In dieser Diskussion findet ihr Erfahrungsberichte aus erster Hand von Angehörigen depressiver Menschen und von Betroffenen selbst und viel wertvolle Hilfestellung. Depressionen sind eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung.
Ein Tipp vom urbia Team

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Mal ein Brainstorming...

-wie hier schon geschrieben wurde, habt ihr vielleicht Anspruch auf Frührente, ich würde das unbedingt mal abklären, mich ggf. auch mal von einem Anwalt beraten lassen. Vielleicht steht euch da auch Prozesskostenhilfe zu, das weiß ich nicht.

-Wie alt sind die Kinder? Vielleicht habt ihr Anspruch auf Betreuung.

-Vielleicht steht euch auch eine Haushaltshilfe zu.

-Wie weit von einer (Erschöpfungs-) Depression bist du eigentlich noch entfernt? Tust du genug für dich? Warum trifft es dich so, was eine andere Frau sagt?

-Liebst du ihn noch? Glaubst du, dass er dich unter der Depression noch liebt?

-Hast du den Eindruck, dass er aus seiner Depression herauskommen will?

-Was von deiner Unterstützung hilft ihm tatsächlich?

-Wie war das früher, hast du dich schon öfter für andere aufgeopfert? Und war er schon öfter in der Rolle des Hilflosen? Gibt es vielleicht ein Muster in eurer Beziehung, das euren Zustand verschlimmert oder eine Veränderung schwierig macht?

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute.

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Frührente wäre der Untergang für meinen Mann...die Hoffnung jemals was beruflich zu meistern wäre hin... er hat auch teilweise studiert und möchte in naher Zukunft eine Weiterbildung machen, damit es endlich mit der Arbeit klappt. Vielleicht Teilzeit machbar...es wäre auch positiv für seine Depri...aber ob er es schafft...und durch bekommt...ist eine andere Frage... der Wille allein reicht leider nicht immer aus...vielleicht klappt es jetzt wo er die Therapie durchhält...

Der Grosse ist in Betreung und der Kleine folgt bald hoffentlich...ich möchte gerne teilzeit was machen...

So, versuche morgen noch weiter auf deine Fragen einzugehen... muss erstmal schluss machen...

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Hallo kolkraebin,

deine Fragen sind es wert drüber nachzudenken...die Antwort nicht wirklich leicht, ich versuche es trotzdem weiter.

-Betreuung des kleinsten erst wenn ich aus Elternzeit bin...hoffe Ende dieses Jahr wieder in Teilzeit einzusteigen.Der Große ist in der Kita. Beim Grossen bin ich damals zu schnell wieder arbeiten und mein Mann war total überfordert zu Hause, wo er noch nicht in Kita war. In der Zeit bin ich echt aufm Zahnfleisch gegangen. Kinderaufbewahrung reicht halt nicht, sondern da gehört mehr dazu. Ein geregelter Tagesablauf und Haushalt ebenso. Und das bekommt er an gewissen Tagen nicht hin. Also kann ich nur arbeiten, wenn die Kinder in der Kita sind. Puh, das musste ich auch erstmal dem Jobcenter erklären...man kämpft an so vielen Fronten.

-Es ist ein bürokratischer langer Weg bis man eine Haushaltshilfe bekommt...zuletzt war mir das nach der Geburt möglich. Habe mir da auch Hilfe geholt, für mich und das Kind.

-Ja ich versuche auf mich zu achten und mit meinen Reserven zu haushalten...aber das muss man alles lernen. Mir hat damals eine Psychologin geholfen, da war ich sehr erschöpft und hatte keine Gefühle mehr...ausser Wut. Habe auch eine Mutter-Kind-Kur gemacht. Ich achte darauf, dass es den Kindern gut geht und dann geht es mir auch gut. Wir unternehmen viel und ich achte auf den Spassfaktor. Aber wenn ich merke es fällt mir schwer...muss ich was ganz gezielt für mich tun...sei es nur eine Stunde Sport oder mal ein Schaufensterbummel mit einer Freundin und darauf zu achten mich nicht nur um die Probleme zu drehen. Ich muss auch aufpassen, dass ich nicht zu viel tue...es fällt mir schwer abzuschalten...etwas für mich zu tun...manchmal muss ich mich zwingen mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und auch mal inne zu halten. Gerade ist es schwer...merke das ich auf Autopilot umschalte und nur noch funktioniere...dann geht es mir eher schlecht...aber keiner merkt es...hoffe ich. :-(
-In guten Phasen, wenn mein Mann belastbarer ist und er von sich aus mehr leisten kann, dann genieße ich das und versuche zu tanken.

-Warum trifft es mich so, was eine andere Frau sagt? Weil es mich verletzt wie sie ein Urteil über mich oder uns fällt ohne mich, uns genau zu kennen. Das ist wie eine Watsche ins Gesicht. Ich mache alles für meine Kinder, will es für alle gut machen und jemand der dich nicht kennt, sagt dir es wäre alles Mist.

-Ob ich ihn noch liebe...nun. Auch diese Gefühle haben stark gelitten... es wäre mir erstmal nicht so wichtig... hauptsache es läuft für die Kinder gut. Und das es weiter geht...und zwar Bergauf, im Alltag und auch finaziell. Das hat für mich Prio. Das er einen geregelten Alltag hat und in Arbeit kommt. Ob er mich noch liebt? Ich denke er sieht es ähnlich. Ich weiss, dass er an den Kindern hängt und er sie liebt. Er hängt auch an mir, aber ob da noch Liebe im klassischen Sinne ist? Es ist die Frage ob es noch aufrichtige Zuneigung zwischen uns gibt...ob das noch reicht...die Antwort bleibt ersmal noch aus...

- Er will aus seiner Depri raus, fällt aber immer wieder zurück. Es schmerzt mich oft, ich sehe auch seine Verzweiflung und Zerbrechlichkeit. Aber auch seine Mauern und Gleichgültigkeit mir gegenüber... Er hadert schon so lange mit seiner Depri...da raus oder damit umgehen lernen ist sein Wunsch...meiner auch. Aber wollen reicht manchmal nicht... er flüchtet auch aus der Realität und will die Probleme ignorieren...leider auch das was er damit uns zumutet. Mittlerweile versuche ich mir nix mehr vor zu machen...

-was ihm hilft...? ich weiss es mittlerweile kaum noch...deswegen habe ich mich ja all die Jahre so aufgerieben. Ich habe alles versucht... meine Erkenntnis dabei...ich muss bei mir bleiben und für mich und die Kinder sorgen. Ich kann ihm nicht helfen. Es fällt mir schwer von ihm zu fordern oder Grenzen zu setzen und auch meine Unterstützung und Verständnis hat Grenzen. Wenn ich die Wohnung alleine renoviere und er im Bett liegt, anstatt zu helfen oder wenigstens die Kinder in den Zoo zu bringen (sie sind mit der Oma in den Zoo) aber anschliessend die ganze Nacht vorm Labtop sitzt, dann fehlt mir jeglicher Sinn für Verständnis. Einmal hat er auch mit einem Freund telefoniert...hatte aber keine Kraft mir zu helfen... Das macht mich wütend. Dann hat er wieder eine gute Woche und hilft mir wo er nur kann. Es ist so irritierend...weiss nie was wann von ihm kommt oder auch nicht. Alles instabil halt. Er hällt auch Termine nicht ein...beim Amt lässt mich alleine da stehen, ruft nicht mal an und so. Ich plane garnicht mehr mit ihm, alles ohne ihn. Ich denke es ist auch besser für ihn, je weniger ich ihn unterstütze...Hilfe durch Nichthilfe quasi, aber das fällt nicht immer leicht, wenn man in einem Boot sitzt.

-ja ich war auch früher schon immer hilfsbereit und habe für andere den Molly gemacht. Wollte es immer allen recht machen und konnte es kaum ertragen, wenn einer mit mir unzufrieden war. Daran habe ich mit meiner Psychologin gearbeitet...ist aber eine lebenslange Baustelle bei mir, denke ich. Das alles spielt auch in meiner Beziehung eine Rolle. Ich muss auf meine Gefühle achten und meine Wertschätzung nicht von anderen abhägig machen. Das fällt mir oft schwer.

Boah, so viel geschrieben...sorry. Ich finde es allgemein toll dass ich mich hier austauschen kann und bin allen dankbar, die sich die Mühe machen und mir schreiben (auch wenn man das eine oder andere nicht teilt). Wow manchmal beeindruckt mich die Menschheit doch...da fällt mir das Lied von Grönemeyer ein...der Mensch bleibt Mensch... :-)

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Hallo,

Wie lange willst du das noch durchalten?

Es ist ja unglaublich was du leistest und ja, Depressionen sind scheiße aber auch gut zu behandeln und häufig scheitert die Behandlung an der mangelnden Kooperationsbereitschaft der Patienten. Ich finde, dass du deinen Mann schon sehr lange "schonst" und das voll auf deine Kosten. Was passiert denn wenn du zusammenbrichst?

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Hallo Katrin2303,

das ist eine gute Frage, die ich mir immer wieder stelle und stellen muss. Mit dem Rest hast du wohl auch recht... Zurzeit halte ich mich daran fest, dass er in Behandlung ist und dabei bleibt, es also durchzieht. Die Frage bleibt, ob und wann es sich dadurch verbessert...?

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und wie lautet die Antwort? Wie lange hältst du das noch durch?

Ich finde es toll, dass du so verständnisvoll deinem Mann gegenüber bist aber du bleibst dadurch voll auf der Strecke. Kannst du dir vorstellen deinem Mann ein Ultimatum zu stellen bis wann er wieder auf den Beinen sein muss?

Irgendwie befürchte ich, dass die Depression und das damit verbundene Verhalten deines Mannes auch ein Thema sein könnte, welches dich bis an dein oder sein Lebensende begleitet.

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"Auf der einen Seite, sieht er mein Leid nicht, oder nur selten. Mir fehlt seine Anerkennung. Stattdessen sieht er vieles so selbstverständlich, erkennt nicht, dass er für mich eine Belastung ist und ich Entlastung brauche. Ich muss einfach immer funktionieren und Verständnis haben."

Liebe userin,

man kann größtes Verstädnis für eine Krankheit aufbringen und ich glaube auch zu 100%, dass eine Depression genau diese Symptome verursacht, unter denen du als PArtnerin leidest.

Trotzdem bleiben die Fragen unbeantwortet, die DICH betreffen und nicht deinen PArtner: Wo bleibe ich? Was kann ich aushalten? Was will ich aushalten? Wo sind MEINE Grenzen?

Wie der Süddeutsche schreibt: Diese Frage muss jeder PArtner eines (psychisch) Erkrankten selbst für sich beantworten. Hier könnten dir 1000 Frauen schreiben, dass sie es locker gewuppt haben. Wenn es für dich zu einer Belastung wird, die dich zunehmend zermürbt und krank macht, nutzt es dir doch wenig.

Ich denke du solltest dir alle externe Hilfe holen, die dir zusteht und möglich ist. Behalte jedoch stets auch dich und deine Kräfte im Auge. Es ist niemandem geholfen, wenn du erschöpft zusammenbrichst.

Liebe Grüße
und meinen allergrößten Respekt, #klee
Luka

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"Inwieweit muss man als Angehöriger auf seine Bedürfnisse und Ansprüche Wünsche verzichten, um den kranken Partner nicht zu überfordern."

Du kannst als Angehörige z.B. zu einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Depressionskranken bzw. für Co-Abhängige gehen.

Da kannst du lernen wieder für dich selbst zu sorgen und dass dein Partner auch auf deine Bedürfnisse Rücksicht nehmen muß.

Kennst du http://www.coda-deutschland.de/ ?

Man erfährt dort auch, dass man nicht alleine ist mit diesen ganzen Problemen, die du hier schilderst.

Wübnsche dir viel Erfolg! #sonne

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Hallo, ich kann deine Probleme gut nachvollziehen, habe selber einen depressiven Mann und 3 Kinder. Verliere den Mut nicht und ja, die Kinder brauchen Stabilität, aber auch eine gesunde Mutter. Tue alles was dir gut tut und suche dir therapeutische Hilfe. Denn die Belastung mit einem psychisch Kranken kann vom Umfeld schwer verstanden werden. Auch ich bin quasi allein erziehend. Teile dich guten Freunden mit, damit die Bescheid wissen. Und ich glaube Trennung ist immer noch die bessere Wahl für dich und deine Kinder wenn gar nichts mehr geht. TRennung, auch auf Zeit rüttelt manchmal auch Depressive auf.... und.du musst gesund bleiben. DAS ist das wichtigste. LG