Wohnen in der Nähe der Eltern

Hallo zusammen,

mein Freund und ich (beide Ü40) sind seit 2 Jahren zusammen. Seine Eltern wohnen in Ihrem eigenen Miethaus, mein Partner hat dort ebenfalls eine Wohnung. Man lebt also Tür an Tür. Vor einem Jahr bin ich zu ihm gezogen, obwohl ich nicht unbedingt viel davon halte, mit Schwieger(Eltern) so nahe zusammen zu wohnen. Mein Partner - ich nenne ihn Martin - ist ein Familienmensch und liebt seine Eltern sehr. Pro Tag wird mindestens einmal, meist öfter telefoniert, die Mutter bringt Kuchen, er geht rüber zu den Eltern. Es gibt einmal im Jahr eine gemeinsame Kurzreise. Der konservative Vater bearbeitet häufig das Grundstück, wobei er Martin regelmäßig einspannt, ihn dabei dominiert und Anweisungen erteilt wie einem kleinen Kind. Gartenabende mit der gesamten Familie sind nicht selten. Mein Partner liebt dieses Leben und erwartet, dass ich mich "in die Familie integriere". Mich befremdet dieses Innigkeit und empfinde eine nicht Losgelöstheit von der Ursprungsfamilie. Dazu kommt, dass es zwischen mir und der Familie doch eher wenige geistige Berührungspunkte gibt, sie mit mir nicht viel anfangen können und mich ihre Gesprächsthemen nicht interessieren.

Mit gelegentlichen Kontakten kann ich mich arrangieren, aber hier wird das gesunde Maße an Nähe gesprengt, so sehe ich es für mich. Ich wollte eine Partnerschaft, nicht eine Partnerschaft mit Familie, die einen so bedeutenden Raum einnimmt.

Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen/Schwierigkeiten erfahren oder möchte etwas dazu sagen? Ich freue mich

Eva

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> Ich wollte eine Partnerschaft, nicht eine Partnerschaft mit Familie, die einen so bedeutenden Raum einnimmt.<

Das kann ich verstehen, es gibt Menschen die das stört. Aber wusstest Du das nicht, bevor Du zu ihm gezogen bist?

Dein Partner liebt es wie es ist, Du bist so wie es ist zu ihm gezogen. Lösungen, damit niemand zu kurz kommt müsst ihr gemeinsam finden. Versteht er Dein Problem?

Ich bin auch zu meinem Mann gezogen, mit enger Familienanbindung und vor allem Nachbarn, die sich alle lieben und auch spontan besuchen und mal im Garten des anderen spontan versacken - ich finde das toll. Irgendwie ist immer was los - im Winter erholt man sich dann voneinander.

Lichtchen

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Danke Dir, für Deine schnelle Nachricht!

Ich wusste es schon, aber es zu erleben, ist noch mal das Andere. Und aus Liebe habe ich es gemacht, für ihn selbst war es unvorstellbar, mit mir eine eigene Wohnung zu beziehen.

Nein, er versteht mein Problem nicht. Wirft mir "Familienfeindlichkeit" vor. Was so nicht stimmt, aber mit Familienanbindungen kann ich wirklich nicht viel anfangen. Was nicht heißt, dass ich ein gewisses Maß leben kann.

Tja, wir haben kleinere Differenzen nicht ausgetragen, weggeschwiegen; wir hätten Lösungen finden können, hätten wir eher drüber geredet. Jetzt hat es vorgestern richtig geknallt und seitdem haben wir keinen Kontakt. Vielleicht es jetzt endgültig vorbei.

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Oh Mist, das klingt nicht gut.

Naja, das sind letztendlich verschiedene Lebensentwürfe. So wie ich wohne, eng mit den Nachbarn, jeder kennt jeden und weiß alles von ihm, wenn mal das Auto in der Einfahrt steht in der Woche wird schon gefragt, ob man krank ist, spontane Besuche etc. - ich kenne genug Leute die da die Krätze kriegen würden. Ich mag das, ich bin so aufgewachsen.

Ihr seid letztendlich erst kurz zusammen und Du bist zu ihm gezogen, obwohl Du das schon nicht mochtest - und Riesenfehler in meinen Augen, ihr habt nicht geredet. Wie Du es sagst, man hätte vielleicht Lösungen finden können - aber früher.

Vielleicht war es ja nur ein reinigendes Gewitter und ihr findet nochmal einen Weg?

Könnte eine Lösung sein, dass er Dir mehr Rückzug und Ruhe gönnt und gewisse Dinge alleine mit den Eltern macht? Oder willst Du ihn dann auch für mehr "paarzeit" an deiner Seite haben, eigentlich?

Wobei... aus manchen Dingen gibt es einfach keinen Ausweg, wenn der Garten zum Familienfestgarten spontan mutiert - biste eben mittendrn #gruebel

Lichtchen

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Hallo!

Wir leben mit meiner Mama im gleichen Haus, sehen uns jeden Tag, telefonieren auch manchmal zusätzlich und fahren zwei mal im Jahr gemeinsam auf Urlaub.

Wenn mein Mann das nicht ebenso gern machen würde wie ich, würde das hier definitiv nicht funktionieren. Dann müsste man sich überlegen, woanders hinzuziehen.. was in unserem Fall reichlich bescheuert wäre, da wir hier gratis in Traumlage leben.

Aber bei euch ist es doch eigentlich easy, ihr habt keine gemeinsamen Kinder, oder? Da kann er bei seinen Eltern bleiben und du suchst dir eine süße kleine Wohnung.

LG Claudi

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Hallo Claudi,

nein, wir haben keine Kinder. Ich habe noch eine kl. Wohnung - die hatte ich nicht aufgegeben. Aber ob das eine Option auf Dauer wäre... eigentlich möchte ich lieber mit ihm zusammen leben.

Lg, Eva

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Aber wie soll es da einen Kompromiss geben? Er findet es toll und will da wohnen bleiben, du absolut nicht. Da bleiben wohl nur getrennte Wohnungen oder ein getrenntes Leben.

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Ich befürchte auf Dauer kann es nicht funktionieren.
Er fühlt sich mit dieser Situation wohl, du nicht.
Er kann sich nicht in deine Lage hineinversetzen, dich verstehen.
Wie wäre es, wenn ihr wieder separat wohnt?

Viele Grüße

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Ja, das hatte ich mir auch überlegt, zumindest eine Zeit lang, wenn wir uns wieder annähern, wenn es die Chance denn noch gibt. Nur auf Dauer kann ich mir das nicht vorstellen, denke ich, ich lebe mit meinem Partner lieber zusammen.

Lg, Eva

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Ein Wort: Ausziehen. Seiner Auffassung nach bringst du dich zuwenig ein, du willst umgekehrt (was ich persönlich übrigens sehr gut verstehen kann) nicht unter der Tatsache, dass dein Freund unter der Fuchtel zu stehen scheint (wobei er das ja offenbar anders empfindet), leiden.

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Was für ein tolles Familienleben!
Das wünschen sich viele, das es so im Einklang ist, stressfrei und womöglich steht einer für den anderen ein.

Du bist kein Familienmensch, dann lass es gleich, denn das gibt nur Stress.
Ich kenne einige Mehrgenerationshäuser, wo es prima klappt. Nicht jeder nimmt sich besonders wichtig, stellt sich als " besser dar..."

Wenn es nicht dein Ding ist, sag es klar und deutlich. Du kannst dir eine eigene Wohnung nehemen aber ehrlich, er wird seine Familie nicht wegen Dir vernachlässigen.

lg
lisa

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Man kann niemanden zu etwas machen, was er nicht ist. Und ich vermute stark, Du bist nicht die richtige Frau für ihn bzw. er ist nicht der Partner, der Dich auf Dauer glücklich macht.

Getrenntes Wohnen wäre hier die Lösung und ein paar Schritte aufeinander zu. D.h. wenn er Zeit mit Dir verbringt, sollte er beispielsweise auch nicht für die Eltern telefonisch erreichbar sein. Da reichen auch zwei drei schriftliche Nachrichten hin und her. Umgekehrt braucht er Zeit mit seinen Eltern, dabei spielt es auch keine Rolle, ob diese ihn dann herumkommandieren oder bemuttern. Scheint ihn ja nicht zu belasten und Du musst Dir das ja nicht ansehen. Weisst Du, was ich meine? Kompromisse.

Das Problem ist aber, getrenntes Wohnen kommt nicht in Frage, das schließt Du kategorisch aus. Und er möchte, wenn ich das richtig verstehe, eigentlich eine Partnerin haben, die sich vollständig in die Familie einfügt und mit den Gartenabenden glücklich ist, wie er. Das heißt, Euer beider Motto ist "ganz oder gar nicht" und an der Stelle hat es jetzt gekracht, weil das eben nicht funktionieren kann. Insofern würde ich es bei der Trennung belassen.

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Hi,
war er denn schonmal emanzipiert von seinen Eltern oder hat er immer mit ihnen in einem Haus gewohnt?
Wobei das wahrscheinlich auch egal ist, da ihr ganz unterschiedliche Ansprüche habt.
Du bist zu ihm gezogen, somit hast du ja damals einen Riesenschritt auf ihn zugemacht. Jetzt merkst du, dass das so für dich nicht richtig funktioniert, was ich übrigens nachvollziehbar finde, eigentlich ist er jetzt dran, einen Schritt auf dich zuzugehen.
Sieht aber so aus, als würde das nicht passieren...

vlg tina

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Ich sehe für euch keine Zukunft.

Er hat ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Familie, legt Wert auf Kontakt und wird diesen - dir zuliebe - nicht einschränken.

Du magst diesen innigen Kontakt nicht, es befremdet dich und "geistige Berührungspunkte" (was auch immer das sein soll) siehst du auch nicht. Anscheinend hast du auch nicht wirklich Interesse daran, den Gesprächsthemen der Familie beizuwohnen.

Da ich davon ausgehe, dass auch in Zukunft ein Großteil der Freizeit deines Freundes in Gegenwart der Familie ausgelebt wird, wirst du dich entweder damit arrangieren müssen oder du suchst dir einen Mann ohne Familienanschluss.

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Ich könnte das auch nicht. Aber er wird nicht ausziehen, von daher bleibt nur Trennung oder Beziehung in zwei Wohnungen, was ich persönlich gar nicht schlecht finde. Gerade jetzt mit Ü40 würde ich mein eigenes Reich bevorzugen.