Würde verlieren

Hallo! Ich und mein Partner machen aktuell so etwas wie eine Paartherapie.
Wir haben beide Fehler gemacht, er hat mich zuletzt auch noch mit einer anderen Frau mehr oder weniger betrogen (es lief nichts zwischen ihnen, weil sie nicht auf sein Gebagger eingegangen ist und seine Vorschläge für Treffen nicht angenommen hat). Außerdem haben wir einen Sohn und ein Haus gemeinsam. Es geht also schon um was.

Die Therapeutin hat heute die Beratung abgebrochen mit den Worten "Sie sind doch gerade dabei so nach und nach ihre Würde zu verlieren" (hat sie nur zu mir gesagt) und "Ich denke ich habe Ihnen alles gesagt, was ich zu sagen habe" (zu uns beiden gesagt).
Die Situation war ganz komisch.

Nun fühle ich mich schon den ganzen Tag sehr schlecht und bin am Grübeln, was sie mir der Aussage gemeint hat, dass ich meine Würde am verlieren bin.
Ich kenne selbstverständlich diesen Begriff "Würde verlieren", aber bisher habe ich mich nie richtig mit der Bedeutung auseinander gesetzt. Auch Google konnte mir jetzt nicht die Antwort liefern, die ich mit meiner Geschichte in Zusammenhang bringen würde.

Wir haben uns beide genug zu Schulden kommen lassen. Ich mit Beleidigungen und Frechheiten und er mit Manipulation, grenzenloser Faulheit und hintergehen. Ich habe auch meine Sachen erzählt, die ich auf dem Kerbholz habe aus den ganzen Streits.

Deshalb Frage ich mich gerade, warum sie das explizit zu mir gesagt hat.

Ideen?

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Ne... leider keine Ideen, denn hier fehlt gewaltig viel an Informationen...
Wenn man solche Fragen stellt, muss man auch den Dialog, der davor stattgefunden hat hier offenbaren 🤷🏼‍♀️
Denn meiner Meinung nach, muss es echt was gravierendes vorgefallen sein, bzw. gesagt werden, damit man so einen Satz als Therapeutin in den Raum wirft...

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Ich möchte nicht im einzelnen auf alles hier eingehen. Die groben Infos müssen jetzt reichen.

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Na dann heißt es wohl du rennst sehenden Auges ins Messer.

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Ja, eine schlechte Therapeutin.
So eine Aussage geht nicht, egal ob es stimmt oder nicht.

Mit dem Bertrug Deines Mannes widersprichst Du Dir. Da war doch nichts. Die andere Frau ist doch nicht darauf eingegangen.
Natürlich ist es fies, dass er sie überhaupt angebaggert hat. Aber für den Betrug fehlt noch etwas.

LG

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Ich sehe das etwas anders. Also es ist erst ein echter Betrug für dich, wenn der andere auf das Gebagger eingestiegen ist? Es wäre also okay für dich, wenn dein Mann Frauen anbaggert um dir evtl fremdzugehen und nur wenn eine angebissen hat, ist es ein Betrug?

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Ja. Sein Verhalten ist schäbig, keine Frage.
Aber der anderen Frau würdest Du mit einem "Betrug" etwas unterstellen. Sie hat sich korrekt verhalten und hat Deinen Mann abblitzen lassen.

Kann es ggf. sein, dass dieses Thena zu der Aussage geführt hat?

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Unabhängig davon, dass ich das sehr unprofessionell finde… denke ich, dass sie dir sagen wollte, dass du dir zu viel hast gefallen lassen und sie keinen Sinn in dem ganzen mehr sieht.
Ob das so ist, musst du selbst für dich beantworten.
Wenn man seine Würde verliert, lässt man sich wie einen Schuhabtreter behandeln. Vielleicht hast du das nicht so empfunden? Oder du hast Deine Würde verloren, weil du nicht in der Lage bist halbwegs ruhig über alle Themen zu reden und nur herum meckerst? Kann auch sein. Wir können das schwer beurteilen von außen. Sie hat dich damit stehen lassen und du fragst dich was sie damit sagen wollte… echt fies.
Die Tatsache, dass du dir so viele Gedanken machst, was sie meinte … nun ja, zeigt allerdings, dass du dich schnell verunsichern lässt. Daher tippe ich eher darauf, dass du eher in die Kategorie meiner ersten Vermutung passt. Also die zu viel gefallen lässt. Was meinst du?

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Also es war heute schon ein hitziges Gespräch und ich bin stellenweise auch wütend gewesen, aber ich denke ich war noch sehr weit weg davon in irgendeiner Form meine Würde zu verlieren.
Ich meine, sie berät Paare in Krisensituationen, da sollte sie so etwas auch mal aushalten, wenn's etwas hitziger wird, was ja auch nicht die ganze Zeit so war, sondern in einzelnen kurzen Situationen war das so.
Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Dass ich mir zuviel habe gefallen lassen in der Beziehung, das ist wohl so, aber ich habe auch genug ausgeteilt, so ist das nicht. Wir sind beide gleichzeitig Täter und Opfer.

Aber die Aussage zerbricht mir gerade den Schädel.

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Also ich hätte es so interpretiert, dass ihr euch während der Sitzungen und vermutlich auch zuvor in der Beziehung aufgeführt habt wie Kindergartenkinder...daher der Satz mit der Würde.
Klar man kann ihr Unprofessionalität vorwerfen...könnte aber auch eine gezielt eingesetzte Intervention sein. Vielleicht hat sie gemerkt, dass ihr so wie ihr grad beinander seid noch viel zu sehr im Sandkastenstreit gefangen seid und eine Beratung/Therapie noch keinen Sinn macht. Erst wenn ihr aufwacht ...und manchmal setzt man eine provoaktiven Spiegelsatz ein, um aufzuwecken...bei dir scheint es ja Wirkung gezeigt zu haben.

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Moin,

Mich wundert die Aussage auch. Ist sie eine richtige Therapeutin? Und wie oft wart ihr da?

Ich könnte die Aussage verstehen, wenn das Szenario so wäre:
Dein Mann betrügt dich nach Strich und Faden und du kriechst ihm hinterher und rechtfertigst seinen Betrug mit deinen Unzulänglichkeiten.

So etwas lese ich aber nicht von dir.
Was war das Ziel dieser Paartherapie?

Liebe Grüße

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Nein, so war das auch nicht. Habe weiter oben geschrieben um was es ging mir der anderen Frau.

Wir waren nur zwei Mal dort, es ist auch keine Therapie. Deswegen habe ich oben geschrieben so etwas wie eine Paartherapie. Es ist mehr eine Beratung oder sowas, ein Coaching, geführte Diskussion,... und wir sind dort hin auf Drängen meines Mannes, weil wir seiner Meinung nach Schwierigkeiten mit der Kommunikation haben. Da kamen dann halt auch die anderen Sachen auf den Tisch.

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Ich vermute jetzt einfach mal, dass dir die Therapeutin nahelegen wollte, dich von diesem Mann nicht verarschen zu lassen.

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Kann sein. Ich bin am überlegen sie nochmal zu kontaktieren. Ich lasse es jetzt erst mal sacken.

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Ich sehe da zwei Möglichkeiten:
1. Du hast extrem niveaulos auf ihn eingeschossen, obwohl du eigentlich grundsätzlich niveauvoll rüberkommst. Es war absolut nicht mehr sachlich, sondern deine Ausdrucksweise war sehr unangemessen bzw. "Assi"-Niveau. Du nennst oben selbst "Beleidigungen und Frechheiten". Das halte ich sogar für relativ wahrscheinlich.
ODER
2. Du biederst dich an, kriechst ihm auf den Knien entgegen, obwohl von deinem Mann nix entgegen kommt.

"Würde verlieren" heißt ja eigentlich nur, dass du gerade deutlich unterhalb eines Levels bist, was dir eigentlich entspricht.

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War aber beides nicht der Fall. So viel kann ich mich dann gerade noch zusammenreißen. Es war stellenweise hitzig, aber nicht auf unterstem Niveau.
Wie man sieht gibt es für diesen Satz sehr viel Interpretationsspielraum. Wie er gemeint war, werde ich vielleicht nie erfahren. War aber dennoch gut mal eure Ideen zu lesen. Ich werde mir mal Gedanken drüber machen.

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Hi.
Möchte Dir gerne antworten, weil ich ähnliches erlebt hatte.

Wir sind damals als (Ehe-)paar bei einer Paartherapie gewesen. Es war, wie bei Dir, eine Art Coaching und der Versuch ein vernünftiges Gespräch, auf Augenhöhe, hinzubekommen.

Damals war ich verzweifelt, denn nach den knapp 7 Ehejahren war ich (früher selbst bewusst und selbstständig) ein Häufchen Elend. An allem war ich Schuld nach seiner Aussage. Jede Affäre hat er abgestritten und gesagt, das ich spinne...oder die Person die ihn gesehen hatte.
Jeden Tag habe ich versucht es ihm recht zu machen. Er konnte mich wunderbar manipulieren. Seine Kernaussage: Wir sind eine Familie und wenn Du mich mal verlassen solltest, wirst Du den Kindern alles nehmen.
Das war mein Wunder Punkt...er wusste es. Denn arbeiten gehen sollte ich nicht(er verdiene ja genug) und alles was da war...gehörte quasi ihm.

Zurück zur Paartherapie: Glaube wir waren zum 3. mal da und ich hatte wirklich die Hoffnung, dass wir wieder zueinander finden, bzw er mich endlich mal sieht und auch mal was positiv an mir findet. Oder das ich zumindest mit seinen ständigen Vorwürfen besser umgehen kann.

Nach dem Gespräch bat mich die Therapeutin um ein Einzelgespräch. Also nur mich. Nicht ihn.
Dachte das gehört halt dazu und bin eine Woche später zu ihr .
Und dieser Tag hat mein Leben verändert. So blöd das klingt.
Behutsam (nicht ganz so klar ausgedrückt, wie bei Dir) hat sie mir einen Spiegel vorgehalten und mich über meinen narzisstischen (damals das erste mal gehört) Mann aufgeklärt. Das das was er macht häusliche Gewalt ist. Ich war ganz verblüfft...ja er hatte mich mal geschubst und Sachen nach mir geworfen, aber nie "richtig" geschlagen (wie naiv ich war!)
Häusliche Gewalt war bei mir, hauptsächlich, auf den psychischen Druck ,den er mit gegenüber ausübte, bezogen.

Sie bat mir an, mich im Falle einer Trennung, nicht alleine zu lassen und gab mir noch sämtliche Anlaufstelladressen mit.

Das hat gesessen. Erst mal war ich furchtbar wütend, wie sie sowas sagen konnte.

Ja und dann...wurde mein vernebelter Blick immer klarer: Ich musste, auch für meine Kinder, weg von ihm.
Ohne Geld, ohne Job, ohne Wohnung.

Heute 10 Jahre später, kann ich rückblickend sagen, dass es mich gerettet hat. Und wäre diese Dame damals nicht gewesen...wer weiß, säße ich noch heute in dem goldenen Käfig. Meine Kinder hätten eine Mama gehabt, die sich hätte niemals ganz um sie und ihre Bedürfnisse hätte kümmern können...zu sehr war ich in der eigenen Blase gefangen.

Das ist meine Geschichte und natürlich nicht mit irgendwem zu vergleichen.

Trotzdem versuche mal Deine Position in der Beziehung zu sehen und hinterfrage Dich selbst, was gemeint war mit "die würde verlieren"
Und frage Dich, ob Du das alles wirklich mit ihm gemeinsam möchtest!?

Ich wünsche Dir alles Gute.

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Hallo! Ja, so in etwa läuft es bei uns hier auch. Mit der Frau habe ich ja total überträgt, schließlich haben sie sich nicht getroffen (er hat zwar drei Mal gefragt und massiv gebaggert, aber egal. Hab ich ja hier auch schon gelesen, dass das ja kein Betrug ist).

Ich habe jetzt mal eine Nacht drüber geschlafen und ich denke ich werde die Psychologin nochmal kontaktieren und um ein Einzelgespräch bitten.

Ich habe auch nie behauptet, dass ich alles richtig gemacht habe. Ich weiß aber auch, dass ich schon ein paar andere langjährige Beziehungen hatte, die im Wesentlichen harmonisch waren und man sich einfach auseinander gelebt hatte und dann kam die Trennung. Was hier manchmal abgeht kannte ist von vorher nicht und auch ich selbst erkenne mich manchmal nicht wieder. Und klar, dann schämt man sich auch dafür, dass man vielleicht auch mal ausgerastet ist und fair und sachlich lief das selten ab. Ab einem gewissen Punkt ist dass halt auch nicht mehr möglich, glaube ich.

Einerseits denke ich zwar auch oft, es wäre besser gewesen sich zu trennen, andererseits hätte ich dann meinen kleinen Sonnenschein nicht, den ich über alles liebe und der mein Leben so sehr bereichert hat.

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>>>>Was hier manchmal abgeht kannte ist von vorher nicht und auch ich selbst erkenne mich manchmal nicht wieder. Und klar, dann schämt man sich auch dafür, dass man vielleicht auch mal ausgerastet ist und fair und sachlich lief das selten ab. Ab einem gewissen Punkt ist dass halt auch nicht mehr möglich, glaube ich. <<<<

Vermutlich meinte die Beraterin genau das. das hat sie dir gesagt. Dass du dich (vielleicht auch er sich, keine Ahnung) in dem ganzen verlierst

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Du schreibst, dass dein Mann dich manipuliert und hintergeht.

Vielleicht ist es für dich mittlerweile normal, dass du, um eure Beziehung am laufen zu halten, deine Grenzen und deine Würde nicht wahrst. Du selber, die du mitten drin steckst merkst es gar nicht, du bist zu sehr damit beschäftigt, alles aufrecht zu halten, es geht ja um was.

Aber von außen sieht man es klar und die Beraterin hat es in Worte gefasst. Könnte das sein?

Ich würde an deiner Stelle eine Einzeltherapie beginnen und mir mal anschauen, was du wirklich willst und brauchst und wie du Familie und Beziehung leben möchtest.

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Hallo,

Die Würde verliert man nicht nur, wenn man sich zu viel gefallen lässt. Die Würde, also seinen Wert, verliert man auch, wenn man sich selbst schlecht benimmt.

Du schreibst von einer hitzigen Diskussion, die eine Therapeutin schon mal aushalten muss. Versuch mal zu reflektieren, wie du dich gegeben hast. Bist du laut und ausfallend geworden?

Vielleicht ist das schon die Lösung.

Viele Grüße
lilavogel

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Wie gesagt, davon dass ich meine Würde verloren habe bei diesem Gespräch bin ich meilenweit entfernt gewesen. Es war hitzig, aber nicht laut und erst recht nicht ausfällig.

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Endlich mal eine Antwort, die hier das Kernproblem erkannt hat!!!!