Egoistischer Mann oder sehe ich das zu eng?

Hallo liebe Community,
ich hoffe hier auf eure Erfahrungen.

Zu meiner Geschichte:
Mein Mann und ich sind seit vielen Jahren ein Paar, seit 3 Jahren verheiratet. Wir haben sehr lange versucht ein Kind zu bekommen und letztendlich hat es nur über eine IVF geklappt. Unsere kleine Tochter war also ein absolutes Wunschkind. Nun folgendes: seit der Geburt hat sich mein Mann anders verhalten, er ist maximal 2 Stunden ins Krankenhaus gekommen um uns zu besuchen, und am Tag als wir nach Hause durften war die Stimmung auch sehr bedrückt. Am Tag darauf hatte ich ihn angesprochen ob zwischen uns alles in Ordnung sei. Da ließ er dann die Bombe platzen: er weiß nicht ob er mich noch liebt und ob die Kleine und ich es nicht besser hätten ohne ihn. Ich dachte mir zieht es den Boden unter den Füßen weg. Für mich waren wir endlich eine Familie. Er stellt alles in Frage, sagte er fühle sich wie in einem goldenen Käfig, sagte er wollte das Kind nicht und der Traum vom Haus wisse er auch nicht ob das noch sein Traum wäre.
Ich muss dazu sagen dass wir erst letztes Jahr ein altes Haus gekauft haben und dieses zusammen umgebaut hatten.
Natürlich hatten wir, wie denke ich jedes Paar, auch mal Konflikte und Meinungsverschiedenheiten, auch während der Schwangerschaft. Die ersten Tage habe ich nur geweint und war emotional am Ende, was natürlich nicht gerade zur Wundheilung beträgt, aber das war ihm natürlich nicht bewusst. Wochenbett hatte ich eigentlich keins… er kümmert sich zwar um die kleine und wickelt sie auch mal, sonst “leben” wir eher aneinander vorbei. Er hat bisher keine Nacht bei mir und der kleine geschlafen sondern schläft in anderen Zimmer. Er hat den kompletten ersten Monat elternzeit. Die nutzt er um ins Fitnessstudio zu gehen und abends ewig lang an der Playstation zu zocken und TV zu schauen und dann morgens schön lange auszuschlafen. Zwischen uns ist es kalt und anstatt dass er sich vielleicht Mühe gibt dass es anders wird zwischen uns, macht er Partypläne (jetzt, wo Corona wieder überall herrscht und wir ein Neugeborenes zu Hause haben) und schaut dass er ja immer von zu Hause weg ist. Ich solle mich doch abends auch mal wieder verabreden (und mit einem Neugeborenen zuhause, das ich stille…) ich erkenne den Mann den ich geheiratet habe einfach nicht wieder. 10 Tage vor der Geburt hat er sich noch bei mir bedankt und mir gesagt, dass es ja nicht selbstverständlich sei, dass ich ihm bei allem so unterstütze. Und jetzt thematisiert er eine Trennung immer häufiger und fragt um wie ich mir das dann vorstellen würde wie oft er die kleine sehen könnte. Und auf der anderen Seite sagt er wieder, dass er das alles mit mir und uns als Familie nicht aufgeben will. Ich frage mich einfach was ist mit dem Mann passiert? Ich muss ehrlich sagen, dass das ganze natürlich auch in mir arbeitet und ich mir dazu Gedanken mache und mittlerweile immer mehr zweifle ob ich das überhaupt noch will. Ich bin auch richtig enttäuscht, jetzt wo ich am schwächsten bin lässt er mich so im Stich und wir hatten gemeinsam besprochen dass ich für die nächsten beiden Jahre bei der kleinen zu Hause bleibe, was ja bei einer Trennung dann auch finanziell nicht mehr geht. Sorry für den langen Text. Hat irgendwer eventuell ähnliche Erfahrungen?

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Du siehst es nicht zu eng, das Verhalten von deinem Mann ist merkwürdig.

So wie du es geschildert hast kenne ich sowas eigentlich nur von Männern in einer Midlifecrisis oder wenn ein zweites Gleis im Busch war.
Ob etwas davon auf deinen Mann zutreffen könnte, kannst nur du beurteilen.

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Was für eine furchtbare Situation, das tut mir so Leid für dich! Ich finde für das Verhalten deines Mannes keine Worte!
Auch, wenn er gerade alles in Frage stellt und die Zweifel ihn auffressen: Es ist so mies, dich in dieser Situation derart damit zu belasten! Er wollte das Kind auch, dann soll er jetzt auch Verantwortung übernehmen und sich kümmern - und nicht an der Playstation hängen! Das geht mit Säugling einfach nicht!

Mein Rat an dich wäre, nicht seine Entscheidungen abzuwarten und alles auf dich zukommen zu lassen, sondern selbst aktiv zu werden.
Gibt es einen Ort, wo du eine Weile gut aufgehoben wärst? Dann würde ich mit dem Baby dort hingehen und ihm eine Frist von 14 Tagen geben um sich zu entscheiden - entweder, er trennt sich oder er bleibt. Und kümmert sich dann auch.
Oder er soll ausziehen und sich in den nächsten Tagen klar darüber werden, was er eigentlich möchte.
Mach dich dahingehend nicht so abhängig von ihm, damit tust du dir keinen Gefallen.
Ich finde es ganz schäbig und unfair, dich so in der Luft hängen zu lassen. Wenn er sich trennen möchte, soll er es doch tun - und dann als getrennter Vater Verantwortung für eure Tochter übernehmen.

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Sorry, aber da würde ich nicht lange fackeln.

Warum solltest du ihm "Bedenkzeit" geben? Wenn er sich seiner Sache nicht mehr sicher ist, dass soll er sich verziehen!

Ist ja nicht so, dass ihr unerwartet in eure derzeitige Familiensituation gekommen wärt und er sich erst noch in seine neue Rolle finden müsste. Er hatte lange genug Zeit darüber nachzudenken, was genau er will. Jetzt wo das Kind da ist, sollte er die Eier in der Hose haben, um seine Vaterrolle anzutreten.

Du brauchst einen verlässlichen Partner und keinen Mitbewohner, der dir mehr Klotz am Bein als Hilfe ist.

So hart es auch klingen und sein mag. Aber ich kann dir nur raten ihn ziehen zu lassen. Ist besser für dich, glaub mir.

Sag ihm sobald wie möglich, dass du dir seine Worte durch den Kopf hast gehen lassen und für dich eine Entscheidung getroffen hast. Er soll zusehen, dass er die gemeinsame Wohnung verlässt. Alles weitere klärst du anwaltlich. Und lass dich dabei nicht über den Tisch ziehen!

Alles Gute!

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Vielen Dank für Eure Antworten.
Ich dachte zwischenzeitlich vielleicht bin ich einfach aufgrund der Hormone die, die nicht mehr klar denken kann…
Aber da ihr das ähnlich seht, werde ich nun handeln. Vielen Dank 🍀

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Ich bin selbst Mann, aber sowas verstehe ich nicht. Dass man die Frau nicht mehr liebt, oder irgendwann den Eindruck hat, mit einer anderen wäre es besser, ok. Aber das Kind ist das eigene Fleisch und Blut, und vielleicht das einzige, was einem ein Leben lang bleibt.

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Vielleicht hat er festgestellt, was er nun für eine Verantwortung trägt und Angst bekommen, vielleicht hat er zwischenzeitlich eine andere Frau kennengelernt, vielleicht hat er einfach einen miesen Charakter, vielleicht war er sich vorher der Beziehung nicht mehr sicher, ihm fehlte aber der Mumm es zu sagen - leider steckt keiner von uns in ihm drin und kann dir diese Frage sicher beantworten, aber bei mir würde bei einem solchen Verhalten die Hutschnur hochgehen.

Ich würde Klartext mit ihm reden und dann meine Konsequenzen daraus ziehen.

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Es tut mir so leid!

Dieses Verhalten, fast genau so habe ich auch erlebt. Er weiß nicht, ob er mich noch liebt. Er will sich trennen. Er will uns aber nicht verlieren. Ich soll ihm etwas Zeit geben. Intensiver Kuss am Morgen, Eiseskälte am Abend. Nach 2 Wochen rumgeeier hab ich ihm geholfen seine Sachen zu packen und habe ihn zu seinem Bruder gebracht. Habe ihn mehrfach gefragt, ob es eine andere gibt? Ob er zwischen 2 Stühlen stehe? Nein, er bräuchte nur ein wenig Zeit, herauszufinden wer er ist und was er vom Leben will.
Eine Woche später hat er die andere zu vögeln begonnen. Plötzlich war sie seine einzig wahre Liebe. Naja, das dauerte keine 2 Monate, da stand er wieder vor meiner Tür. Das sei alles so ein großer Fehler gewesen.

Ich hab ihm dann nur gesagt, dass ich nicht nur die bessere Option sein will.

Es gab aber ein Happy end. Er hat sich lange bemüht, hat gekämpft und hat mir die Zeit gegeben, die ich brauchte. Heute sind wir verheiratet und haben 2 gemeinsame Kinder.

Ich glaube auf jeden Fall, dass eine andere Frau im Spiel ist. Das erklärt natürlich, warum er nun ständig ausgeht. Tut mir leid!

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Verzeih meine Wortwahl - was für ein Arsch!

Er hat ELTERNZEIT. Fordere das ein. Drück ihm das gestillte Kind in die Hand und dann gehst du mal ne Stunde weg, spazieren oder was du möchtest. Oder zu ner Freundin um zu quatschen. Sowas eben.

Ich denke, ihm würde es sehr gut tun, wenn er gleich ne Bindung zu seiner Tochter aufbaut und dazu würde ich ihn knallhart zwingen. Unabhängig davon, was aus euch als Paar wird. Es ist seine Tochter, er hat das Kind ja wirklich mehr als bewusst gezeugt! Nun ist er in der Pflicht, Punkt!

Auch morgens ausschlafen usw - nee, aufwecken und er muss sich kümmern. Er hat keinen Urlaub. Er muss kein Partner sein, wenn er nicht will. Aber Vater ist er jetzt!

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Mein erster Gedanke beim Durchlesen: "was für ein Idiot!"
Ich glaube auch, es wäre am besten, DU würdest Dich mal mit dem Kind ein paar Tage zum Nachdenken zurückziehen, zu Deiner Familie, einer Freundin, egal. Einen zockenden verantwortungslosen Partner braucht keine Frau.
Er wusste doch genau, was kommt, Du bist ja nicht holterdipolter ungeplant schwanger geworden. Alles Gute für Dich.
LG Moni

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Ach herrje, das tut mir so schrecklich leid, was er dir da gerade antut.

Das ist so unglaublich egoistisch, heuchlerisch, dramatisierend was er da abzieht.

Ich fürchte, selbst wenn ihr zusammenbleibt, wirst du noch sehr lange mit dem Vertrauensbruch und der Enttäuschung zu tun haben.