgendwann endlich mal den "Arsch in der Hose" haben werde, dass zu machen, was mich glücklich macht! Und das wünsche ich Dir auch!
LG

12

Sorry, Antwort sollte eigentlich an die Beitragseröffnerin gehen...#kratz#augen

weitere Kommentare laden