Wie lange hat es bei euch gedauert bis zur endgültigen Trennung?

Hallo,

seit ungefähr 2-3 Jahren kämpfe ich innerlich immer öfter mit dem Gedanken, mich zu trennen. Mein Mann und ich sind seit 15 Jahren ein Paar und ich habe in all den Jahren davor niemals unsere Partnerschaft in Frage gestellt, egal wie holprig unser Weg auch grade war und wir haben wirklich eine ganze Menge zusammen schon durchgestanden. Ich habe auch viel gekämpft um uns und ihn und unsere Ehe, oft allein. Jetzt hat es sich im Prinzip gewendet. Ich beginne, aufzugeben während er in Aktionismus verfällt weil er es wohl spürt.
Und ich bin ständig kurz davor, hinzuschmeißen. Die Energie fehlt. Ich habe schon alles gegeben... es beginnt zu kippen. Versteht das jemand?
Noch vor 3 Jahren habe ich ihm ein Buch geschrieben:"Was ich an dir liebe" mit so viel Hingabe, Liebe, Hoffnung und Gefühl. Heute könnte und würde ich das gar nicht mehr anfangen (können).
Bei uns geht es nicht um Kleinigkeiten, im Alltag funktionieren wir fantastisch, sind augenscheinlich eine harmonische Vorzeigefamilie (3 Kinder). Die Probleme liegen bei uns viel tiefer, in der Basis im Grunde genommen. Ich habe das Gefühl, dass wir einfach gar nicht mehr zueinanderpassen und dass wir in grundlegenden Dingen nicht kompatibel sind und auseinanderdriften.
Früher habe ich darüber hinweggesehen, aber je älter wir werden desto öfter frage ich mich, ob ich wirklich mit ihm alt werden will? Wie viel Liebe da eigentlich noch ist?
Aktuell glaube ich, eine Trennung wird passieren aber nicht direkt jetzt. Es wäre mehr als unpassend jetzt. Ich habe das auch noch nicht zu Ende gedacht... und ich kann es irgendwie auch noch nicht.
Deshalb meine Frage: war das bei jemandem noch so? Wie lange habt ihr mit der Entscheidung gerungen, gehen oder nicht / wann gehen?
War es auch ein längerer Prozess? Ich hätte so gerne einen Austausch. Erfahrungen anderer. Hat sich das Blatt nochmal gewendet? Kann man Gefühle wieder reaktivieren? Was musste bei eich passieren, damit ihr an den Punkt kamt, aufgeben zu wollen? Und kamt ihr über den Punkt auch wieder hinweg?

Danke schonmal im Voraus

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Hallo,

ja, ich kann Dich verstehen!!
Mein Ex und ich waren 9 Jahre zusammen. Rückblickend hätte ich die Beziehung auch schon nach 7 Jahren beenden können.
Wir haben uns bis zum Schluss gut verstanden. Aber andererseits war es auch langweilig und ich habe mich immer gefragt, ob ich das ewig so leben möchte....
Natürlich kamen dann Gewissensbisse weil ich dachte, wir verstehen uns ja und das wird schon wieder. Ich wollte die Beziehung nicht "wegwerfen".

Letztlich kam es aber nicht und wir beschlossen, uns zu trennen.
Das war für mich die beste Entscheidung.
Natürlich war es auch traurig. Aber man muss halt abwägen. Ich bin länger Single geblieben und habe es nie bereut.

LG

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Ja, ich war mit meinem Ex auch ungefähr so lange zusammen. Am Anfang fand ich, dass wir ja soviel gemeinsam hatten - Werte, politische Ansichten, gleicher Beruf, viele gemeinsame Interessen. Dann hab ich komischerweise gemerkt, dass das nicht soo wichtig war. Wir haben uns in einigen anderen Punkten unterschieden, die teilweise wichtiger waren. Z.b. er war Pessimist, ich Optimist. Er war langsam, z.B. bei Entscheidungen, ich schnell. Er empfindlich und nachtragend - ich das Gegenteil. Das ist längst nicht alles.

Aber wir hatten einfach im Alltag sehr oft Meinungsverschiedenheiten. Und auf Dauer sind Kompromisse für keine Seite gut genug. Da will man einfach nur einen Partner haben, der ähnlich tickt. Ich habe jetzt seit etwa 14 Jahren einen Mann der viel besser zu mir passt und das ist einfach soo viel besser.

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In so einer langen Beziehung ist es normal, dass die Entscheidung zur Trennung langsam reift. Nach 20 Jahren Beziehung und 17 Jahren Ehe habe ich mich vor zwei Jahren getrennt. Im Nachhinein gesehen hätte ich auch zwei Jahre früher gehen können. Oder drei. Wegen den Kindern und dem gemeinsamen Haus habe ich noch dran festgehalten, obwohl es gar nichts mehr gab zum festhalten. Lass Dir die Zeit, die Du brauchst, aber entscheide Dich beizeiten.

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Bei mir hat es sehr lange gedauert. Wir waren 12 Jahre zusammen und nach 10 Jahren wusste ich, dass es mich viele dauerhaft Kompromisse kosten wird, unsere Unterschiedlichkeiten zu überbrücken.
Es war wie bei der Userin Tia: ganz viel hat gepasst, einiges nicht, vor allem nicht das Nähe-Distanzbedürfnis und Intra- und Extraversion.

Da ich ungern die Flinte ins Korn werfe und Kinder im Spiel waren und ich die Ursache für Probleme immer zuerst bei mir suche, habe ich erst mal jahrelang Ratgeberliteratur gelesen a la "Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest" und habe mich in Dankbarkeit geübt, mich selbst nicht so wichtig genommen und mich hinter das Wir angestellt... bis ich nicht mehr konnte. Ich war am Ende unserer Beziehung wirklich emotional ausgebrannt und tief erschöpft.

Heute sind wir Freunde und haben beide Beziehungen mit Partnern, die besser passen.
Manchmal dauert es eben, irgendwann weiß man, dass es so weit ist... Setz dich nicht unter Druck. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht. Schau aber weiter genau hin, wie es dir und euch geht.

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Hallo, ich kann Dich sehr gut verstehen. Befinde mich gerade in der gleichen Situation. Alles was du schreibst, kommt mir bekannt vor. Wir machen zwar gerade eine Paartherapie, aber auch das wird uns wohl nicht retten können. Es geht mir auch nicht gut dabei. Ich habe jahrelang versucht, alles zusammen zu halten, war immer für ihn da. Jetzt kann ich nicht mehr! Ich möchte mich trennen, aber so einfach ist das nicht. Haus, Kinder. Aber soll man wirklich so weitermachen obwohl man nicht glücklich ist damit? Wieviel kann ein Mensch vertragen frage ich mich dann immer. Ich habe durch die Paartherapie versucht Gefühle zu reaktivieren, es ist mir nicht gelungen.