Gemeinsame Ziele Partnerschaft

Hallo liebes Forum,

ich habe Schwierigkeiten, meine/ unsere Situation richtig einzuschätzen. Ich hoffe, Ihr könnt mir von außen eine Einschätzung der Situation geben.

Folgende Situation:
wir sind seit einigen Jahren verheiratet, 2 Kinder. Ich habe schnell nach den Kindern halbtags gearbeitet und mich um alles rund um zuhause und Kinder gekümmert. Wechselte dann auf Vollzeit - kümmere mich immer noch um alles.
Mein Mann brachte anfangs die Kinder noch gerne zur Kita, aber dann wechselte er den Job. Ab da lebte er wie ein Gast bei uns und war ständig genervt - zu viel Arbeit, zu wenig Verständnis, zu laute Kinder. Depression, leider mit verbal aggressivem Verhalten. Kam auch an den Wochenenden nie groß aus den Federn.
Gespräche, es wären schön wenn er ein wenig mehr am Familiengeschehen teilnehmen würde verliefen in "ich arbeite so viel ich kann nicht mehr". Teilweise löste er einen bösen Streit aus, ich würde ihm nie den Rücken freihalten oder ihn unterstützen. Trennungsandrohungen.
Und so schlich es sich ein, dass ich stillschweigend alles alleine machte und mache.

Er ist seit langem in Therapie und seit Monaten kommt immer wieder bei ihm auf, wir hätten keine gemeinsamen Ziele. Keinen gemeinsamen Plan.
Er will sich unbedingt mit mir beruflich sich zusammen tun. Er stellt sich das ganz groß vor. Nur müsste ich dann noch mehr arbeiten. Die Familienthemen und Kinderbetreuung sollen dann andere übernehmen (Babysitter, Großeltern, Aupair), ihm läge nicht liegen.
Mein Bauchgefühl sträubt sich gegen diesen Idee mit beruflichen Zusammenschluss. Ich möchte gar nicht noch weniger arbeiten. Wenn ich frei wählen könnte, würde ich die nächsten 4 Jahre bis die Kinder in die weiterführenden Schulen gehen eher reduzieren weil ich ziemlich am Anschlag bin.
Es gab einen großen Streit, ich würde alles nur machen wie ich es wollte und überhaupt sei er überflüssig. Mit so einer Lebensführung bräuchte man ja nicht verheiratet sein.

Ich fühle mich als halte mir jemand eine Pistole auf die Brust.
Grundsätzlich finde ich es ja auch schön als Paar etwas gemeinsam zu machen. Gemeinsame Pläne. Er will das unbedingt und erklärt mir auch Meine Pläne seien keine. Ich würde gerne das Familienleben mehr genießen. Mehr aufteilen, dass er sich mehr in die Familie einbringt. Mehr unser Sozialleben mit Freunden ausbauen. Das sind für ihn aber gar keine Ziele sondern müsse irgendwie nebenher laufen.

Liege ich da so falsch?
Wie hört sich das alles von aussen an? Ich hänge grade im gefühlten Vakuum.

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Das ist eine sehr brutale Situation. Zum einen möchte er seine eigene Idee auf biegen und brechen durchsetzen, gleichzeitig wertet er deine berechtigten Bedenken einfach ab. Zum anderen macht er deine Ziele lächerlich. Und solange du dich nicht wahrnehmbar machst, wird er dich nicht hören.

Und ich glaube nicht, dass ihm oder dir bewusst ist, dass das Gewalt darstellt.

Wenn es sich für dich vom Gefühl her anfühlt, als hätte er dich in den Magen getreten, dann ist es so.

Alles Gute für dich 🙂

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Ich danke Dir für Deine Einschätzung.
Nein das war mir nicht bewusst mit der Gewalt.

Ich frage mich grade was ich jetzt machen soll... mein Mann erklärt mir wieder, es hätte alles keinen Sinn und man sei ja gar nicht zusammen. Ich stehe grade da als hätte mir jemand ein Brett vor den Kopf geknallt #schock

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„Und ich glaube nicht, dass ihm oder dir bewusst ist, dass das Gewalt darstellt.

Wenn es sich für dich vom Gefühl her anfühlt, als hätte er dich in den Magen getreten, dann ist es so. „

Ich will dir ja nicht zu nahe treten aber das ist in meinen Augen sehr dramatisierend.

Ich kann aus der Schilderung der TE keine Gewalt erkennen, sondern eher eine Meinungsverschiedenheit und Kommunikationsprobleme.

An die TE: wenn sich dein Bauchgefühl dagegen sträubt, solltest du dringend darauf hören.
So ein großer Schritt ist falsch und sogar dem Partner gegenüber unfair, wenn man da nicht voll und ganz dahinter stehen kann.

Es klingt für mich aber, als müsstet ihr euer Familien-, Sozial- und Berufsleben grundsätzlich mal neu sortieren und definieren.
Vielleicht wäre hierzu eine Paartherapie sinnvoll.
Solange es derartige Unzufriedenheit in der Beziehung gibt und die Kommunikation grundsätzlich schwer ist, sollte das Thema „beruflicher Zusammenschluss“ auf jeden Fall hinten angestellt werden.
Vielleicht ist das eine Art Kompromiss? Dass erst alles andere sortiert und geklärt wird, bestenfalls mir Hilfe von außen, und ihr dann zu späterer Zeit nochmal darüber sprecht.
Ansonsten würde ich ihm auch deutlich sagen- solange du dich nicht ernst genommen fühlst und Trennungsandrohungen im Raume stehen, erscheint ein beruflicher Zusammenschluss geradezu absurd.

Ich wünsche dir alles Gute.

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Das liest sich sehr unglücklich....

Deine Bedürfnisse und Probleme werden total ignoriert oder als unwichtig dargestellt.
Ich kann mir gut vorstellen, das du gerade volles Programm bis zum Anschlag fährst und dein Mann will dir noch mehr aufbürden!
Dir sollte klar sein, das bei einem beruflichen Zusammenschluß im Endeffekt dann wieder alles an dir hängen bleibt, wenn er wieder mal mit Depressionen und "Burnout" im Bett liegt.

Denn das tut er ja bei Problemen, entweder aussitzen oder ins Bett legen.
Dinge die ihm wichtig sind, werden - wenn nötig - mit verbalem und psychischem Druck durchgesetzt, auf deine Kosten.

Über kurz oder lang wird dich das krank machen, ein richtiges echtes Burnout und echte Depressionen....Frauen können sehr viel leisten, weil sie immer das Wohl der Familie und Kinder im Auge haben.
Aber reibe dich nicht für einen Mann auf der das nicht zu würdigen weiß.

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Danke Dir!
Es hilft mir schon, dass ich mich verstanden fühle!!#blume

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Ich kenne eine ähnliche Situation. Mein Mann hat lange den Haupverdiener gemacht und eben Karriere. Ich habe den Rücken frei gehalten und irgendwann eben auch Teilzeit gearbeitet, weil trotz aller Karriere die Finanzen nicht ausreichend waren. Er hatte ein halbes Jahr nach der Geburt des ersten Kindes sein erstes Burnout, ich rannte mit zu Ärzten, Therapeuten etc und es wurde besser. Meine Vorstellungen änderten sich natürlich auch ins Familienorientierte, seine in eine gemeinsame Selbstständigkeit, die ich selbstverständlich nicht wollte. Es dauerte und gab auch den ein oder anderen Streit bis er verstand dass er hier einfach nicht mit mir rechnen kann, helfen ab und an ja, voll daran arbeiten - no way. Also ackerte er weiter ohne irgendwelche weiteren Ziele im Angestelltenverhältnis und ich hielt den Rücken frei, 7Tage Wochen, 60 Stunden, Weihnachten, Geburtstage... Wurde gearbeitet. Bis zum nächsten Burnout und der Entlassung. Wir haben jetzt ein sehr intensives Jahr hinter uns und noch viel Arbeit vor uns, aber es hat lange gedauert bis er verstand dass es andere Erfüllungen als den Job gibt. Ich möchte sagen dass du dich nicht mit dem Rücken zur Wand drängen lassen sollst. Er muss deine Ziele nicht feiern aber du seins auch nicht und so Scheisse es klingt, wenn ihr gar nichts gemeinsames mehr findet, dann ist es vielleicht einfach am Ende. Eine Depression ist eine beschissene Krankheit, weil man nie weiß ob das Gegenüber grad wirklich eine depressive Phase hat und tat nicht in der Lage ist, oder ob grade geflunkert wird, denn oft ist es so, einen Tag geht es und dann plötzlich wieder nicht mehr. Was soll man da denken??!? Trotzdem darf man sich nicht anstecken lassen. Ist es möglich dass er eine Reha macht? Das hat meinem Mann jetzt sehr viel gebracht, sich so mit sich selbst auseinander zu setzen und keine Ausflüchte zur Verfügung zu haben...

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Danke Dir für Deinen Erfahrungsbericht!

"Eine Depression ist eine beschissene Krankheit, weil man nie weiß ob das Gegenüber grad wirklich eine depressive Phase hat und tat nicht in der Lage ist, oder ob grade geflunkert wird"

Das trifft es auf den Kopf. Ich weiß nie woran ich bin, die einzige Verlässlichkeit ist, dass ich mir nie sicher bin, wo er grade steht. Ich weiß nie, ob er mir morgen nicht wieder alles vor die Füße knallt.

Wie hast Du wieder oder überhaupt Vertrauen gefasst?
Ich habe ehrlicherweise keins, ich spüre wie sich alles in mir sträubt, die Zügel aus der Hand zu geben. Ich möchte mich nicht abhängig machen und fühle mich gleichzeitig aber abhängig... #kratz

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Typisch für Depressionen kann es sein, dass jemand aus seinem gewohnten (und gequält gelebten) Leben ausbrechen will und einen Neuanfang plant. Das ist aber nichts weiter als eine Flucht, oft endet das dann mit einer Problemverlagerung, weil die Depression als Solche ja davon nicht vorbei geht. Man ist ein paar Wochen oder Monate happy und fällt dann umso tiefer, weil man feststellt, man fühlt sich nicht wirklich besser.

Warst Du jemals bei einer Therapiesitzung dabei und hast Dich dort selbst äußern können bzw. mal irgendwelche Ziele für ihn gehört, die er sich dort erarbeitet hat? Möglich wäre ja zum Beispiel, dass der Therapeut der Meinung ist, Dein Mann wäre gut beraten, sich nochmal im Job zu verändern. Grundsätzlich sollte einen ja die Arbeit nicht krank machen.

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Vielleicht liegt ja auch eine Bipolare Störung vor?

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Hallo witch71,

ja ich war mal dabei. 1x als Paar, danach alleine.
Zu seinen beruflichen Themen habe ich damals viel sinnvolles gehört. Bei den Paarthemen wurde er mehrfach eingebremst weil er über meine Gefühle urteilen und sie als falsch wegwischen wollte. Zu den Hausaufgaben-Übungen, hatte er genau 1x Lust. Danach nie wieder.
Der Alleine-Termin war hinterher schlimm, ich musste berichten was ich gesagt habe. Ich habe zwar nichts gesagt aber das Kreuzfeuer war nicht schön. Ich habe zwar vom Therapeuten gesagt bekommen, ich müsse dennoch zu meinen Grenzen stehen, aber ich gestehe, dass ich bei zu großem Druck zT nachgegeben habe oder mich schweigend zurückgezogen habe und hoffte, es möge vorbei ziehen... #schmoll

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An deiner Stelle würde ich mal vorschlagen bei seinem Therapeuten ein paar Stunden Paartherapie zu nehmen. Irgendwie hört sich das an als würde der Therapeut ihn motivieren wollen sein Leben in die Hand zu nehmen und es kommt total falsch bei deinem Mann an.

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Hey!

Mein Mann hat auch vor einem Jahr eine Therapie begonnen, weil er überlastet war.
Seine Taktik war dann aber auch, dass er mir immer mehr auflastete und teilweise so maulig wurde wie dein Mann. Er selbst schaffte es nämlich nicht mehr. Das hat aber nun Gott sei Dank aufgehört.

Auf gar keinen Fall würde ich mich mit ihm beruflich zusammentun. Es bleibt noch mehr an dir hängen, du hast noch weniger Freizeit.. Wer weiß, schiebt er dir darüberhinaus noch Aufgaben zu, die er nicht mehr packt.. oder fällt mit den Depressionen komplett aus. Mir wär das zu heikel. Auf dieses Fundament würde ich meine berufliche Zukunft nicht setzen.

Wirst du in seine Therapie eingebunden?
Schwierige Situation :(

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Wie ich mit der Mauligkeit meines Mannes umgegangen bin: Wenn er so drauf war, habe ich Gespräche mit ihm verweigert und gesagt, dass ich mit ihm in diesem Zustand nicht mehr diskutiere.
Außerdem wurde ich auch etwas eingebunden und sollte zwischendurch meine Beobachtungen mitteilen.

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Berufliches zusammentun würde ich nur unter vorher geregelten Verhältnissen.

- Absicherung bei Trennung
- beide sollten gesund sein
- Zusammarbeit non stop muss man mögen

Es KANN gut gehen,
muss aber nicht


Risiken:
- es klappt nicht, dann sind erst mal beide ihren Job los (Selbständigkeit)
oder haben beide eine finanzielle Flaute

Wie soll man dann Au Pair bezahlen? Und sich privat und beruflich nicht in die Wolle bekommen?

- beide in der gleichen Firma: kann man sich genug aus dem Weg gehen? Kann man sich 24 Stunden ertragen Privat UND beruflich? Kann das bei Trennung gut gehen? (Versetzung oder müssten beide weiterhin direkt zusammentreffen bei z.B. Kleinbetrieb)

- mit jemandem, der auch sonst nicht so wirklich zuverlässig ist (und ggf. dann mir die Schuld gibt) würde ich ganz sicher nicht beruflich zusammen arbeiten. Besser gesagt: nichts neues beginnen, was nicht Hand und Fuß hat.

Auch: könntest du seinen Ausfall mittragen? Finanziell, Kräftemäßig? Z.B. falls er zur Reha müsste, gesundheitlich nicht könnte. Beruflich UND Privat.
Aber auch Ausfälle verbaler Art, wenn er damit überfordert ist.
Bzw. könnte er diese Risiken auch mittragen, falls du unter den Umständen zusammen klappen würdest?


Hast du AUCH Therapie?

Oft ist es so, dass pflegende Angehörige oder Angehörige von Erkrankten selbst auch Hilfe bräuchten.
Wie mit der Krankheit umgehen
Wie mit den Folgen umgehen (vieles alleine machen)
Wie mit Auswirkungen der Krankheit auf das Familienleben umgehen (Verlässlichkeit, Aggression, wenig Kraft usw)

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Liebe zahnweh,

ja da hast Du ein Problem erwischt: ich mag nur zT mit ihn zusammenarbeiten.
So lange man sich einig ist, klappt es ja gut. Er ist auch mega penibel, wenn er was macht ist es meist dann 10000%ig. Wenn ich aber mal anderer Meinung bin, eskaliert es gleich. Er empfindet es dann als persönlichen Angriff, vor allem wenn ich entgegen seiner Meinung entscheide. Das reicht mir eigentlich privat schon, das möchte ich beruflich gar nicht haben.

Wegen dem Ausfallen: wunder Punkt... wahrscheinlich nicht so wirklich von beiden Seiten.

Nein ich habe keine Therapie. Ich habe mal zu Beginn dieser blöden Streits hier angefragt, unter 6 Monaten Wartezeit geht gar nichts. Da habe ich es irgendwie nicht weiter verfolgt.