Er spielt immer das arme Opfer

Es ist so anstrengend und ich bin es langsam so Leid!

Mein Mann und Ich hatten einen großen Streit und er war extrem verletzend, respektlos und laut mir gegenüber. Das hat es so noch nicht gegeben und ich habe ihm gesagt dass er sich Hilfe suchen muss und es so nicht mehr weitergehen kann. Er hat große Probleme damit, Konflikte zu lösen bzw kann es im Grunde nicht.
Und nun haben wir die Situation, wie fast immer nach Streits, dass er total weinerlich ist, nicht mehr spricht und isst und sich mal wieder in die Opferrolle begibt. Sätze wie "Ich bin so schrecklich!" usw fallen und was natürlich früher oft daraus resultiert ist, ist dass ich IHN getröstet habe!
Aber ich sehe das nicht mehr ein!
ER hat Mist gemacht!
Er hat sich entschuldigt und ich habe gesagt okay aber such dir Hilfe.
Das hat er tatsächlich auch begonnen und rumtelefoniert aber dennoch hängt er in der Opferrolle.
Ich hab ihn gefragt was er von mir will?! Soll ich ihn nun trösten oder will er Mitleid? Er meint nein und schaut mich dann mit Tränengefüllten Augen an. Er sei ja der Schlimme und es täte ihm so Leid und blabla. Und dann rennt er weiter wie ein Geist durchs Haus und leidet sehr offensichtlich sodass ich schon fast wieder eingeknickt bin.
Aber ich finde sein Verhalten nicht richtig.

Was soll ich machen?
Ich fühle mich unwohl in diesen Situationen.

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Was er eigentlich macht, ist wohl keine Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen. An deiner Stelle würde ich von ihm verlangen, dass er konkret etwas unternimmt. Und die Masche mit mit dem Opfer würde ich das nächste Mal ignorieren, sag ihm das zieht nicht mehr, oder ähnliches. Therapie wäre wohl ein guter Schritt.

2

Hallo du,

ich vermute, dahinter steckt erlerntes Verhalten - ich kenne zwar auch Leute, die das mit Absicht machen, aber das glaube ich nach allem, was du so geschrieben hast, bei ihm nicht. Wie wurden denn in seiner Familie Konflikte gelöst - wenn du sagst, er ist dazu eigentlich gar nicht in der Lage, hat er das sehr wahrscheinlich nie gelernt?

Der Vergleich hinkt sicher mächtig, aber ich denke bei ihm an einen Hund, der aufgrund von falscher Konditionierung in einer bestimmten Situation immer wieder das gleiche (falsche) Verhalten zeigt. Diese falschen Verknüpfungen muss er lösen und seine Streitkultur grundlegend neu aufbauen.

Dass er bereit ist, sich dafür Hilfe zu suchen, kann man ihm allerdings zugute halten. Er braucht dafür aber auch dich. Ich würde an deiner Stelle jetzt standhaft bleiben und keinesfalls wieder die Rolle der Trösterin übernehmen. Dass das nicht nachhaltig zum Erfolg führt, hast du erkannt - er muss es auch erkennen.

Lass ein paar Tage ins Land gehen (sag ihm auch ruhig, dass du ihm etwas Zeit gibst, sich zu sammeln und auf verbale Selbstgeißelungen nicht eingehen wirst), ignorier sein Verhalten und eventuelle Tränen und erkundige dich dann nach seinen Fortschritten in der Angelegenheit. Biete ihm Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Stellen an. Zeig ihm, dass er im Interesse eurer Partnerschaft handelt, wenn er aktiv wird. Sollte er aber wieder in die Opferrolle fallen (bei Tränen wäre ich persönlich weniger rigoros, ich finde Weinen grundsätzlich nicht schlimm - wenn du aber das Gefühl hast, dass das nur Krokodilstränen sind, dann ist das natürlich was anderes), würde ich ihm sagen "Okay, du bist also noch nicht soweit. Wir reden erst, wenn das sachlich möglich ist" und das Gespräch beenden.

Ja, es ist hart und du darfst jetzt nicht einknicken, aber als jemand, der eine ordentliche Streitkultur auch nicht aus dem Elternhaus mitbekommen hat und vom Partner deutlich, aber respektvoll und ohne ein einziges böses Wort die Grenzen aufgezeigt bekommen hat, kann ich dir sagen: es kann funktionieren.

Alles Gute euch!

Liebe Grüße,
DieKati