zusammen groß werden, erwachsen werden und dann ?

Ich versuche einen "eindruck" von außen zu bekommen und mich selbst zu therapieren :D

Mein Mann und ich sind bald 10 Jahre zusamme, davon 4 verheiratet. Ich 25, er 29. 2 tolle Kinder 2 und 3 jahre alt, haus und Hund alles tutti.
Das einzige was mir noch fehlt ist eine Ausbildung die ich nächstes Jahr wieder anfangen werde. Da ich meine erste zu gunsten der Kinder abgebrochen hab.
Wir sind zusammen groß und erwachsen geworden. Wir haben es ganz alleine und gemeinsam aus eigener Kraft aus dem Loch von Hartz, Armut und Kriminalität raus geschafft. Früh wussten wir schon was wir wollten. Ich wollte auf jedenfall weg von zu Hause und nur noch in seine Arme. Sobald ich 18 war war ich von heut auf morgen 180km weiter weg gezogen.

Er war alles für mich, mein fels in der Brandung, mein anker, mein Licht. Danach hatte ich auch lange nur ihn und dementsprechend groß ist mein Freundeskreis bis heute..

Wir haben leider keine ordentlichen Omas die sich der Kinder annehmen wollen, damit wir mal was machen können.

Was mich vor einigen Wochen sehr sehr beschäftigt hat und mkr aufgefallen ist, dass ich merke immer wieder, dass er anders ist als ich. Mir gefallen Dinge die ihm nicht gefallen bspw tatoos ( hätte gerne einiges aber ich kann einfach nicht weil er es so schlimm finden würde)
Wir haben immer öfter verschiedene Ansichten.
Immer wieder andere Meinungen. Eine andere Sicht, Akzeptanz gg gewissen Dingen usw

Ich habe das Gefühl zu ersticken. Ich kann einfach nicht mal irgendwie etwas machen was mir gefällt an MIR sei es ich möchte ein tatoo.
Ich habe komischerweise das Gefühl extrem eingeschränkt zu sein und ich fühle mich so als hätte ich generell kaum Mitspracherecht und er hat immer das letzte wort.

Er bestimmt so vieles immer und das war für mich glaube ich früher auch immer vollkommen in Ordnung. Er war schon mitten im Leben und ich kleines junges Ding bin ihm grade wegs in die Arme gelaufen. Ich konnte ihn auch positiv beeinflussen und wir haben uns gegenseitig sehr gut ergänzt.

Tatsächlich glaube ich habe ich jetzt erst verstanden, dass wir jetzt erwachsen sind. Erwachsene Menschen die kinder und Verantwortung haben
Ich glaube auch nach all der langen Zeit, habe ich vergessen wie es ist eigene Träume, eigene Ideen, eigene Meinungen zu haben.

Ich würde gerne mal wissen, wie es ist alleine zu sein, alleine handeln zu müssen, sich selber auf den Beinen halten zu müssen, ich würde gerne einfach mal wie damals mit 18 als ich spontan mein mini tatoo hatte stechen lassen ohne rede und antwort stehen zu müssen.

Er fragt mich in letzter Zeit immer wider wer mir ins Gehirn geschissen hat oder wer mir irgendwas erzählt weil ich im moment so bin. Ich glaube eher das ich eine Entwicklung durchgemacht habe, eine reife die ich grade durchlebe und ich bin unsicher und habe angst was grade da passiert. Ich verändere mich immer mehr und ich möchte so gerne mit ihm zusammen eigentlich dann die Richtungen wechseln..

Und doch weiß ich nicht was ich möchte. Wieso bin ich so? Habe ich mich falsch entwickelt?
Ich möchte nicht den Anschein erwecken unglücklich zu sein, wir haben an sich eine liebevolle und sehr Kommunikative Beziehung und auch hier drüber schon geredet. Doch wie das halt so ist im Alltag..alles schnell wieder vergessen
in letzter Zeit ist der Wurm drin. Abgefuckte Tonart den ganzen Tag von früh bis spät am Start. Immer wieder Streit deswegen und ich stelle mir immer wieder vor wie es wäre alleine zu sein. Bzw ohne mann zu sein. Ich denke ich würde dieses leben genießen. Sein eigener Mensch zu sein ohne sich freiwillig einschränken zu müssen.
Nennt man das eine selbstfindungsphase?
Warum muss ich so oft weinen und bin so traurig darüber, obwohl ich alles wieder genau so machen würde wenn ich müsste?

"Eingesperrt in einem goldenen Käfig"
Das passt vielleicht ganz gut zu meiner gefühlslage..

Jetzt kommt er hier rüber wie ein freak aber das ist er gar nicht. Ich habe natürlich auch meine schatten Seiten. Er macht sehr viel mit den Kindern und meint er fühlt sich wie die mutti im Haus. ( arbeite zurzeit noch Schicht manchmal bis 22uhr )
Er macht auch schon so viel und jeder will immer was von ihm. Ich weiß er ist auch gestresst usw.. aber ich hab das gefühl, dass meine gefühlslage nix damit zu tun hat..

Ich hoff jemand versteht das ganze überhaupt irgendwie..

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Es klingt, als herrscht ein Ungleichgewicht an Selbstsicherheit und Dominanz zwischen euch. Er sagt wo es langgeht, du folgst ihm. Viele Paare sind glücklich so (ich erlebe es häufig auch umgekehrt: die Frau sagt wo es langgeht).

Du wächst da aber grade raus und möchtest auch mal eigene Entscheidungen treffen. Das irritiert ihn sicher und dann kommen solche verletzenden Sätze wie „Wer hat dir ins Gehirn geschissen“. Sowas geht gar nicht und zeugt nicht von Respekt. So willst du nicht behandelt werden und das kannst du ihm in solchen Momenten auch ohne Umschweife sagen (ohne zu emotional zu werden).

Vielleicht macht ihm deine Veränderung auch Angst und er möchte lieber alles beim Alten belassen. Da hilft es, konstruktiv darüber zu reden. Bitte ihn, dir einfach mal zuzuhören, ohne dir ins Wort zu fallen, weil dir das jetzt sehr wichtig ist und dann erzählst du ihm (ohne Vorwürfe!), was du hier im Forum so gut beschrieben hast. Möglichst aus der Ich-Perspektive, damit er sich nicht direkt angegriffen fühlt. Vielleicht kann er deinen Veränderungswunsch dann besser nachvollziehen, darüber nachdenken und ihn nicht als etwas bedrohliches für sich selbst werten.

Es sollte jedenfalls in seinem Interesse liegen, dass du zufrieden bist und solange du nichts illegales, verantwortungsloses oder verletzendes tust, bist du im Grunde ja ein freier Mensch, selbst in einer Beziehung. Falls du selbst noch nicht ganz verstehst, was du in deiner Umbruch-Phase von ihm erwartest, versuche es vorher für dich prägnant zu formulieren, damit du es ihm deutlich machen kannst.

Ich weiß wie es ist, dem Partner gerne alles recht zu machen und sich emotional zu sehr von ihm und seiner Laune abhängig zu machen. Das passiert häufig in Phasen, in denen ich ohnehin kein starkes Selbstvertrauen habe und unsicher bin. Aber langfristig ist diese Dynamik nicht gesund.

Ich achte inzwischen darauf, Für mich selbst, mein Wohlbefinden und meine Emotionen Verantwortung zu übernehmen. Das heißt, auch mal etwas zu tun, was nur mir gefällt. Ein Tattoo würde ich mir jetzt nicht direkt stechen lassen, aber zB mal Dinge anziehen, die man selber mag, der Partner nicht unbedingt. Dinge nur für mich unternehmen, selbst wenn mein Partner nicht nachvollziehen kann, weshalb mir das Spaß macht. Direkt deutlich zu sagen, wenn mich sein Verhalten oder seine Worte verletzt haben und ihn bitten, das zu unterlassen. Meinungen vertreten, die man begründen kann und für richtig hält, selbst wenn der Partner ganz anders denkt.

Diese Eigenverantwortung zeigt dem Partner, dass du ein eigenständiger Mensch bist. Wenn du dich liebevoll aber bestimmt von ihm abgrenzen kannst, kann das am Anfang irritieren, langfristig aber den Respekt zwischen euch fördern. So geht es uns zumindest. Wie sind zwar ein Team, haben aber immer noch individuelle Vorstellungen von manchen Dingen, was die Beziehung oft sogar bereichert und ihr den nötigen Pfeffer (zurück)gibt.

Eine Trennung würde ich an deiner Stelle erstmal nicht in Erwägung ziehen, bevor du das nicht versucht hast. Und lass ihm etwas Zeit, sich an deinen Veränderungsdrang zu gewöhnen, manchmal brauchen die Männer einfach etwas länger.

Alles Gute!

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Du bist ja sehr jung Mutter geworden und lebst ein Leben wie es die meisten eher in ihren 30ern leben- ich kann mir gut vorstellen das Dir was fehlt.

Meinen Mann hab ich mit 20 im Studium kennen gelernt, er war 21. ich würde auch behaupten wir sind zusammen erwachsen geworden- aber eben auf Augenhöhe und viel, viel langsamer..

Nun sind wir fast 40, unsere Kinder sind sechs und drei und der Ton zwischen uns ist auch Phasenweise rauer- das liegt ziemlich sicher an der Belastung mit Haus, Arbeit, kleinen Kindern..

Ich hab auch nie alleine gewohnt und bedauere das manchmal- aber man kann im Leben nicht alles haben und ich bin insgesamt sehr zufrieden.

Was dir fehlt ist die Möglichkeit eigene Erfahrungen zu machen und dich zu entwickeln- dafür musst du nicht alleine leben und es braucht auch kein tatoo. Man muss auch nicht immer genau die gleichen Ansichten wie der Partner haben- wichtig ist aber das man sich gegenseitig respektiert. Die Bemerkung deines Mannes war sehr abwertend- das solltest du so nicht stehen lassen. Gib nicht immer nach, fordere ein das auch deine Bedürfnisse ihren Platz haben in eurer Beziehung.

Eine berufliche Perspektive, eigene Freunde/Kontakte und etwas Freiheit brauchst du vermutlich ganz dringend. Wenn die Kinder in Betreuung sind und du beruflich durchstartest wird Dir das sehr gut tun.

Schaut euch nach einen Babysitter um, ab und zu mal nen Abend ohne die Kinder finde ich super wichtig- ihr seid nur einmal jung.

Lass dir dein Tatoo stechen. Das ist dein Körper- dein Mann muss das nicht absegnen.

Wie sieht es mit Geld aus, hast du ein Budget zur eignen Verfügung? Eigenes Geld verdienen bringt vermutlich auch etwas mehr Augenhöhe in eure Beziehung. Ich hab es gehasst in der Elternzeit finanziell von meinem Mann abhängig zu sein- es ist einfach ein anderes Gefühl wenn man jederzeit selbst für sich und die Kinder sorgen kann und den man nicht „braucht“- sondern mit ihm zusammen ist weil man möchte.

Das Bedürfnis nach alleine sein kann ich jedenfalls sehr gut verstehen- aber du hast zwei kleine Kinder und damit deine Freiheit einfach ein Stück weit an den Nagel gehängt erstmal. Auch ohne Mann wärst du Mega eingeschränkt in deinen Aktivitäten. Ich kann auch nicht einfach los und mir, nen Tatoo stechen lassen, ich müsste erstmal organisieren wo die Kinder bleiben usw..

Vielleicht wäre es ja möglich nach Corona mal alleine ein paar Tage in den Urlaub zu fahren. Damit du mal frei von der Verantwortung bist und zum durchatmen kommst.

Ich wünsche dir alles gute und viel Erfolg bei der Ausbildung.

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Ich finde nicht, dass du ein Freak bist.

Für mich klingt es einfach so, als hättet ihr euch unterschiedlich entwickelt. Das kommt vor. Wenn man sehr jung heiratet vllt öfter; aber grundsätzlich hätte es dir auch mit Mitte 40 passieren können.

Nun ist eine unterschiedliche Entwicklung für mich nicht gleich Trennungsgrund. Aber da herrscht viel Redebedarf, Verständnis und Kompromisse. Wenn nur er bestimmt, was du fühlen und denken darfst, sehe ich keine Zukunft.

Thema Tattoo z.B.: er darf es hässlich finden. Oder blöd. Oder Assi. Aber in letzter Konsequenz ist es dein Körper und das muss er akzeptieren. Mein Mann hat auch Tattoos, die finde ich auch schön. Eins will er über den kompletten Arm erweitern, das finde ich nicht schön. Aber es ist sein Arm, nicht meiner. Ich liebe ihn auch komplett voll tätowiert. Ich hab ihm gesagt, dass ich Bedenken habe, dass ich es nicht soooo schön finde. Er hat drüber nach gedacht und dann seine Entscheidung getroffen und mit der lebe ich dann.

Also mein Rat: steh für dich ein! Sei selbstbewusst. Wenn dein Mann dann als Konsequenz nur eine Trennung sieht, ist das sehr schade, aber seine Entscheidung 🤷‍♀️ Kein Mensch bleibt ein lebenlang gleich, da muss man sich immer wieder zusammen finden. Wichtig ist für mich dabei immer Respekt, Verständnis und Akzeptanz.

Alles Gute!

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Hallo, das kommt vor, dass man sich auch in einer Beziehung entfremdet, weil man sich verändert. Gerade wenn man so jung zusammen gekommen ist. Das ist jetzt sehr wissenschaftlich gedacht, aber: dein Gehirn ist noch in Arbeit 😁 der präfrontale Cortex, der den wesentlichen Teil der Persönlichkeit ausmacht und der für die Problemlösung und Impulskontrolle zuständig ist, entwickelt sich noch in deinem Alter bis Ende 20. Daher veränderst du dich auch noch. Da euch ein paar Jahre trennen, ist das bei deinem Partner nicht mehr so extrem. Noch dazu warst du nie allein, da fehlt dir wahrscheinlich was.
Er kann jetzt wahrscheinlich nicht damit umgehen, dass du dich veränderst und eigenständiger wirst. Irgendwie solltest du einen Weg finden, dein verändertes Selbst mit deiner Beziehung und deiner Familie zu vereinbaren. Da hilft viel Kommunikation und Ich-Botschaften sind dabei wichtig. Mach ihm keine Vorwürfe, weil du dich änderst und Dinge jetzt anders siehst.
Zu den Tattoos: es ist dein Körper. Das letzte Wort hast du!

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Hallo!

Ihr habt euch weiter entwickelt und du merkst auch, das es so nicht weitergehen kann. Früher waren dir viele Dinge auch egal, hast dich untergeordnet und es hat dir nichts aus gemacht. Damals hat das für dich einfach noch gepasst.
Jetzt bist du einen Schritt weiter und du willst auch dein Leben so leben, wie du es möchtest. Find ich alles ganz klar und dein Partner sollte dich da eher unterstützen.
Aber vielleicht hat er sich nicht weiter entwickelt? Ich glaube das er es so gut findet, wie es ist, du aber nicht mehr.
Ich kenne sowas in ähnlicher Art bei meiner Freundin, auch wenn das wesentlich extremer mit ihr war. Sie hat ihren Mann mit 14 Jahren kennengelernt und er war über 20 Jahre......lange Geschichte. Aber Fakt ist da auch, das sie erwachsen geworden ist, sich weiter entwickelt hat und dann auch mit dieser Unterordnung, die es ja irgendwie war, nicht mehr zufrieden war.
Sie wollte IHR Ding machen, selber Entscheidungen treffen usw.
Er hingegen hat sich gar nicht entwickelt, fand es so wie es war immer gut....
Letztendlich haben sie sich scheiden lassen, da er ihr diese 'Freiheiten' auch nicht geben wollte und gleiche Sprüche geklopft hat, wie dein Mann.....Er hat sie auch einfach nicht ernst genommen....

Was mir sicherlich nicht nehmen würde sind gewisse Wünsche für mich selber. Wie z.b. das du gerne ein Tattoo haben möchtest. Es ist dein Körper und wie er darüber denkt, kann dir Schnuppe sein. Ich an deiner Stelle hätte mir also schon längst eins stechen lassen. Da hat er einfach nichts zu sagen. Wenn es ihm nicht gefällt, ist das sein Problem. Da musst du auch einfach mehr deine Frau stehen und dann auch dein Ding machen.
So wie ich das sehe, nimmt er dich ja anscheinend auch nicht wirklich ernst.
Das hat nichts mit dem Alltag zutun, sondern ich glaube, das vieles sehr eingefahren ist und er sicherlich die 'Kontrolle' nicht wirklich teilen oder abgeben will........er kennt es eben auch nicht anders....

Er gesteht dir nicht zu, das du deinen eigenen Willen hast.....da musst du ihm klar machen, das der Hase jetzt auch etwas anders läuft und du deinen eigenen Kopf hast. Das heisst ja nicht, das man kein Team mehr ist, aber er sollte sich daran gewöhnen, das du auch eine Meinung hast, auf die er eingehen sollte. Er sollte nicht mehr alles entscheiden, sondern das sollte man zusammen tun....
Für ihn sicherlich eine Umstellung, aber wenn er da nicht auf dich eingeht, dann glaube ich, das die Ehe dann irgendwann enden wird, so wie bei meiner Freundin.
Denn ich glaube nicht, das du wieder den Schritt zurückgehen wirst, das für ihn alles wieder tutti ist.
Ihr müsst einfach euer Beziehung überarbeiten und den Bedürfnissen anpassen.

LG Sonja

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Mir ging es mit meinem Exmann recht ähnlich, nur dass ich nicht vor meiner Familie flüchten musste und eine Ausbildung gemacht habe, die ich wollte.

Mein Exmann war meine erste große Liebe und ich entsprechend jung als wir zusammen kamen, er 7 Jahre älter.

Anfangs empfand ich es als Sicherheit, dass er vieles entschied, doch umso älter ich wurde umso mehr wollte ich meinen Kopf durchsetzen und selbst entscheiden. Wir waren lange zusammen,haben sogar geheiratet. Gott sei Dank hatten wir aber keine Kinder. Mir fehlte es finanziell und materiell an nichts, aber ich wollte nicht mehr bevormundet werden. Trennung und Scheidung folgte.

Manchmal, gerade wenn man jung zusammen kommt entwickelt man sich einfach in verschiedene Richtungen. Das passiert, aber man muss sich überlegen ob man ein fremdbestimmtes, aber sicheres Leben weiter führen möchte oder ob man man selbst sein will. Nur der Kinder und Haus wegen würde ich persönlich keine Kompromisse eingehen.

Du musst für dich entscheiden ob die vielen Dinge, dich euch mittlerweile unterscheiden hinnehmbar sind oder nicht.