Altersunterschied und Zukunftsvorstellungen

Hallo liebes Forum,

mir bereitet momentan meine Partnerschaft immer wieder „Kopfzerbrechen“ und ich wollte mein Anliegen einfach mal zur Diskussion stellen, da einem manchmal ja der Abstand und die klare Sicht abhandenkommen.

Mein Partner (44) und ich (29), beide kinderlos, sind seit fast 3 Jahren zusammen. Wir hatten kürzlich ein Gespräch, da ich immer mehr merke, dass es jetzt konkret um die Entwicklung gemeinsamer Vorstellungen geht.

Es ist so, dass der Altersunterschied und die Vorstellungen meines Partners mich sehr beschäftigen. Er spielt mit dem Gedanken, dieses oder nächstes Jahr ein eigenes Unternehmen zu gründen (was ich ihm mit seiner Erfahrung absolut zutrauen würde). Gleichzeitig möchte er zukünftig Ferieneigentum in Spanien, Kroatien o. Ä. haben, nicht nur für komfortable Urlaube, sondern er hat auch hin und wieder die Wunschvorstellung geäußert, dass es doch toll wäre am Meer alt zu werden.

Da zwischen uns 15 Jahre liegen, stelle ich ihm dann Fragen, wie er sich das vorstellt und seine Antwort war, dass ich dann mitkomme. Und z. B. im Homeoffice arbeite oder früher in Rente gehe und wir entsprechend darauf hinarbeiten, dass das möglich ist. Was die Unternehmensgründung für die Beziehung bedeutet, haben wir noch nicht besprochen, in jedem Falle glaube ich aber, dass so etwas nur wirklich gut klappt, wenn ich ihm als Partnerin den Rücken frei halte und kein Problem damit habe, wenn es einige Zeiten ohne viel Nähe geben wird. Wie sich so etwas mit Familiengründung, Hausbau etc. vereinbaren lässt, kann ich zudem nicht einschätzen. Es fühlt sich auf jeden Fall nach einem enormen Schritt an.

Mein Kopf ist in dieser Thematik mittlerweile super rational und stellt dann so Fragen wie:
Wenn er in Rente ist, bin ich dann nicht gerade auf dem Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn? Muss ich beruflich zurückstecken, wenn er gründet - ich bin doch gerade selbst im Aufbau meiner Laufbahn? Ist er im Alter körperlich überhaupt noch so fit? Werde ich womöglich viele Dinge ohne ihn unternehmen müssen, weil er abbaut? Wenn er 60 ist und ich 45, verändert sich dann nicht auch das Sexleben radikal?

Und dann spricht zwischendurch mein Herz mit mir, das gerade Vertrauen, Geborgenheit, Ankommen, Ruhe, Vertrauen und Beständigkeit sehr zu schätzen weiß und mit meinem Kopf streitet, der dann sagt: naja, aber er ist ja jetzt schon kaum für eine Fahrradtour zu haben. Meine Schwester spiegelte mir zudem kürzlich, ich würde an seiner Seite sehr alt wirken.

Es widerstrebt mir eigentlich total, eine so emotionale Angelegenheit so rational abzuwägen. Eine 100%ige Sicherheit wird es nie für eine Beziehung geben und auch mit einem ähnlich alten Partner gäbe es sicherlich keine Garantie auf eine Partnerschaft bis zum Lebensende, die natürlich meine Wunschvorstellung wäre.

Was würdet ihr mir in dieser Situation raten?
Wie kann ich damit umgehen?

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Zentrale Fragen: Willst du Kinder, will er Kinder? Er ist schon 44. Sicher, daß er dieselbe Idee von Partnerschaft und Familie hat wie du? Ungeachtet eures Wohnortes.. Willst du überhaupt am Meer in einem dieser Länder alt werden bzw. kannst du dir vorstellen, weg aus DE zu leben, ein neues Umfeld aufzubauen? Wie konkret sind seine Pläne schon oder sinniert er nur?

Frag einfach dein Herz, was es konkret will. Wie stellst du dir dein Leben ungefähr vor?

Mein Eindruck, ohne deinen Freund zu kennen: Er hat nicht viel Kapital, will in Ländern, wo er nie gelebt hat(?) eine Selbstständigkeit aufbauen und träumt etwas naiv von "am Meer alt werden". Klar geht das alles in der Theorie, und manche haben es bestimmt schon geschafft. Aber dir hier etwas zu raten, ohne seine genauen Pläne und seinen Realitätssinn zu kennen ist schwierig.
Ich denke auch, daß er sich zumindest im Groben überlegt hat, was er will, aber nicht, was du genau willst und tun sollst. Vielleicht ist die Idee als Ganzes noch am Reifen und ihr braucht noch einige Gespräche mehr, bis jedem von euch die Weitreiche klar wird.

Ein Kompromiss auf Zeit wäre, daß ihr euch in bis zu 5 Jahren ein Ferienhäuschen am Meer kauft und dort eure Urlaube verbringt.

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Ja, wir können uns beide vorstellen, Kinder zu haben. Ihm ist es weniger wichtig, die Häuser im Ausland zu haben um dann dauerhaft an einem dieser Orte zu sein, es ist ihm wichtiger, mal hier und mal (in einem der Häuser) sein zu können. Ich denke, mit Homeoffice lassen sich solche Dinge umsetzen. Meine Befürchtung ist eher, dass er diese Zeiten häufiger alleine nutzen kann und würde, sobald er in Rente geht, da er dann diese Freiräume hat. Ich selbst kann ja gar nicht beantworten was dann ist - momentan würde mein Beruf es wahrscheinlich mit Homeoffice zulassen und ich könnte mitkommen. Nunja, man merkt schon, die Zukunft lässt sich gar nicht so weit denken und das wird alles sehr theoretisch ... ;-)

Die Selbstständigkeit würde er in Deutschland aufbauen.

Mir ist es wichtig, in der Nähe von Freunden und Familie zu sein. Gegen ein paar Wochen oder Monate Sonne habe ich aber nie etwas einzuwenden :-) Ich möchte nur nicht entwurzelt werden, ich bin in meiner Kindheit und Jugend häufiger umgezogen, ich merke dass ich gerade einen richtig großen Wunsch nach Verwurzelung habe.

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Das mit dem Ferienhaus und 'im Alter da wohnen' halte ich für eine Nebensächlichkeit. Mit Mitte 40 fängt man naturgemäss an, Pläne für die Rente zu schmieden, die aber bis zur Rente noch zigmal umgedacht werden. Da ist nix in Stein gemeisselt. Schwieriger finde ich die Kombination, er macht sich Selbstständig, du möchtest beruflich etwas erreichen, ihr wollt Kinder. Bis eine eigene Firma so läuft, dass es nicht mehr heisst 'Selbst und ständig' muss man ein paar Jahre einplanen - wenn's gut läuft. Also wirst Du der verlässliche Part der Kinderbetreuung sein müssen und das kann/wird sich mit Deinen beruflichen Ambitionen beissen.

Allerdings liest sich Dein Thread so, als würden Deine Bedürfnisse bei seinen Planung sowieso eine untergeordnete Rolle spielen. Und das finde ich tatsächlich problematisch.

Was die Aktivität im Alter angeht: Meine Eltern waren 13 Jahre auseinander. Mein Vater hat sich mit 50, nach seinem ersten Herzinfarkt, vom kettenrauchenden Sofasitzer zum Sportler gewandelt und hat sich noch mit 80 geweigert auf ein Pedelec umzusteigen oder auf Tennisturniere zu verzichten.

Grüsse
BiDi

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Danke, das ist ermutigend (zum Teil auch ernüchternd ...) und gibt mir einen anderen Blick auf die Sache.

ch bin als Partnerin immer bereit, meinen Partner so gut es zu unterstützen und für ihn dazu sein. Ich würde da immer hinter ihm stehen. Mir ist es nur wichtig, dass ich selbst weiterhin beruflich das machen kann, das mich erfüllt. Und da müssen wir miteinander sprechen, was das für unser Zusammenleben bedeutet, wenn er die Pläne mit der Firma hat.

Ich denke es wird noch ein paar weitere Gespräche brauchen. Wir wohnen noch nicht zusammen, und das wäre mich jetzt erst einmal der nächste Schritt.

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Die wichtige Frage:
was willst DU ?

Im zweiten Schritt: macht er sich dazu auch Gedanken? Respektiert er deine Wünsche auch? Baut er sie in seine Pläne mit ein?

Erst als dritte Stelle käme die Frage: sind unsere Vorstellungen kompatibel?

Du machst dir rational Gedanken zu seinen Wünschen. Ok.
Aber wo sind deine?

Ich habe für mich herausgefunden, was ich möchte.
Sowie ich weiß, was mir wichtig ist, respektiere ich das auch bei Partnern (meinem Teenager, deren Leben ich in meine Entscheidungen einplane, da ich für sie verantwortlich bin).
Erst im darauffolgenden Schritt versuche ich das alles unter einen Hut zu bekommen.

Es macht keinen Sinn, wenn ich mir nur Gedanken um die Wünsche meines Teenagers (in deinem Fall Partners) mache und dabei selbst auf der Strecke bleibe. Wenn ich alles so plane, dass es für mein Kind super passt - aber am Ende der Planung heraufinde, dass ich mich dabei komplett außen vor gelassen habe.

Außerdem: warum müsstest du zurück stecken, wenn er seinen Plan verwirklicht?
Ja, Selbständigkeit heißt selbst und ständig.
Darüber sollte man sich vorher durchaus Gedanken machen.

Aber wenn es nur darum geht, überspitzt gesagt: einer will, der andere unterwirft sich, dann ist es schon vorher zum Scheitern verurteilt.
Wenn er das machen möchte, ihr vernünftig !! (emotional, rational, finanziell, beruflich, organisatorisch...) drüber reden könnt und BEIDE ihre Ziele definieren können und BEIDE die Wünsche des anderen respektieren, dann kann das funktionieren.

Erwartet er von dir, dass du ihm seinen Rücken freihhältst? Ohne sich um deine Bedürfnisse Gedanken zu machen? Dann wäre er raus.
Erwartest du das von dir selbst?! Er würde mit dir reden, aber du traust dich nicht, weil es DEINE Vorstellungen einer Partnerschaft sind? Dann bringt ein Partnerwechsel nichts, beim nächsten und übernächsten würdest du es genauso machen. U.U. nur mit dem Pech, dass jemand dabei sein könnte, dessen Wünsche, dir mehr schaden als die aktuellen.

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ich sehe die Problematik eher, wenn du 60 bist, ist er 75,
wenn du in Rente gehst, könnte er Pflegefall sein.
wir sind in etwa gleich alt, und Freundinnen von mir mit älteren Männern sind alle schon Witwen mit Mitte 50/60

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Wie sind denn deine Zukunftsvorstellungen?

Das kann ich aus deinem Text irgendwie nicht herauslesen

LG Claudi

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Hallo clautsches, danke für Deine Rückfrage. Wenn ich Geld oder andere Hürden mal außen vorlasse, wäre meine Wunschvorstellung, Kinder zu haben, eine feste Basis mit dem Partner (z. B. ein eigenes Haus) mit Garten. Ich finde es schön, wenn Kinder sich unbefangen draußen beschäftigen können, ohne dass man sie die ganze Zeit im Blick behalten muss. Mitten in der Großstadt müsste ich nicht wohnen, da ich Ruhe und Nähe zu Natur sehr schätze, aber da gibt es ja auch "entspanntere" Lage in Städten oder an Randgebieten.

Mir ist es zudem wichtig, in der Nähe meiner Familie und Freunde zu sein (z. B. bis zu 150km), in der Nachbarschaft meiner Familie müsste ich jedoch nicht wohnen, ich denke dass es auch gesund ist, wenn jeder sein eigenes Leben hat, selbst wenn man ein gutes Verhältnis hat :-)

Da ich Reisen total liebe, möchte ich auch mit Mann und Kind weiterhin immer gerne unterwegs sein (nur bräuchte ich wahrscheinlich keine All Inclusive Anlagen ;-) )

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Und was sagt dein Partner zu deinen Vorstellungen?
Möchte er überhaupt Kinder?

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Meine Eltern sind 13 Jahre auseinander. Mein papa ist schon länger in Rente, meine mama arbeitet noch und muss auch noch ein paar Jahre 😅

Es ist sicher nichts immer leicht, aber letztlich hat jede Partnerschaft ja ihre Hürden.

Wichtig ist, Entscheidungen gemeinsam zu treffen und Verständnis für den anderen zu haben. Es klingt so, als hätte dein Partner einen genauen Plan für sich und du läufst bestenfalls halt mit. Aber so richtig Gedanken oder fragen, was DU willst, scheint er nicht zu stellen und DAS würde mich persönlich nachdenklich machen. Da ist das Alter ja zweitrangig.

Also statt zu sagen „ich fände Eigentum im Ausland toll, da könnte ich meine Rente verbringen und du evtl von dort aus arbeiten. Wäre das vorstellbar für dich? Was strebst du beruflich an?“ sagt er „ich möchte das!“ und erst auf dein nachfragen kommen seine „Gedanken“, wie du da mit rein passt. Aber auch nicht als Nachfrage, sondern „mach halt so oder lass es“.

Also da müsstet ihr euch einfach absprechen :)

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Hallo esistjuli, danke für Deine Nachricht. Ja, so klingt es wirklich und das Gefühl hatte ich jetzt schon des Öfteren. Er macht ganz stark sein Ding und weiß, was er will - was an sich ja gut ist - aber das führt bei mir teilweise wirklich zu einem Gefühl von "entweder ich passe da rein oder gar nichts". Das hatte sich zuletzt auch bei einem Gespräch über zusammenziehen geäußert. Er möchte in einem Umkreis von 1-2km bleiben. In einer Großstadt. Dann habe ich ihm vor Augen geführt, dass das eigentlich heißt, dass ich da entweder reinpasse oder nicht. Er hat mir dann vorgeworfen, dass ich ein Ultimatum aufstelle.

Es macht micht traurig, und ich frage mich, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass wir diese Dynamik gerade haben bzw. wünsche mir, dass wir das verändern können. Ich werde das mal mit ihm besprechen :)

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Mein Ex-Freund war auch so, er war nur 2 Jahre älter. Aber bei ihm war auch: zieh mit oder lass es. Das hat mich extrem gestört.

Mein papa bzw. meine Eltern waren nie so. Ich bekam also schon immer was anderes vorgelebt. Da wurde gemeinsam beschlossen, jeder befragt (teilweise sogar wir Kinder) und dann gemeinsam beratschlagt.

Das ist mir auch sehr wichtig in einer Beziehung.

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Meine Schwester und ihr Mann trennt 20 Jahre, er ist jetzt schon im Vorruhestand, er schmeißt den Haushalt und wenn sie von der Arbeit kommt haben beide Freizeit, außer kochen und einkaufen, das macht weiterhin meine Schwester. Sie wollte nie Kinder, er hat 1 Tochter, dessen Kinder sind meiner schwesters ein und alles. Das wichtigste ist sie lieben sich und machen ao gut wie alles zusammen, fahren Motorrad, gehen wandern, betreuen die Enkel. Meine Schwester ist mega zufrieden so. Wie das Leben weiter geht, wer wann krank wird, pflegebedürftig oder verstirbt haben wir doch garnicht selber in der Hand. Unser Vater ist schon vor 10 Jahren mit 59 verstorben, ihr Schwiegervater wird dies jahr 95.

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Danke ihr beiden. Mir wird auch immer mehr klar, dass es viel mehr darum geht, wie man im Hier und Jetzt miteinander umgeht und wie man sich austauscht, wenn es um die Lebensgestaltung geht, als um die "Kopfschmerzen", die man sich wegen potenzieller Risiken oder Zukunftsszenarien macht.

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Wenn man aber Kinder plant, sollten ein paar Zukunftsszenarien schon auch dazu gehören ;-) alles andere wäre doch etwas blauäugig.

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Hallo,

ich kann aus Erfahrung berichten mit der Selbständigkeit:
Mein Partner war 4-5 Jahre lang nach dem Start permanent gestresst, er musste wegen Depressionen behandelt werden, stand kurz vor dem Burnout und hat oft den Frust zuhause abgelassen. Wie selbstverständlich hatte er zuhause keine Aufgaben, noch nichtmal den Müll runtergebracht. Es gab jede Menge Streit weil ihm zuhause trotz allem nichts recht war und er ständig meckerte und motzte.

Der Partner einer Bekannten hat sich ebenfalls selbständig gemacht: er kommt meist gut gelaunt nach Hause, wenn er kommt. Oft ist er 2-3 Tage lang in der Firma bis etwas neues läuft. Aber er lebt seinen Traum. Bis das ganze soweit mal lief dauerte es gut 6-8 Jahre. Zuhause ist ihr Revier. Streit gibt es dort mäßig, sie ist aber zufrieden und hat sich alleine eingerichtet mit allem.

Ich glaube es gibt von bis alle Erfahrungen damit.
Aber eines ist klar: Selbständig sein ist hart, man schläft oft nur äusserst schlecht, die Verantwortung und der Druck ist mit nichts im Angestelltenverhältnis vergleichbar. Manche lieben das, manche bügelt es weg.

Mit dem Altersunterschied kann ich Dir leider keinen Input geben.

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Mein Mann ist 7 Jahre älter. Das mit der Rente bekommen wir schon irgendwie hin. Er arbeitet vielleicht etwas länger (machen viele in seinem Beruf) und ich etwas kürzer oder arbeite später nur noch Teilzeit o.ä. Bei 15 Jahren Altersunterschied muss man schon mehr Jahre überbrücken, aber auch das würde man mit verschiedenen Modellen hinbekommen.
Jedoch sehe ich das nicht als euer primäres Thema, sondern das jetzt und die nächsten Jahre.
Wenn ihr Kinder wollt, müsst ihr euch überlegen, wo und wie diese aufwachsen sollen. Wer ist für die Kinderbetreuung zuständig? Ist er durch seine Selbständigkeit flexibler oder eher noch eingespannter?
Auch ich empfinde seine Denkweise als egoistisch. Er zieht seine Pläne durch und du machst mit. So sind seine Vorstellungen. Was aber sind deine? Bekommt ihr mit Kompromissen beides unter einen Hut, damit nicht nur einer von euch Abstriche machen muss? Danach würde ich schauen.