Anspruch auf Kur bei Erkrankung Ehemann

Guten Morgen,

ich schreibe anonym, weil es sich um ein privates Thema handelt.

Mein Mann leidet unter dem, was man allgemein als Burn Out bezeichnet. Er hat Depressionen und Angststörungen, war zunächst stationär in einer psychiatrischen Einrichtung in Behandlung und besucht nun eine Tagesklinik. Es geht ihm von Woche zu Woche besser.

Jedoch nagt die ganze Situation auch an mir. Wir haben zwei kleine Kinder im Kindergartenalter. Sie wissen nicht, dass ihr Vater momentan krank ist. Wir haben ihnen erzählt, dass er beruflich unterwegs ist bzw. eine Fortbildung macht.

Ich stehe seit der Diagnose sehr unter Strom und komme innerlich nicht mehr zur Ruhe. Für mich ist es sehr belastend. Ich beobachte meinen Mann oft und bin verunsichert: Geht es ihm gut? Kann ich nicht mehr für ihn tun? Enge ich ihn mit meinem Geglucke ein?

Jetzt habe ich darüber nachgedacht, ob ich mal mit den Kindern eine Kur machen soll. Ich verspreche mir davon, dass wir wirklich mal losgelöst vom Alltag eine schöne Zeit miteinander haben und uns mal um nichts kümmern müssen, vor allem ich möchte mal durchatmen und eine Auszeit haben, um mich wirklich mit diesen Dingen auseinandersetzen zu können. Ich würde gerne etwas zur Entspannung machen und lernen, wie ich mehr Ruheinseln für mich in den Alltag einbauen kann. Und ich möchte wissen, wie wir als Familie mit dem Thema Depression in Zukunft umgehen können, denn bisher gab es wenig Hilfsangebote für die Angehörigen.

Sind das Gründe, um eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen? Werden solche Themen überhaupt dort angegangen? Ich denke immer, dass solche Kuren eher für die Mütter sind, die selbst eine Erkrankung haben und das ist bei mir ja nicht so.
Wer kann mich da kompetent beraten?

Es wäre schön, wenn ihr mir ein paar Tipps oder Ratschläge geben könntet.

Vielen Dank #blume

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So sehr ich Deine Bedürfnisse verstehe, aber bist Du sicher, dass Du Deinem Mann momentan zumuten kannst, dass er allein zu Hause bleibt und Du zur Kur fährst?
Ich würde vielleicht eher erstmal zu Hause nach einem Entspannungskurs suchen, öfter mal einen Babysitter einplanen, um allein oder mit Mann was Schönes zu unternehmen, mich nach Angehörigengruppen umsehen (auch für die Kinder, die kriegen nämlich viel mehr mit, als wir Eltern gerne hätten).
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

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Vielen Dank für deine Antwort #blume

Bisher überlege ich nur, ob ich eine Kur beantragen kann oder sollte. Das bedeutet ja nicht, dass ich nächste Woche schon mit Sack und Pack losfahre. Ich denke, dass von der Beantragung einer Kur bis hin zum Starttermin auch noch einige Woche vergehen werden - falls eine Kur aus meinen Gründen genehmigt werden würde.

Ein wöchentlicher Entspannungskurs bringt mir im Moment nichts, denn ich bräuchte schon mehr Raum, um mich überhaupt auf so etwas einzulassen. Stell dir vor, du hetzt nach der Arbeit zum Joga, kommst verschwitzt und mit klopfendem Herzen in den Jogaraum und sollst von jetzt auf gleich für 60 Minuten abschalten. Das funktioniert nicht.

Und es ist momentan auch nicht möglich, mit meinem Mann abends groß etwas zu unternehmen. Dadurch, dass er den ganzen Tag in der Tagesklinik so viel erlebt und macht, ist er abends einfach ausgelaugt und körperlich müde. Er kann manchmal nicht mal mit mir sprechen oder gemeinsam mit mir und den Kindern zu Abend essen, weil er einfach nur Ruhe braucht und sogar ein Restaurantbesuch zu viel für ihn wäre.

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Klar, Entspannung sollte zumindest am Anfang täglich gemacht werden, also auch zu Hause. Ein Kurs soll nur erstmal den Einstieg erleichtern, weil es eben ein fester Termin ist, während einem zu Hause immer was dazwischen kommen kann.
Versteh mich nicht falsch, Du würdest sicherlich eine Kur bekommen, aber was nützt die Auszeit, wenn man hinterher wieder in den gewohnten Alltag zurückmuss? Meiner Meinung nach ist es da echt wichtig, dass die Kur nur als der Anfang einer grundlegenden Veränderung gesehen wird.
Und wenn Dein Mann noch nicht so stabil ist, kommst Du evtl. etwas erholt aus der Kur, musst aber gleich doppelt einsatzbereit sein, weil er das alleine sein vielleicht nicht verkraftet.
Daher mein Gedanke, die Kur erstmal aufzuschieben und stattdessen sofort für Veränderungen im Alltag sorgen, die Dich entlasten.

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Darüber solltest Du mit Eurem Hausarzt sprechen. Dieser und Deine Krankenkasse können Dich mit Sicherheit besser informieren als Urbianer aus dem Partnerschaftsforum.

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#pro

Und an die TE: Auch die Situation als Angehörige eines Menschen mit Depressionen kann so belastend sein, dass eine Kur gerechtfertigt ist.

Sprich mit deinem Hausarzt.

Alles Gute

White

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Danke für deinen Tipp.

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Ich glaube, ganz so einfach ist das nicht.

Es gibt sicher Ausnahmefälle, aber bei den meisten gesetzlichen Krankenkassen musst du erst einmal eine Krankenakte vorweisen - sprich, lasse dich häufiger krank schreiben, wenn du arbeiten gehst, gehe zum Psychologen oder mache Gruppentherapien.

Wenn du bei der Krankenkasse sagst, du bist psychisch angegriffen und brauchst Zeit für dich, dann werden sie dich zuerst fragen, warum die Kinder mitkommen müssen und dir dann zu einem Urlaub raten, den du selbst bezahlen kannst. Sorry für die harten Worte, aber das ist die Realität.

Dir wird von der Krankenkasse erst einmal eine Litanei von Kursen zur Entspannung und Selbsthilfegruppen vorgeschlagen, vielleicht auch der Rat zur Therapie. Wenn du zum Psycho-Doc gehen musst, bekommst du vielleicht noch Tabletten. Und erst nach einer langen, langen Weile, wenn es dir immer noch schlecht geht, dann bekommst du vielleicht mal eine Kur.

PS.: Ich komme auch häufig abgehetzt zum Sport. Und innerhalb von 10 Minuten ist der Alltag weg. Und das nicht nur bei mir, sondern bei allen Teilnehmern.

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Auch dir danke ich für deine Antwort.

Ich bin ja nicht krank, deshalb gäbe es auch keinen Grund, dass ich mich wegen einer nicht vorhandenen Krankheit in ärztliche Behandlung begeben oder irgendwelche Tabletten nehmen müsste. Von daher steht mir nach deiner Definition wohl wirklich keine Mutter-Kind-Kur zu. Es war nur eine grundsätzliche Überlegung, ob diese Möglichkeit in Frage käme.

Es ist schön, dass scheinbar alle nach 10 Minuten beim Sport abschalten und den Alltag vergessen können. Ich schaffe das momentan nicht, denn im Gegensatz zu beruflichem Stress oder Gedanken um was-weiß-ich trifft mich der aktuelle Zustand meines Mannes an einer ganz anderen Stelle. Viel tiefer. Und mein Alltag wird ganz anders davon bestimmt und verändert als von all den Dingen, mit denen man sich wohl sonst so rumschlägt.

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Du kannst jederzeit eine Mutter-Kind-Kur beantragen. Die Unterlagen füllt dir dein Hausarzt aus. Begründung: Starker Erschöpfungszustand. Die Unterlagen dazu bekommst du bei deiner Krankenkasse. Nur Mut!

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Hallo,

Und wieso kein "normaler" Urlaub, z.B. in einem Familienhotel? Da musst Du Dich auch um nichts kümmern, kannst die Kinder betreuen lassen und ebenfalls Kurse besuchen, die zu hauf in guten Familienhotels angeboten werden.

LG

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...und der Oberkellner bietet einen Gesprächskreis für Angehörige psychisch kranker an, oder wie??? *ohne Worte *

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Dann mach eine Therapie oder such Dir eine Beratung oder einen Gesprächskreis für Angehörige psychisch Kranker.

Aber eine Kur mit Kindern sehe ich bei Dir gerade nur als bezahlten Urlaub. Da DU aber nach Erholung oder Hilfe suchst, wäre eine Mütter - Kur (ohne Kinder) oder eben andere Therapieformen vielleicht sinnvoller als eine Kur mit Kindern ....

LG

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Hallo, es gibt Schwerpunktkuren für Angehörige psychisch kranker Menschen! Google mal danach oder wende dich an eine kurberatung. Die unterstützen dich auch beim Antrag. Lg und viel Glück

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Wie? Als Angehöriger bekommt man auch mal Urlaub?

Dem muss ich mal nachgehen. #aha

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Hallo,

http://www.muettergenesungswerk.de/mgw-mobil.html

Auf dieser Seite kannst du dir eine Beratungsstelle in deiner Nähe suchen.

Dort wird dir sowohl beim Antrag ( u.u. Dem Widerspruch) und der sich der für dich passenden Klinik geholfen.

Lg

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Hallo,

vielleicht gibt es eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Erkrankter? Erkundige dich in der Psychiatrie, in der Dein Mann behandelt wird. Zudem wäre ein schöner Urlaub auch Entspannung.

Sprich mit Deinem Hausarzt und der Krankenkasse, ob eine Mutter-Kind-Kur möglich ist. Aber vielleicht ertsmal Eigeninitiative zeigen (Urlaub, Gesprächskreis, eventuelle igene psychiatrische Untersuchung/Behandlung).

Mutter-Kind-Kuren, bei absolut gesunden Müttern, haben für mich immer den Beigeschmack "Urlaub auf KK Kosten".

LG Andrea

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Vielen Dank für eure Antworten und Meinungen.

Ich habe viele gute Tipps bekommen, aber manche Meinungen haben mich auch getroffen. Es ist selbstverständlich völlig in Ordnung, wenn jemand der Meinung ist, dass mir ein einfacher Urlaub ebenso helfen würde wie eine Kur. Jedoch glaube ich, dass sich manche User, die hier geantwortet haben, einfach nicht vorstellen können, was es bedeutet, wenn jemand an Depressionen leidet und welche Folgen das für das nähere Umfeld hat.

Übrigens gibt es mittlerweile auch Kuren für pflegende Angehörige - es scheint also nicht so abwegig, dass man auch als selbst gesunde Person eine Kur zur Stärkung und Regeneration antreten kann.

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Hallo. Ich verstehe Dich sehr gut...

Jedoch würde ich Dir von einer Mutter-Kind-Kur abraten, wg. dem jungen Alter Deiner Kinder. Der Fahrplan bei einer solchen wäre nur auf Dich und Deine "Behandlung" abgestimmt, nicht auf die zb Essens- oder Ruhezeiten bzw. evtl. Krankzeiten Deiner Kinder. Bei einer Kur bekommst Du die entsprechende Einrichtung vorgeschrieben, da kann man eben als Familie richtig Pech haben bzw. auch als Patient. Ich habe noch keine Kur in Anspruch genommen, jedoch sind mir mehrere (Rein) Fälle bekannt. Und wenn man von einem Zeitraum von 3 Wochen ausgeht, kannst Du Dir vorstellen, dass Du im Falle des Falles nichts davon hast. Und zuzahlen musst Du wohl auch.

Du solltest daher eine Kur für Dich alleine machen - sofern das für Dich in Frage käme. Aber seine Kinder in der Zeit anderweitig betreuen zu lassen, erfordert auch die Kraft zur Umstellung und die Frage, ob Kinder diesen Zeitraum verkraften, wenn schon der Papa ausfällt.

Ansonsten kann ich Dir nur zu einem schönen Urlaub raten, um "erstmal" runterzukommen. Außerdem zu einem vernünftigen Babysitter,, damit Du die zeitlichen Möglichkeiten für eine Gesprächstherapie bekommst, für SportJoga what ever, damit Dein Kopf regelmäßig eine Pause bekommt. Auch wenn Du schreibst, Du kämst zum Sport abgehetzt hin - glaub mir, es lohnt sich! Ich hab den gleichen M... hinter mir mit meinem Mann, ich bin zu jedem Sporttermin so dermaßen abgehetzt eingefallen, mit knurrendem Magen, nem großen Sorgenpaket und manchmal schon mit dem Gedanken an das Ende des Trainungs, bevor ich überhaupt da war. Von Mal zu Mal wurde ich ruhiger und im Endeffekt hatte ich mich immer drauf gefreut. Einfach, weil ich mir egoistischer Weise diese kurze Auszeit einfach genommen habe und mir sogar eingestanden habe, dass sie mir trotz dem Stress so gut getan hat. Jede einzelne Stunde. Deswegen, probiere es eeinfach mal aus. IRGENDWIE!! Es ist ganz ganz wichtig, dass Du ruhiger wirst, aber das weißt Du ja.

Und wie gesagt, so eine MKK kann nach hinten losgehen, wenn kleine Kinder dabei sind, die sind im Behandlungsplan nicht berücksichtigt, nur in Deinem Kopf, und sollte was sein, zb schlechte Eingewöhnung bei der TM oder der Kinderbetreuung oder Krankheit, Heimweh, oder oder oder - Du kämst dort nicht zu dem Punkt, wo Du hinwillst. .. Ich habe mich deswegen dagegen entschieden.

Alles Gute! 004

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Vielen Dank für deine sehr hilfreiche Antwort.