Wenn die Liebe geht...

Hallo lieber Leser,
ich dreh mich mit meinen Gedanken schon so lange im Kreis, dass ich das jetzt mal erzählen muss, wenn auch anonym in einer Forumscommunity. Ich wäre total dankbar für Erfahrungen oder Tipps von Leuten, die erwachsener sind als ich #schmoll

Mein Freund und ich sind seit etwas über 4 jahren zusammen, es war schon immer eine Fernbeziehung und ist es auch immernoch, wird sind beide Mitte zwanzig. Ich habe schon seit über einem Jahr so ein diffuses "Das ist es nicht mehr" - Gefühl, was sich immer mehr breit macht und inzwischen nicht mehr zu ignorieren ist.
Ich finde es so unglaublich schwer, mit diesem Gefühl umzugehen. Meine Liebe zu ihm ist über die Jahre im Sand versickert. Ich habe nicht mehr den Wunsch, ihn zu besuchen, wenn er da ist, will ich meine Ruhe haben. Ich vermisse ihn nicht mehr. Ich hab grad überhaupt keine Lust mehr, in einer Beziehung zu sein.

Wir sind damals aus einer "Crush"-Situation heraus zusammengekommen, also aus Leidenschaft, wir waren nicht vorher befreundet oder sind uns auf "interlektueller Ebene" nahe gekommen und jetzt, wo meine Gefühle verebben, fehlt das als Basis hab ich das Gefühl. Zu meinem Freund: Er ist ein unglaublich liebevoller, warmer Mensch, er geizt nicht mit Gekuschel, Fürsorge und Liebesbekundungen. Aber er ist auch ganz und gar unkritisch. Ich habe in 4 Jahren nicht ein einziges Mal über was abstraktes mit ihm diskutiert. Wir reden nur über banale Sachen, Essen, Unernehmungen, den nächsten Besuch, Arbeit und es langweilt mich. Wenn ich versuche, mal über was anderes zu reden, finden wir keinen Gesprächsstoff. Sein Alltag besteht aus Arbeiten, Essen und Schlafen, manchmal auch Zocken mit seinen Freunden, die seit der Schulzeit dieselben sind. Wir hatten mal vor, zusammenzuziehen, davon ist seit einiger Zeit keine Rede mehr.
Es kann ihn kein Wässerchen trüben - das einzige was ihm nahe geht ist, wenn er mitbekommt, wie ich mich emotional zurückziehe. Wenn wir darüber reden (was wegen unserer Wochenendbeziehung eher selten vorkommt ,aber es kommt vor,) schiebt es auf unsere wenige Zeit zusammen oder Stress. Oder er sagt, er habe schon genug Energie in die Beziehung gesteckt, ich sei jetzt dran. Er liebe mich noch, aber fände meine Stimmungsschwankungen anstrengend und verunsichernd.
In Filmen und Büchern gibt es immer den großen Knall, dann verträgt man sich nicht mehr und macht Schluss. Unrealistisch, aber gut einschätzbar. Klar ist das im echten Leben nicht so, ich weiß irgendwie nicht, wo ich den Strich ziehen soll. Woher weiß man, ob die Gefühle noch zu retten sind, oder ob man wirklich nicht zusammen passt?
Zu welchem Lager hält man: "Weniger als 100% Dahinterstehen ist nicht genug" oder "Früher hat man kaputte Sachen repariert, anstatt sie wegzuschmeißen."
Woher weiß man, dass es wirklich zuende ist?

Wenn du dir die Zeit genommen hast, bis hierhin zu lesen: vielen, vielen Dank dafür.
Ich werde ab jetzt wahrscheinlich alle 10 Minuten hier reingucken um zu sehen, ob jemand geantwortet hat..
Ich bin gespannt was ihr schreibt..

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Wenn ich meinen Partner leid bin, sollte die Beziehung beendet werden.
Das scheint bei dir ja der Fall zu sein.
Du willst ihn nicht mehr zwingend um dich haben, du willst deine Ruhe.
Worauf wartest du noch? Auf ein Zeichen? Ein Neuverlieben?

So weh es auch nach vier Jahren tut, solltest du ihm gegenüber fair sein hnd einen Schlussstroch ziehen. Er merkt doch schon, dass etwas nicht stimmt.

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Ich war noch nicht in einer (ernsthaften) Fernbeziehung, kann also nicht sagen wie sich sowas anfühlen sollte, wobei "sollte" eh schwierig ist, weil Menschen nun mal nicht in eine Schablone passen und daher jede Beziehung individuell ist.
Was ich sagen will, ich weiß nicht ob dieses seichte, was dich so langweilt, normal ist, weil man ja die Zeit nicht beschweren will, oder ob das schon generell ein Hinweis sein könnte, dass es nicht so ganz passt.
Was ich mir aber beim Lesen deines Textes in den Kopf gekommen ist war "sie hat sich emotional ja schon rausgeschlichen und verabschiedet"

Jetzt schließe ich natürlich von mir auf andere und es kann einfach sein, dass du anders tickst und meine Wahrnehmung deswegen gar nicht auf dich zutrifft, aber wenn ich meinen Partner nicht mehr vermissen würde und ihn eigentlich auch gar nicht mehr sehen möchte, müsste ich für mich sagen, dass es eigentlich längst vorbei ist.
Ich bin normal ein Mensch der sagt die Leute trennen sich zu schnell und an Beziehungen muss man arbeiten, aber du scheinst keine Gefühle mehr für ihn zu haben und somit würde ich keine Basis mehr sehen an der man arbeiten könnte.
Da fände ich es fairer für euch beide, wenn du reinen Tisch machst.
Wie empfindest du denn den Gedanken, mal davon abgesehen, dass man nie gern jemandem weh tut? Trauer, Schmerz? Dann könnten noch Gefühle da sein und es ist vielleicht die räumliche Distanz der du mit emotionaler Distanz zu begegnen versuchst. Da könnte man evtl noch was tun, wobei ich denke die Änderung müsste drastisch sein, also z. B. zumindest in die selbe Stadt ziehen.
Erleichterung, Befreiung? Zieh den Schlussstrich.

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So wie Du ihn schilderst ist er bestimmt für viele Frauen ein Traummann - nur eben nicht Deiner. Er langweilt Dich, er bietet Dir nicht den intellektuellen Anspruch, den Du suchst, er ist ein Gewohnheitstier und bereits mit Mitte 20 lebt er ein beschauliches, unaufregendes Leben.

Mach mal Folgendes: Beschreib mal ganz für Dich alleine, was für eine Art Beziehung Du Dir vorstellst. Reisen? Kultur? Ein gemeinsames Hobby? Meinungsverschiedenheiten, sei es nun eben über ein abstraktes Thema oder auch mal über die Beziehung selbst? Vielleicht sogar eine andere Art von Sex?
Mach Dir klar, was Du willst, wenn Du eine Partnerschaft hast. Und sprich mit ihm über Deine Vorstellungen, frag ihn, was er sich wünscht. So merkst Du am Ehesten, ob Ihr wirklich zusammenpasst.

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Manche Beziehungen scheitern nicht, sie lösen sich im Laufe der Zeit einfach auf. Sie exestieren dann schleichend nicht mehr und man mag den anderen zwar noch, liebt ihn vielleicht sogar auf eine Weise, die aber niemals ür eine intakte Beziehung reichen wird.
Eine Trennung ist schwer und oft mit Herzschmerz verbunden aber für sich selbst und dem inneren Seelenfrieden manchmal unumgänglich.

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"...Zu welchem Lager hält man: "Weniger als 100% Dahinterstehen ist nicht genug" oder "Früher hat man kaputte Sachen repariert, anstatt sie wegzuschmeißen."
Woher weiß man, dass es wirklich zuende ist?..."

Hallo.

Das kommt auf die Umstände an. Man sollte eine Beziehung aus meiner Sicht nicht leichtfertig aufgeben, wenn man gegenseitig gewichtige Verpflichtungen eingegangen ist zB gemeinsames Wohnen, Eigentum, Ehe, Kinder....

Nichts davon seid ihr bisher eingegangen. Ihr befindet euch noch immer in einer Phase, sich gegenseitig wirklich kennenzulernen. Dabei stellst du fest dass es nicht richtig passt. Daher wäre es richtig, den anderen frei zu geben, um einen passenden Partner zu finden.

Genau dafür ist die Anfangszeit da, um festzustellen, ob man ein gemeinsames starkes Fundament gründen kann. Offenbar könnt ihr das nicht, also solltet ihr nichts weiter ausbauen, geschweigedenn reparieren, denn noch gibt es nichts nennenswertes zu reparieren.

LG

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Ich sehe das ganz pragmatisch:
Es wirkt als hättest du innerlich mit diesem Mann abgeschlossen.
Du sagst du willst nicht mehr in einer Beziehung sein.
Er langweilt dich.
Du siehst ihn nicht als Freund oder guten Gesprächspartner.

Dann trenne dich.

Du bist nicht verheiratet, hast keine Kinder mit ihm... Also hast du meiner Meinung nach nicht die Verpflichtung um die Beziehung zu kämpfen, wenn du sie eigentlich nicht mehr willst.

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Also meiner Meinung nach liebst du ihn schon länger nicht mehr, bist dir aber unsicher wegen der Trennung. Vielleicht hast du aber auch Angst vor der Konfrontation? Sicherlich ist eine Trennung nicht schön, aber ohne Liebe/ Leidenschaft macht das doch keinen Sinn. Ich liebe meinen Mann auch nach 10 Jahren und will keine Sekunde ohne ihn verbringen. Wenn wir uns mal 2 Tage nicht sehen, kann ich es kaum erwarten bis er wieder bei mir ist.

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Hi !

Bitte fasse es nicht als überheblich auf: du erscheinst hier - wie und was du schreibst - sehr, sehr klar, auch selbstreflektiert, fair und unaufgeregt!!!
Das bekommt man nicht häufig zu lesen von jemandem in deinem Alter!

Eure Beziehung ist einen langsamen, müden Tod gestorben. Aus der vielleicht spannenden Anfangsphase ist Vertrautheit u. Gewohnheit geworden.

Selbst wenn du ihn noch abgöttisch lieben würdest, fehlt euch an anderer Stelle eine gemeinsame Basis beim Austausch u. Miteinander. Vielmehr würde es die Trennung wahrscheinlich noch weiter hinauszögern, weil der Mensch ungern etwas aufgibt, das er liebt und man sich womöglich zu fatalen Schritten in hinreißen lässt, die in die falsche Richtung führen.

Du hast dich in der Beziehung entliebt. Das wurde vielleicht unterstützt durch die Fernbeziehung. Dein Leben läuft auch ohne ihn gut. Das ist auch richtig so. Dennoch sollte man sich gerade bei seltenr Zweisamkeit noch etwas Spannung erhalten können und sich auch etwas zu erzählen haben.
Denk den Gedanken mal weiter: wie soll das erst werden, wenn ihr an einem Ort wohnt oder gar zusammenzieht? Der andere nimmt am Alltag teil u. dann hat man sich gar nichts mehr zu sagen. Oder lebt nebeneinander her, weil jeder seinen eigenen Interessen nachgeht u. sich mit anderen Menschen austauscht.

Du machst alles richtig. Für den, der verlassen wird, ist es meist schwerer. Aber ihr seid noch so jung und habt alle Möglichkeiten. Irgendwann wird er dir nachträglich Recht geben mit deiner Entscheidung.

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Vielen Dank für eure langen, einfühlsamen Texte, mit jedem einzelnen ist mir ein kleiner Stein vom Herzen gefallen.
Ihr habt Recht, es gehört so vieles zu einer gesunden Beziehung, die lauwarme "Gewohnheitszuneigung" die ich noch für ihn empfinde reicht einfach nicht mehr..
Danke für eure Hilfe :)