Wie entlieben?

Liebe Leserinnen,

Mein Freund und ich sind seit 8 Jahren zusammen, keine Kinder, nicht verheiratet. Er ist ein wundervoller Freund, verständnisvoll, gib mir Freiraum, ist aufmerksam, hilft im Haushalt.
Er hat bereits ein 17 jähriges Kind aus einer Vorbeziehung.

Immer mal wieder kamen mir Zweifel an unserer Beziehung. Warum? Ich kann es nicht beschreiben, es war mehr ein Gefühl, das immer wieder weg ging. Mir fehlt die Leidenschaft in unserer beziehung, wenn ich nicht verführe passiert nix, obwohl ich ganz klar kommuniziere was ich will. Wirklich direkt. Aber es passiert nichts.
Zudem leben wir ein wenig nebeneinander her wobei, was sollen wir auch sonst tun? Klar is das nach 8 Jahren ein wenig eingeschlafen. Prinzipiell ist er mehr der Kuschel-daheim-Typ. Das mag ich auch :) aber nicht dauernd. Ihr seht, alles mehr Kleinigkeiten, die aber auch durch viel und oft reden irgendwie nicht beseitigt werden können. Das einzige wirkliche „Problem“ ist sein Sohn: ich mag ihn so gerne und ich glaub er mich auch, die Ex verlangt jedoch immer mehr Geld, ist irgendwie oft präsent. Das ist das einzige, was mir wirklich zu schaffen macht.

Jetzt ist mir etwas passiert, das mir noch nie passiert ist: bei einem kleinen beisammensein in der Arbeit habe ich mit einem Kollegen geredet. Kein flirten, garantiert nicht, ich bin das immer und immer wieder durchgegangen.nach dem Fest schrieb er mir eine email. Unverfänglich, nichts erwähnenswertes. Da ich gerade Standort gewechselt hatte, hab ich mich gefreut. Ich bin der Meinung auch Männer und Frauen können befreundet sein, ich habe auch zwei männliche, sehr gute Freunde.
Wir schrieben emails. Auch in der Nachhinein-Betrachtung: kein flirten, nix anzügliches, allgemeines.

Was hast du am Wochenende gemacht?
Hast du schon die neue am Empfang gesehen?
Hast du die Serie gestern geschaut?

Und ich fürchte, irgendwann im laufe der Zeit habe ich mich verliebt. Ich befürchte es beruht auf Gegenseitigkeit, es ist aber nur eine Vermutung weil wiegesagt: ich reflektiere und reflektiere wann und wo ich zu weit gegangen bin, aber da war nix. Nix sichtbares wieso es mir jetzt so geht. Ich denke sehr viel über ihn nach, und ich versuche das abzustellen.
Hat jemand Soetwas schonmal gehabt? Wie seid ihr darüber hinweggekommen? Ich reduziere die emails gerade langsam, damit es nicht so komisch abrupt ist. Wobei es höchstens eine Mail am Tag gab, nie mehr. Ich möchte meine Beziehung nicht aufgeben, aber es beschäftigt mich schon dass das überhaupt passieren konnte :(
Ich fühle mich wirklich furchtbar und hab das Gefühl, egal was ich tu, es ist irgendwie nicht richtig.

Ich freue mich wirklich sehr auf eure antworten. Habt einen schönen Abend!

1

Warum willst du unbedingt bei deinem Partner bleiben? Es scheint ja nicht mehr wirklich zu passen...
Alles Gute für dich 🙂

2

Wir haben so ein wundervolles Leben.
Er ist so ein toller Partner und das möchte ich eigentlich nicht wegschmeißen :(
Abgesehen davon würde es für ihn total überraschend kommen und ihn so zu verletzen, das hat er nicht verdient. Daher möchte ich aktiv versuchen meine beziehung zu „retten“ und hoffe inständig, dass das nur eine echt seltsame Phase ist :/

3

Und was wünschst du dir für dich?

weitere Kommentare laden
4

Ich kann dir nicht beantworten, wie du dich "entlieben" kannst, aber vielleicht hilft dir ein Blick auf die Gründe, warum es überhaupt dazu kommen konnte. Das wird vielleicht gar nicht so viel mit dem Kollegen zu tun haben, sondern mit der Beziehung zu deinem Partner.

Du schreibst zwar von einem wundervollen Leben, beschreibst aber die Paarbeziehung als mehr oder weniger eingeschlafen, fast wie eine nette WG mit einem lieb gewordenen Freund,den du seit ewigen Zeiten in und auswendig kennst: Dir fehlt Leidenschaft, wenn du nicht aktiv wirst, passiert gar nichts mehr, er weiß das denn du kommunizierst das klar, das ändert aber nichts, er möchte nur und ausschließlich daheim sein, ist der gemütliche Typ, ihr lebt ein wenig nebeneinander her.

Und da fragst du: "was sollen wir auch sonst tun?" Und das einzige Problem ist der Sohn bzw. die Ex? Ich fürchte, dass du da Nebenkriegsschauplätze schaffst, um dich den echten Problemen nicht stellen zu müssen, die in eurer Paarbeziehung liegen. Nach gerade mal acht Jahren ist das viel an Gewohnheit und du scheinst schon fast resigniert zu haben, denn er weiß, was dir alles fehlt. Die Abwesenheit von Streit und ein liebenswertes Wesen beider Partner macht noch keine gute Paarbeziehung. Reden bringt nichts. Interessiert es ihn nicht, ist seine Welt in Ordnung, obwohl er weiß, dass deine es nicht ist? Fragen, denen ihr euch stellen solltest.

Ansonsten hat ein Neuer natürlich leichtes Spiel.

Zu den Forderungen der Ex:
Entweder der Sohn hat einen Anspruch oder eben nicht, für solche Fälle lohnt sich eine kostengünstige Erstberatung beim Anwalt, dann muss das kein Problem sein.

6

Wow danke für deine Nachricht und deine Sichtweise. Du hast recht, ich hab noch nie anders gedacht :/
Ich denke mir halt nach so vielen Jahren schleicht sich der Alltag ein, und da will ich nicht alles auf die Waagschale legen was er NICHT tut. Er tut ja auch einiges, dinge, die sich andere wünschen würden.

Wo du aber recht hast: ich kommuniziere ganz klar, ohne Missverständnis, was ich mir wünschen würde, mittlerweile Jahre. Aber es passiert nicht. Ich frag ihn dann weshalb er es nicht einfach tut wenn er doch weiß, das ich es doch so gerne hätte. Er weiß es nicht :/ er denke nicht daran bzw es wäre nie der passende Zeitpunkt da. Aber deswegen die gesamte Beziehung aufgeben?
Es interessiert ihn schon, und an dem Tag wo ich wieder mal Auszucke und sage ich brauch und Vorallem will das, passiert es auch. Genau an diesem Tag. Wobei ich mittlerweile soweit bin das ich dann sag „und heute brauchst du dann nicht damit kommen. Ich will das es von dir kommt, nur hin und wieder“. Die letzten 2 Male passierte es wieder nicht :(

Und deine Ausführung „liebgewonnener Freund in nette wg“ damit hast du es echt ziemlich getroffen. Nur was unterscheidet andere langjährige Beziehungen? Offensichtlich hab ich keine Ahnung - wie könnte es denn anders sein?

Ich weiß einfach nicht :(
Zur Ex: Klar. Er möchte aber nicht zum Anwalt, auch nicht zum Jugendamt. Er gibt er einfach was sie will, damit er seine Ruhe hat. Er geht Auseinandersetzungen aus dem Weg :/ ist nicht meine Sache, es ist sein Kind und wenn er empfindet er möchte ihm neben seinem Unterhalt (der wirklich nicht zu gering ist - 850€) auch noch regelmäßig Kleidung zuzahlen, dann ist das so.

5

Ich hatte haargenau das gleiche Problem. Ich war nicht wirklich verliebt, aber ich habe es genossen, Aufmerksamkeit zu bekommen. 🤷‍♀️ Bei uns beiden liefen die Beziehungen nicht so gut, also beruhte das auf Gegenseitigkeit.

Und ich weiß gar nicht, wie, aber irgendwann ist das einfach im Sande verlaufen. Es ist nie mehr draus geworden (das hätte ich auch unterbunden!), aber zeitweise hatte ich wirkliche Zweifel über meine Gefühle (sowohl zu ihm als auch zu meinem damaligen Freund).

Als Tipp kann ich dir sagen: lass es langsam auslaufen, vermeide persönliche Themen. Ich habe mit besagtem Mann immer noch freundschaftlichen Kontakt, aber lange nicht so intensiv wie damals!

8

Danke für deine Erfahrung!
Irgendwie hoffe ich ja, dass das nur eine Phase ist. Und ich mir vielleicht auch zu viele Gedanken mache über Dinge die er nicht tut und es nunmal so ist.

Die Usern über dir hat aber schon ein paar Dinge angesprochen wo sie nicht unrecht hat :/ ich bin mir halt auch nicht sicher wie ich ihm klar machen kann dass ich mehr will und brauch. Durch klar Kommunikation funktioniert es jedenfalls nicht :-(

10

Aber weiß dein Freund denn, dass er auf ganz dünnem Eis steht?
Oder ist er sich deiner so sicher, dass er gar nicht an sich arbeiten will.......?

14

Ich hab ihm nicht gesagt dass er auf „dünnem Eis steht“. Ich habe nochmals klar gesagt was ich mir wünsche :/
Da kam bisher nichts..

11

Ich war vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation.

Eingeschlafene Beziehung, mehr eine WG mit einem guten Freund als tatsächlich eine leidenschaftliche Beziehung. Er war auch eher so der gemütliche Typ, ich wollte aber mehr erleben und sehen. Damit meinte ich keine ausgefallenen Sexpraktiken, Fernreisen oder sonstiges, aber einfach ein „intensiveres“ Lebensgefühl, nicht jeden Abend und jedes Wochenende gleich verbringen mit dem Wissen, dass seinerseits keine Motivation da ist, um gemeinsam neue Erfahrungen zu sammeln. Ich hatte das damals auch oft angesprochen, bekam aber immer nur zu hören, ich solle meine Ansprüche etwas runterschrauben und das Leben sei nun mal nicht jeden Tag aufregend und neu und man könne nicht erwarten, dass sich jemand jeden Tag für den anderen etwas tolles einfallen lässt. Dass es darum im Grunde genommen auch nicht geht und es eher darum geht, dass die Gefühle weniger werden und der Partner nichts versucht, um das aufzuhalten, wird leider selten bis gar nicht verstanden. Es geht nicht um regelmäßige Candlelight Dinner und sich verstellen, damit der andere nicht wegläuft. Es geht viel mehr darum, etwas Motivation zu zeigen und an der Beziehung gemeinsam zu arbeiten, Kritik nicht einfach hinzunehmen, sondern entweder etwas daraus machen und es ändern oder das Gespräch suchen um zu klären, warum man diese Kritik ggf. nicht gerechtfertigt findet und Kompromisse zu finden.



Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, genau dann zu gehen, wenn man so empfindet wie du gerade. Auch wenn es weh tut und man das „gemeinsame Nest“ plötzlich doch scheint zu schätzen und Angst vor Veränderung hat.



Meine Oma hat immer gesagt „wenn man zwischen 2 Männern steht, dann entscheide dich für den zweiten. Du hättest keine Augen für jemand anderen, wenn du mit dem ersten richtig glücklich wärst“. Und es passiert eben einfach, dass man sich weiterentwickelt und auseinanderlebt, daran ist auch gar nichts verwerflich. Wirklich verwerflich ist es erst, wenn Betrug mit ins Spiel kommt (damit meine ich nicht bloß „Fremdflirten“ sondern tatsächlich Treffen und körperliche Nähe mit dem Anderen). Dann wird es wirklich hässlich und noch schmerzhafter als ohnehin schon.



Letztendlich halte ich persönlich deine Gefühle für eine tickende Zeitbombe. Wenn du nun den Kontakt zu deinem Kollegen runterfährst und wieder deine gesamte Energie auf deine Beziehung richtest, ist das auch keine Garantie, dass alles wieder gut wird. Du sollst mit deinem Kollegen nichts anfangen nur weil du unglücklich bist, aber du solltest dich und deine Gefühle auch nicht hinten anstellen nur weil man denkt, dass es normal ist, nach 8 Jahren so wie du zu empfinden und davon auszugehen, dass sich das wieder gibt.



Es gibt sich nur, wenn beide daran arbeiten möchten und dazu scheint dein Partner ja leider nicht bereit.

16

Danke für deinen Text!
Habt ihr euch dann getrennt?
Ich find deine Ausführungen so passend auf mich: mir fehlt so dieses aufregende zusammen. Als ich heimkam wollte er im Bett kurz kuscheln. Prinzipiell ja! Gern! So schön! Ich weiß aber dass er dabei einschläft und das macht mich wütend wenn ich daran denk :-(

Heute kam er auf einmal an und meinte er habe einen Termin zum Eigentumswohnung ansehen gemacht. Seit 2 Jahren will ich das, aber es hat nie für ihn gepasst. Nun kommt er von allein und ich? Ich will eigentlich gar nicht so richtig :/
Aber nun „arbeitet“ er ja daran, an uns. Wie bekomm ich es hin da wieder mitzuziehen. Momentan denk ich viel an den Kollegen. Ich will nicht, aber es kommt.
—>Tickende Zeitbombe. So kommt es mir auch vor obwohl Ich hoffe du hast damit unrecht :(

13

Sag ihm klar und deutlich, dass du über Trennung nachdenkst, weil dir das und das sehr wichtig ist und er sich aber nicht ändern will

17

Ich kann dich verstehen und bin in einer recht ähnlichen Situation. Ich bin allerdings schon 20 Jahre verheiratet, habe Kinder und insgesamt das, was man als ein tolles Leben bezeichnen würde...es geht uns gut, mein Mann ist erfolgreich, charmant und allseits beliebt...das "Problem", wenn man so möchte ist, dass mein Mann sehr selbstbewußt ist und extrem auf seine eigenen Bedürfnisse hört...er ist sehr gerne Familienvater und genießt es mit den Kindern was zu unternehmen, aber der ganze alltägliche Kram interessiert ihn kaum und während ich im Laufe der Jahre meine eigenen Bedürfnisse ständig zurückgenommen habe, um für die Kinder da zu sein, ist ihm das nie passiert....
Nachdem jetzt die Kinder so langsam aus dem ganz Gröbsten raus sind und ich einfach mal wieder Luft holen konnte (so ein klein wenig zumindest), habe ich auch jemanden kennengelernt...
Kein Flirten, aber ein beständiger (nicht sehr häufiger, aber immerhin) Kontakt, immer wieder kurze Treffen, (meistens mit den Kindern, selten auch mal zu Zweit auf einen Kaffee) und während es mich anfangs nur beschwingt hat und ich es, glaube ich, einfach genossen habe, mal wieder als eigenständige Person (und nicht nur als Mama) betrachtet zu werden, hat sich bei mir nach einiger zeit auch eine Verliebtheit eingeschlichen...mittlerweile freue ich mich riesig über jeden Kontakt, er fehlt mir, wenn wir einige Tage nichts voneinander hören und auch wenn die Nachrichten auch immer noch total unverfänglich sind, habe ich trotzdem ein schlechtes Gefühl, weil ich einfach so viel an ihn denke...wie du sieht, kann ich dir also gar nicht helfen, sondern nur zeigen, dass du definitiv nicht alleine mit deiner Situation bist...
Liebe Grüße!