Aus Abhängigkeit befreien

Hallo,

ich habe mich gerade extra angemeldet, um hier Ratschläge zu meiner Situation zu bekommen.

Und zwar bin ich im Laufe der Jahre in eine Abhängigkeit von meinem Mann gerutscht, bei der ich immer mehr merke, dass sie mir nicht gut tut.

Diese begann damit, dass ich arbeitslos wurde, während mein Mann sich gerade selbstständig machte.
Vorher habe ich im Homeoffice gearbeitet und dabei die Kinder selbst betreut. Da es praktisch unmöglich war auf die Schnelle einen neuen Job mit diesen Rahmenbedingungen zu finden, bzw. alternativ eine Kinderbetreuung + anderen Job, beschlossen wir gemeinsam, dass er sich 100% auf sein Geschäft konzentriert und ich ihm dafür den Rücken frei halte.
Was als Übergangslösung geplant war, ist geblieben.
Die Firma läuft inzwischen super und ich Hocke mit den Kindern zuhause. Er arbeitet sehr viel, hat teure Hobbys, kauft sich schöne Dinge, ist zu allen und jedem großzügig - und ich muss drum betteln, wenn mal besondere Ausgaben anstehen (Nachzahlungen, Weihnachtsgeschenke für die Kinder o.ä., ich kaufe praktisch nie irgendwas für mich selbst).
Er unterstützt mich nicht, wenn ich sage, dass ich selbst gerne wieder arbeiten würde. Er argumentiert dann, dass er in der Zeit, die er sich dann für die Kinder frei nehmen müsste, selbst viel mehr verdienen kann, als ich es würde.
Leider habe ich hier auch sonst keinen, der mir die Kinder abnehmen kann und eine Betreuung für unseren Kleinsten ist auch erst in ca 1 1/2 Jahren in Sicht.
Ich bin echt ratlos und natürlich leidet auch unsere Beziehung darunter, weil mich klein gehalten und auch respektlos behandelt fühle.
Habt ihr Ratschläge für mich? Bitte keine Vorwürfe, wie man so dämlich sein kann, in so eine Abhängigkeit zu rutschen - die mache ich mir nämlich auch so zu Genüge 😅.
Und bitte gerne möglichst konkret. Dass ich nen Job brauche, ist mir bewusst, aber ich kann ja schlecht mit Kind zum Vorstellungsgespräch oder später zum Job und Zuhause anbinden kann ich meinen Mann auch nicht 🤷‍♀️.

Sorry, ist lang geworden - danke fürs Lesen

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Du kannst ihm ja mal vorrechnen wieviel er an Unterhalt für dich und die Kinder zahlen müsste im Falle einer Trennung. Diese Summe (abzüglich Mietanteil, da ihr ja zusammen wohnt) lässt du dir mindestens auszahlen, fertig.
Wenn er darauf nicht eingeht, suchst du dir einen guten Anwalt und eine schöne Wohnung (vorher aber Unterlagen zu seinem Einkommen sichern damit er sich nicht arm rechnen kann).

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leider ist das falsch, spätestens wenn das klienst Kind 3 ist, ist es vorbei mit Unterhalt für Mama, das Gesetz in Deutschland ist so.
Aber wenn er so gut verdeint, wieso zahlt er dir nicht einen Gehalt, wäre für deine Rente auch gut;-)

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Ja, und?
Dann kann sie ja arbeiten gehen weil sie dann eine Betreuung hat, das will sie ja, für die Zeit der Ehe gibt es Zugewinnausgleich etc.
Und Rentenpunkte kriegt sie während der Ehezeit die Hälfte von seinen, das ist also kein Problem.

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Ich finde ihr handelt nicht wie eine Familie. Als Familie erwirtschaftet man zusammen das Einkommen und jedem steht das gleiche zu. Er kann ja nur so viel Geld verdienen, weil du ihm ja den Rücken frei hälst. Ich würde mit ihm reden und ihm versuchen das klar zu machen. Wir machen das z.B. so, dass sein Gehalt + das aus seinem Nebengewerbe auf ein Gemeinschaftskonto kommt und mein Elterngeld und das Kindergeld auch. Davon werden alle Fixkosten bezahlt, der Rest wird 50:50 verteilt, damit sich jeder für sich selbst was kaufen kann.

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Liebe TE,
das Stichwort heißt Handeln. Such dir bis zum Kita-Eintritt eine Tagesmutter. Und dann
mach dich auf Jobsuche. Und deinen Mann hätte ich schon längst die Leviten gelesen
Für sein Benehmen.
Habt Ihr kein gemeinsames Konto?

Und wenn du Job und Kinderbetreuung
unter einem Hut hast, würde ich deinen
Mann unter vollendete Tatsachen stellen.

Lg und alles Gute für dich
Hinzwife

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Tacheles reden. Was nützt es dir wenn er in der Zeit in der er bei den Kindern mehr verdient? Nichts, wenn er dich finanziell kurz hält. Genau genommen bist du eine günstige Hausfrau und ein Kindermädchen.

Du hast ebenso das Recht auf ein eigenes Einkommen. So wie er sich das vorstellt funktioniert es nun mal nicht.
Du hast jetzt lange genug Abstriche gemacht während ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen ist.

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OK, er würde also in der Zeit, in der er, Kinder betreuen würde, viel mehr Geld verdienen. Das ist schon mal der pure Hohn, denn davon hast du rein gar nichts. So wie es im Moment aussieht, sitzt du in der Falle, in der du für die kostenlose Familienarbeit alleine zuständigt bist, Rücken frei und so, während du aber nichts davon hast, dass er in der Zeit so viel Geld verdient.

Ich möchte damit nichts gegen völlig getrennte Lebensmodelle sagen, in denen sich die Bereiche gar nicht überschneiden, solange beide das wollen, beide damit auch in der konkreten Ausgestaltung zufrieden sind, nicht einer vom anderen ausgenutzt wird (wie bei euch) und vor allem: der gegenseitige Respekt nicht flöten geht.

Dass du wieder unabhängig sein möchtest, verstehe ich gut, das löst aber noch nicht das grundlegende Problem eurer Schieflage. Wer derart auf dem hohen Ross sitzt und nach Gutsherrenart sein Geld verteilt, statt Geld als Familieneinkommen zu sehen, während man sich für Geburtstagsgeschenke rechtfertigen muss, kommt von der Einstellung nicht so schnell runter. Ich bin auch selbstständig, war lange Jahre Alleinverdienerin und habe nie meinen Partner so geringgeschätzt oder ihn alles allein machen lassen. Das finde ich echt erschreckend.

Jetzt aber zum eigentlichen Anliegen:
Wie viele Kinder in welchem Alter habt ihr denn, in welchem Bereich möchtest und könntest du arbeiten und was macht er zu welchen Zeiten? Geht es dir vorrangig um deine Unabhänigkeit an sich oder wärst du schon zufrieden, wenn Geld bei euch gleich gemeinsames Einkommen wäre?
Jedenfalls musst du deutlich machen, dass es so nicht weitergeht. Er kann seine Selbstständigkeit ohne dich ja gar nicht ausüben, Familie funktioniert nicht als Einbahnstraße. Geht nicht, würde ich mir nicht anhören. Bei Frauen geht immer viel, wenn es um Kinder geht, bei Männer allzu häufig nie.

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Hi, ich bin alleinerziehend, daher ein paar Tipps aus praktischer Sicht.

Seid ihr verheiratet? Dann steht dir einiges zu. Mit Eheverträgen kenne ich mich nicht aus.
- Anwalt fragen. Einfach mal in Ruhe beraten lassen!
Auch wegen Haushaltsgeld, Taschengeld usw. Ob es "nicht ausreicht und er genug gibt" womit er wahrscheinlich argumentieren wird oder er wirklich zu wenig zur Verfügung stellt, kann dir ein Anwalt besser sagen.

Findet ihr nach Beratung (weil du weißt, was machbar ist) eine Lösung, dann prima. Falls nicht, hast du direkt jemanden für die Scheidung.

- Job:
Bei der Agentur für Arbeit gibt es manchmal Kurse für Mütter, die wieder einsteigen wollen. Dauer ist unterschiedlich. Teilweise einen Vormittag oder so. Also schon so, dass ein einmaliges Betreuen durch eine Freundin machbar sein könnte

- Netzwerk aufbauen
Wenn dein Mann sich ohnehin nicht um seine Kinder kümmern will, bist du eh aufgeschmissen, falls du mal ins Krankenhaus müsstest oder so.
Daher kann es sich schon lohnen, ein Netzwerk aufzubauen. Wenn das steht, sollte ein einzelner Vormittag zur Beratung bei der Agentur kein Problem sein.

An Beratungsstellen wenden. Auch wenn du nicht alleinerziehend bist. Sich das mal von der Seele reden und herausfinden, was du wirklich willst.
Noch einige Jahre durchhalten, trennen (Möglichkeiten), anderes
Die eigenen Möglichkeiten kennen, kann helfen sich besser zu entscheiden.

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Hallo,

hei, hei, hei ... als ich deinen Beitrag las, musste ich echt schlucken. Dein Mann ist ja ein Pfundskerl nach Gutsherrenart mit dem gelebten Klischee der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts #schock ...

Es wurden dir schon zahlreiche gute Tipps von meinen Vorschreiberinnen gegeben. Hier möchte ich nur ergänzen, dass du deinen "Gebieter" ;-) unbedingt darauf hinweisen MUSST, dass du von ihm erwartest, dass er das Geld, was du in den letzten Jahren bei einer Arbeitnehmerschaft in die Rentenkasse oder in private Vorsorge eingezahlt hättest, um später nicht Mülleimer nach Essbaren durchsuchen zu müssen, auf DEIN Konto (sofern nicht vorhanden, bitte sofort eröffnen) zu überweisen hat. Da würde ich gar nicht großartig diskutieren, sondern mit sehr gutem Recht VERLANGEN!

Lass dich nicht mehr weiter von ihm so abspeisen! Der Herr gönnt sich zig verschiedene Geschenke an sich selbst und lässt dich betteln?? Ist das dein Ernst?? Hoch mit dem Mors (wie wir hier im Norden sagen, wenn das Hinterteil gemeint ist ;-), meine Liebe und gib ihm ordentlich Kontra! Und wenn du das einmal ausführlich getan hast, erinnere dich bitte unbedingt wieder daran, dass du eine erwachsene, selbstständige Frau bist, die durchaus eigene Entscheidungen treffen kann und wird und nicht etwa die Sklavin eines Meisters ist. Komme bitte einmal RICHTIG in Wut auf ihn! Wut kann enorme Kraft in uns mobilisieren, die du gut gebrauchen kannst, um deine eigenen Beine wiederzufinden, auf denen du stehen kannst :-).

Das ist dann die richtige Basis, um strukturiert voranzugehen: Job suchen, ggf. Vorab-Kurse besuchen, wie hier schon eine Vorschreiberin empfahl, Kinderbetreuung organisieren, wenn der feine Herr lieber noch mehr Kohle verdienen will, anstatt für seine Kinder da zu sein und tüchtig drauf pfeifen, wenn er wieder einen auf Gutsherr macht. Entweder er geht mit dir künftig gleichberechtigt in Sachen Rechte & Pflichten auf Augenhöhe um oder er darf sich von seinem Mammon eine Haushaltshilfe, Köchin, Kindergärtnerin, Wellnessbeauftragte & Expertin für "körperliche" Dienstleistungen gönnen, während du das Weite suchst. Und zwar in ein unabhängiges Leben :-).

Alles Liebe & vor allem Kraft für dich
Deichbrise

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Ich glaube deine Situation hat nicht unbedingt etwas mit den Finanzen zu tun. Eine Bekannte meiner Frau arbeitet in Teilzeit, ihr Mann ist ebenfalls selbstständig. Er besitzt ein Autohaus. Finanziell geht es ihnen gut. Die Frau wird trotzdem total kurz gehalten. Meine Frau erzählte mir, dass sie sich letztens heimlich Schuhe für hundert Euro gekauft habe. Das Geld hat sie vom Haushaltsgeld abgezwackt. Und sie arbeitet, wie schon erwähnt.

Du musst deinen Wert kennen und fordern, nicht bitten und betteln. Ihr seid eine Familie und gleichberechtigt. Meine Schwester hat vier Kinder und geht seit 8 Jahren keiner bezahlten Beschäftigung nach. Mich würde es sehr wundern, wenn sie ihren Mann um Erlaubnis fragen würde,ob sie sich etwas kaufen darf?#gruebel

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Hallo

Genau, ihr habt eine Vereinbarung, an die er sich nicht hält. Wow, mach dich grösser und hau auf den Tisch. Ohne dich wäre er nämlich womöglich nicht da, wo er jetzt ist. Er glaubt doch nicht ernsthaft, er habe es aus eigenem Verdienst bis hierhin gebracht?

Die Änderung beginnt in deinem Kopf. Du selbst musst daran glauben, daß du eine wichtige Position in der Familie hast. Sonst wird das nichts mit deinen 'Ausbruchsplänen'.

Lg