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Hallo!

Lass Dich nicht verunsichern! Du bist ganz klar im Recht - sowohl juristisch, als auch moralisch. Verstehe nicht, warum Dein Mann da so ausflippt!

Ich kenne diese Situation. Ich habe im Sozialversicherungsbereich gelernt und im Zuge dessen bei einer Krankenkasse gearbeitet. Auf diese Weise hatte ich natürlich Zugang zu extrem sensiblen Daten, auch von etlichen Menschen, die ich kenne/kannte. Nicht nur Diagnosen, Krankschreibungen usw. sondern auch z.B. Beitragsschulden bei Selbstständigen, offene Rechnungen, Pflegeangelegenheiten evt. Dinge wie Drogen - oder Alkoholmissbrauch, Fehlgeburten, psychische Behandlungen usw. Auch über Familienmissstände usw wusste man Bescheid, wenn man wollte.
NIEMALS habe ich je auch nur ein Wort darüber verloren oder mir selbst dem Betroffenen gegenüber etwas anmerken lassen, wenn ich mal jemandem begegnet bin, von dem ich unangenehme Dinge wusste.

Besonders betroffen war ich, als jemand aus meinen verwandtschaftlichen Umfeld eine Beziehung mit einer "schwierigen" Person einging. Ich habe über diese Person Hintergründe und Informationen gehabt, die sehr vieles in einem anderen Licht hätten scheinen lassen. Ich hätte eine Hochzeit verhindern können, wenn ich gewollt hätte. Das habe ich nicht getan. Ich habe noch nicht mal Andeutungen gemacht, auch nicht Personen gegenüber, die richtige Vermutungen angestellt haben.
Was das betraf, war ich wie zwei völlig unterschiedliche Menschen. Mein "Job-ich" und mein "Privat-ich". Das war definitiv nicht zu vereinbaren.

Umgekehrt: Nachdem ich aus dem Konzern ausgeschieden war, waren meine eigenen Daten nur zwei Jahre lang für die übrigen Mitarbeiter gesperrt. Danach offen für meine Ex Kollegen zugänglich. Ich hatte zwischenzeitlich zwar gewechselt, aber eine ehemalige Kollegin, die mir sehr übel gesonnen war, hat immer mal wieder zur allgemeinen Belustigung meine Daten (ich bin schwerst chronisch krank) aufgerufen und damit Quatsch unter den Kollegen gemacht. Das weiß ich von einem engen Freund, der ebenfalls Kollege war/ist und bis heute im Unternehmen arbeitet. "Leider" hat sie niemals nachweisbar außerhalb des Hauses über meine privaten Daten gesprochen, sonst hätte ich sämtliche juristische Schritte eingeleitet.
Unter Umständen hätte ich das sogar in dem vorliegenden Fall tun können (was damals dort abging erfüllte auf jeden Fall den Tatbestand "üble Nachrede"), aber zum damaligen Zeitpunkt reichte weder meine Energie aus, noch hatte ich Interesse erneut ins Zentrum des Tratsches zu rücken durch so etwas.


Also:
Dein Mann muss respektieren, dass Du kein Wort darüber verlieren wirst! Punkt!
Außerdem hast Du kein "Geheimnis in der Ehe". Als ich die Überschrift las, dachte ich erst an so etwas wie eine Story aus Deiner Vergangenheit, geheimes Geldversteck, uneheliche Kinder, Affären, Betrug... irgendwas, was Euch als Paar betrifft. Das tut es aber gar nicht. Es hat nichts mit Euch und Eurer Ehe zu tun. Und auch nichts mit dem Vertrauen zwischen Euch.
Lediglich mit dem Vertrauen zwischen dem Neffen und Dir und Deinem Arbeitgeber und Dir!

Alles Liebe

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Mir würde sich die Frage stellen, mit was für einem Mann ich verheiratet bin, der a) von mir will, dass ich meine Schweigepflicht breche weil er b) Tratsch über ein Familienmitglied hören will. Und dann ist er auch noch beleidigt? Was geht denn mit dem..

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Bevor ich Streß in der Ehe bekomme, hätte ich den Auftrag wegen Befangenheit abgelehnt und den Neffen an einen geeigneten Kollegen geschickt.

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Warum soll sich die Frau in ihrer beruflichen Tätigkeit einschränken, weil ihr Mann nicht dazu in der Lage ist, berufliche Verschwiegenheitsverpflichtungen zu respektieren?

Da würde mich schon interessieren, ob du es umgekehrt auch so sehen würdest, wenn sie ihn über berufliche Geheimnisse ausforschen würde und er nur den Ausweg hätte, einen Auftrag abzulehnen, damit de Frau nur ja nicht am Rad dreht.

Dass es Stress in der Ehe gibt, liegt hier ausschließlich in seinem Verhalten, das professionelles Verhalten nicht respektiert.

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Natürlich hast Du eine Schweigepflicht und dass Du diese ernst nimmst, ist völlig richtig. Im Übrigen unterliegen die meisten Arbeitnehmer sowie andere Berufe, die schon vom Berufsstand eine Schweigepflicht beinhalten (Juristen, Ärzte etc.), einer Verschwiegenheit, sofern es Teile der Arbeit im Unternehmen betrifft, die confidential sind.

Dass Dich Dein Mann hier unter Druck setzt, scheint mir völlig skurril. Er sollte doch wissen, dass er Dich damit potentiell in eine Konfliktsituation bringt. Und dass diese Dinge mit seiner Person bzw. mit seiner Beziehung zu Dir absolut nichts zu tun haben.

Genau dort liegt ja vermutlich Dein Problem, losgelöst von Deiner Frage, das Du Dich richtig und regelkonform verhälst, wie die meisten Dir hier auch bestätigen.

Ich habe keine Ahnung, wie Du Deinem Mann klar machen kannst, dass nun mal, berufsbedingt, Grenzen der Information ihm gegenüber existieren. Vielleicht ist er generell verunsichert und ihn plagen ganz andere Ängste, dass er hier nun an dieser Stelle so unsouverän reagiert.

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Mir wäre das wurscht, ob es um berufliche Verschwiegenheit oder etwas, das mir jemand privat anvertraut hat - ich halte den Mund, auch vor meinem Mann, vor allem und gerade dann, wenn er die betroffene Person kennt, noch dazu besser kennt als ich selbst. Wenn er was wissen will, soll er seinen Neffen selbst fragen, und dann kann DER entscheiden, ob er es deinem Mann erzählen will oder nicht. Wenn nicht, wäre es von Dir der totale Vertrauensbruch, es ihm trotzdem zu erzählen, was Dir noch dazu beruflich anvertraut wurde.

Ich hatte mal umgekehrt eine ähnliche Situation. Ich war bei einem Psychologen nach einem schweren Schicksalsschlag, um mir ein leichtes Antidepressivum verschreiben zu lassen. Im Vorzimmer bei dem saß die Schwester eines damaligen Kollegen - was ich aber nicht wusste. Dies erfuhr ich dann, als er kurz darauf auf einer Betriebsfeier betrunken unter allen Kollegen herumposaunte, dass ich zum "Irrenarzt" gehe und Psychopharmaka nehme. Ich habe mich daraufhin bei dem Arzt als Patientin abgemeldet und auch den Grund genannt. Die Dame flog achtkantig raus. Mein Kollege hat sich danach zwar bei mir entschuldigt, aber so kann es halt ganz schnell gehen.

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Dein Mann benimmt sich wie ein Kind! Fühlt er sich jetzt ausgeschlossen, weil er was nicht wissen darf?

Es geht ihn nichts an! Fertig!
Lass ihn schmollen und du behandelst den Neffen weiterhin wie alle Kunden.

Alles Gute

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Egal ob seelsorgliche oder ärztliche Verschwiegenheit: Sie gilt und sie ist zu respektieren.

Nein, du darfst nicht sagen, was dir irgendjemand anvertraut hat, gerade, wenn es um Menschen geht, die er kennt. Es wäre ein Vertrauensbruch, wenn du deinem Mann sagen würdest, worüber geredet wurde. Ganz unabhängig davon, ob dein Mann es weitersagt o. Ä.
Du bist da völlig im Recht.

Ich war mal in einer ähnlichen Situation wie dein Neffe, nur dass "dein" Mann in dem Fall einer meiner Professoren war, bei dem ich zusätzlich als Hilfskraft gearbeitet habe.
In dem Gespräch ging es zwar nicht um irgendwelche tiefen "Geheimnisse" o. Ä. Die meisten Dinge hätte ich meinem Prof auf Rückfrage hin wahrscheinlich auch erzählt. Trotzdem habe ich es als sehr positiv wahrgenommen, dass seine Frau ihm nur gesagt hat, dass sie einen Termin hat, aber nicht, wer kommt.

Und selbst ohne die berufliche Verschwiegenheit sind Ehepartner (und ich bin ein großer Fan von Offenheit in Beziehungen) nicht verpflichtet, alles weiterzusagen, was ihnen anvertraut wurde. Natürlich würde ich in bestimmten Fällen meine Sorge mit meinem Partner teilen, aber dann würde ich eher allgemein sagen, dass etwas los ist, anstatt alles zu erzählen.
Aber bei beruflicher Verschwiegenheit muss man immer komplett schweigen.

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Wie würde es dein Mann finden, wenn du zu seinem Arzt gehst und Infos möchtest?

Es gibt nicht umsonst die Schweigepflicht.
Dass sich sein Neffe an dich gewendet hat, zeigt, dass er dir vertraut.

Welcher Vertrauensbruch wäre es, wenn du es weitererzählst? Noch dazu mit Schweigepflicht? Als Neffe würde ich dir dann gar nichts mehr erzählen und deinem Mann schon gar nicht.

Wenn es deinem Mann wichtig ist, kann er seinen Neffen selbst fragen. Bzw. wenn sein Neffe ihm vertraut, kann er es mit seinem Onkel besprechen.


" was mir mein Mann wahnsinnig übel nimmt. Er sieht darin einen furchtbaren Vertrauensbruch. "

Nun, sein Neffe wird schon seinen Grund haben, warum er es seinem Onkel nicht erzählt. Zeigt nicht gerade von Vertrauen.

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Grüß Dich!

Das geht Ihn Nichts an, weil man nur dir etwas anvertraut hat und das ist eine sehr
sehr große Anerkennung!

Du bist ein selbstdenkender Mensch mit eigenen Facetten und hast das Recht auf
ein eigenes Lebensfeld, parallel zu Ehe.


Mir scheint daß, da auch Eifersucht und Angst vor Kontrollverlust mitschwingt.

Ich habe solche Gespräche auch und würde um Nichts in der Welt dieses Vertrauen enttäuschen wollen.

Bleibe unbedingt dabei und versuche in ruhigem Ton deinen Standpunkt zu
verteidigen!

#winke

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Ganz abgesehen von diesem konkreten Fall innerhalb der Familie....

Kein Mitarbeiter hat abends auf dem Sofa Firmeninterna vor dem Partner auszuplaudern. Ich arbeite im ÖD als Assistentin des Amtsleiters. Da geht fast alles für und vom Chef über meinen Schreibtisch. Selbst Kollegen gegenüber darf ich nicht munter rausplappern, dass Kollegin xy schwanger ist oder Kollege Y an Krankheit Z leidet und eine Reha deswegen antritt. Das selbe gilt für Freunde und Familie zuhause, die das nichts angeht.

Ich darf nicht einmal ausplaudern, welche Einsätze gefahren wurden. Obwohl das ein oder andere auch am nächsten Tag in der Zeitung steht.

Frag deinen Mann mal, wie er es finden würde, wenn die Arzthelferin euren Nachbarn erzählt, dass er sich ne Geschlechtskrankheit eingefangen hat.