Wenn nach vielen Jahren die Gefühle weg sind... Ist da noch was zu retten?

Hallo,

ich bin mit meinem Mann 20 Jahre zusammen und grübele gerade über den Sinn unserer Beziehung nach. Ich war noch ziemlich jung als wir zusammen gekommen sind. Das war noch während meiner Schulzeit. Wir haben 3 Kinder und wohnen weit weg von unseren Familien. Dadurch bin ich es gewohnt, dass ich mich mehr oder weniger allein um Vieles kümmern muss, was ja auch klappt. Nur Zeit für meinen Mann blieb - seit die Kinder da sind - relativ wenig übrig im Alltag. Dadurch sind meine Gefühle für ihn sehr abgeflaut. Mittlerweile frage ich mich, ob das jetzt schon alles gewesen sein soll vom "Familienleben". Ich bin grad mal Mitte 30 und harmonisch / gut behütet bei meinen Eltern aufgewachsen bis ich meinen Mann kennengelernt habe. Bin quasi bei meinen Eltern ausgezogen und bei ihm eingezogen, als wir ein paar Jahre zusammen waren. Ich kenne nichts anderes außer ihn, kenne kein Alleinsein usw. Und jetzt bin ich an einem Punkt, wo ich gern mal was anderes erleben möchte. Ich möchte raus aus dem Alltag, ich möchte Spaß haben, ich möchte mich ausleben. Aber mein Gewissen sagt mir, dass ich das nicht darf. Ich habe 3 Kinder, die noch nicht aus dem Gröbsten raus sind. Ich habe eine Verantwortung denen gegenüber. Schließlich habe ich mich auch bewusst für sie entschieden.

Es ist so schwierig gerade mit meinen Gefühlen. Einerseits denke ich, wenn es seit Jahren daheim sowieso nicht so gut läuft und ich mich auch gar nicht auf Zeit mit meinem Mann freue, warum sollte ich dann nicht lieber einen Schlussstrich ziehen und neu anfangen. Andererseits, obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich meinen Mann über alles liebe, hänge ich doch irgendwo an ihm. Wahrscheinlich der Kinder wegen. Oder der Bequemlichkeit wegen (obwohl ich wegen meiner Berufstätigkeit auch auf eigenen Beinen stehen kann...). Wir haben uns ohne Kinder früher so gut verstanden. Kommt nicht vielleicht doch irgendwann wieder ein Zeitpunkt wo es besser klappt als jetzt? Wenn man das nur im Voraus wüsste...

Und wenn ich nur wüsste, was der Hauptgrund für diese Gefühle von mir sind... Ist es vielleicht doch nur eine Flucht aus dem stressigen Alltag??? Ich merke, dass ich mich momentan mehr für andere Männer interessiere, obwohl mich das früher überhaupt NIE interessiert hat. Mein Verstand ist jedoch so groß, dass nie mehr daraus wird. Ich genieße lediglich die Aufmerksamkeit.

Ist das alles ganz normales Verhalten nach so vielen Jahren oder habt ihr andere Ideen? Mein Mann und ich haben dieses Jahr auch eine Paartherapie begonnen, weil ihm die Weiterführung der Beziehung wichtig ist. Aber ich war mit meinen Gefühlen nach diesen Terminen jedes Mal so am Boden, dass ich das nicht nochmal will. Ich finde, die Termine bewirken bei mir eher das Gegenteil. Sie zeigen mir zwar auf, was mir bzw. uns fehlt und auf welche Art und Weise an der Beziehung gearbeitet werden sollte. Aber ich habe keine Kraft zur Umsetzung :-( Da bringt mir ein 4-Augen-Gespräch mit meinem Mann mehr. Und wenn dann die Gefühle doch mal wieder halbwegs akzeptabel aufgebaut sind, reicht eine blöde Reaktion meines Mannes (das muss nur eine unpassende Aussage sein auf einen Vorschlag von mir) und das ganze Gerüst wackelt wieder...

Deshalb frage ich heute mal bei euch nach, ob ihr mir Anregungen geben oder eure Erfahrungen mitteilen könnt #danke

LG

1

Würde dir gerne eine private Nachricht dazu schreiben, leider geht das nicht... :( Möchtest du mich vielleicht anschreiben?

2

Du warst ein Teenager (fast noch ein Kind) als du mit deinem Mann zusammengekommen bist. Vom Jugendzimmer ins eheliche Schlafzimmer, Ehe, drei Kinder. Warst du dir jemals über deine Gefühle völlig im Klaren oder war das alles nur eine logische Fortführung eurer Teenagerliebe?

Mittlerweile bist du erwachsen geworden und hast rückblickend das Gefühl, deine Jugend verpasst zu haben. Das lässt sich nicht nachholen, diese Zeit ist unwiederbringlich vorbei.
"Ich möchte raus aus dem Alltag, ich möchte Spaß haben, ich möchte mich ausleben."
Neulich kam ein Fernsehbericht über Frauen, die auch so empfinden wie du. Sie wollten "sich ausprobieren", erfahren "wo sie stehen", dieser ganze Selbstverwirklichungtrip auf Kosten der Familie. Glücklich war keine von ihnen, die Kinder nicht, die Männer nicht.

Vielleicht solltest du der Paartherapie eine Chance geben. Dass es einem während einer Therapie auch mal schlecht geht, ist ganz normal.
Wenn du aber nach einer gewissen Zeit merkst, dass eine Fortführung der Ehe für dich keine Option ist, solltest du die Konsequenzen ziehen.
Nur begehe nicht den Denkfehler, dass danach alles leicht ist, du unabhängig und "frei" bist und sich mit einer Trennung deine Unzufriedenheit in Luft auflöst.

6

Wahrscheinlich war es nur eine logische Fortführung unserer Teenagerliebe. Was weiß denn ich vom Thema Liebe? Ich weiß nur das, was meine Eltern mir vorleben. Meine Eltern waren nicht viel älter als ich, als sie sich kennengelernt haben. Und trotzdem klappt es heute nach fast 40 Jahren noch richtig gut bei denen. Es kann also auch funktionieren.

Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich nicht alles stehen und liegen lassen und mich einfach mal so austoben kann. Auch wenn der Wunsch noch so stark ist. Mein Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Kindern ist da größer. Ich habe es erst dieses Jahr im Bekanntenkreis erlebt, wie sehr es in die Hose gehen kann, wenn man sich nach vielen Jahren Ehe mit Kind einen neuen Partner sucht. Mir tut das Kind so unendlich leid, weil damit ein Schulwechsel und dann nochmals ein Schulwechsel zur Familie der Mutter verbunden war. Das ist das, was ich meinen Kindern nicht antun will. Die andere Seite ist natürlich, dass auch unsere Kinder die aktuelle Situation daheim mitbekommen. Wir streiten zwar nicht, aber dennoch liegt da eine gewisse Unstimmigkeit in der Luft.

Ich habe meine Jugend vielleicht in gewisser Weise verpasst. Aber ich wollte zu der Zeit auch nichts ändern. Es war alles gut so für mich, wie es war. Ich wollte zeitig Kinder haben, ich wollte eine junge Mama sein. Das habe ich erreicht und das bereue ich auch nicht. Es gibt genug Mamas, die mich im Gegenzug darum beneiden, weil ich viel gelassener mit den Kindern umgehe als sie selbst. Mit über 30 würde ich kein Baby mehr haben wollen, obwohl viele da erst anfangen mit dem ersten.

Die Probleme lösen sich nach einer Trennung nicht in Luft auf und es kommen sicher auch neue hinzu. Mir ging es jetzt einfach um Erfahrungen oder Anregungen, um mir darüber bewusst zu werden, was mir wichtig ist, was vielleicht doch noch besser werden kann usw.

7

"Es war alles gut so für mich, wie es war. Ich wollte zeitig Kinder haben, ich wollte eine junge Mama sein. Das habe ich erreicht und das bereue ich auch nicht. Es gibt genug Mamas, die mich im Gegenzug darum beneiden, weil ich viel gelassener mit den Kindern umgehe als sie selbst."

Das Gute zu sehen, ist schon mal ein Anfang. Zu wissen, was man gemeinsam erreicht hat und dass es sich lohnt, für das zu kämpfen, was man vermisst.

Wenn alles nichts laufen sollte, hättest du selbst, wenn die Kinder aus dem Haus sind, noch viele gute Jahre vor dir -- für eine Midlife-Crisis bist du eigentlich zu jung ;-)

3

eigentlich sollte eine Paartherapie dafür da sein, um zu ergründen, was gerade schief läuft.......ob du mehr Entlastung brauchst, damit du dich nicht so wie im Hamsterrad fühlst, mehr Freiraum für dich, jedes Jahr eine Reise nur allein für dich, Paarzeit für euch etc. Da gibt es doch viele Lösungsansätze.

Und erst dann kann man sich klarwerden, ob das nur ein aufschieben des Unausweichlichen ist oder ob ihr euch wieder annähert. Vielleicht erkennst du, ob du deinen Mann als Partner vermisst oder lieber allein bist und allein etwas unternimmst. letztlich wird sich an deinem Status "Mutter" nicht viel ändern. Allein erziehend wird es nicht einfacher - meist eher stressiger. Du kannst vor deinem Mann weglaufen und vor der totgelaufenen ehe, aber nicht vor der Verantwortung und der Menge Arbeit, die noch bleibt.

Vielleicht hast du auch eine falsche Vorstellung von einer Paartherapie. Sie muss nicht zwangsläufig zur Rettung der Beziehung beitragen. Manchmal ist das Ergebnis eben eine geordnete Trennung. Ich würde die Therapie - nur weil sie dich aufwühlt - nicht hinwerfen. Offensichtlich macht es ja etwas mit dir und deinen Gefühlen.

4

Hallo!

Man muss eine Partnerschaft immer pflegen. Egal wieviel Kinder. Wenn man es nicht tut dann geht es einem genau so wie du jetzt beschreibst. Bekannte von mir haben 5 Kinder. Sie haben sich immer einen Abend in der Woche nur für sich als Paar reserviert. Sie gehen essen, tanzen, Kino, gemeinsamer Tanzschulbesuch, egal was Hauptsache gemeinsam nur als Paar. Ich finde es sehr wichtig. Irgendwann merkt man sonst wir haben keine Themen mehr außer die Kinder. Ich persönlich habe mich eher spät gebunden weil ich leben wollte. Ohne Verantwortung für jemanden zu übernehmen. Ich würde es wieder so machen. Leider stelle ich oft fest dass LEute die früh zusammen kamen und mit Mitte Zwanzig schon Kinder-Hausbau etc. , fertig waren immer öfter den Sinn verlieren warum sie noch zusammen sind. Man muss eine Partnerschaft pflegen wie eine Pflanze sonst geht sie ein.

Ob ihr nochmal eine Chance habt oder überhaupt wollt als Paar dass müsst ihr besprechen.

Ich wünsch euch alles Gute.

PS: Der Alltag kommt auch in einer neuen Beziehung.

5

Hallo, natürlich ist da noch etwas zu retten. An so einen Punkt wirst du in jeder Partnerschaft kommen, wenn du dich vom Alltag auffressen lässt.

Fahrt mal nur zu zweit übers Wochenende weg, einfach nur in ein Wellnesshotel.

Vielleicht denkt ihr über eine Haushaltshilfe nach und du suchst dir ein Hobby?

Ohne Gewalt, Alkohol oder Betrug würde ich keine Ehe aufgeben. Das wird in der nächsten Beziehung auch nicht besser.

LG