Mit den Depressionen des Partners leben

Hallo ihr Lieben,

Ich bin neu hier und weiß gar nicht so wirklich wo ich anfangen soll, ob ich übertreibe oder ob es mir überhaupt hilft hier etwas zu schreiben? Ich habe keine Ahnung, mal sehen was passiert… Also:
Mein Partner und ich sind erst seit ein paar Monaten zusammen, kennen uns aber schon etwas länger. Da wir uns von Anfang an sehr gut verstanden haben und relativ schnell über privates gesprochen haben weiß ich eigentlich schon fast von Anfang an dass er Depressionen hat (wobei er es anfangs eher als Burn out betrachtet hat). Da ich in der Familie selbst Fälle von burn out und auch von Depressionen kenne hat mich das nicht abgeschreckt mich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen (ich weiß dass seine letzte Beziehung hauptsächlich daran kaputt gegangen ist). Ich selbst bin Epileptikerin und auch in psychologischer Behandlung, da ich durch meine Erkrankung und die Folgen in meinem Alltag manchmal etwas Redebedarf habe (aber das ist ein anderes Thema).
Jedenfalls wurde es im Sommer zu einer Beziehung…wie manche es vielleicht kennen ist es im Sommer wenn die Sonne scheint etwas einfacher als im grauen Winter und somit war alles okay. Im Herbst und dann auch in den Wintermonaten habe ich schon eine Veränderung bemerkt, aber wir konnten immer darüber sprechen, das ist für mich das allerwichtigste!
Trotzdem habe ich es geschafft ihn dazu zu bringen, einen Termin bei einer Therapeutin zu vereinbaren. Er hat in der Vergangenheit bereits mit seinem Hausarzt darüber gesprochen, der ihm Mirtazapin verschrieben hat (er hat vor allem Probleme beim schlafen). Bis zu diesem Termin bei der Therapeutin hat er diese aber nur „nach Bedarf“ eingenommen, was natürlich überhaupt nichts gebracht hat.
Jedenfalls habe ich ihm dann einen Ersttermin bei der Therapeutin organisiert (er stand daneben als ich mit ihr gesprochen habe, geschah also nicht hinter seinem Rücken). Dieser Ersttermin kam dann tatsächlich relativ schnell zustande und er war bereit sich auf die Warteliste setzen zu lassen (die Therapeutin sagte bei dem Ersttermin dass sie eher eine mittelschwere Depression anstatt burn out vermutet, sein Vater hat ebenfalls starke Depressionen).Ich war erleichtert und dachte es geht bergauf.
Mittlerweile gab es viele Veränderungen auf der Arbeit, weshalb er völlig in die Depression abgerutscht ist. Bisher gab es auch keinen neuen Termin bei der Therapeutin. Er nimmt zwar mittlerweile täglich Mirtazapin ein, er kann also wenigstens schlafen, aber meiner Meinung nach bräuchte er mittlerweile auch etwas für tagsüber…
Er ist völlig hoffnungslos, alles ist schlimm und wird nie besser, es kann ihm sowieso keiner helfen, etc.
Manchmal hilft es wenn ich ihn einfach umarme…irgendwann spüre ich fast körperlich wie er „auftaut“. Aber manchmal macht er auch komplett dicht…
Für mich ist es besonders schlimm wenn er komplett dicht macht, eigentlich einfach nur neben mir existiert, aber eben mehr auch nicht

Ich glaube das war erstmal alles was ich mitteilen wollte. Ich weiß auch gar nicht was ich mir erhoffe ehrlich gesagt. Aber vielleicht hilft es mir schon mich mit anderen auszutauschen.

Liebe Grüße an euch alle🤗

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Hey!

Ruft bei der 116117 an und fragt nach einem Termin für Notfälle.
Ansonsten soll er auch zum Hausarzt gehen und dort mal Blut abgeben. Dann wäre die Frage, ob die Schilddrüsenwerte passen, die B-Vitamine und D ausreichen.

Ansonsten solltest du dringend auf dich aufpassen- du hängst schon mitten in der Co-Abhängigkeit und ihr seid noch kein Jahr zusammen.

Liebe Grüße
Schoko

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Absolut beste Antwort!!!

Beim Hausarzt Reha Antrag ausfüllen, sehr dringend machen, zur Not die Rentenversicherung nerven. Ich habe meinen Termin für die psychosomatische Klinik erst schneller bekommen als ich am Telefon mit der Rentenversicherung wirklich psychisch zusammen geklappt bin und nur noch geheult habe... Doof, aber wahr

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Hey, fühl dich gedrückt!🙃
Mein Partner hat auch Depressionen.
Er hat diese schon seit Kindheit / Jungend und durch ihn hatte ich das erste mal Kontakt mit psychischen Erkrankungen.
Sind jetzt bald 2 Jahre zusammen und haben schon ziemlich schwierige Zeiten zusammen bewältigt.
Wenn es bei deinem Freund ganz akut ist gibt es in psychiatrischen Kliniken Ambulanzen, wo er sich vorstellen kann und dann zumindest vorübergehend mit Tabletten o.ä. eingestellt wird bis sein Termin ist.
Mein Freund hat länger als er akut in einer schlimmen Phase war erst abgelehnt, dass ich ihm irgendwie helfe und er zur Ärztin geht usw.
Aber durch zuhören und einfach für ihn da sein konnte ich ihm doch soweit helfen, dass er zeitnah zu seiner Ärztin ist und wieder Medikamente eingenommen hat.

Das gute ist, egal wie schlimm es gerade ist - es wird wieder besser!
Alles gute !

Bearbeitet von Blurryface
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Ich wusste gar nicht dass man in solchen Kliniken in akuten Phasen auch mit Medis eingestellt werden kann, danke!!
Sobald ich psychisch an ihn rankomme schlage ich ihm das mal vor.

Es zerreißt mir fast das Herz wenn ich sehe wie schlecht es ihm geht und ich habe das Gefühl dass ich nichts tun kann, außer ihm immer wieder dasselbe vorzubeten.
Andererseits ist es für mich das größte wenn ich merke wie er manchmal nach einer Umarmung auftaut oder wenn ich sehe wie er lächelt.

Er hat mir mal erzählt dass er vor ein paar Jahren mal überlegt hat „es zu beenden“…in den akuten Phasen ist es wirklich meine größte Angst dass er sich etwas antut:-(

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Ja also das mit den Kliniken hab ich damals nur selbst gelesen; aber das sollte kein Problem sein.
Mein Freund hat schon länger her ein Selbstmordversuch hinter sich und auch in letzter akuter Phase im Winter letztes Jahr hatte er wieder selbstmordgedanken…
Kann nachvollziehen wie’s dir geht, finde das zusehen ganz übel immer.
Aber du bist ihm ne große Stütze wenn du für ihn da bist, glaub mir. :)

Hoffe ihm gehts bald besser!
Liebe Grüße

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Hast du hier schon mal geschaut?
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start

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Hi,
vorweg, zum Glück bin ich nicht betroffen.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es ein Riesenkraftakt ist, einen an Depressionen Erkrankten als Partner zu haben. Wichtig ist wahrscheinlich, nicht selbst auf der Strecke zu bleiben. Dass man unterstützt, wo man kann, gebongt, aber man kann halt nicht „gesund lieben“ oder Ersatztherapeut spielen, das geht nicht, ohne dass man dabei keine Federn lässt. Ihr seid noch so frisch beisammen, habt keine Verpflichtungen, seid noch in keinem Fahrwasser, da würde ich ihm, ganz besonders aber mir!, als Bedingung stellen, dass er sämtliche Hilfsangebote annimmt, wenn er mich als Partnerin haben will.
Ich weiß nicht, ob es ein Hilfsangebot für Angehörige gibt, aber ich gehe mal davon aus, da würde ich mich beraten lassen. Du schreibst, dass du selbst in Behandlung bist, da könnte ich mir vorstellen, dass dich ein solcher Partner nochmal mehr Kraft kostet, als jemanden, der da unbelastet ist.
Alles Gute!

vlg tina

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Bitte ganz schnell mal Vitamin d und Schilddrüse überprüfen lassen.
Vitamin d, weil du gesagt hast im Winter wurde es schlimmer und Vitamin d Mangel depressiv macht.

Dazu bitte unbedingt die Schilddrüse. Sollte es eine Unterfunktion geben, kann das auch zu Depressionen führen.

Insgesamt die Nährstoffe müssten erst einmal ausgeschlossen werden, das da ein Mangel ist bevor man mit antidepressiva ran geht. Therapie ist ein wichtiger Schritt, aber auch um alles zu verarbeiten.

Ich wünsche dir starke Nerven und viel Geduld.

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Für mich klingt das ein bisschen so als hätte er nicht allzu großes Interesse an einer Therapie ? Ist das so ?
Wenn jemand depressiv ist wäre meine Grundvoraussetzung für eine Beziehung das er den Willen hat etwas dagegen zu tun/ das behandeln zu lassen.

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Hallo, ich kann es sehr gut nachvollziehen was Du so erlebst. Ich bin in einer ähnlichen Situation. Mein Partner ist auch depressiv, das ganze nicht erst seit gestern. Es hat gefühlt mehrere Jahre gedauert, bis er sich überhaupt eingestanden hat das er professionelle Hilfe benötigt, und auch zugegeben hat das er Depressionen hat. Er ist seit gut 2 Monaten auf Tabletten eingestellt, sofern er diese überhaupt einnimmt, was eigentlich nur dann gewährleistet ist, wenn ich ihm diese in die Hand gebe, von alleine passiert da rein gar nichts. Naja, jedenfalls hat er Mal gute Phasen dabei, wo er fast schon übermäßig euphorisch ist, und dann sind da wieder die Phasen dabei wo er absolut down ist. Momentan ist so eine Phase, die jetzt schon 2 Tage anhält, wo er eigentlich nur schläft, oder am essen ist, oder seine aggressiven Schübe hat, die sich in Türe knallen, verbale Entgleisungen äußert. Psychotherapie läuft eigentlich auch, den zweiten Termin hat er aber ausfallen lassen, weil er darauf keinen Bock hat, wie er sagte. Tja, was soll man dazu sagen? Ganz ehrlich, ich bin mittlerweile eigentlich drauf und dran einen Schlussstrich zu ziehen, 14 Jahre hin oder her.