Ist er emotional unnahbar oder bin ich zu sensibel?

Ich möchte gerne über meine Gefühle und Sorgen sprechen, damit sie mich nicht irgendwann übermannen. Wenn ich dann darüber rede, wenn die Sorgen aufkommen, kann ich das in einer ruhigen und reflektierten Art tun. Wenn ich Dinge, in mich hineinfresse oder unterdrücke, sprudeln sie irgendwann aus mir heraus und ich werde irrational, mache Vorwürfe und fange an Dinge zu interpretieren, die nicht da sind.
Ich bin unsicher und manche Sorgen befallen mich immer wieder. Mein Partner ist ganz anders – Angst kennt er nicht und macht Dinge mit sich selbst aus. Konfliktgespräche führt er von sich aus nicht. Er kennt keine Unsicherheit, Eifersucht oder Ängste in der Beziehung… Daher hat er auch kein Verständnis, wenn ich Dinge wiederholt anspreche. Er reagiert abweisend und sagt das hatten wir doch schon. Für mich ist es manchmal aber wichtig, mich rückzuversichern und dass man mir gut zu redet. Manchmal wünsche ich mir nur ein „Mach dir darüber keine Sorgen. Ich weiß, dass es dir Angst macht aber ich stehe zu dem, was ich sage“. Ich glaube das würde manchmal Wunder bewirken…
Aber er reagiert bei solchen Gesprächen grundsätzlich abweisend. Beziehungen erfordern Kompromisse, das gehört wahrscheinlich überall dazu. Aber sobald ich etwas äußere, das mich stört, geht er sofort auf Abwehr. Er fühlt sich sehr schnell eingeschränkt und geht dann auf Konfrontation. Oft habe ich schon gefragt „Kannst du nachvollziehen, worum es mir geht?“, „Kannst du verstehen, wie ich mich fühle?“ oder „Versetz dich mal in meine Position, wie würdest du es dann sehen?“. Er signalisiert kein Verständnis für meine Gefühle, oder dass ich in Situationen anders ticke. Wenn er im Nachgang einlenkt, dann stellt er das so dar, als tut er es meinetwillen. Er zeigt keine Einsicht. Ich habe noch nie gehört „Ich habe über deine Worte nachgedacht und versteh dich“ oder irgendwas in die Richtung. Dadurch habe ich das Gefühl immer „die Böse“ zu sein, während er „der Gute“ ist.
Gestern hatten wir einen Konflikt, zu einem Streit vor ein paar Wochen. Das war kein einfaches Thema aber wir haben uns nach wochenlangem Hin- und Her zusammengerauft und hatten zuletzt wieder wirkliche schöne Zeiten und haben uns gut verstanden. Gestern kam ein Thema auf, das in mir Sorgen ausgelöst. Das wollte ich ihm mitteilen – eigentlich ganz kurz und sachlich. Um für mich Sicherheit zu haben. Vielleicht hätte ich es nicht tun sollen aber ich hatte in dem Moment das Bedürfnis mit ihm zu reden. Er hat wieder sehr abweisend reagiert, woraufhin ich mich erklären möchte und aus einem kurzen Gespräch eine Stunde wird und vieles wieder angerissen wird. Ich wollte das nicht und habe ein total schlechtes Gewissen. Aus mir spricht nun wieder die Unsicherheit „Hab ich gestern alles versaut?“, „Hat er jetzt endgültig genug von mir?“. Aber auf der anderen Seite denke ich mir – wenn er mir einfach ein bisschen Verständnis schenken würde und ein paar aufmunternde Worte für mich hätte. Er hat gemeint, dass ich Situationen manchmal zerdenke und er nicht so viele „was, wäre wenn’s“ mit mir durchgehen möchte. Aber mir würde das Sicherheit geben. Aber er reagiert abweisend, wodurch das Gespräch angespannt wird und meine Unsicherheit nur noch wächst.
Könnt ihr verstehen worum es mir geht? Ich weiß, dass ich mit einem niedrigen Selbstbewusstsein und Unsicherheiten zu kämpfen habe. Er weiß das und könnte mir manchmal leicht helfen. Erwarte ich zu viel? Ist er manchmal emotional unnahbar oder bin ich einfach nur zu sensibel? Ich versuche meine Gefühle unter Kontrolle zu haben, aber dafür ist Kommunikation wichtig. Wenn ich aber jedes Mal mit schlechtem Gefühl aus der Situation gehe, hilft das auch nicht.

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Ich verstehe dich weil ich selber so bin.

" Ich weiß, dass ich mit einem niedrigen Selbstbewusstsein und Unsicherheiten zu kämpfen habe. Er weiß das und könnte mir manchmal leicht helfen"

Nein, das kann er nicht. Niemand kann das. Egal was er sagt nach kurzer Zeit kommt das Gefühl wieder.
Es ist wirklich nicht gut alles immer und immer wieder anzusprechen. Manchmal ist es das gar nicht wert, manchmal schon geklärt.
Wenn man alles immer ewig durchreden muss, weiß der Gegenpart doch gar nicht wann es wirklich rational wichtig für dich ist.

Für ihn ist das nervig, ich kann ihn total verstehen.
Du sagst selber aus aus ein kurzen Thema wird eine Stunde. Das ist anstrengend.

Ich würde dir wirklich ans Herz legen eine Therapie zu machen. Ich verstehe dich und auch ihn.
Ich habe das alles schonmal durch und die Beziehung fast zerstört.
Aber wir haben dir Kurve bekommen beziehungsweise Ich.

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Ich verstehe was du meinst. Aber ich stimme dir nicht ganz zu. Wenn man weiß, dass der Partner in einer Situation sehr unsicher ist, die Situation aber auch vorbei gehen wird, dann kann man ihm dabei helfen.
Mein Freund sagt mir auch regelmäßig, dass er mich liebt oder ich toll aussehe. Er weiß, dass er mir damit jedes Mal eine Freude macht und ein gutes Gefühl gibt. Wenn ich nervös bin, nimmt er mich in den Arm und wenn ich Bauchweh habe, bekomme ich einen Tee. Das sind alles Dinge, die man tut um jemand zu unterstützen. Wenn man also weiß, dass der Partner in einer Situation unsicher ist und es ihn beruhigt Zuspruch zu bekommen, dann kann man damit helfen...

Vor allem hatten wir vor einigen Wochen einen Recht großen Streit, weil ich Dinge sehr lange in mich reingefressen habe und er es nicht gemerkt hat. Er fand es richtig und gut, dass ich auf ihn zugekommen bin aber die Art und Weise lief nicht gut. Ich habe gemerkt, dass ich manchmal mit Gefühlen zu lange hinterm Berg halte und dadurch manchmal übermannt werde. Wenn ich Dinge direkt anspreche, lässt sich ein großer Krach vermeiden.

Dass aus dem Gespräch eine Stunde wird, liegt ja aber nicht nur an mir. Auch er kommt von einem Thema ins andere und trägt den gleichen Anteil daran bzw. hätte das Gespräch beenden können...

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Dein Freund ist doch aber nicht dafür verantwortlich, er kann dir doch nicht immer und immer wieder irgendwas versprechen, beruhigen weil du wieder alles zerdenkst und so weiter.
Er soll da sein wenn es dir schlecht geht;JA aber im Sinne ich mache dir ein Tee, lass uns mal auszutauschen, Tränen trösten uws
Aber doch nicht dein Emotionales Laster tragen und das immer wieder ohne Therapeutische Hilfe.

Aber das muss im Endeffekt jeder selber entscheiden, auch er ob er das für ewig mitmachen möchte und ob DU so dein Leben leben möchtest.
Emotionales Gleichgewicht ist so wichtig...

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Zwei Dinge:
1. Zitat:
„Hab ich gestern alles versaut?“, „Hat er jetzt endgültig genug von mir?“
-> muss dir egal sein. Was passiert, wenn er genug hat? Dann seid ihr getrennt. Das ist am Anfang traurig, aber vielleicht auch erleichternd. Davon geht aber die Welt nicht unter. Eine enspanntere Einstellung lässt dich evtl etwas besser damit umgehen?

2. Hast du deinem Partner mal den ganzen Satz so gesagt? "Stefan, wir haben zwar vorgestern das Thema mit dem bspw (!) Kratzer im Auto besprochen und dass wir das finanziell hinbekommen. Heute hat mich verunsichert, dass ungeplant x,y,z aufgetreten sind. Ich brauche bitte von dir da Unterstützung und Sicherheit, dass wir das trotzdem hinbekommen - kannst du mir das bitte geben?"

Letztendlich lässt dich dein Partner aber irgendwie im Regen stehen und kann dir nicht geben, was du gerade brauchst. Du kannst aber nur dich ändern, in dem du klare Forderungen stellst und dabei muss dir egal sein, ob du übers Ziel schießt - siehe Punkt 1. Du hast jetzt ein Bedürfnis. Kannst du dir das irgendwie selber erfüllen oder kann das nur dein Partner, dann fordere es ein.
Das Thema niedriges Selbstbewusstsein und Unsicherheiten musst du auch ggf mit Unterstützung eines Fachmannes lösen, wenn du das schon erkennst. Es ist nicht die Aufgabe deines Freundes. Versuche dich auf dich zu konzentrieren und an dir zu arbeiten und am Ende sieht man, ob die Beziehung so noch tragbar ist oder ob es eben einfach nicht passt. Du bist nicht entspannt und fühlst dich nicht wirklich wohl in der Beziehung. Es belastet dich - war das mit allen Partner bisher so? Wie bereichert dich denn dann dein Freund überhaupt? Was gibt er dir?

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Zwei Dinge:
1. Zitat:
„Hab ich gestern alles versaut?“, „Hat er jetzt endgültig genug von mir?“
-> muss dir egal sein. Was passiert, wenn er genug hat? Dann seid ihr getrennt. Das ist am Anfang traurig, aber vielleicht auch erleichternd. Davon geht aber die Welt nicht unter. Eine enspanntere Einstellung lässt dich evtl etwas besser damit umgehen?

Zu Punkt 1:
Stimmt, das sollte mir egal sein. Ich darf über Gefühle sprechen, auch wenn es meinem Partner nicht passt. Und wenn ich Fehler mache, entschuldige ich mich dafür. Damit hatte ich noch nie ein Problem. Ein entspanntere Einstellung wäre sicher hilfreich, aber wie schafft man das? Rational weiß ich, dass ich alles schaffen kann und auch durch eine Trennung nicht die Welt unter geht. Aber emotional liegt mir sehr viel an dieser Beziehung.

Zu Punkt 2:
Ja, gestern habe ich das getan. Gestern ging es z.B. um Eifersucht bei einem bestimmten Anlass und er meinte „müssen wir solche Eventualitäten wirklich im Detail durchgehen?“ Dann habe ich gesagt „Ja, es würde mir helfen zu wissen wie du in der expliziten Situation reagierst. Dann kann ich mich, wenn das Gefühl aufkommt daran erinnern und weiß, was du mir versprochen hast.“ Ich glaube er kann nicht verstehen, dass so etwas wirklich hilfreich ist, weil er solche Gefühle nicht kennt.
Den Eindruck, dass mein Partner mich manchmal im Regen stehen lässt habe ich auch. Und ich war mir nicht sicher, ob ich zu viel erwarte oder er manchmal zu wenig Verständnis aufbringt.
Gestern war für mich klar, entweder ich rede darüber oder ich fresse es in mich rein. Ich wollt (nochmal) ein klares Statement von ihm. Als wir über das Thema das letzte Mal geredet haben, haben wir gestritten und gestern wollte ich es ganz in Ruhe angehen. Sachlich, ruhiger Ton, usw. Von daher: Gestern hatte ich das Gefühl ihn zu brauchen. Es gab auch schon andere Situationen, da habe ich mich selbst beruhigt – mit Sport, einem Telefonat mit Mama oder auch mal einem Glas Wein mit einer Freundin.
Dass niedrige Selbstbewusstsein ist definitiv mein Thema und das gehe ich auch an. Mit Büchern, Podcasts, Sport und Reflektion. In manchen Situation würde ich mir aber Unterstützung wünschen.

Wir sind seit 12 Jahren zusammen. Davor hatte ich nur einen Partner für ca. 1 Jahr. Mein Freund und ich führen generell eine gute Beziehung. Wir lachen sehr viel gemeinsam, haben gemeinsame Interessen und Hobbies. Wir können über Gott und die Welt reden (außer Konfliktgespräche über unsere Beziehung) und teilen die gleichen Werte und Ziele. Er bereichert mein Leben, ich genieße die Zeit mit ihm und bin froh ihn zu haben. Zuletzt war es nicht ganz leicht zwischen uns und ich bin generell etwas sensibel. Ich möchte die Kommunikation zwischen uns verbessern und habe das Gefühl gegen Mauern zu rennen… Die Situation gestern war für mich ein Rückschlag und hat mich heute ziemlich belastet. Deswegen wollte ich andere Meinungen einholen, ob ich überreagiere oder berechtigterweise enttäuscht bin.

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Du willst von Ihm eine Antwort wie er in einer bestimmten Situation (ist die schon aufgetreten?) reagieren würde? Und das bereits zum zweiten Mal?

Wenn es eine Situation ist, die noch nicht aufgetreten ist, wie soll er dir dann sagen, wie er reagieren würde? Man kann vorher viel erzählen und reagiert dann, wenn es wirklich passiert ganz anders.
Man muss im Leben nicht immer alles zerreden wollen, denn ansonsten kommt eure Situation dabei raus. Der eine ist maximal genervt und der andere will trotzdem noch weiter reden.

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Ich habe leider auch das Gefühl, du uberdramatisiert total.
Nach 12 Jahren sollte Vertrauen da sein
Wenn er dir versprechen soll, so oder so zu handeln, oder ihr geht im Vorhinein alles detailliert durch, dann läuft doch schon davor ganz viel schief in deinem Kopf. Über sowas spricht man nach 12 Jahren einfach nicht mehr

Ich habe das Gefühl, nach deinem geschilderten Ausführungen an Beispielen, kann ich ihn gut verstehen. Du zerdenkst Situationen zu extrem und er soll dich jedes Mal auffangen. Das ist vielleicht einmal, zweimal seine Aufgabe aber nicht 12 Jahre lang. Irgendwann muss bei dir halt auch Mal angekommen sein, dass alles gut ist
Und wenn nicht, dann solltest du dein Trauma bearbeiten professionell.

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Auch nach 12 Jahren gibt es Situationen, die komplett neu sind. Manchmal ändert sich auch die Einstellung zu gewissen Themen. Warum ist es so falsch das anzusprechen? Zu erklären, was man selbst erwartet und zu fragen wie der Partner dazu steht?

Über all heißt es Kommunikation ist der Schlüssel in Beziehungen. Hat man das aber das Bedürfnis zu kommunizieren und seine Gefühle auszudrücken, wird man schnell als überdramatisch abgestempelt. Es ist nicht einfach mit jemand, der alles mit sich selbst ausmacht. Ich habe ja keine Glaskugel um zu wissen, was in ihm vorgeht. Also kann ich entweder darüber nachdenken und etwas zusammen reinen oder ich spreche es an. Das hat für mein Verständnis nichts auffangen zu tun.

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Hallo,

nachdem ich alle Deine Antworten auf die verschiedenen vor allem konträren Beiträge gelesen habe, beschleicht mich der Verdacht, dass Du gar nicht an einem konstruktiven Austausch, sondern lediglich an einer Bestätigung Deiner selbst interessiert bist ...

... Du machst den Eindruck, dass bei Dir nichts von dem, was Dir auf sehr zugetane vorsichtige Art und Weise (deswegen habe ich übrigens gestern nichts geschrieben; ich wäre zu deutlich geworden) geschrieben wurde, ankommt ... und Du auch gar nicht möchtest, dass bei Dir etwas von dem ankommt ...

... Du verteidigst direkt Deine Art und Weise (als einzig richtig und ja wohl verständlich) und machst nicht den Anschein, als ob Du Dich auch nur ansatzweise in Deinen Gegenüber hineinversetzen wollen würdest.

Nix für ungut.

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