Warum harren soviele Menschen aus?

Hallo,

wenn ich hier in der rubrik so lese, stelle ich immer wieder erschreckendes fest. Also für mich erschreckendes.

Das Menschen ewig lange in wirklich schlechten Beziehungen festklemmen und sich nicht lösen.

Ich frage mich dann, warum sind diese Menschen so leidensfähig? Was treibt sie um, so lange an ungesunden Verbindungen festzuhalten?

Ich empfinde das ab einem gewissen Punkt als Zeitverschwendung. Warum machen diese Menschen nichts aus sich und ihrem Leben, sondern vertrödeln es mit fruchtlosen Diskussionen, lassen sich belügen, betrügen, finanziell ausnehmen, erniedrigen, sind sexuell frustriert oder Partner ist einfach nur stinklangweilig?

Warum krempeln diese Menschen nicht die Arme hoch, nehmen ihr Leben in die Hand und starten neu durch? Warum diese Abhängigkeiten bis zur Selbstaufgabe?

Meist sind es ja Frauen. Vielleicht, weil sie emotionaler sind. Männer dafür sind oft wie Kinder, die sich bequem in Mutters Schoß legen.

Ich finde, die üblichen Argumente wie Kinder, Haus, Hof, Finanzen etc. sind keine Gründe, um sein Leben so dermaßen zu verschwenden.

Mich erschreckt es, dass sich so wenig Menschen darüber bewusst sind, wie wertvoll sie sind und vor allem: Wie wertvoll die kurze Lebenszeit ist, die wir alle haben.

Wie kurz! Schon gleich kann das Leben vorbei sein. Und dann? Ok, vermutlich werden die Gebeutelten denken...Gott sei Dank, dann bin ich jetzt wenigstens den Idioten los und muß dieses traurige Leben nicht mehr leben.
Aber ist das nicht schade?
Ich möchte jeden hier gerne an die Hand nehmen und schütteln, so leid tut mir dass, wenn ich das lese. Oder in meinem wirklich großen Freundeskreis miterlebe.

Gru-sel-ig!

Nein. Ich war nie so. Und ich frage mich, ob es noch mehr Menschen hier gibt, die so sind wie ich. Ihr Leben in die Hand nehmen/genommen haben, keine Scheu vor Entscheidungen haben, jede Sekunde LEBEN und sich von Lasten befreien, ohne mit der Wimper zu zucken.

Wie kann man denjenigen helfen, die schwach sind? Ich denke da wirklich schon lange darüber nach.

Eigentlich will ich gar nichts dazu hören, ich wollte nur mal meine Gedanken aufschreiben, ist ja wie ein Tagebuch hier.

LG

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Ich werde dir meine Geschichte erzählen in der Hoffnung dich zum Nachdenken zu bringen. Als Kind wurde ich misshandelt und auch missbraucht, verwahrlost und vernachlässigt, war bereits als junge Frau in Therapie und mein Leben schien sich dann um 180 Grad zum Besseren zu wenden. Ich studierte, heiratete, bekam ein Kind, ging arbeiten und es ging mir gut. Meine Vergangenheit war nur ein Schatten. Nach der Trennung von meinem Exmann, die Luft war einfach nach vielen Jahren aus der Ehe raus und wir trennten uns einvernehmlich freundschaftlich ging ich als gestandene beruflich erfolgreiche und sozial beliebte Frau eine Beziehung ein die mich fast mein Leben gekostet hat und das wortwörtlich.
Anfangs war alles schön und ich dachte endlich ganz angekommen zu sein. Dann kam der erste hässliche schlimme Vorfall und von Jetzt auf Gleich war ich zurückgeschleudert in die Hölle meiner Kindheit. Ich war wie betäubt, stand unter Schock war handlungsunfähig, nicht zur Trennung fähig. Aus Scham vertraute ich mich niemanden an, weil es mir so schlecht ging zog ich mich zudem komplett zurück und funktionierte nur noch. Viele weitere hässliche Vorfälle später denen viele viele Schuldgefühle von mir vorhergingen wieso ich es nicht auf die Reihe bekam mich aus dieser Beziehung zu lösen wo ich doch sonst alles geschafft hatte in meinem Erwachsenenleben fand ich den Absprung. Nach und nach vertraute ich mich anderen Menschen an die völlig entsetzt waren von dem was ich durchgemacht habe. Du fragst nach dem Warum nun du hast die Antwort erhalten, aber ich gebe sie noch einmal.
Als ich so unter Schock stand hatte ich keine Kraft mehr. Meine ganze Kindheit und alle schlimmen Erlebnissen stürzten wieder auf mich ein und führten dazu das ich selbst wenn ich es vom Kopf her gewollt hätte mich sofort zu trennen es einfach nicht geschafft hätte. Ich war wie benebelt lebte mit einem Mal wieder in einem Alptraum. Habe mir selbst große und größte Vorwürfe gemacht es nicht kommen gesehen zu haben, es mit mir geschehen zu lassen.
Ich mag deinen Beitrag nicht. Er ist anklagend nicht fragend. Es sind genau die gleichen Anklagen die dazu führten das ich mich keinem mehr anvertraut habe weil ich mir selbst solche Vorwürfe machte. Du fragst wie man den Schwachen helfen kann mal ehrlich diese Frage ist wie eine Ohrfeige. Ausgeteilt von jemandem der der Meinung ist das sowas einem selbst ja nieeee passieren kann weil man sein Leben so schön im Griff hat.
Wenn ich die das mitgemacht hat jetzt eine Freundin in einer ähnlichen Situation hätte ich würde sie reden lassen. Ihr zuhören ihr signalisieren das sie mir vertrauen kann und nicht befürchten muss von mir noch angeklagt werden für ihre "Schwäche" sich nicht von dem der ihr so wehtut zu verletzen zu lassen. Ich wäre anteilnehmend für sie da und würde ihr signalisieren das sie nichts dafür kann und manches zu schwer zu ertragen ist um noch durchzublicken oder die Kraft zum Handeln zu haben. Besonders je nach Vorgeschichte versteht doch so mancher nicht was da genau ausgelöst wird. Bei mir wurde in einer einzigen sekunde mein ganzer Kampfgeist aufgebraucht. Wenn man endlich damit aufhörte bei einem Opfer eine Teilschuld mitsuchen zu wollen oder einen Menschen als schwach abzuurteilen oder zu dumm sein Leben zu führen und seine Zeit sinnlos zu vergeuden dann würden sich viele sicherlich schneller aus Gewaltbeziehungen lösen.
Denk mal drüber nach bitte

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Hallo,

danke für deine Offenheit. Dein Bericht hat mich sehr betroffen gemacht. Und ja, ich denke darüber nach.
Ich wollte dich nicht verletzen, habe weiter unten auch noch etwas dazu geschrieben.

Alles Gute dir

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Hallo,

manchmal frage ich mich das auch. Aber auf der anderen Seite: hier ist nur ein kleiner Abriss. Natürlich häufen sich hier die extremen negativen Fälle. Warum sollte man hier sonst auch was schreiben und um Rat fragen?

Von außen betrachtet ist vieles einfach. Man sieht ganz objektiv eine Sache und sagt: "Ganz klar, man muss XY machen."

Das Paradebeispiel ist doch "Wenn mein Mann / meine Frau mich betrügt, trenne ich mich SOFORT. Das geht gar nicht". Und wie viele, der Leute, die das so rigoros immer und immer wieder raushauen, machen das dann wirklich? Ein Bruchteil denke ich.

Sobald Gefühle im Spiel sind, funktioniert die rationale Entscheidung eben nicht mehr so richtig. Genauso wenig wie sich vorher ein Schema F zu überlegen "Passiert A, mache ich B!". Man KANN seine emotionalen Entscheidungen nicht vorhersagen. Wenn man sich eh schon klein und mickrig und verletzt fühlt, fehlt es sicher an der Kraft, das , was man noch hat, aufzugeben. Oftmals liegt die Vorstellungskraft, dass das , was danach kommt, viel besser sein könnte, still.

Einige brauchen lange, um den Mut zu finden, etwas zu ändern. Viele wissen gar nicht, wie stark sie sind, weil sie das Leid jahrelang ertragen haben.

Ich will auch immer am liebsten alle schütteln und sagen "WACH AUF", aber letzten Endes muss ich mir eingestehen, dass ich nie in der gleichen Situation war und übrehaupt nicht nachempfinden kann, was los ist.
Wenn ich hier Sachen lese, die ich auch schon so oder so ähnlich erlebt habe, merke ich, dass ich auch viel länger über eine Antwort nachdenke, weil ich mich in vielem des Erzählten dann wiederfinde und vielleicht selber merke, dass ich auch nicht so rational und vernünftig gehandelt habe, wie ich es jetzt empfehlen würde.

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Guten Nachmittag
Aus der Optik eines freien Geistes kann nicht verstanden werden was sich gewisse Menschen antun. Aber die Leute in dieser Situation sind Gefangene eines Systems. Die Argumente wie Kinder, Geld, Hof und Haus sind nur Ausflüchte um das wahre Problem zu verbergen. War selber mal in so einer Situation und weiss von was ich schreibe.
In vielen Fällen braucht man support von Dritten bzw einer Fachperson und hat man das mal erkannt, dann beginnt eine teilweise recht schwere Arbeit über Monate.
Greets, R

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Weil sie es nicht anders können.
Manchmal ist es wirklich so. Wir sind teilweise so festgefahren in unserem Leben und der Mut fehlt einfach neu zu beginnen.
Die Angst alles aufzugeben und am Ende alleine da zu stehen.
Das sag ich aus Erfahrung.
In meinem Leben gebe ich Rat. Bin wie du. "Schmeißt ihn raus,wenn er ein Ar*** ist".... und Zuhause, lass ich mir auch einfach zu viel gefallen und sehne mich oft nach einem neuen Leben.
Also nimmt man vieles hin und klammert sich an schöne Zeiten.

Viele Grüße ✌

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Von außen betrachtet sagt sich das auch immer sehr einfach. Wenn man selbst in so einer Situation ist, ist es was ganz anderes. Gut, bei so Situationen wo es nur darum geht, dass der Mann die Frau respektlos und scheiße behandelt, denk ich mir auch "Mädchen, Sachen packen und tschüss"
Ich möchte dir mal von meiner Erfahrung berichten. Ich war fast 19 als ich mit meinem ex zusammen kam. Er hatte da schon ein Problem mit Drogen. Das kiffen hat mich mit 19 nicht so wirklich gestört, alles andere wollte ich nicht. Er hat gesagt, dass es für ihn ok ist darauf zu verzichten (außer eben aufs kiffen). Nach zwei Jahren hat er angefangen auch regelmäßig zu trinken. Es war schon so weit, dass er in der früh vor der Arbeit (wenn er mal arbeiten gegangen ist) erstmal eine große Flasche Jägermeister getrunken hat. Dementsprechend hat er mich kaum noch beachtet, war beleidigend und zornig. Ich wollte an dem Punkt Schluss machen. Habe mich aber nicht getraut, weil er nie, wirklich NIE nüchtern war. Ich konnte ihn und seine Reaktionen nicht mehr einschätzen. Was würde passieren wenn ich Schluss mach? Nach weiteren zwei Jahren war mir das aber egal. Ich dachte mir "wenn er mich halb tot schlägt, dann ist es eben so. Aber ich bin ihn los" Also hab ich Schluss gemacht. Es war ein riesen Drama. Naja schlussendlich ist er auch mit dem Messer auf mich los gegangen und sagte "bevor dich jemand anderes bekommt, bring ich dich um". Er ist aber dann zusammen gebrochen und ich konnte ihm das Messer weg nehmen. Ich bin dann ausgezogen und hab ihn hinter mir gelassen.
Du siehst, einfach so Schluss machen ist manchmal nicht einfach, gerade wenn man Angst um seine eigene Sicherheit hat.

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Weil sie in Gewohnheiten feststecken, Angst haben, in mehrerlei Hinsicht abhängig sind und sich selbst belügen, vertrösten und nicht wegkommen wollen/können/dürfen.
Angst vor Veränderung und dass es dann evtl noch schlechter, schlimmer, einfach nur anders,..., wird.

Ich bin einvernehmlich geschieden, alkes aufgeteilt, keinerlei Unterhaltsverpflichtungen, keinerlei Unterhaltsberechtigung, Kinder regeln wir selbst ohne Jugendamt, Familiengericht und Co.

ABER:
insgesamt ist es nicht leichter, besser, schöner geworden. Manches hat sich positiv entwickelt, anders negativ.

Manchmal würde kch am liebsten zurückgehen und innerhalb der Familie einiges verändern an mir, am Ablauf, an den Aufregern.

Jetzt ist es, wie es ist. Aber ich habe Verständnis für manche die ausharren.

Manchmal ist es m E auch eine Frage der Bildung, ob jemand was verändern kann.
(Nicht finanziell gemeint!)

Aber im Wesentlichen frage ich mich auch oft, warum viele ausharren. Nicht nur bei urbia, auch im Bekanntenkreis.

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Hallo,

naja, ich denke, bevor man sich endgültig trennt, hat man sicher alles versucht, um dass Ruder rumzureissen.
Wenn man sich dann trennt, ist wirklich Endstation. Da gibts nichts mehr zu kitten, alles ist ausgereizt.

Alles was dann danach kommt, ist vielleicht nicht besser, aber anders. Und man hat zumindest eine Chance.
Harrt man aus, hat man keine Chance.

LG

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Es gibt viele Gründe, einer davon kann beispielsweise sein, dass man sukzessive mental geschwächt wird, vom Täter bzw. Partner. Wie solche Mechanismen funktionieren kannst Du im Internet nachlesen, u.a. auf re-empowerment.de. Am Ende ist man nur noch ein Schatten seiner selbst und das interessante daran ist, dass es jede Frau erwischen kann, auch vermeintlich selbstbewusste und starke Frauen. Die Frage an der Stelle ist nämlich oft nur, wie perfide der Täter vorgeht.

Und für solche Frauen gibt es jetzt eine neue Kampagne, bin neulich auf die Plakate gestoßen: https://www.hilfetelefon.de/aktuelles/aber-jetzt-rede-ich-das-hilfetelefon-gewalt-gegen-frauen-praesentiert-seine-neue-oeffentlichkeitskampagne.html
Absolut gut gemacht, man kann als Betroffene, als Unterstützer in jeglicher Form Kontakt aufnehmen und sich informieren.

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Hallo,

toll, dass du gleich konkrete Links postest! Das ist sicher eine Hilfe, für diejenigen, die das brauchen können.

Danke dir!

LG

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Sehe das genauso wie du. Kann ich auch absolut nicht nachvollziehen...
Klar kann man an einer Beziehung arbeiten aber wenn es keinen Sinn macht, sollte man sich trennen.
Das Frage ich mich hier auch immer🤷
Egal ob Haus, Garten etc ich mache mich schon von vornherein nicht abhängig auch nicht finanziell.
Ausreden mag ich eh nicht keiner muss in Deutschland auf der Straße leben. Jeder kann arlg 2 vorübergehend beantragen oder was auch immer.
Für mich sind das teilweise alles Ausreden.lg

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Ja, DAS frage ich mich schon immer, wenn ich über solche Fälle höre, sie im Bekanntenkreis mitbekomme oder hier lese! Ein Beispiel ist leider meine Schwester. Da ich sie sehr gut kenne und beobachte, kann ich sagen, dass es bei ihr eine Mischung aus mangelndem Selbstvertrauen und somit mangelnder Selbstverteidigung ist, aus einem sehr lieben und leidensfähigen Charakter und auch großer Angst, alleine zu sein.

Ich würde die Frauen auch gerne wachrütteln, die sich so behandeln lassen und laut Berichten mit den unglaublichsten Idioten und Egoisten zusammenbleiben bis hin zur Duldung häuslicher Gewalt gegen sich und die Kinder! Würde ihnen gerne eine große Portion Selbstvertrauen abgeben und vor allen Dingen mehr Respekt gegen sich selbst, denn nur wer sich selbst und andere respektiert, kann sich erfolgreich gegen jegliche Form von Missbrauch wehren.

Ja stimmt, meist sind es Frauen, die in der misslichen Lage sind, aber es gibt bestimmt auch genug Männer, die unter gemeinen und psychisch manipulativen Frauen leiden. Man hört nur seltener davon.

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Oh da gibt es viele Gründe. Fehlende gesunde Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein. Viele können einfach nicht ohne den anderen, sie machen sich davon abhängig und Leben eine Art Drogensucht aus. Auch kann es sein, dass in der Kindheit bestimmte Probleme gab, die sie geprägt haben.

Mir viel es leichter mich vom schlechten Menschen, Beziehungen rasch zu trennen als ich gelernt habe, mein Glück nicht von anderen abhängig zu machen.

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Hallo,

richtig! Man sollte sein Glück niemals von anderen Menschen abhängig machen. Das ist auch meiner Ansicht nach der Schlüssel!

Man muss mit sich selbst im reinen sein und - mit sich selbst erst mal klarkommen!Das ist gar nicht so einfach. Also ich tu mich da schon auch schwer zwischendurch...ich bin aber auch nicht einfach ;-)

LG