Ab wann ist eine Beziehung nicht mehr zu retten?

Hallo ihr Lieben,

mich würde mal interessieren, ab wann ihr eine Beziehung als gescheitert seht.

Gehen wir davon aus, dass Kinder mit im Spiel sind. Man ist schon sehr lange zusammen. Hat schon Einzel- und Paartherapie hinter sich. Man weiß, wo die Probleme liegen und schafft es vielleicht sogar viel drüber zu reden und sich zu bessern. Man mag sich als Personen und weiß den anderen für seine positiven Seiten zu schätzen (kümmert sich gut um die Kinder, bemüht sich, sich zu ändern, hilft viel im Haushalt, etc.).

Und jetzt kommt das große Aber: Man ist einfach wie Schwarz und Weiß. Komplett unterschiedlich. Andere Interessen, andere Wertvorstellungen, sehr unterschiedliche Intellekte und komplett andere Vorstellungen bezüglich der Lebensgestaltung. Körperliche Anziehung ist zumindest von einer Seite da. Der anderen Seite fällt es schwer diese zu verspüren, da auf anderen Ebenen so vieles nicht stimmt.

Diese Diskrepanz wird einem tagtäglich ins Gedächtnis gerufen. Man ist total unglücklich und hat doch Angst, den anderen zu verlieren, denn eigentlich mag man sich ja. Und vielleicht hätte man am nächsten Partner noch mehr auszusetzen. Gleichzeitig könnte man bei dem Gedanken einer Trennung heulen, weil man das Leid der Kinder nicht ertragen könnte…

Wie seht ihr das? Wäre eine solche Ehe für euch noch zu retten? Kann man mit einer Person glücklich werden, die so komplett anders ist, als man selbst? Hat jemand den Schritt gewagt und einen „passenderen“ Partner gefunden? Oder habt ihr die Erfahrung gemacht, dass die ursprüngliche Partie gar nicht so verkorkst war?

Ich bin auf eure Antworten gespannt!

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>>>Andere Interessen, andere Wertvorstellungen, sehr unterschiedliche Intellekte und komplett andere Vorstellungen bezüglich der Lebensgestaltung.<<<

Mit so jemandem kann man eine unverbindliche Affaire haben, aber nicht zusammenleben, da würde schon jeder einzelne der drei Punkte reichen.

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Und was ist, wenn Kinder im Spiel sind? Könnte man nicht über die Punkte hinwegsehen, wenn man als Eltern funktioniert und sich grundsätzlich mag?

Gibt es solche Beziehungen überhaupt, in denen diese Punkte erfüllt sind?

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Was heißt hier "man"? ICH könnte nicht mit jemandem zusammenleben als Paar, mit dem diese drei Punkte nicht stimmen. Da gibt es doch überhaupt keine Basis.
Wenn du es kannst, hindert dich ja niemand, so zu leben.

>>>Gibt es solche Beziehungen überhaupt, in denen diese Punkte erfüllt sind?<<<

Ich gehe davon aus, dass in stabilen Beziehungen diese drei Punkte größtenteils erfüllt sind.
Was für eine merkwürdige Frage...

Nur wegen der Kinder würde ich mit niemandem zusammenbleiben, allerdings war doch abzusehen, dass das nicht gutgehen wird.

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"Andere Interessen, andere Wertvorstellungen, sehr unterschiedliche Intellekte und komplett andere Vorstellungen bezüglich der Lebensgestaltung."

Ich hänge mich auch mal an diesen Punkten auf und kann dir berichten, dass eine Freundin von mir in so einer Beziehung lebt und es auch erstmal so belässt. Beide Seiten wissen, dass die Beziehung nicht super ist, bleiben wegen dem Kind zusammen (er, weil er selber ein Scheitern nicht eingestehen will- und sie möchte dem Kind nicht den Vater nehmen, bei einer Trennung müsste sie putzen und einkaufen und hätte kein Auto ). Ich denke, dass beide sich das beste aus der Situation herauspicken. Kind 2 ist in Planung.
Ich persönlich könnte nicht in so einer Beziehung leben. Weder für mein Kind noch für andere Benefits. Den ich hätte einfach den egoistischen Wunsch, selber noch mal glücklich zu werden. Mit oder ohne Mann.

Es klingt in deinem Beitrag so, dass dieses Gefühl auch eher einseitig ist. Das der eine sich eine Trennung vorstellen kann, der andere aber in der Beziehung irgendwie ok ist. Es klingt auch nicht nach Streit... Ich denke, durch die vielen Lösungsversuche mit Unterstützung wisst ihr wo ihr steht. Die Frage ist am Ende, welche Konsequenzen daraus gezogen werden.

LG Audrey

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Du triffst es auf den Punkt. Der andere Part würde durchaus in dieser Konstellation verharren. Es ist ja auch nicht alles schlecht. Es gibt keine gravierenden Umstände. Es mangelt lediglich an dem Gefühl der Verbundenheit, durch o.g. Gründe.

Ich finde es schwierig. Man fragt sich, ob man nicht vielleicht erstmal versuchen sollte, sich selbst glücklich zu machen, ohne das Glück vom Partner abhängig zu machen. Vielleicht sinken dann die Ansprüche und man ist dankbar für den sicheren Hafen, in dem man schwimmt…Vielleicht bleibt man trotzdem in der Abwärtsspirale aus Hoffnung und Enttäuschung stecken. 😣

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Wir haben nur dieses eine Leben. Und das wäre mir persönlich zu wenig. Ich will mehr vom Leben.

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Was sind denn die Grundpfeiler einer Beziehung für Dich? Die sind ja für jeden etwas Anders, aber im Grunde bestehen sie meist aus Vertrauen, Liebe, Anziehung, Treue.... Schau dir an was deine Grundpfeiler sind die für dich elementar und unverzichtbar sind für die Basis einer glücklichen Beziehung. Schreib die Grundpfeiler auf. Dann stell dir im Kopf deine ideale perfekte Beziehung vor. Was macht sie aus? Vielleicht gemeinsame Interessen, Humor, leidenschaftlicher Sex.... Schreib auch das alles auf.

Und dann schau dir diese Dinge an und checke deine aktuelle Beziehung danach ab, was von dem da ist bei Euch. Wenn was fehlt, frage dich, ob es je da war, ob man daran arbeiten könnte oder nicht. Frage sich auch, welches die Grundpfeiler und Ideale deines Partners sind. Was ist Euch beiden wichtig, was nur ihm, was nur dir, wo seid ihr vielleicht sogar auf verschiedenen Wegen unterwegs?

Vielleicht kommst Du so zumindest zu einer Erkenntnis, was die Zukunftsaussichten betrifft für Euch. Aktiv werden musst Du dann von allein, das kann dir niemand abnehmen.

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Wow! Vielen Dank für deine Antwort. Aus dieser Perspektive habe ich die Lage noch nie betrachtet. Die Vorgehensweise ergibt wirklich Sinn! Danke für diesen Einwurf 🙏

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Es ist ein paar Jahre her, da habe ich mir die gleichen Fragen gestellt...

Ich hänge mich an folgendem Satz auf:

"bemüht sich, sich zu ändern"

Er wird sich nicht ändern. Und du auch nicht... Ihr könnt euch wieder mehr Mühe geben bei Dingen, die ihr habt schleifen lassen. Ihr könnt Neues entdecken. Aber ihr könnt euch nicht ändern.

Bei uns war es genauso. Es hat zu einer Zeit X gut gepasst. Im Laufe der Jahre hat es immer weniger gepasst. Wir haben gekämpft, uns wieder entdeckt... Und irgendwann doch verloren. Weil es nicht (mehr) gepasst hat.

Die Kids - die Teenie-Zeit begann waren natürlich geschockt. Sie haben die Trennung überlebt & entwickeln derzeit ihre ganz eigenen Probleme ;-)

Und ich? Ich bin endlich wieder ICH! Und ja, ich hatte das riesige Glück, einen viel besser passenden Partner zu finden. Ich bin glücklich!

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So fühlt es sich an. Verloren, gekämpft und schlussendlich doch verloren. Das ist die Prognose, die in meinem Kopf schwirrt. Ich frage mich nur, an welchem Punkt man schlussendlich das Handtuch werfen sollte…Vermutlich dann, wenn man nicht mehr weiterkämpfen möchte. Ich danke dir für deine Erfahrung 🙏

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Hallo,
"...wenn man nicht mehr weiterkämpfen möchte".Ich für mich persönlich würde das Wort "möchte" durch "kann" ersetzen.Ich konnte nicht mehr kämpfen.Weil er mir fremd geworden ist, nicht verstanden hat, dass ich unglücklich war (Materielles zählte nur...Ich hatte ja "alles" in seinen Augen), usw

Alles Liebe für dich!

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den Kindern vorzuleben, dass so eine Familie funktioniert ist das aller schlimmste, das man Ihnen antun kann, sie gehen mit so einem Familienbild ins Leben, wenn ihr auch nicht mehr liebt trennt euch und seit gte Eltern. Tut euren Kindern den Gefallen

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"Andere Interessen, andere Wertvorstellungen, sehr unterschiedliche Intellekte und komplett andere Vorstellungen bezüglich der Lebensgestaltung."

Ich muss sagen, mit einem "sehr unterschiedlichen Intellekt" hätte ich keine Familie gegründet.

Aber hätte, hätte... in diesem Fall würde ich sagen: es hält lediglich die Angst vor dem Trennungsschritt die Ehe aufrecht.
"Das Leid der Kinder" ist ein bisschen übertrieben zudem sollte man nie das "Leid" unterschätzen, wenn Kinder in einer Familie leben, wo die Eltern nicht wirklich miteinander können.
Bei einer Trennung, wo sich die Erwachsenen auch erwachsen benehmen, kommen die Kinder schon klar.

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Ich stecke gerade in einer sehr ähnlichen Situation. 10 Jahre Beziehung, zwei Kinder (4 und 1) und wir haben uns völlig verloren, leben quasi als WG mit Kindern. Körperlich läuft schon lange nichts mehr, auch keine Küsse/Umarmungen/Händchenhalten und beim Gedanken daran merke ich nur Widerwillen. Unser Tagesablauf funktioniert, aber wir lieben uns einfach nicht mehr. Immer wieder kleine Streitereien und ich habe das Gefühl, dass dieses "Nichts" an Beziehung mir meine Energie raubt und irgendwie auch mein eigenes Ich.

Gespräche gab es in den letzten Monaten mehrere, Therapie noch keine. Vor zwei Tagen habe ich ihn zur Rede gestellt. Eine räumliche Trennung mit paralleler Therapie vorgeschlagen. Ich brauche einfach mal Abstand. Ja, er hat das auch alles gesehen und trotzdem ist er aus allen Wolken gefallen. Er hätte es wohl noch jahrelang einfach ignoriert und so weitergelebt. Wie es weitergeht? Keine Ahnung. Gestern Abend hat er jedes Gespräch verweigert.
Und ich? Ständig schwanke ich zwischen "Es ist doch ok, der Kinder zuliebe kann ich meine Gefühle zurückstellen und weiterhin mit ihm zusammenleben." und "Darf ich nicht glücklich sein? Was tue ich den Kindern denn an, wenn wir ihnen so etwas als Beziehung vorleben?"

Wenn du möchtest, schreib mir mal eine PN. Vielleicht können wir uns gegenseitig ein wenig dabei unterstützen, das Chaos in uns zu sortieren.

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Ich habe mich von meinem ersten Mann getrennt, weil wir zu unterschiedlich waren. Naja, das Schlimmste war eigentlich sein geringes Interesse und Einfühlungsvermögen, und auch ein Teil Egoismus. Aber die Charaktäre waren auch total unterschiedlich. Dabei hatten wir durchaus die gleichen Interessen, Wertvorstellungen und waren auch intellektuell auf der gleichen Stufe. Hatten sogar den gleichen Beruf. Trotzdem waren wir von der Persönlichkeit zu unterschiedlich. Er negativ, ich Optimist, er konnte sich nie entscheiden, ich impulsiv. Er erwartete schlechtes von anderen Menschen, ich gutes. Er langsam, ich schnell. Er verschlossen, ich offen. Wir waren im Umgang mit anderen Menschen, auch mit den Kindern , auch mit einander, total gegensätzlich, Wir haben manchmal ewig geredet und kamen doch nicht auf einen Nenner.

Seit 13 Jahren bin ich mit meinem zweiten Mann zusammen. Er hat zwar nicht genau die gleichen Interessen wie ich, aber er ist genauso positiv, schnell entschlossen, offen. Wir können über alles reden und sind fast immer einer Meinung. Es gibt fast keine Streitpunkte. Sicher, wir können uns selten einigen, was man im Fernsehen oder im Kino sehen könnte, weil er einen ganz anderen Geschmack hat, aber lieber mache ich mit ihm einen Kompromiss als mit meinem Ex etwas zu schauen, was zwar beiden gut gefällt, aber wo er dann irgendwo einen fiesen Kommentar macht.

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Wenn du bei dem Gedanken an einer Trennung nur heulen könntest, weil du an die Kinder denkst - dann ist er definitiv nicht der richtige Partner (aber eben ein sehr guter Vater - das wäre er ja auch weiterhin).

Wenn ich dran denke, mein Mann würde sich trennen - ich würde ihn als Mensch UND Partner vermissen. Seine Art, mich zu (unter)stützen und zu stärken, ihn als mein Teampartner, als mein sicherer Hafen. Und dann irgendwann erst als Elternteil. 😅 denn ein super Vater wäre er auch, wären wir getrennt, da bin ich mir tatsächlich 100% sicher!

Wenn ihr schon so viel versucht habt, du ihn aber weder körperlich, noch intellektuell anziehend findest - was an ihm magst du denn dann noch?