Zusammengezogen = Katastrophe

Hallo,

ich wohne nun seit 2 Monaten mit meiner Freundin zusammen. Wir sind 25 und 28, jetzt seit fast 2 Jahren zusammen und haben uns sehr auf unsere gemeinsames Heim gefreut. Es ist aber einfach nur schrecklich.

Wir haben viel Zeit und Geld in die Wohnung investiert, alles komplett renoviert, viele neue Möbel gekauft. Insgesamt lagen wir dann bei etwa 10.000 €. Jetzt leben wir hier drin, haben uns alles schön eingerichtet, hier könnte ich mich auch wirklich wohlfühlen. Leider läuft es in der Beziehung alles andere als gut.

Wir müssen beide von zuhause aus arbeiten und dürfen nicht ins Büro, daher hängen wir fast 24/7 in der Wohnung aufeinander. Haben ständig Streit, ständig gibt es irgendwelche zickigen Kommentare. Harmonie oder Verliebtheit gibt fast gar nicht mehr. Sex, Intimität und Zweisamkeit ist auch komplett auf der Strecke geblieben. Seit neustem werden unsere Differenzen oder Streitigkeiten nicht mal mehr geklärt sondern bleiben einfach wortlos zwischen uns stehen. Ich bin zwar noch so, dass ich die Dinge klären möchte, meine Freundin will aber meist nicht drüber reden sondern alles für sich behalten.

Wir hatten so eine schöne und harmonische Beziehung bevor wir hier eingezogen sind. Es hat sich echt um 180 Grad gedreht. Mittlerweile fühle ich mich eher so, als würde ich hier in einer WG mit einer Bekannten leben anstatt mit meiner Freundin. Wir leben nur noch nebeneinander her und ich merke, dass mich das immer weiter runterzieht. Ich bin eigentlich ein fröhlicher und humorvoller Mensch, lache aber in letzter Zeit kaum noch oder mache meine Witze fast gar nicht mehr.

Ich mache zwar täglich meinen Sport oder treffe mich mal mit Freunden / Familie, aber sind ja auch nur maximal ein paar Stunden, die ich rauskomme. Einige Hobbys wie Fußball-Stadion fallen halt auch wegen den Corona-Beschränkungen komplett weg.

Ich spiele jeden Tag mit dem Gedanken hier auszuziehen oder mich zu trennen. Aber so schnell und einfach bekommt man ja auch keine (passende) Wohnung, wie oben geschrieben haben wir so viel Zeit und Geld hier investiert. Wäre alles weg. Und wer weiss, ob das nicht nur Corona bedingt und es vielleicht wieder so vorher wird.

Keine Ahnung was ich machen soll. Habt ihr Tipps / Ratschläge für mich oder wart in ähnlicher Situation?

Vielen Dank und liebe Grüße

Julian

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Also dass es nach dem zusammenziehen meistens nicht mehr alles so toll ist, ist ja normal.
Bei euch hört es sich schon extrem an.

Denk Mal darüber nach, was dich genau stört bzw. worüber ihr streitet:
Gibt es wirklich ernsthafte Probleme oder steigert ihr euch durch die Situation einfach nur so in "Kleinigkeiten" rein.

Also wenn das Zusammenleben an sich klappt, ihr dieselben Prinzipien teilt würde ich einfach auf Stress tippen.

Wenn allerdings tatsächlich größere Dinge stören die rein auf das Zusammenleben bezogen sind müsstet ihr das klären und ggf. habt ihr dann einfach gemerkt, dass es zwischen euch doch nicht so dauerhaft passt.
Mal Beispiele:
Gemeinsames Kochen, essen
Putzplan, ähnlicher Ordnungssinn
Tagesrhythmus, Schlafenszeiten
Zeit für sich vs. Zeit zusammen
Lebensstil, Ausgaben, Geld
Wenn ihr bei den Themen unterschiedlicher Meinung seid, dann könnte eine Trennung vielleicht das Beste sein.

Wenn ihr allerdings aktuell wegen einer herumliegenden Socke oder einem stehengelassen Teller einen ausgewachsenen Streit anfangt, dann liegt es wohl eher an der aktuellen Situation.

Hat deine Freundin denn auch Hobbys, macht Sport? Oder musste sie jetzt vielleicht alles aufgeben? Könnte sein, dass sie einfach einen Ausgleich braucht, du kannst ihr ja Vorschläge machen, vielleicht könnt ihr auch zusammen ein neues Corona konformen Hobby probieren.

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Es sind immer unterschiedliche Dinge weswegen wir uns streiten.

Anfangs war es tatsächlich oft wegen dem Haushalt, das hat sich aber eigentlich eingespielt.

Gestern war es beispielsweise weil ich die fehlende Intimität nochmal angesprochen habe, dass ich nicht verstehen kann, wieso es früher nie ein Problem war und hier in der Wohnung einfach fast gar nichts mehr zwischen uns läuft. Wir sind beide sehr impulsiv, ein Wort kommt zum anderen, meine Freundin fängt an zu weinen, geht in einen anderen Raum und will nicht mehr drüber reden. Das ganze bleibt also völlig ungeklärt zwischen uns stehen. Die fehlende Intimität ist so in meinen Augen das wichtigste Problem. Bei allen anderen von dir erwähnten Punkte wie Schlafenszeiten, Lebenstil usw. passen wir gut zusammen und sind uns da ähnlich.

Ansonsten sind es aber auch überwiegend Kleinigkeiten. Wenn ich genervt bin und sie mit irgendwelchen zickigen Kommentaren provoziert, bringt mich das zur Weißglut.

Meine Freundin hat natürlich auch weiterhin ihre Hobbies und Freundinnen / Familie usw., wir sind innerhalb unserer statt umgezogen, also nicht hunderte Kilometer entfernt von ihrem früheren Zuhause oder so

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Ich hab unten schon geschrieben aber ich antworte hier auch nochmal.
Bei uns war es total seltsam. Dadurch dass wir uns so oft gesehen haben war das Bedürfnis nach Sex total verschwunden. Ich hab's bis heute nicht verstanden aber wir waren eher so wie beste Freunde die zusammen leben. Irgendwann meinte ich zu meinem Freund, dass zwischen unserer Beziehung und der Freundschaft von mir und meinem besten Freund eigentlich nur ein Unterschied ist.. wir küssen uns. Das war's und das ist zu wenig.
Das Gespräch war mega unangenehm, mein Freund hat sich iwie geschämt über das ganze Thema zu sprechen und ich musste ihn schon Recht dazu drängen. Aber dann haben wir entschieden dass wir einfach jeden Freitag Abend was schönes kochen, candlelight Dinner und Sex haben. Es war Natürlich nicht so aufregend wie früher aber dann kam es iwann wieder.

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Hallo Julian,

warum gibt es Streit ?
Ist es "nur" das aufeinander hocken ? Hinterlässt einer, oder ihr beide unnötige Unordnung ?
Wie macht ihr den Haushalt ?
Hat jeder seinen Arbeitsbereich mit möglichst viel Ruhe ?

Das kann schon vieles erklären. Kann einer oder ihr beide in absehbarer Zeit wieder ins Büro ?

LG
Tanja

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Habe einen Post drüber etwas zum Streit geschrieben.

Ich bin doch etwas ordentlicher als meine Freundin, sie lässt aber auch nicht alles verdrecken oder so. Das hat sich eigentlich eingependelt.

Beim Haushalt haben wir eigentlich feste Aufgaben. Sie geht zB einkaufen und wäscht, ich bügele und putze die Wohnung. Bei so Dingen wie Spülen oder Spülmaschine ausräumen ist es immer unterschiedlich, es macht halt derjenige, der grad Zeit dafür hat.

Wir haben ein Arbeitszimmer, in dem beide Schreibtische von uns drinstehen. Wir versuchen möglichst getrennt zu arbeiten, das klappt aber auch nicht immer.

Nein, wir haben beide leider noch keinerlei Info wann wir wieder ins Büro dürfen.

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Hallo Julian

Das kenne ich nur zu gut. Ich lebe seit einem Jahr mit meinem Freund zusammen, ich habe zwei Kinder mitgebracht. Wir haben heute noch Streit wegen Gewissen dingrn, aber am Anfang war es echt schlimm. Vor allem Haushalt. Meine Prioritäten lagen etwas anders als seine. Er kommt aus ner singlewohnung ich aus Wohnung mit Kindern. Hinzu kam, dass er immer nicht gesagt hat was ihn stört, was mihh auf die Palme brachte und es brach ein heftiger Streit aus... Wegen z. B. Nem Mülleimer Der nicht an "Ort und Stelle" stand.

Da ziehen zwei unterschiedliche Menschen zusammen und eh sich das alles einspielt dauert es... Bei euhh kommt erschwerend hinzu, dass ihr nun 24/7 aufeinander hockt. Auch diese Erfahrung durft ich mit ihm machen und bei dem was vorgefallen war hab ich noch immer dran zu knabbern.

Natürlich kann man alles nicht miteinander vergleichen, jede Beziehung ist einzigartig, jede Situation ist anders, auch wenn es ähnliche sind. Aber was absolut ein Problem ist, zumindest empfinde ich es so, dass sie sich sehr zurückzieht und nicht redet. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
Darf ich fragen wie du sie auf Probleme ansprichst? Wie wird es formuliert?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich besser damit fahre alles als "ich-Botschaft" zu verpacken, man läuft sonst sehr schnell Gefahr in Vorwürfe zu rutschen und da macht jeder dicht.
Vielleicht könnt ihr euch mal zusammen setzen und du fragst sie wie es ihr mit der Situation geht, dass du sie sehr liebst aber für dich das Gefühl hast sie zu verlieren. Ob es ihr ähnlich geht. Mach es aber nicht zwischen Tür und Angel, nehmt euch Zeit. Rede darüber wie du die Situation siehst, wie es dir damit geht und erfrage ob sie es ähnlich sieht, oder ob sie evtl eine Idee hat woran das liegen kann.

Ob es funktioniert ist eine andere Frage, denn ich kenne sie nicht. Aber man zieht nicht zusammen um dann nach zwei Monaten wieder auszuziehen....

Ich hoffe es hilft. Wie gesagt, ein patentrezept gibt es leider nicht.
Liebe Grüße

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Hallo Julian. Wir waren auch 2 Jahre zusammen bevor wir zusammen gezogen sind. Das erste Jahr war so ähnlich wie eures.
Kein Sex (ich glaube wir hatten in dem ganzen Jahr 4 oder 5 Mal Sex) , dauernd Streit, genervt voneinander... Ich hatte mir mehrmals überlegt mich zu trennen und ich denke er auch.
Wir haben nach ein paar Monaten aber offen drüber geredet und als es mit dem Sex besser wurde hat sich der Rest eingependelt. Also nach ca 1-2 Monaten haben wir plötzlich kaum mehr gestritten und waren wieder viel verständnisvoller und komlromissbereiter.

Ich denke bei euch ist es durch Corona noch Mal komplizierter aber Versuch nochmal offen mit ihr zu reden. Vor allem ohne Anschuldigungen sondern eher: ich wünsche mir......, Ich hatte mir das so und so vorgestellt/ gewünscht.. xyz macht mich traurig.

Ich wünsche euch viel Glück!!!

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Hallo,
das klingt fürchterlich bedrückend. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das nochmal was wird....wenn man nach gerade mal 2 Jahren schon solche grundlegenden Probleme hat, würde ich persönlich es abschreiben.
Als mein Mann und ich 2 Jahre zusammen waren, hätte ich mir eine Pandemie herbeigesehnt - ich glaube, wir wären ein Vierteljahr im Bett geblieben #schein

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Und was macht ihr zu zweit?

Wie Kollegen den Alltag zusammen auszuhalten ist ja keine gemeinsame Paarzeit.

Vielleicht herrscht ein Ungleichgewicht. Sie mit ihren und du mit deinen Freunden. Du mehr draußen, sie mehr daheim. Sie mehr Haushalt da du nicht daheim bist.
Sie fühlt sich Arbeitstechnisch mehr gefordert als du oder empfindet dich nicht so ausgelastet...

Überleg mal ob dir was einfällt.

Wenn mein Freund und ich frisch zusammen ziehen und beide Vollzeit im Home Office Arbeit, er verlässt bereits um 14 Uhr pfeifend das Haus. Mhhhh, der daheim ist kocht natürlich und der andere kommt heim und haut ordentlich rein...
Hätte ja auch was mitbringen können.

Denke irgendwo hier wird es nicht stimmig sein. Schau mal genau hin 😉

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Ich würde ehrlich gesagt auch Anfälle bekommen wenn ich mit meinem Mann zusammen im gleichen Zimmer arbeiten müsste und den restlichen Tag ihn auch um mich habe.
Das halte ich nicht für einen normalen Alltag.
Ich persönlich würde das unter Sch... Corona verbuchen und mal ein paar Tage alleine wegfahren.
Das wird sie nicht gut finden. Würde ihr aber sagen, dass du die Situation nicht aushälst und du ein paar Tage verschnaufen möchtest zu mal sie ja nicht bereit scheint, das Problem zu besprechen.

Wir haben in 20 Jahren Beziehung immer wieder solche Phasen gehabt, wie du sie oben beschreibt. Wir waren uns immer einig, dass das den unterschiedlichsten Umständen geschuldet ist und nicht weil wir uns nicht lieben.

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Ihr müsst euch bewusst machen, dass im Moment eine Extremsituation herrscht. 24/7 hängt man ja sonst nur im Urlaub aufeinander und dann doch eher entspannt und nicht über 10+ Wochen.

Wir sind seit 10 Jahren zusammen und streiten im Moment deutlich mehr (gut, da kommt noch ein 5jähriger Wutzwerg dazu, was nicht hilft), aber wir wissen, dass es nicht ewig so weiter gehen wird.

Findet wieder schöne Momente zusammen. Geht spazieren, in eine Kletterhalle, etc.

Alles Gute.