er lässt mich einfach stehen - bin ich überempfindlich ?

Hallo zusammen,

ich wünsche mir mal eine objektive Meinung von Euch.

Folgende Situation ist mir jetzt schon häufiger passiert

Mein Mann und ich fahren mit unseren Kindern mit den Rädern irgendwo hin. Ich fahre voraus, eine Abstimmung, welche Straße wir nehmen, haben wir vorher nicht getroffen, im Verkehr hintereinander mit 4 Leuten ist es während der Fahrt nicht möglich.
Irgendwann merke ich, mein Mann, ggf. mit den Kindern, ist nicht mehr hinter mir. Am Ziel ist er meistens schon da,. Auf meine Frage, warum er mir denn nicht hinterher gefahren ist, kommt die Antwort: Warum soll ich denn, wenn ich weiß, dass es anders schneller, besser, etc. geht.
Wenn er voraus fährt, würde ich ihm maximal hinterher rufen, warum er denn jetzt hier oder da abgebogen ist, würde ihm aber immer folgen.
Gleiche Situation tritt auch regelmäßig in der Stadt auf, wenn wir irgendwo gemeinsam hingehen, es interessiert ihn überhaupt nicht, ob ich bereits erkennbar einen Weg eingeschlagen habe, er geht seinen eigenen.

Anderes Beispiel: Wir wollen in ein großes Möbelhaus, Eingang und Ausgang ist wg. Corona-Auflagen markiert, m. E. etwas unübersichtlich.
Ich steuere auf den Ausgang zu, da dies früher der Eingang war. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass er seitlich an mir´, ohne ein Wort, vorbei geht, in den richtigen Eingang, kein Wort zu mir, ich merke es erst, als mir im Ausgang jemand entgegen kommt. Auf meine Frage, warum er denn nichts zu mir gesagt hat, lautet seine Antwort: das sah man doch, dass es dort nicht rein ging.

Kann ich nicht zumindest erwarten, dass er mich anspricht ?

Heute morgen beim Frühstück stellt er, ohne dass ich es merke, die Warmhaltefunktion der Herdplatte, ab, auf der noch das Rührei steht ab, ich hatte es zubereitet, bevor die Familie in die Küche kam und der Tisch gedeckt wurde.
Auf meine Frage, warum er das gemacht hat, kommt die Antwort, sonst wird es noch trockener, er hätte sich eh gefragt, warum ich das zubereitet hätte, bevor der Tisch überhaupt gedeckt ist. Ja, die Reihenfolge wäre intelligenter gewesen, aber ich war die erste, die aufgestanden ist, den Kleinen zum Bäcker geschickt hat, das ist nahezu an jedem Morgen so, weil er gerne länger schläft, ich aber irgendwann nicht mehr liegen kann, wenn ich wach bin.

Mich kränkt sein Verhalten ungemein, ich habe ihm schon mehrfach gesagt, dass ich das Gefühl habe, in seinen Augen alles falsch zu machen und dass ich das Gefühl habe, dass er immer seinen "Willen" durchziehen ´muss. Ich kann es nicht anders beschreiben.

Ich kritisiere seine Arbeitsweise auch häufiger, das weiß ich. Wir teilen die unliebsamen Aufgaben, wie z. B. putzen, aber er hat eine deutlich andere Auffassung von sauber.

Vielleicht bin ich i. M. empfindlicher, weil ich schon seit Mitte März im HomeOffice bin, die Kinder auch fast nur zu Hause, er fährt zumindest 2 mal die Woche ins Büro, ist sonst auch im Home Office. Wir nehmen das Kontaktverbot sehr ernst, sehen unsere Eltern nur auf Abstand draußen, Freunde bisher so gut wie gar nicht.

Wie beurteilt Ihr unsere Situation ?
Freue mich über Eure Meinungen.

LG

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Ich denke, ihr solltet gewisse Dinge einfach mal vorher besprechen. Welchen Weg bei der Radtour, welches Geschäft als nächstes oder wohin überhaupt in der Stadt usw..

Mein Mann hätte das mit der Herdplatte vermutlich auch genauso getan. Und? Was ist schlimm daran? Hätte er sie nicht ausgemacht und sich hinterher beim Essen beschwert, dass das Rührei zu trocken sei, wäre das besser? Hättest du ihn dann nicht eher gefragt warum er denn nicht einfach den Herd ausgeschaltet hat?!

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Du bist sehr empfindlich und ihr solltet mehr miteinander reden.

Wenn du ihn oft kritisierst, ist es doch klar, dass er dann keine Lust mehr auf Auseinandersetzungen hat. Du weißt es ja scheinbar genauso besser wie er.

Nehmt euch beide mal nicht so ernst und sprecht euch morgens am besten ab, wer, was und wie macht.

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Eure Situation... Mhm. Ihr könnt nicht miteinander kommunizieren würde ich mal sagen.
Setzt euch an einen Tisch und besprecht es ohne Vorwürfe.

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Huhu,

irgendwie klingt das schon sehr verfahren in eurer Kommunikation miteinander.

Wenn ich auf den Ausgang zulaufen würde, würde mein Mann mich rufen und wir beide gemeinsam lachen über meine "Blindheit". Peinliche Situationen mit Fremden will man dem Partner doch normaler Weise ersparen.
Du nimmst sogar wahr, dass er anders läuft, aber es ist dir egal bis du dein eigenes Fehlverhalten erkennst und er ist Schuld in deinen Augen. Aber mal ehrlich, er ist abgebogen und du hast nichts gesagt - du hättest ihn also auch falsch laufen lassen oder wie darf man deine Nichtreaktion verstehen?

Wie lenkt er denn die Kinder auf den anderen Weg?
Die fahren doch vor ihm, wieso bekommst du es dann nicht mit, dass er anders fahren möchte, diese aber schon? Schaust du nicht auch ab und zu mal nach hinten? Es könnte ja auch einer stürzen und du fährst dann seelenruhig einfach weiter …
Einfache Lösung: lass ihn halt vorne fahren und den Weg aussuchen und fertig. Ist doch egal, wie herum man fährt. Aber lasse auch deine Kritik an der Stelle stecken, der vorne fährt, sucht die Strecke. Diskussionen sind da einfach unnötig.

Höre auf seine Arbeit zu kritisieren.
Er macht es halt anders, das ist okay!
Wenn du damit nicht leben kannst, musst du es tatsächlich alles selbst machen.

Er möchte kein trockenes Rührei - auch wieder ein Kommunikationsproblem. Statt es eben wertschätzend zu formulieren, stellt er eben das Problem selbst ab. Du fragst und bist bei seiner Antwort angefressen. Wenn es dir nicht gefällt, dass er länger schläft, dann sage das doch ehrlich und verlagere das Problem nicht auf das Rührei.

Setzt euch hin und redet wieder anständig miteinander.
Kritisiert euch dabei nicht ständig, sondern sprecht wertschätzend.
Nehmt Kritik nicht als Grund zum schmollen, sondern um das eigene Verhalten zu hinterfragen.

Corona ist nicht euer Problem, es hat nur euer bestehendes Problem der falschen Kommunikation verschärft.
Lese dich mal ein wenig ein in die Thematik, ich glaube, dann lösen sich die vielen Probleme auf einmal fast von allein.

LG

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Mein Ex war ganz genau so. Deshalb auch Ex. Er hat mich als sein kleines Frauchen an seiner Seite klein gehalten, er wusste ALLES besser! Er korrigierte oder reklamierte alles von mir: Zuviel Wäsche in der Waschmaschine, Wäsche falsch aufgehängt, Geschirrspüler falsch eingeräumt (den hat er regelmäßig umgeräumt), Auto falsch parkiert etc. Und genau wie bei dir hat er mir weder geholfen mit Hinweisen noch auf mich gewartet "bist selbst Schuld wenn du den richtigen Eingang nicht findest". Er hat mich völlig bewusst in Probleme laufen lassen. Unter einer liebevollen Partnerschaft verstehe ich was anderes. Kuscheln, küssen, Händchenhalten gab es auch nicht. Gibt es denn wenigstens eine solche Zuneigung bei euch?

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Bei mir war es sehr ähnlich. Seine Regeln (die er nur selten im Vorhinein klar kommunizierte) standen über allem. Dass ich vor der Beziehung schon einen funktionierenden Haushalt geführt und mein Leben selbständig bestritten hatte, schien ihm nicht in den Sinn zu kommen.

Stattdessen behandelte er mich häufig wie ein Kleinkind oder lies mich absichtlich in "Fallen" tappen um mich danach zu kritisieren, was irgendwann dazu führte, dass ich an meinem Verstand zweifelte und mich ständig selbst hinterfragte.

Jetzt im Nachhinein denke ich, es lag an seiner Erziehung, da sein Vater ähnlich drauf war und von ihm Zielstrebigkeit, Stärke und Determination erwartete. Von Nachsicht oder Rücksicht keine Spur.
Er hat es nicht böse gemeint, er kannte es nicht anders.
Dennoch wünsche ich mir in einer Partnerschaft Respekt, Vertrauen, gegenseitige Unterstützung und Kommunikation auf Augenhöhe.
Zum Glück habe ich das inzwischen gefunden.

Das zu fordern hat nichts mit Überempfindlichkeit zu tun. Ein klärendes Gespräch ist hier unabdingbar, da er vielleicht gar nicht weiß, wie sehr er Dich damit verletzt. Aber dass er Dich damit verletzt sollte Grund genug sein, etwas an Eurer Kommunikation zu ändern.

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Du meinst wohl die TE, nicht mich 😅 ich habe mich schlussendlich von meinem damaligen Freund getrennt, eben gerade weil er sich so lieblos verhalten hatte. Aber wie du, zweifelte ich ebenfalls irgendwann an mir. Bis ich immer und immer wieder von meinem Umfeld (teils auch von SEINEN Freunden/Familie) darauf angesprochen wurde, wie er mit mir umgeht.. und bei ihm war es aber nicht so, dass er es nicht anders kannte, im Gegenteil: seine Eltern hatten eine tolle, harmonische Beziehung, sein Bruder war ebenfalls ein toller lieber Kerl. Keine Ahnung woher er dieses Verhalten hatte. Irgendwann ging mir ein Licht auf, als wir mit Freunden Essen waren und alle Paare so herzlich zueinander waren ausser wir 2.. so wollte ich mein restliches Leben nicht verbringen. Wie war es denn bei dir, seid ihr noch zusammen oder hast du jetzt einen neuen Partner?

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Ähm ja ..... meiner Ansicht zu empfindlich.
Kann es sein das du zum Teil förmlich drauf wartest dass er mal wieder ein Fehler macht und du ihn anmexkern kannst ?
Das mit der Tür find ich auch lächerlich, brauchst du ne Mama die auf dich aufpasst- ich hätte es mit Humor gesehen.
Fahr mal bisschen runter :)

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Kann das sein, dass Du einfach sehr verpeilt bist. Klingt ein bisschen so, wenn du regelmäßig "falsch abbiegst" und orientierungslos durch die Gegend läufst. da hätte ich als Partner auch nach einer Weile keine Lust mehr, deinen Blindenhund zu spielen, ich würde mich feixend hinstellen, wenn du in die falsche Richtung rennst und dich fett angrinsen, wenn es dir endlich auffällt und du mich suchst. ;-)

Wieso kannst deine eigenen Schwächen und Fehler nicht mit Humor nehmen, meckerst ihn aber selbst ständig an, wenn er was in deinen Augen nicht richtig macht? Und gleichzeitig regst du dich auf, dass er nichts sagt, wenn Du Fehler machst. Wäre dir lieber, er würde dich dann auch anmeckern?

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Ja, ich finde auch, dass du etwas Verpeilt wirkst. Was ja nicht schlimm ist, aber dein Mann scheint das genaue Gegenteil zu sein... und irgendwie passt ihr ganz und gar nicht zusammen, zumindest wirkt es so.

Er liest sich auch nicht besonders verständnisvoll sondern eher genervt von deiner Verpeiltheit. Das passt natürlich überhaupt nicht zsm!

Wart ihr denn beide schon früher so gegensätzlich?? Klar, könnt ihr da miteinander reden, aber glaubst du ernsthaft, dein Mann würde was an seinem Verhalten ändern? Kann ich mir nicht vorstellen. Er weiß sowieso alles besser, und irgendwie macht ihr beide euer eigenes Ding... aber an einem Strang zieht ihr irgendwie nicht. 🧐

Was ist mit ner paarberatung? Obwohl, ich glaube nicht, dass er sowas wollen würde....

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Das mit dem Fahrradfahren finde ich schon auch doof. Im Straßenverkehr sollte man sich aufeinander verlassen können.

Beim ersten Mal hätte ich mich noch gewundert.
Beim zweiten Mal hätte ich direkt bei der Absprache, wer wo fährt, auch den Weg besprochen.
Dann hat er die Gelegenheit vorher schon zu sagen, was einfacher ist.

Das mit dem Eingang: war es schon immer so?
Dazu fallen mir spontan mehrere Situationen ein. U.a. einige, in denen ich noch suche und ein guter Freund mit Asperger Autismus mich direkt aufmerksam macht. Ebenso ein langjähriger Partner oder Freunde.


Das mit dem Rührei kann durchaus vorkommen.
Da käme es dann auf den beidseitigen Ton an, wie man damit umgeht.

Bei sich wiederholenden kritischen Situationen habe ich gelernt, vorher zu fragen/zu besprechen, wer was wie erwartet, gemeinsam eine Lösung zu finden und beide halten sich daran.
Das Besprochene wird eingehalten. Das nicht besprochene wie es sich der eine vorstellt und der andere dann interpretiert, gilt dann zu Gunsten von " da haben wir wohl andere Vorstellungen" und "der Ton macht die Musik".

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Huhu,

ich kann dich schon verstehen, mein Mann tickt leider sehr ähnlich, wobei es deutlich besser geworden ist, seit wir ein Kind haben.

Früher hat er mich auch einfach stehen lassen, ist abgebogen etc., ohne ein Wort zu sagen. Nach dem Motto: Entweder wir gehen daher, wo ich lang will, oder wir gehen halt nicht zusammen! Ich fand es auch kränkend, habe es als mangelndes Interesse an einem partnerschaftlichen Umgang miteinander verstanden und teilweise schon richtig absichtlich provozierend. Darüber reden half bei uns leider rein gar nichts, er hat gar nicht verstanden, was mein Problem war. Und ich habe das nicht als einzige so wahrgenommen. In unserem Freundeskreis gibt es mehrere Running Gags über seinen Eigensinn, seine extreme Spontaneität und seine Unzuverlässigkeit. Das lag also definitiv nicht nur an meiner Empfindlichkeit und ich glaube, dass das auch bei dir nicht so ist. Wobei man schon sagen muss, dass es auch immer einen Part gibt, der es mit sich machen lässt. Wie ist es so um dein Selbstbewusstsein bestellt?

Wie gesagt, bei uns wurde es mit dem Kind besser - irgendwie hat er eingesehen, dass es ohne Ab- und Rücksprachen nicht funktionieren kann. Da Ihr schon Kinder habt und das offenbar nicht half, habe ich leider keinen tollen Rat für dich, sorry.

Ich drücke dir die Daumen, dass Ihr einen Weg findet, zur Not und falls es dich so sehr stört, vielleicht wirklich mit Hilfe einer Paartherapie. Dem wird dein Mann aber wohl nur zustimmen, wenn du es schaffst, ihm klar zu machen, dass sein Verhalten auf Dauer sehr negative Konsequenzen für ihn haben wird. (Wäre das denn so? Ggf. sogar Trennung?)

Alles Gute und viele liebe Grüße!

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>>>Dem wird dein Mann aber wohl nur zustimmen, wenn du es schaffst, ihm klar zu machen, dass sein Verhalten auf Dauer sehr negative Konsequenzen für ihn haben wird.<<<

Jemanden mit Drohungen zu einer Paartherapie zu bewegen, halte ich für kontraproduktiv.

Zumal da sofort für den Mann der Eindruck ensteht, dass er dort "umgekrempelt" werden soll, was nie das Ziel einer Paartherapie ist.

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Das stimmt natürlich. Wahrscheinlich habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt. Was ich sagen wollte: wenn bei der TE nicht ein gewisser Leidensdruck bzw. eine gewisse Ernsthaftigkeit spürbar wird, hat ihr Mann keinen Grund, mit zur Therapie zu gehen. Natürlich soll das nicht heißen, dass sie ihm à la „Wenn nicht..., dann...“ drohen sollte...