Verzweifelt

Hallo,
ich weiß nicht ob ich das alles vielleicht falsch sehe, aber mich macht es momentan echt fertig...
Ich versuche mich kurz zu fassen 🙈

Mein Freund& ich sind im Januar sechs Jahre zusammen. Unsere Tochter ist jetzt 3 Monate alt& sie war auch ein Wunschkind.
Seit ca 2 Wochen ist sie sehr weinerlich, möchte nur getragen werden& wenig alleine liegen. Abends einschlafen ist echt schwierig. Was dazu führt, dass ich zu sehr wenig im Haushalt komme& es bei mir mittlerweile auch an die Substanz geht.
Er geht seit 2 Monaten wieder voll arbeiten.

Jetzt warf er mir den einen Tag vor "Überfordert zu sein" da ich sie mir in den Arm nahm als sie weinte& er sie nicht beruhigen konnte. Fühlte er sich wohl auf den Schlips getreten. Als Mutter weiß man ja aber nunmal wie man seine Kinder am besten beruhigen kann.
Er findet es nach ein paar Stunden mit ihr schon anstrengend& sagt sie ist eine Nervensäge..
& da ich auch etwas Schlafmangel habe (Väter hören die Kinder nachts ja nicht 🤷🏼‍♀️), bin ich auch etwas gereizt.
Aber statt mir mal zu sagen, dass ich einen guten Job mache, meckert er nur mit mir& sagt ich soll noch dies& das machen.
Vorhin habe ich es mich mal gewagt duschen zu gehen, als er kochte. Da war sie aber auch gerade ruhig& saß in ihrem Stuhl& schaute ihm zu.
Da war er sauer, wieso ich nicht noch 5 Minuten gewartet habe, bis er denn soweit fertig war. Weil sie dann etwas später mit weinen anfing und er nebenbei kochen musste. Meinte ich auch, wenn ich alleine bin, hilft mir auch keiner. Hat er nicht verstanden& maulte nur rum.

Sehe ich das nur so eng oder ist sein Verhalten wirklich etwas doof?

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Oh die erste Zeit ist sooooo anstrengend 😅

Bei ein paar Dingen musste ich schmunzeln: also als Mutter weiß man nicht unbedingt automatisch besser, wie man sein Kind beruhigt. Vielleicht eher als Person, die viel Zeit mit dem Kind verbringt. Aber es gab hier durchaus Zeiten (Motte ist inzwischen 1,5), wo mein Mann sie viel besser beruhigen konnte, als ich (und ich bin in EZ und hab gestillt und getragen und alles 😅). Und glaub mir, man nimmt das (selbst wenn man es rational besser weiß!) persönlich und fühlt sich vom Kind ungeliebt und selbst überfordert. ABER: man lernt, damit umzugehen und vieles auch einfach mal anzunehmen. ;)

Ich hasse es auch zu kochen und dabei auf Motte aufzupassen. In den letzten 1,5 Jahren hab ich das wenn möglich immer vermieden! Da wäre ich tatsächlich auch angepisst gewesen 🙊 verstehe deinen Partner da sehr gut. Aber auch du hast dir deine Dusche in Ruhe mehr als verdient, keine frage! Das kann man nur vielleicht einfach besser timen ;) aber das kriegt ihr noch hin!!

Wir haben im ersten Jahr auch wirklich viel gestritten und jeder war mal überfordert (es ist ja auch komplett anders, als man es sich so ohne Kind vorgestellt hat). Wichtig ist: redet drüber, erklärt warum euch was verletzt und sagt euch auch, was ihr gut findet am anderen.

Ich sag meinem Mann ganz oft, dass ich ihn wirklich bewundere, dass er Vollzeit arbeitet (und da sogar gute Erfolge erzielt) und hier zu Hause trotzdem noch so viel leistet (bringt Motte ins Bett, macht Haushalt, repariert kleine Dinge usw). Umgekehrt weiß er (dank Elternzeit und Zeit alleine mit Motte immer mal wieder) wie anstrengend es mit Kind ist und man an manchen Tagen wirklich zu NICHTS kommt. Obwohl man zu Hause ist 😅 er „bewundert“ mich, dass ich das aushalte und durchstehe und es hier insgesamt trotzdem immer sauber ist, wie saubere Wäsche im Schrank und einen vollen Kühlschrank haben. Ich Termine koordiniere, Papiere bearbeite usw.

Das war zwar immer so, trotzdem war das erste Jahr richtig hart, weil bei jedem die Emotionen Achterbahn fahren, man sich neu organisieren muss und plötzlich ganz andere Erwartungen an Partner und Kind hat. Da hilft (in meinen Augen) nur: Probleme ansprechen, Lösungen (gemeinsam!) suchen und eigenes Verhalten reflektieren.

Mein Mann gab auch mal zu, dass er vom schreien überfordert ist. Äußerlich tat er es viel besser als ich (blieb ruhig, wirkte fast „desinteressiert“ und trug Motte einfach rum; während ich regelmäßig mit Motte in Tränen ausbrach und mitheulte 😅). Das hat mich wahnsinnig überrascht und ich hab meine Forderungen (er soll sie öfter trösten, weil er es „kann“) überdacht. Wir haben uns dann abends abgewechselt, in 20-30 Minuten Schichten 😅 das war immer ne spanne, die jeder aushielt und der andere durfte Fernsehen oder raus und durchatmen.

Das ist kein Patentrezept, aber ein Beispiel für einen Lösungsansatz. Wie sowas ablaufen kann 😊

Die Zeit spielt zudem auch für euch. Auch wenn man es kaum glauben will - es wird besser! Ehrlich!

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Besser hätte ich es nicht ausdrücken können!

Drüber sprechen ist das A und O. Aufgaben teilen usw. Was das Beruhigen angeht, war es bei uns exakt das Gleiche 😂 Die Männer haben da irgendwie den Vorteil, dass sie besser "funktionieren" können, glaub ich. Als Mutter ist man schneller emotional. Schließlich kann man ja sonst alles. Hunger stillen, Wickeln, ... Wenn das Beruhigen dann plötzlich nicht klappt, ist man schnell an der emotionalen Grenze.

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Das erste Babyjahr, wer kennt es nicht 😅
Meiner Meinung gibt es zwei Baustellen. Du kannst nicht gut abgeben, er will nicht so gerne übernehmen. Eure Tochter nervt nicht, sie hat Bedürfnisse die sie nur auf eine Art einfordern kann, nörgeln, meckern, weinen und schreien. Das muss dein lieber Freund begreifen.

Auch wenn es weh tut, übergibt ihm die Verantwortung für euer Kind. Stillst du die kleine? Denn bis auf diese Sache können Papas absolut alles machen. Auch das sollte er verstehen und "üben".

Uns Frauen ist das nicht "in die Wiege gelegt". Wir müssen den Umgang mit den kleinen auch lernen. Du hattest 3 Monate, jetzt ist er dran. Wenn ich mal nicht mehr kann, nichts mehr hilft, dann bringe ich meinem Mann unseren mittlerweile zweiten Sohn, sage, dass ich nicht mehr kann, schließe hinter mir die Tür und lege mich ins Bett. Nach 10 Minuten hat er es dann auch geschafft, legt ihn neben mich ins Beistellbett, während ich schon tief und fest schlafe. Die können das. Du musst sie nur ein bisschen zwingen 😉

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<<Als Mutter weiß man ja aber nunmal wie man seine Kinder am besten beruhigen kann.<<
Du degradierst deinen Mann und wunderst dich, dass er sauer ist?

Ich kenne haufenweise Väter, die genau wissen, wie sie ihr Kind beruhigen können.
Aber man muss sie auch lassen und ihnen nicht das Gefühl geben, dass sie sowieso zu doof sind.

<<Vorhin habe ich es mich mal gewagt duschen zu gehen, als er kochte. Da war sie aber auch gerade ruhig& saß in ihrem Stuhl& schaute ihm zu.
Da war er sauer, wieso ich nicht noch 5 Minuten gewartet habe, bis er denn soweit fertig war. <<
Kann ich auch verstehen. Wir hatten ein absolutes Schrei- und Nörgelbaby und wir haben immer nur "unsere" Sachen wie eben auch duschen gemacht, wenn der andere sich um das Baby kümmern konnte, nicht gerade am Kochen war.

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Ich denke auch, es liest sich etwas, als ob Dein Mann mit dem Baby überfordert ist und Du ihm zusätzlich unbewusst das Gefühl gibst, dass Du es besser kannst. Wenn Du den Satz hier niederschreibst, wird er als Dein Partner genau merken, dass Du denkst: "Mensch, ich kann das aber besser." Lass ihn mit der Kleinen auf seine Art und Weise umgehen, die beiden werden schon ihren Weg finden. Dass er Dich anmotzt, ist natürlich auch nicht nett, aber meistens motzt man ja, wenn man überfordert ist und keinen anderen Weg findet, das zu kommunizieren. Alles Gute für Euch drei!

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Du klatscht doch auch nicht täglich Beifall wenn er zur Arbeit fährt oder essen kocht, oder?

Stattdessen reißt du ihm das Baby aus der Hand wenn er versucht es zu beruhigen. Besonders wertschätzend finde ich das auch nicht.

Mich nervt es auch wenn ich koche und mein Mann ist da und verschwindet einfach. Natürlich kann neben der Kinderbespassung kochen- aber es ist entspannter wenn man weiß jemand anders könnte schnell den Kindern helfen.

Lernt einfach ein bisschen besser zu kommunizieren, dass findet sich. Mein Mann könnte mit unseren Kindern als Baby auch nicht viel anfangen, aber zum Glück werden die sehr schnell groß..;-)

Das mit der Teamarbeit als Eltern findet sich, dass braucht einfach oft etwas Zeit. Bleibt möglichst entspannt und verständnisvoll- gegenseitig.

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Atme tief durch! Wie die anderen schon schrieben: das erste Jahr ist für Partner oft belastend. Von einem auf den anderen Tag ändert sich alles. Die Fremdbestimmung und Überforderung mit Schlafmangel tut ihr Übriges. Es wird besser, aber dafür müsst ihr miteinander reden: wie ihr euch fühlt, was euch stört, ehrlich und ohne zu verurteilen. Und tu dir selbst einen Gefallen: denke nicht, dass du es besser weißt oder kannst nur weil du die Mutter bist. Gib ihm die Chance es selbst auf seine Art zu machen/zu versuchen. Wenn er Hilfe braucht, wird er sich melden. Dadurch können beide eine gute Bindung aufbauen und da hast dus später auch leichter.

Liebe Grüße

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Wer alles am besten kann, muss es dann halt auch machen.
Ich konnte mit den Kindern nichts besser als mein Mann, den Jüngsten konnte er besser beruhigen, bei den anderen gab es keinen Unterschied.
Er schlief nachts auch nicht fester als ich.

(Aus meiner Kindheit gibt es die Anekdote, dass meine kleine Schwester nachts immer "Papa!" rief. Irgendwann war mein Vater dann auch mal müde und sagte laut, "kannst du nicht einmal deine Mama rufen?!" Und Schwesterchen legte den Zeigefinger auf die Lippen und flüsterte "Psst, die Mama schläft!")

Lass ihn mehr machen, der kann das und gewöhnt sich dran.

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Das weinende Kind dem Vater aus dem Arm reißen. Hallo Helikoptermutter.
Damit sagst du deinem Partner: Du kannst sowieso nichts und ich kümmere mich alleine ums Kind, weil du zu unfähig bist. Dein Partner wird also nie lernen, mit dem Kind umzugehen. Schau doch mal ins Baby/Kleinkind/Familienlebenforum, wie viele Frauen sich dort beschweren, dass ihre Männer sich nicht um die Kinder kümmern und alles alleine machen müssen. Das ist leider viel zu häufig hausgemacht. Habe vertrauen in deinen Partner, er ist der Vater!

Du schreibst "Als Mutter weiß man ja aber nunmal wie man seine Kinder am besten beruhigen kann" - äh ja? Woher? Hast du ein geheimes Handbuch zur Geburt bekommen und steht da alles drin? Nein, du hast es gelernt. Genauso muss dein Partner auch lernen, wie er das Kind beruhigen kann.

Du fühlst dich von ihm nicht gewertschätzt. Kann ich verstehen. Da wäre ich auch sauer. Vielleicht verbringt er mal ein paar Stunden alleine mit kind um zu sehen, wie anstrengend es ist. Mein Mann und ich haben beide 7 Monate Elternzeit gemacht. Bei uns gab es solche Themen nie, weil wir genau wussten, was der andere leistet.

Das erste Babyjahr ist ein Neufinden der Beziehung und der Zuständigkeiten. Viele Frauen tappen in die mental load falle (Stichwort: Mütter wissen am besten, wie man Kinder beruhigt), care arbeit ist nicht angesehen und wird wenig gewertschätzt. Da hilft nur reden reden reden. Absprachen treffen. Kompromisse finden.
In meinem Freundeskreis haben sich aufgrund dieser Problematiken schon drei Paare getrennt. Alle mit Wunschkinder, ein paar sogar nach jahrelangen KiWu Behandlungen. Alle drei haben das erste babyjahr nicht überstanden. Bei allen dreien war es die klassische Rollenverteilung: Frau zuhause, Mann arbeiten. Frau hat sich nicht gesehen gefühlt, Mann hat Frau nicht wertgeschätzt/verstanden.