Sind Online-Freundschaften "krank" ??

Hallo zusammen,

Folgende Situation: Ich bin Ende 40, zwei Kinder, getrennt lebend, gerade dabei, mein eigenes Leben aufzubauen, mit Freude daran. Meine Ehe war am Ende nur noch die Hölle (Alkoholismus, psychische Gewalt, unter der auch die Kinder litten), ich wollte am Ende nur noch da raus und bin froh, es geschafft zu haben, freue mich auf und an meiner Zukunft ohne Partner.

Allerdings pflege ich seit 2 Jahren eine enge rein schriftliche Freundschaft zu einem anderen Mann. Er ist vergeben, hat auch Kinder, und lebt in einem anderen Land. Ich habe keinerlei Wunsch, diesen Mann im realen Leben zu treffen, bin froh, dass er vergeben und weit weg ist. ;-) Ich genieße einfach nur die vertraute enge Freundschaft, die entstanden ist über diese Jahre. Es ist schon auch ein schönes kribbeliges Gefühl und manchmal auch flirtig, aber mehr als das brauche und will ich nicht. Ich freue mich einfach nur über jede Nachricht von ihm und unsere teils stundenlangen abendlichen/nächtlichen Gedankenaustausche. (Mir ist natürlich klar: Er kann auch nicht glücklich sein mit seiner Partnerin, auch wenn er das nie offen ausspricht, aber er bräuchte ja nicht mich so sehr, wenn er mit IHR auf einer Welle wäre, er sagte auch schon öfter, er ist nur wegen der Kinder noch bei ihr. Aber das ist ja seine Baustelle, nicht meine, ich habe da weder Hintergedanken noch Hoffnung auf mehr, im Gegenteil, bin froh über den Schutzschild "Ehefrau", der ihn abhält, mehr von MIR zu wollen und zu erwarten.)

Nun ist es aber so, dass meine beste Freundin null Verständnis hat für Online-Freundschaften und mich da nun etwas verunsichert hat. Sie versteht nicht, warum ich diesen Kontakt pflege und Wert darauf lege. Für mich ist es aber gerade als Alleinerziehende sehr viel einfacher, so einen Onlinekontakt zu pflegen als einen realen Kontakt in der Intensität zu haben. Weder kann und möchte ich abends stundenlang Besuch haben, wenn die Kinder schlafen, noch selbst so regelmäßig ausgehen aus demselben Grund. Auch nächtliches telefonieren ist wegen der Kinder dann ja nur im Flüsterton möglich. Ist das denn echt so strange, dass ich dann, wenn abends Ruhe einkehrt, lieber zum Handy greife und noch ein bisschen chatte mit jemandem, der mir gut tut, während im TV noch irgendwas halbinteressantes läuft, bevor ich schlafe, noch ein bisschen mit einem Erwachsenen austauschen, der mir gut tut?

Sie meint, ich verliere so den Bezug zum realen Leben, weil dieser Kontakt so einen Stellenwert hat, der stünde ja noch über ihr bei mir (was nicht stimmt, es ist gar nicht vergleichbar für mich). Und ich würde nie wieder einen anderen Mann kennenlernen so. Was ich aber ja gar nicht will und brauche, bin doch froh, dass ich meine Ruhe hab jetzt erstmal von "realen" Männern.

Wie seht Ihr das? Ich empfinde diesen Kontakt als bereichernd und praktisch noch dazu, da ich ihn prima in meinen Alltag integrieren kann, in dem sich sonst fast alles nur um Job und Kids dreht. Ich treffe trotzdem regelmäßig an den kinderfreien Wochenenden auch Familie und Freundinnen im Reallife, aber ist es denn echt so strange, dass ich "einsame" Singleabende mit so einer Online-Gesellschaft bereichere, statt wie Bridget Jones irgendwann noch verzweifelt bei "All by myself" in mein Weinglas zu heulen? Ich denke, dieser Mann SCHÜTZT mich auch davor, irgendwann mich einsam zu fühlen und mir dann verzweifelt wieder irgendeinen Arsch ins Haus zu holen, der am Ende wieder mir und den Kindern nicht gut tut.

HIER kann nix passieren, ich habe mein Kribbeln, meine Aufmerksamkeit, meine erfüllenden Gespräche, mehr brauche und will ich nicht. Ist das echt so strange und "krank", wie meine Freundin es findet (die keinerlei Kontakte online hat und hatte im Leben und das einfach nicht verstehen kann). Ich sehe das wie moderne Brieffreundschaften. Was sagt Ihr? Danke!

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Das passt schon, lass dich nicht verunsichern. Allerdings sollte man immer etwas auf der Hut sein, aber das machst du eh., Ich kenne jetzt schon mehrere die ihre große Liebe per Mausklick kennengelernt haben.

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Das kann ich nur bestätigen #pro

@TE: Heute lernen sich viele Menschen über das Internet kennen, manche davon sogar lieben.
Das sind einfach die modernen Medien und der moderne Weg der Kommunikation.
Ein wenig Vorsicht bei der Sache schadet nicht, aber ich würde diesen Weg keinesfalls als krank bezeichnen.

Ich wünsche Dir ein schönes Osterfest #blume

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Ja, es ist eine moderne Brieffreundschaft. Ich habe dieses Jahr beispielsweise Freunde von mir getroffen, die ich seit mindestens 2007 aus einem MMORPG kenne und vorher noch nie gesehen habe. Wir sind extra nach Hamburg gefahren, um den 40. Geburtstag meiner Freundin mitzufeiern und es war total schön. Nun kommen sie kurz auf dem Weg in den Urlaub bei uns vorbei.

Was einem eine Freundschaft gibt ist individuell und kann heutzutage auch tatsächlich nur virtuell sein. Es gibt auch professionelle Anbieter für Online- und Brieffreundschaften international. Vielleicht kann sie es besser nachvollziehen, wenn sie sowas mal googelt? Natürlich kann es aber auch einfach sein, dass sie denkt, früher oder später wird der Mann mehr von Dir wollen und Dich bedrängen. Aber, da Du ja schon groß bist, wirst Du das bereits durchdacht haben. ;-)

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Hi
Ich habe seit 5 Jahren eine Online Freundin. Damals hier bei Urbia kennen gelernt.
Wieso soll das nicht möglich oder gar komisch sein?!
Hättest du jetzt gar keine realen Kontakte mehr, ok-das wäre komisch...
Aber so wie du es beschreibst, bereichert es dich und so soll es sein 😉
Also weiter machen
Frohe Oster-Tage 🐰 liebe Grüße

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Danke Euch, das beruhigt mich, sehe ich alles genauso. Ich finde es in der heutigen Zeit so eine Bereicherung, auf diese Art Menschen kennenzulernen, die man unter normalen Umständen nie kennengelernt hätte. Außerdem schafft die physische Distanz komischerweise mentale Nähe, denn dadurch, dass der Andere weit weg ist, kann man sich viel mehr öffnen und vertraut sich mit der Zeit Dinge an, die man vis à vis so schnell keinem erzählen würde aus Scham oder Angst, der tratscht es weiter. Hier kann keiner tratschen, denn wir haben keine gemeinsamen Kontakte. ;-)

Wir finden das beide sehr wertvoll und scherzen schon, dass wir wohl noch im Altenheim texten werden, nennen es unseren kleinen virtuellen Mikrokosmos, in dem es nur ihn und mich gibt, unsere eigene kleine Welt, in die es uns beide immer wieder zieht, wenn der Alltag getan ist und man zur Ruhe kommt. Andere spielen Computerspiele, lesen ein Buch oder gucken einen Film zur Entspannung, wir haben unseren Austausch.

Und sehe es auch so, solange der Alltag und das reale Sozialleben darunter nicht leiden, kann doch etwas, was mir gut tut, nicht schlecht sein. 🤔

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Ich verstehe Dich sehr gut! Hier würden wahrscheinlich einige mit Steinen auf mich werfen, aber ich pflege einige virtuelle Kontakte schon längere Zeit, davon auch einen seit zwei Jahren: Natürlich spielt es auch eine Rolle, dass es sich bei dem anderen um einen Mann handelt, aber es steht nicht zur Debatte, dass wir uns real treffen: Ich bin verheiratet (ja, nicht in allen Bereichen glücklich), er ist geschieden und lebt - vielleicht auch zum Glück - am anderen Ende Deutschlands.

Über die Zeit hat sich ein unheimliches Vertrauen entwickelt, und wir merken beide, dass uns der Kontakt gut tut. Natürlich: Man muss aufpassen und immer schön auf dem Teppich bleiben: Eheprobleme sind ganz klar etwas, was mein Mann und ich zusammen angehen müssen, aber über all die vielen anderen Dinge in dieser Welt chatten wir miteinander, und akzeptieren aber auch genauso, wenn das reale Leben einfach mal vorgeht.

Du scheinst mir doch eine gestandene Frau zu sein: Also lass Dich nicht kirre machen und genieße es als das was es ist: Ein Plus!

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Ich kannte meinen Mann (und werdenden Vater meines Kindes) bereits 3 Jahre bevor wir uns das erste Mal getroffen haben aus einem Onlinerollenspiel ;)

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Vielleicht ist sie eifersüchtig, bzw hat Angst, dass du dich irgendwann verliebst und zu ihm ziehst.

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Ja, ich glaube, sie hat Angst, ich habe mich da zu sehr reingesteigert und erhoffe mir davon mehr als das, was es ist, aber das ist überhaupt nicht der Fall, im Gegenteil, bei dem Gedanken, der könnte plötzlich mir schreiben "Ich habe mich getrennt und möchte Dich sehen", fühle ich mich gar nicht wohl, ich würde sogar befürchten, dass diese Freundschaft im Reallife gar nicht funktionieren würde und nicht halb so schön wäre wie es sie es jetzt ist. Jetzt ist es was Besonderes, ich möchte das gar nicht verlieren und zu meinem normalen Alltag irgendwann machen, dann wäre es ja NICHTS Besonderes mehr.

Und dass mich andere Männer dadurch nicht mehr interessieren, ist auch nicht der Fall. Ich bin durchaus keine realen Flirts nicht abgeneigt, aber dadurch, dass ich durch diesen Kontakt keine Einsamkeit verspüre wie es normalerweise bei mir sicher sonst der Fall wäre irgendwann, bin ich locker und suche keinen neuen Partner. Sollte sich was ergeben, wunderbar, wenn nicht, auch gut, ich bin zufrieden so wie es ist und gegen einsame Abende zwischendurch helfen ich meine regelmäßigen Chats. ;-)

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Sorry für die vielen Schreibfehler, weiß auch nicht, was da gerade los war. #augen

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Hallo,

ich hatte auch fast zwei Jahre Kontakt zu einem Mann online, ob wohl wir nur 50km auseinander gewohnt haben. Meine Freunde fanden es auch ganz merkwürdig, ich habe den Kontakt weiterhin erhalten. Mittlerweile sind wir fast 10 Jahre verheiratet und haben 2 Kinder. Lass es weiter laufen, wenn es sich zu anfühlt und wenn es mehr wird, was sollst.

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Früher gab es Brieffreunschaften, heute ist das digitalisiert. Wo ist das Problem? Alles gut, ich finde es toll, wenn man wenn zum Austausch hat.

Einziges Problem: Du weißt absolut nicht was davon echt ist.

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Ich habe viele Freunde, die ich einst online kennengelernt habe.... und das war 2006, auch nach meiner Trennung. Bis auf einen sind alle hier aus der Umgebung und man sieht sich natürlich auch im echten Leben. Damals waren wir alle Singles.
Den einen hab ich auch noch nie gesehen, zwar telefoniert, aber er wohnt viel zu weit weg. Hab ihn in einem Trennungsforum 2006 kennengelernt.
Meinen Mann kenne ich zwar aus dem richtigen Leben, aber anfangs nur vom Sehen. Und dann hat er mich ohne zu wissen wer ich bin auf einer Singleseite angeschrieben. Nach ein paar Mails kam dann: äh... dich kenn ich doch. 😉
Leute die sowas noch nicht erfahren haben, finden das bescheuert. Weil sie es einfach nicht wissen können.

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"Sie meint, ich verliere so den Bezug zum realen Leben, weil dieser Kontakt so einen Stellenwert hat, der stünde ja noch über ihr bei mir (was nicht stimmt, es ist gar nicht vergleichbar für mich). Und ich würde nie wieder einen anderen Mann kennenlernen so. Was ich aber ja gar nicht will und brauche, bin doch froh, dass ich meine Ruhe hab jetzt erstmal von "realen" Männern."

Das wären auch meine Bedenken als Freundin.

So lange du den Bezug zum realen Leben nicht verlierst, ist doch prima.
Ich rate dir aber dennoch, dich selbst immer wieder auf die Probe zu stellen. Bist du abhängig von ihm? Was ist, wenn mal keine Nachrichten kommen? Wirst du dann nervös oder unruhig?

So lange es dir gut tut und du keine "Entzugserscheinungen" hast, ist prima.

Dass du keinen realen Mann mehr möchtest, ist nachvollziehbar.
Andererseits macht das die Bedenken deiner Freundin etwas realer.


Es kann gut tun, mit jemandem online zu schreiben; Foren sind ja ähnlich.
Andererseits besteht aber auch wirklich die Gefahr, sich darin zu verlieren.
Schleichend. Käme es aprupt, würde es ja auch auffallen.
Daher achte selbst immer wieder auf die Anzeichen, wie es dir geht damit. Ob es Flucht ist oder echter Austausch. Achte darauf, dass du nicht abrutschst.

So lange du das gut für dich trennen kannst, auch von den Gefühlen her, sicher ist, dass er nicht vor der Tür stehen wird; du selbst auch abschalten kannst, wenn es gerade nicht geht, dann passt es soweit.

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Danke Dir für die Denkanstöße. Nein, ich werde nicht nervös, wenn wir mal ein paar Tage nicht schreiben, habe genug andere Zerstreuung, meist schreiben wir eh nur, wenn er sich zuerst meldet, denn seine Partnerin hat das nicht so gern und da muss er oft dann eh mal ein paar Tage zwischendurch das Handy aus der Hand lassen. Das ist aber auch vollkommen okay, jeden Tag haben wir uns ja auch nix zu erzählen.

Auf der Matte stehen würde er glaub ich nie, da hätte er viel zu viel Angst davor, der will ja auch nix von mir außer schreiben. 😁 Da ist ja null Romantik zwischen uns, ich hab ihn als Mensch einfach total liebgewonnen und umgekehrt, aber das Herz schlägt nicht höher und das ist auch gut so, alles andere wäre mir schon wieder viiiel zu kompliziert. 😅