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Wenn Du ehrlich zu dem Mann bist, dass er Dir gefühlsmäßig noch Zeit lassen soll usw. warum sollte man es nicht versuchen? Nur - ich würde nicht gleich zusammenziehen, sondern über einen bestimmten Zeitraum bleibt jeder in seiner Wohnung. Und Du "gibst" auch noch nicht die Hausfrau für ihn mit waschen, putzen usw. In das gemeinsame Häuschen ziehen, könnt ihr immer noch, wenn zwischen euch wenigstens die Chemie stimmt. Nur, wissen sollte er es schon, dass Du ihn nicht liebst. Wenn er sich Mühe gibt, vielleicht auch noch etwas an sich arbeiten, man weiß nicht, ob sich dann doch noch Gefühle einstellen?!?! Diese Option kannst Du ja offenlassen.
Aus reinem Materialismus würde ich es nicht tun, wenn nicht der Hauch einer Chance bestünde, dass ich den Mann auch mag, wenn er schnarchend neben mir läge ;-)
LG Moni

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Nein, solch eine Beziehung könnte ich mir nicht vorstellen.
Ich kenne durchaus Paare, die aus Vernunftgründen zusammen bleiben und bei denen auf beiden Seiten keine Liebe mehr im Spiel ist.
Aber an Deinem Typen würde mich viel eher stören, dass er so unselbstständig scheint, bei den Eltern wohnt, kein Selbstbewußtsein hat und wie Du sagst, Jede nehmen würde.
Für "Jede" wäre ich mir irgendwie zu schade.

Mal abgesehen von diesem Typen: kennst Du denn nicht noch eine andere alleinerziehende nette Frau in Deinem Alter, mit der Du Dir eine Art WG vorstellen könntest, so dass ihr euch gegenseitig unterstützt?

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Hallo,
ich habe mal ein älteres Ehepaar kennengelernt, das ganz offen aus Vernunftgründen zusammen war, und die Frau schwor auf "arrangierte" Ehen (...weil die wahre Liebe erst mit der Zeit kommt). Es scheint also funktionieren zu können...

Ich würde dennoch raten: Lass es lieber bleiben! Ich glaube nicht, dass du wirklich glücklich oder auch nur zufrieden wirst, wenn du aus Angst vor weiteren Verletzungen mit einem Mann zusammen bist, für den du nur Sympathie empfindest. Du siehst in ihm einen "harmlosen" Partner, weil er so lieb und nett ist. Vielleicht erscheint dir nach deinen schmerzhaften Erfahrungen mit den vorherigen Partnern auch eine Beziehung ohne tiefe Gefühle deinerseits als sichere Variante (denn wenn du nicht liebst, kann der Andere dir auch nicht so sehr wehtun). Selbstschutz ist gut und wichtig und natürlich sollte man sich einen Mann gut anschauen, bevor man sich auf ihn einlässt. Aber eigentlich möchtest du dich ja verlieben und wärst dann nicht mit diesem Mann zusammen, weil du eine Beziehung aus rationalen Gründen WIRKLICH für das Modell hältst, das zu dir passt. Natürlich können Gefühle auch später noch kommen ("tausendmal berührt- tausendmal ist nichts passiert..."), aber man verliebt sich ja nicht in jemanden, nur weil man es WILL (ganauso wie man sich auch in jemanden verlieben kann, obwohl man es NICHT will). Viel wahrscheinlicher ist es leider, dass du es dauerhaft lauwarm, fade und unbefriedigend findest.
Stell dir vor, du lässt dich darauf ein, ihr zieht zusammen und baut euch ein komfortables Leben mit Haus und Hund auf, ihr lebt ein kuscheliges Familienleben- möglicherweise bist du dann blockiert für den Mann, der dich wirklich glücklich machen könnte... oder verlässt du dann Hals über Kopf diese Komfortzone und wagst das Risiko eines Neuanfangs?

Und auch wenn das evt nur eine Art Lebensabschnitt-Beziehung sein sollte, bis der Richtige vorbeikommt, halte ich das für nicht fair dem Mann gegenüber. Selbst wenn du mit offenen Karten spielst und er weiß, dass deine Gefühle nicht an seine heranreichen- er ist verliebt und wenig selbstbewusst und wird nach diesem Strohhalm greifen (nach dem Motto "besser als gar nicht mit ihr zusammen sein"), vielleicht auch hoffen, dass deine Gefühle noch wachsen. Wenn er sowieso schon so ein schwaches Selbstwertgefühl hat, wird das völlig am Boden sein, wenn er dann irgendwann für "Mr Right" verlassen wird. Natürlich ist er erwachsen und du bist nicht für ihn verantwortlich, aber ich finde, es schadet auch nicht, sich die Folgen vor Augen zu führen, die das eigene Handeln für andere haben kann...
An deiner Stelle würde ich gehen, den neuen Job annehmen und abwarten, was das Leben noch so bringt. Lass die Enttäuschungen der letzten Beziehungen nicht den Glauben daran zerstören, dass nicht noch einer auf dich wartet, der nett und zuverlässig ist und auf den du dich mit ganzem Herzen einlassen kannst.

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Deine Fragestellung war, wenn ich recht verstanden habe: "Umzug wegen Job oder Mann".

Wäre dein neuer Job, wegen dem du wegziehen würdest, eine einmalige Gelegenheit, die dich beruflich und finanziell stark voran bringen würde? Wenn ja: mach es! Ein Mann, den du nicht liebst und der dich gegen eine x-beliebige Frau eintauschen könnte, der dich also auch nicht liebt, ist keine gleichwertige Alternative dazu.

Ist der Job nicht so verlockend, bleibe doch einfach bei deinem alten Job.

Würdest du bei deinem alten Job bleiben, willst du dich für oder gegen den Mann entscheiden, richtig? Die Gründe, die dafür sprechen, hast du alle schon aufgezählt. Alle sollten wir Gründe finden, die dagegen sprechen. Die wären:

Für beide Seiten wäre es ein Vernunft-Arrangement. Das birgt das Risiko: was passiert, wenn sich einer der beiden plötzlich in eine 3. Person verliebt? Oder wenn seine Macken dich nur noch nerven und du nicht die rosarote Brille der Liebe hast, die dir hilft, ihn zu ertragen?

Würdest du ihm nicht sagen, dass du nicht aus Liebe mit ihm zusammen ziehst, würdest du ihm wertvolle Zeit stehlen, da er dann nicht mehr nach einer Frau suchen würde, die ihn liebt. Ihm wäre dann diese Möglichkeit genommen.

Du würdest dir selber die Möglichkeit nehmen, eine erfüllte Partnerschaft, die auf Liebe basiert, zu finden und zu leben.

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Du willst eine WG. Ganz einfach.

Wird nicht funktionieren, weil er ja sicherlich eine Partnerschaft mit allem drumherum und dran will.

Was Du bei den Paaren siehst, ist durchaus möglich, bedenke dabei aber, dass die meistens auf der selben Basis in die Partnerschaft und Ehe gestartet sind und sich entwickelt haben.

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Also aus einem eignen Erfahrungschatz kann ich leider nicht schöpfen, aber ich kann dennoch darauf antworten.

Ich bin noch nie eine Beziehung aus Vernunft eingegangen. Natürlich war ich nicht immer verliebt wie ein Teenie, aber eine starke Anziehung musste vorhanden sein.

In meinen Exmann habe ich mich Hals über Kopf verliebt und bevor wir wirklich zusammen kamen verging einiges an Zeit. Tja es ist mein Ex.
Mein jetziger Partner sollte nur ein Trostpflaster nach meiner gescheiterten Ehe sein. Ich fand ihn einfach heiß und er war vom Charakter so schön unabhängig. Das ist 6 Jahre her und ich finde ihn immernoch heiß , aber viel wichtiger ist, dass ich mich unglaublich in ihn verliebt habe. Also ohne zumindest Anziehung geht gar nix. Ich kann mir denken, dass man von dem Mann ansonsten schnell angewidert ist.

Übrigens finde ich es merkwürdig lieber in einer teuren Gegend bei Mutti zu wohnen als etwas weiter weg zu ziehen und flügge zu werden. Auch das mit dem "Wohlstand" ist so eine Sache. Ich weiß ja nicht ob es anstrebsam ist sich furchtbar zu verschulden (in Bezug auf selbst H4 Empfänger haben ein Haus). Wenn allein die Mieten bei euch so hoch sind bekommt auch ein Haus nicht geschenkt. Das was du siehst kann auch nur Fassade sein. Wir arbeiten übrigens beide, sind selbstständig, wohnen in einer bezahlbaren Gegend und können uns trotzdem kein Haus leisten! Also so normal wie du denkst ist das nicht.

Außerdem muss man ja nicht 200km weg ziehen es gibt ja auch noch Vorstädte und Randgebiete. Ich muss zu meinen Eltern auch 20 minuten in die Stadt fahren, aber hier können wir uns wesentlich mehr leisten als in der Stadt.

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Ganz ehrlich? Ich habe das so ähnlich gemacht. Hintergrund: Ich hatte eine ziemlich lieblose Kindheit und bin mit 16 ausgezogen, traf "den Typen" und war mit ihm bis ich 23 war zusammen. Wir lebten schon zusammen, sprachen von Heirat ... dann wurde ich sowas von betrogen, völlig rücksichtslos und gemein und entsorgt wie ein nasser Hund. Er hatte den Mietvertrag alleine unterzeichnet und es kam echt soweit, dass ich wieder zu meinen Eltern ziehen musste.

Dort war ich erst mal Dorfklatschthema #1. Alle meine Freunde waren gerade am Bauen bzw. Heiraten und da ich mir so dringend Kinder wünschte, ließ ich mich auf die wirrsten Sachen ein, einfach, weil ich so Angst hatte, übrig zu bleiben. Ich zog zum Studieren in die Großstadt. Fünf Jahre lang hatte ich echt total miese Beziehungen mit sehr seltsamen Typen, weil ich damals alles besser fand, als "alleine" zu sein (so ein Wochenende kann ewig sein).

Mit 28 traf ich "ihn". Ein netter Kerl, völlig normal, ich versuchte mich ihn zu verlieben, wir hatten Sex und dabei wurde ich schwanger. Guter Rat war teuer und ich habe ihn geheiratet und noch weitere Kinder bekommen.

20 Jahre später unterscheiden wir uns nicht von den anderen Paaren, die wir kennen. Unser Leben ist viel Alltag. Aber wir sind nicht unglücklich.

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Schlaf mit ihm, vielleicht ist es ja der Wahnsinn, damit kann man doch dann etwas anfangen!

Wenn es dir nicht gefällt, würde ich es lassen...

Klar lebt man zu zweit besser als alleine.

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"Klar lebt man zu zweit besser als alleine. "
-> Kann ich nicht unterschreiben. Ich bin auch allein erziehend und lebe mit meinen Kindern allein. Und lieber bleibe ich Single, als dass ich mit jemandem zusammen bin, nur um mit jemandem zusammen zu sein. Guten Sex kann man auch ohne Beziehung haben. Allerdings finde ich eine Voraussetzung für guten Sex, dass man den anderen irgendwie anziehend findet. Das fällt bei der TE offensichtlich raus. Wo soll dann der Wahnsinnssex herkommen?

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Ich kann dich gut verstehen.

Nicht jede Beziehung muss mit tausend schmetterlingen beginnen, und ich denke das gerade die Beziehungen,die eben nicht nur aus Hormonen und rosa Wolken bestehen, gute Chancen haben von Dauer zu sein.

Jetzt kommt das Aber :

Du solltest ihn schon sehr mögen, du solltest dich wohl mit ihn fühlen und auch körperlich . Manchmal kommen Gefühle auch erst etwas später . Ich bin zum beispiel auch nicht der Typ der sich Hals über Kopf verliebt. Bei mir entwickelt sich das ehr.
Und glaube mir existenzielle Not ist der Beziehungskiller Nr. 1 !

Luft & Liebe reichen auf Dauer nicht.
Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, ich verstehe deine Gedanken.

Vielleicht wäre es einen Versuch wert?

Du musst ja nicht gleich heiraten ;)

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Eben.

So wie es für einige abnormal ist und einfach nicht passt, dass Homosexuelle ein Paar sind, ist tes genauso abnormal und unpassend, dass eine Beziehung ohne Gefühle startet, bzw. geführt wird. Und dennoch ist es OK. Ich meine, Gefühle sind ja da... Aber ich bezeichne diese mal als Sympathie. Freundschaft. Na und? Eine lieblose und unrespektvolle Ehe ist ok, nur weil sie mal als Liebe anfing???

Und nochmal eben.

Ist man kopfüber verknallt und es kommt -wahrscheinlich- irgendwann die letzte Enttäuschung, dann handelt und verkraftet man mit größter Wahrscheinlichkeit schlecht. Auf einer, quasi freundschaftlichen Basis, davon ausgehend, dass beide Parteien mit dieser Art von Beziehung einverstanden sind, kann man viel sachlicher miteinander sprechen und auch umgehen. Es sind eben keine tieferen Gefühle im Spiel, denn oft handelt man durch Gefühle und nicht den Verstand. Das ist hier vorranging anders.

Es gibt ja auch das Modell bei dem zwei Leute die nicht zusammen sind ein Kind bekommen. Einfach weil sie wissen, dass es passen würde und einfach aus dem und dem Grund und grundsätzlich weil sie sich gut verstehen. Diese Kinder wachsen mE. viel glücklicher und unbeschwerter auf, als manch andere Kinder die eine kaputt gegangene Beziehung/Ehe mitbekommen, die meist, nicht immer! aber meist im Streit endet und als getrenntes Paar/Elternteil auch weitergeführt wird, bzw. eine lieblose Ehe mitbekommen, nur weil "die Kinder noch zu klein sind um sich zu trennen", bzw. wegen der laufenden Hypothek, der Familie, den grundsätzlichen Erwartungen und überhaupt und sowieso.

Und genau... Es heiraten so viele Leute zu früh, zu unbedacht. Da kann ein rational denkendes "Paar" genauso gut NICHT heiraten und am Ende vielleicht glücklicher sein:-p

53

Plan geht aber nur auf, wenn auch der Mann lediglich freundschaftliche Gefühle für dich empfindet und nicht mehr. Aber wenn ich dich richtig verstehe, ist der Mann in dich verliebt. Und da ist einfach ne Grenze bzw. das führt zwangsläufig zu Problemen und Enttäuschungen. Versetz dich doch mal bitte auch in seine Lage und denk da nicht nur an dich und an deine Vorteile. Er wird darunter leiden.

palo

42

Mach das bloß nicht. Denn damit beförderst du dich von einem Problem (ich will nicht länger alleinerziehend sein) ins nächste (ich ertrage den Mann an meiner Seite nicht).

Du hast doch durch Job- und Ortswechsel eine Chance zur Veränderung vor dir. Ich würde alles dafür tun, aus dieser piefigen und total spießigen Wohnsiedlung rauszukommen, die mich jeden tag ein Vermögen an Miete kosten würde. Was hält dich denn da bloß? Dort findest du wahrscheinlich eh keinen Mann, denn dort wohnen deiner Beschreibung nach nur (nach außen wirkend?) glückliche Familienväter oder aber eben Typen, die noch im Hotel Mama feststecken.

Ich kann verstehen, dass du kein Vertrauen in dein Beuteschema hast und fühlst, dass du da ansetzen musst. Aber dafür einen Mann zur Seite haben, den man nicht liebt, wo es nicht mal kribbelt: Da würde ich mich selbst verraten fühlen. Vor allem ist es unfair diesem Mann gegenüber. Ich meine, versetz dich doch mal in seine Lage. Was muss das ein Schlag fürs (nicht vorhandene) Selbstbewusstsein sein, wenn man mit einer Frau zusammen ist, die einen nur aus Vernunftgründen gewählt hat und null Gefühle erwidert? Die einen wegstößt, sobald man sie anfassen will, keinen Sex zulässt (denn mal ganz echt: Vielleicht "überwindest" du dich mal dazu, aber auf Dauer wirst du nicht mit ihm intim werden wollen.)? Tu ihm das nicht an. Und leb deinem Kind das nicht vor. Gruselige Vorstellung für mich.

Ich bin auch allein erziehend, seit 2 Jahren Single, wohne in einer ziemlich kleinen Wohnung (mit ihren Macken, dafür aber viel Charme) zusammen mit meinen Kindern, weil ich mir eine größere nicht leisten kann, und denke auch manchmal, dass man mit einem zweiten Gehalt an der Seite größere Sprünge machen kann. Aber kommt es darauf wirklich an? Das sind doch echt Luxusprobleme. Dann wohnen wir eben zu dritt in einer kleinen Wohnung, können eben nicht in den Urlaub fliegen, weil 3 Flugtickets mein Erspartes auffressen würden, sondern fahren in eine süße Ferienwohnung an die Ostsee. Drauf geschissen, echt. Dafür versuche ich jeden Tag mit den Kindern mit einfachen Dingen zu genießen, manchmal lassen wirs eben dann auch mal knallen und gönnen uns einen Wellnesstag oder gehen essen. Aber ich verbrate nicht mein ganzes Geld in eine Wohnung in einer sauteuren Gegend und ertrage dafür einen Mann an meiner Seite, der mich irgendwann einfach nur noch nervt. Was ist denn das bitte für ein Leben? Da wirst du schnell dein altes Leben wiederhaben wollen, ganz sicher. Machst dich vielleicht noch (finanziell) abhängig und steckst dann in einer Sackgasse. Wozu das denn?

In mich waren auch Männer verliebt, für die ich einfach nicht "ansprang". Nie im Leben würde ich daran auch nur denken, aus Vernunftgründen mit denen zusammen zu sein. Bzw. hatte ich nach der Trennung vom Kindsvater vor 5 Jahren eine Beziehung, die ich aber beendet habe, weil es einfach nicht passen wollte. Dabei hätten wir auch auf glückliche Familie machen können, ich mag den Mann bis heute supergern.

Leb du dein Leben, freu dich auf eine Veränderung, und mit dem Schwung wirst du vielleicht auf einen Mann treffen, bei dem es passt.
Alles Gute,
palo

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Danke Dir. Dein Text ist sehr aufrichtig und ehrlich und Du hast vollkommen recht! Das Einzige was ich Dir aber noch ans Herz legen möchte ist folgendes:

"Ich bin auch allein erziehend, seit 2 Jahren Single (...)" - Ich bin es seit fast 10 Jahren!!! Also wirklich nachvollziehen kannst Du es nicht. Aber nach dieser Zeit ist es, und das sage ich vor Allem mir gegenüber, legitim darüber nachzudenken, bzw. das worüber ich schrieb in Erwähgung zu ziehen.

Liebe hin oder her... Bislang fuhr ich damit falsch (und mein Gott was habe ich geliebt...!), was nicht bedeutet, dass ich nicht mehr an die Liebe (für mich) glaube... Aber bevor ich weitere 10 Jahre auf die richtige Beziehung warte, dachte ich mir, dass ich die Zeit mit jemandem verbringe, für den ich viel, wenn auch keine Liebe in dem Sinne empfinde. Dass das natürlich in vielerlei Hinsicht nicht optimal ist, ist mir klar. Aber ich empfinde es im Moment genauso nicht optimal alleine zu sein - und das ja, vor Allem in dieser Gegend. Ich bin immer und überall DIE Alleinerziehende. Und obwohl es einen natürlich irgendwann stört, ist das wie andere mich sehen natürlich nicht der Hauptgrund. Es geht einzig und allein um mich, wie ich mich fühle und dass ich eine Veränderung für mich und mein Kind möchte. Das, dem Kind nichts falsches vorleben verstehe ich auch, aber auch das nur halb... Natürlich würde ich dem Kind vorleben, eine Beziehung eingegangen zu sein, die nicht auf Liebe beruht, bzw. damit anfing, aber wenn ich mal aufzähle wie vielen Kindern eine respektlose und unglückliche Ehe vorgelebt wird, bspw. nur um dem Kind (noch eine Weile) eine gemeinsame Elternschaft zu bieten, bzw. es in einem schicken Häuschen aufwachsen zu lassen, finde ich meine Variante weniger schlimm dem Kind gegenüber. Ich bin fest davon überzeugt, dass Liebe nicht mehr wert ist als der Respekt einem Partner/Menschen gegenüber. Und oft ist man durch ein solches "Abkommen" respektvoller und daher auch aufrichtiger zu einander, als ich einer herkömmlichen (Liebes-) Beziehung. Man könnte hier auch das Beispiel von homosexuellen Eltern nennen... Diese lieben sich zwar, aber sind in den Augen vieler Menschen auch nicht das optimale "Vobild" für ein Kind. Und es gibt noch so viele andere Beispiele... Kinder die bei den Großeltern leben, in Heimen... Optimal ist nicht unbedingt immer die Norm.

Aber ja... Schlussendlich... Ob ICH es will ist die Frage und ich denke wahrscheinlich nicht. Aber das liegt hauptsächlich daran, dass ich wahrscheinlich erstmal versuche den neuen Weg einzuschlagen und zu schauen was noch kommt bevor ich mich hier niederlasse - mit wem auch immer:-)

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Ich stand vor ca. 10 Jahren vor einer ähnlichen Entscheidung, allerdings ohne vorher alleinerziehend zu sein. Ich hatte nämlich noch kein Kind, dafür aber einen riesigen Kinderwunsch und eine biologische Uhr, die sehr laut tickte.

Ich hatte auch vorher kein Problem damit, Partner zu finden und habe mich auch leicht verliebt, sogar sehr. Allerdings habe ich dabei ein äußerst destruktives Beuteschema an den Tag gelegt: Ich habe mir zielstrebig die größten Flitzpiepen an Land gezogen, die zwar allesamt charmant, aber ganz sicher nicht beständig waren und erst recht kein Interesse an Familiengründung, Familienleben etc. hatten.

Wäre ich weiter meinem "Instinkt" gefolgt, säße ich vermutlich noch heute kinderlos herum, mittlerweile verbittert, mit alternierenden Beziehungen mit Männern, die Spaß, aber nichts Ernstes wollen.

Also habe ich mich irgendwann entschlossen, jemand vor allem nach dem Kriterium zu suchen, dass er beständig ist und einen soliden Lebenswandel hat und ähnliche Werte wie ich vertritt. Und eine solche Person habe ich auch gefunden und ich habe mich drauf eingelassen, ohne Schmetterlinge im Bauch, dafür mit sehr viel Zuneigung und einem tiefen Gefühl von Geborgenheit. Wir haben geheiratet und eine Familie gegründet und sind seit mittlerweile 10 Jahren glücklich miteinander, haben drei Kinder. Und jetzt, nach 10 Jahren regen sich überraschenderweise bei mir auf einmal Schmetterlinge, wenn ich meinen Mann anschaue!! Wer hätte das gedacht!

Die Vorteile unserer Konstellation sind in meinen Augen, dass wir von Anfang an nicht "blind vor Verliebtheit" waren, sondern uns sehenden Auges füreinander entschieden haben. Wir sind in aller erster Linie ein sehr gutes Team und respektieren einander aus vollem Herzen.

Und ich war mir von Anfang an darüber im Klaren, dass man für eine Beziehung etwas tun muss, dass Glück und Weiterentwicklung als Paar nicht gottgegeben sind, sondern Initiative beider Partner erfordern.

Die Nachteile, wie ich finde, bestehen darin, dass man als Paar auch in Krisen, in die vermutlich jedes Paar irgendwann rutscht, ohne diesen Bindungsmoment auskommen muss, der durch anfängliche Verliebtheit entsteht. Da ist eben kein anfänglicher Gefühlsrausch, an den man sich erinnern und an dem man sich festhalten kann.

Und ich zumindest bin ein Mensch, der sich auch heute immer mal wieder verguckt und der dann kurzfristig versucht ist, die Schmetterlinge gegen das Grundsolide einzutauschen. Allerdings ist es mir das auch in früheren Partnerschaften so ergangen, dass ich mich immer mal fremdverguckt habe, auch wenn ich da anfänglich schwer verliebt war.

Was ich aber glaube, ist, dass man, wenn man eine Entscheidung trifft, wie du sie in Erwägung ziehst, manchmal mehr Disziplin an den Tag legen muss, mehr Willen, die Beziehung durchzuziehen, als wenn man dieses "Der oder kein anderer-Gefühl" im Bauch hat. ICH kann das, ich bin eine treue Seele und liebe meinen Mann, ohne jemals verliebt gewesen zu sein (wobei da in jüngster Zeit ja Erstaunliches bei mir passiert). Kannst du das auch?

Was ich essentiell finde, wenn du wirklich eine solche Entscheidung treffen willst, ist, dass du dich irgendwie körperlich zu dem anderen hingezogen fühlen solltest. Du solltest ihn schon gut riechen können und Sex nicht völlig abwegig finden.

Und du solltest ihn wirklich auf allen Ebenen respektieren und dir das nicht nur einreden.

Du klingst ihm gegenüber etwas spöttelnd (lebt noch bei seinen Eltern, ist untervögelt), das halte ich für kein gutes Fundament. Daher habe ich Bedenken, dir zu raten, es auszuprobieren.

Schlussendlich ist die Liebesehe, so wie wir sie heute kennen und als Ideal im Kopf haben, ja eine relativ neue Erfindung und es gab jahrhundertelang Vernunftehen. Und die waren mit Sicherheit nicht alle unglücklich. Und viele Liebesehen oder Ehen, die aus Liebe geschlossen werden, sind kreuzunglücklich. Insofern verstehe und teile ich deinen Denkansatz.

Schau halt gut hin, was du da machst und tu nichts Unbedachtes. Sich auf jemanden einzulassen bedeutet für mich, langfristig Verantwortung zu übernehmen. Mit den Gefühlen einer Person zu spielen, weil einem der Lebensentwurf reizvoll erscheint, finde ich fies.