Kein Vertrauen

Hallo liebe Forumsgemeinde,

ich hätte gern mal eine Einschätzung von außen, Bestätigung, andere Meinungen oder im Zweifelsfall auch den Kopf gewaschen ;). Es geht um meine mittlerweile dreijährige Beziehung und mein Vertrauens- und Selbstwertproblem.

Mein mittlerweile Lebensgefährte und ich haben uns damals unter folgenden Voraussetzungen kennengelernt: Er 30, ich 33, er kurz vorm Ende seines Studiums, ich alleinerziehend mit zwei Kindern aus letzter Beziehung und seit einigen Jahren am arbeiten. Kennengelernt im Online-Dating, Entfernung mit dem Auto eine gute Stunde. Er hatte berufliche Pläne, die eine noch größere Entfernung zwischen uns verursacht hätten, das war mir in der Anfangsphase aber noch nicht so wichtig. Er hat extrem viel Liebe und Aufwand in das Studium gesteckt, aber ansonsten ganz locker gelebt, viel mit Freunden gemacht, Party, saufen, Freizeit etc.

Es hat sich trotz unserer Entfernung und der völlig unterschiedlichen Leben schön zwischen uns entwickelt; die gemeinsame Zeit war großartig, der Sex fantastisch. Was ich nicht wusste (!):
- Er hat alle paar Wochen mit einer alten Freundin vom anderen Ende Deutschlands geschrieben (seine alte Heimat), heftig geflirtet und telefoniert. Sie wusste von unserer Beziehung. Er wollte sie im Sommer treffen, hat ihr aber nach ein paar Monaten diesbezüglich eine Absage erteilt bzw. gesagt, dass ich auf den Besuch mitkomme. Trotzdem lief das Geflirte weiter.
- Er war hochgradig pornosüchtig (täglich; in Stressphasen exzessiv).
- Er hatte den Laptop voll von sexy Fotos von Bekannten und Verflossenen.
- Er hatte in den Zwanzigern eine mehrjährige Beziehung, hat mir aber nicht erzählt, dass er die Frau am Laufenden Band verarscht hat (ebenfalls mit anderen schreiben, einmal hat er auch eine andere getroffen und geküsst).
- Er hatte in den Jahren vor mit mehrere lockere Geschichten am laufen, teilweise parallel und prinzipiell immer auf der Suche nach was "Besserem". Beendet wurden die Geschichten meist, indem er sich einfach nicht mehr gemeldet hat.

Also ein richtiges "Herzchen". Warum ich nichts gemerkt habe, keine Ahnung. Vielleicht wegen der Entfernung, der rosa Brille oder einer Kombi aus beidem. Drei Monate nach dem Kennenlernen gab es einmal Stress, weil er noch auf unserer Singlebörse angemeldet war, aber das habe ich damals verziehen, weil wir nicht explitzit darüber gesprochen haben, uns abzumelden.
Als es nach ein paar Monaten enger wurde, habe ich das mit der Bekannten herausgefunden. Es gab einen riesigen Knall, ich durfte die Chats lesen, er hat den Kontakt zu der Frau abgebrochen und eine Paartherapeutin zurate gezogen. Bei zwei oder drei Sitzungen war ich auch dabei; da ging es schon um Vertrauen. In den folgenden Monaten kam noch das mit den Fotos raus (die waren nichtmal versteckt oder so), das mit den Pornos hat er mir dann selbst erzählt.

Zwei Jahre später folgender Stand der Dinge, die tatsächlich alle von ihm kamen:

Er hat beruflich extrem zurückgesteckt und ist zu mir in die Pampa gezogen. Er kümmert sich um mich und die Kinder, ist hier im Alltag integriert und bringt sich finanziell viel mehr ein, als nötig wäre (ich konnte uns vorher auch gut allein druchbringen). Zu Laptop und Handy habe ich jederzeit Zugang. Er erzählt mir alles aus seinem Alltag und zeigt mir die Kolleginnen, mit denen er zu tun hat. Auf Firmenfeiern lässt er sich nur kurz blicken oder nimmt mich mit, wenn Partner eingeladen sind. Auf Partys geht er garnicht mehr, es sei denn ich bin dabei. Seine Social Media-Profile hat er gelöscht, bis auf eines, auf dem wir beide als Profilfoto drauf sind. Er hat sein WhatsApp web auf meinem Laptop installiert. Alle Kontakte zu nicht-platonischen Frauen aus der Vergangenheit hat er abgebrochen, auch zur Ex-Freundin. Pornos guckt er nicht mehr (Jaja, ich kenne die Alle-Männer-tun-es-Fraktion. Hier geht es aber um eine Suchtgeschichte, das weiß er selber. Und ich merke es eindeutig am Sex, der sich seit dem Abbruch nochmal extrem verändert/verbessert hat).

Alle, die ihn früher kannten, sind erstaunt über seine 180 Grad-Wende. Manchmal sagt er, ich hätte ihn gerettet und der Gedanke, was ohne unsere Beziehung aus ihm geworden wäre, macht ihm Angst. Mein mal mehr, mal weniger hohes Kontrollbedürfnis hält er stoisch aus. Und doch: Ich kann nicht vertrauen. Denn so schön es mittlerweile ist, gibt es immer wieder Rückfälle in altes Verhalten, das mich triggert.

Ich habe damals darum gebeten, dass ich über alles, was in der Anfangszeit passiert ist, aufgeklärt werde, damit ich weiß, womit ich umgehen muss, und er hat mir versprochen ehrlich zu sein. Er hat mit ein paar Sachen erzählt (schreiben etc.) und versichert, dass das alles war. Aber jetzt ist schon wieder etwas herausgekommen, das ich nicht wusste. Als ich letztens eine Route an seinem Handy gesucht habe, wurde eine Erinnerung an eine andere Stadt vor drei Jahren angezeigt. Auf Nachfrage bekam ich die Antwort, dass er da einfach zur Stadttour war. Vor ein paar Tagen gestand er dann, dass er am Tag nach unserem dritten Date ein erstes Date mit einer anderen Frau dort hatte, bei dem aber nichts gelaufen ist. Die beiden haben sich nie wieder gesehen. Allerdings hat er noch Wochen später Fotos von der Stelle, wo sie saßen, auf seine Mailadresse hochgeladen (Trophäe?). Er habe mich angelogen, weil sowieso schon so viel passiert ist und er diese Info für "zu viel" und darüber hinaus überflüssig hielt. Dabei weiß er, dass ich genau solche Dinge meine, wenn ich frage, ob ich noch etwas wissen sollte.

Vor ein paar Monaten hat er mit einer alten Geschichte geschrieben, nachdem sie Kontakt aufgenommen hat. Der Chat war nur höflich, er hat von mir geschrieben und ihr eine Abfuhr erteilt. Aber anstatt mir davon zu erzählen, hat er den Chat gelöscht. Findig, wie ich bin, hatte ich das aber schon vorher entdeckt und es gab mal wieder - na klar - Stress.

Einmal hat er eine platonische Bekannte angerufen und sich mit ihr auf einen Döner verabredet, weil er bei ihr in der Nähe war. Er hat mir später erzählt, dass er sie zufällig getroffen hat und ich dachte mir noch: Ganz schön großer Zufall. Später erzählte sie mir, dass er sie angerufen hat (also einfach so nett, im Smalltaltk). Wieso diese überflüssige Lüge?

Nunja, nach der Sache mit dem ersten Date nach dem dritten Date bin ich einfach nur noch getroffen. Er gibt mir nicht das Gefühl dass ich übertreibe, hat sich auch schon mehrfach entschuldigt. Aber ich frage mich: Bin ich das Problem? Sollten mir solche Flunkereien egal sein und ihm einfach vertrauen? Bringe ich ihn selbst dazu, weil es sowieso wieder Stress gibt? Oder ist sein Verhalten nunmal einfach ein Anzeichen dafür, dass ich irgendwann wieder verarscht werde? Kann eine dermaßen krasse Veränderung von Dauer sein oder wird das irgendwann wieder durchbrechen (Glaskugel nicht vorhanden, ist klar).

Ihc freue mich über Gedanken und Kommentare. Entschuldigung, dass es so lang geworden ist.

Bearbeitet von Windbeutelsahnetorte
11

Liebe Windbeutelsahnetorte,

Ich bin eine Befürworterin für deinen Partner und eure Beziehung.

Okay, zugegeben, sein Verhalten vor eurer Beziehung und in der Anfangszeit war nicht in Ordnung. Wirklich nicht. Das weiß er jetzt aber auch. Er hat hart an sich gearbeitet.

Natürlich ist es nicht gänzlich egal, was der Partner in seiner Vergangenheit getrieben hat. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass es die Vergangenheit ist und das es sehr wohl darauf ankommt, ob der Partner etwas daraus gelernt hat und zu welchem Mensch er heute dadurch geworden ist.

Der Mann der er heute ist, ist durchaus ein guter Mann.
Finde ich, denn er gibt dir wenig Anlass an seiner Vertrauenswürdigkeit zu zweifeln. Es gibt die Dinge die laufen noch nicht so gut, aber selbst da kann ich ihn in seinem Verhalten verstehen.

Ich glaube du solltest dir nochmal richtig bewusst werden, dass dein Freund als ihr euch kennen gelernt habt Probleme hatte. Nicht unbedingt finanzielle, sondern vorrangig emotionaler, sozialer bzw. psychischer Natur. Damit meine ich nicht, dass er keine Freunde hatte oder Probleme mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Damit meine ich Dinge wie Bindungsängste, Probleme sich voll auf einen Menschen einzulassen und völlige Nähe zuzulassen, das Unwissen darüber was es bedeutet eine feste monogame Beziehung zu führen und zu schützen. Ganz ehrlich das klingt dumm, aber ich glaube den meisten Menschen ist es nicht vollumfänglich bewusst was es heißt die Beziehung vor äußeren Einflüssen zu schützen. Ich denke auch dein Partner hatte lange Zeit kein Verständnis darüber was es heißt einem anderen Menschen gegenüber verantwortlich zu sein. Das er eben nicht mit anderen Frauen rumflirten kann und sein Ego und Selbstwert zu pushen, sondern das er sich dir gegenüber verpflichtet hat eine Beziehung zu führen und das dies eben auch einschließt sich darüber Gedanken zu machen wie sich das eigene Verhalten auf den Partner auswirkt. Wenn ein Mensch diese Dinge nie vorgelebt oder anderweitig beigebracht bekommt, sondern stattdessen schon immer nur dieses Fehlverhalten kannte und gelebt hat, dann ist sein Verhalten in seiner Vergangenheit und der Anfangszeit eurer Beziehung nicht verwunderlich und tatsächlich auf gewisse Weise nachvollziehbar.
Wenn er wirklich wie du schreibst Sexsüchtig war, dann können wir hier alle froh sein das er sich nur Pornos angesehen und Sexting Nachrichten verschickt hat.
Es entsteht der Eindruck als hing sein Pornokonsum damals stark von äußeren Stresseinflüssen ab. Auch das ist nicht ungewöhnlich, denn dadurch wirkt der Pornokonsum und die Selbstbefriedigung wie ein Ventil um den Druck auszugleichen. Wenn man nie Bewältigungsstrategien gelernt hat bzw. sich andere Bewältigungsstrategien angeeignet werden um mit seinem Alltag oder eher den Stresssituationen umzugehen, dann ist auch das nicht überraschend und letztendlich vor allem für einen Mann die nahe liegenste Möglichkeit sich Abhilfe zu verschaffen. Menschen mit einem Suchtverhalten neigen oft zu seltsamen Dingen und unschönem Verhalten. Das sollte in dem Zusammenhang nicht vergessen werden.

Das er vor dir mehrere lockere Geschichten am laufen hatte und das teils auch gleichzeitig...Ganz ehrlich, ich finde es positiv das er dir das ehrlich sagt. Letztendlich kannst du ihn nicht für irgendwelche lockeren Geschichten verurteilen die vor eurer Zeit liefen. Viele Singles, sowohl Männer als auch Frauen, haben lockere Geschichten am laufen. Es ist auch nicht selten, dass die Singels mehrere lockere Geschichten am Laufen haben. Vlt. war er aufgrund seiner inneren Unruhe tatsächlich auf der Suche nach etwas besserem das ihm halt gibt, vlt. wollte er auch einfach nur sein Single Leben genießen wie viele andere auch. Ich finde nicht das irgendjemand das Recht hat ihn deswegen zu verurteilen.
Wichtig ist zu erkennen, dass er in dir seinen sicheren Hafen gefunden hat und dies zum Anlass genommen hat für euch/dich an sich zu arbeiten.

3 Monate nach dem Kennenlernen noch auf der Dating-Plattform zu sein. Naja, das kann man jetzt sehen wie man will, wenn es eine offizielle Einigung zwischen euch gab das für beide deutlich und klar war, dass ihr euch in einer festen monogamen Beziehung befindet, dann ist das natürlich nicht in Ordnung. Das er diese Geschichten grundsätzlich beendet hat in dem er sich einfach nicht mehr gemeldet hat, zeigt einfach nur wie unreif er damals war. Dann wiederum muss ich sagen, dass es zu seinem damaligen Verhalten passt und zum einen hast du ihm bereits verziehen und zum andern liegt die Betonung auf damaliges Verhalten. Das trifft auf sein heutiges Verhalten nicht mehr zu. Denn das ist auch etwas das du noch verinnerlichen musst, das Verhalten des Menschen der dein Partner vor drei Jahren war, passt nicht mehr zu dem Verhalten des Partners den du heute an deiner Seite hast. Heute ist er tatsächlich "ein anderer Mensch", zumindest in seinen Einstellungen und in seiner Loyalität dir gegenüber.

Es wäre vermutlich besser gewesen, wenn ihr diese Paartherapie gemeinsam besucht hättet und du an mehr als 3 Sitzungen dabei gewesen wärst. Dennoch finde ich es lobenswert und beeindruckend das er die Paartherapie in Anspruch genommen hat und diesen Knall den es bei euch gab als Wachrüttler funktioniert hat um sich bewusst zu werden, dass es so nicht weitergehen kann.

Die Dinge sprechen mehrheitlich für ihn, zumindest ist das meine Meinung. Diese Meinung vertrete ich weil,

- Er hat die alte Freundin nicht alleine getroffen, sondern ihr eine Absage erteilt bzw. dich mitgenommen und ist nicht alleine gegangen. Finde ich positiv, den die Gelegenheit hätte er schließlich auch nutzen können um dich zu betrügen und das hat er nicht getan. Jetzt sollte er aber lernen Grenzen zu setzen und lernen was eine angemessene Kommunikation zwischen Freunden ist.
- Er hat sich in Therapie begeben und hat dadurch hart an sich arbeiten können. Er hat in der Therapie viel gelernt, sonst hätte sich sein Verhalten nicht so stark verändert.
- Er hat den Kontakt zu dieser Bekannten abgebrochen
- Er hat sich mit jedem ihm möglichen Verhalten zu dir bekannt, z.B. zieht für dich um und steckt karrieremäßig zurück, kümmert sich um dich und die Kinder, integriert sich im Alltag und finanziell
- Er verschafft dir dir Sicherheit -> Du hast Zugriff auf sein Handy und Laptop, er erzählt dir offen aus seinem Alltag und ist transparent was Arbeitskolleginnen angeht, geht nicht alleine auf Partys und bleibt bei Firmenfeiern nicht länger als notwendig, keine Social Media Identität die du nicht kennst und die die er hat zeigt jedem sehr eindeutig wem sein Herz gehört und wo seine Priorität liegt, er hat alle Kontakte zu den Risiko behafteten Kontakten abgebrochen.
- Er hat an seinem Suchtproblem gearbeitet und sie in den Griff bekommen

Ganz ehrlich was willst du mehr ?! Siehe die Frage bitte nicht als Angriff, sondern als Arschtritt und Wachrüttler.

Ich glaube du kannst auf seine Worte vertrauen, wenn er sagt du hast ihn gerettet und das ihm der Gedanke Angst macht was wohl ohne dich aus ihm geworden wäre. Denn ich glaube wirklich du warst der Punkt an dem sich sein Leben endgültig zum besseren gewendet hat und der Anlass dazu in sich Selbst psychisch und emotional aufzuräumen und zu wachsen. Sich wirklich und wahrhaftig zum besseren zu verändern. Das ist ein verdammt großes Kompliment und sollte eigentlich Verbundenheit schaffen.


Es ist verständlich das dich neue Informationen die du noch nicht kanntest in deinem Vertrauensprozess zurück werfen. So jetzt kommt etwas worauf du dich wirklich einlassen musst.

Meine These:
Ich glaube er hat Angst. Er hat Angst dich nach der ganzen Arbeit doch noch zu verlieren. In eine Beziehung gehört Vertrauen. Beide Partner müssen sich auf zwei unterschiedliche Arten vertrauen können.
Recht vereinfacht gesagt bedeutet das, dass ich zum einen AUF meinen Partner vertrauen kann und zum andern IN meinen Partner vertrauen kann. Also ich darf darauf vertrauen, dass mir mein Parter nicht absichtlich schadet, dass er sich an Abmachungen und Vereinbarungen hält etc. und ich darf in meinen Partner vertrauen haben, dass ich mich ihm auch in sehr unangenehmen Situationen anvertrauen kann, das mich mein Partner mit meinen Fehlern annimmt und/oder versucht mich zu verstehen. Das bedeutet auch, dass mein Partner mich nicht sofort abstößt, wenn ich etwas aus emotionaler oder psychischer Unreife falsch gemacht habe.
Ich denke um dich nicht noch mehr zu verletzen und die Beziehung nicht noch mehr zu gefährden, konnte er aus Angst und Sorge damals nicht alles offen legen. Auch wenn das aus seiner Sicht zumindest teilweise nachvollziehbar ist, hat er eben nicht verstanden, dass genau diese Annahme dazu führt das du immer noch auf der Stelle trittst was den Wiederaufbau eures Vertrauens angeht.
Was ich trotzt allem wieder positiv heraus heben möchte ist, das er sehr wohl, zumindest nachträglich dann doch gestanden hat was passiert ist. Also, auch wenn du das vlt. nicht so siehst, finde ich das auch hier ein Fortschritt zu sehen ist. Der Kommunikationsweg ist offen zwischen euch und er lügt dich nicht weiter an, ein weiteres Fenster hat sich geöffnet. Die Schatten der Vergangenheit lichten sich. Die Salami-Methode dafür zu verwenden ist nur nicht die beste Entscheidung.

In Anbetracht dessen, dass er nicht der einzige Mensch ist der gerade zu Beginn einer Dating Phase mehrere Menschen datet, kann ich verstehen warum er das als nicht wichtig, aber in Anbetracht der Situation in der ihr wart als "zu viel" einstuft.

Was ich traurig finde ist, dass ihr zumindest jetzt etwas wirklich tolles aufgebaut habt, aber die Vergangenheit nicht loslassen könnt. Wie auch, wenn die Vergangenheit euch immer wieder einholt. Ich finde ihr solltet gemeinsam eine Paartherapie aufsuchen. Ein gutes Beispiel das aus einer Therapie wirklich einen Nutzen gezogen werden kann, liegt jeden Abend neben dir im Bett.

Denn ich denke, eigentlich gibt es in eurer Beziehung nichts mehr das euch Sorgen machen müsste. Er hat sich für dich entschieden und bestätigt dies mit seinem Verhalten an jedem Tag und mit jeder Abfuhr von Frauen die in kontaktieren.

Allerdings hast du unübersehbar ein Vertrauensproblem und dieses rührt wie ich finde aus Verlustängsten heraus. Ich denke aus Angst dich erneut zu verärgern, zu beunruhigen oder wie er schon so oft die Erfahrung gemacht, dass es wieder knallt und Stress gibt, verheimlicht er dir lieber diese Dinge die er als unwichtig empfindet. Da du diese in Kontrollbedürfnissen durch dein Misstrauen aber immer wieder aufdeckst, bestätigt sich dein inneres Gefühl nicht nicht ganz auf ihn einzulassen und das er deines Vertrauens eben noch nicht würdig ist und es kommt wie immer wieder zum Stress. Leider ist das ein Teufelskreis der sich immer wieder wiederholt. Auch die Sache mit seiner platonischen Freundschaft, ich denke auch hier konnte er aus Sorge nicht ehrlich sein, weil er damit rechnen musste dich wieder in irgendeiner Form zu triggern und erneut einen Streit auszulösen. Also ist es einfacher zu sagen sich zufällig getroffen zu haben. Dumm nur, wenn die Wahrheit mal wieder ans Licht kommt und der Schuss komplett nach hinten los ging. Du erwartet Ehrlichkeit und das kann ich verstehen, dennoch fällt es als Partner schwer ehrlich zu sein, wenn man Angst haben muss dadurch die nächste Krise auszulösen.

Also ich finde ihr solltet noch einmal gemeinsam zur Paartherapie, hier sollte ihm nochmal klar gemacht werden dass eine Heilung, der Wiederaufbau von Vertrauen und mit der Vergangenheit, also euren anfänglichen Startproblemen abzuschließen, erst möglich ist, wenn die ganze Wahrheit auf den Tisch gekommen ist und du nicht mehr durch neue Informationen aus der Bahn geworfen wirst.

An deiner Stelle würde ich die Beziehung nicht weg werfen, sondern anerkennen, dass ihr euch in einem ungesunden Paartanz befindet an dem ihr beide euren Anteil habt. Aber glücklicherweise lässt sich daran mit Anleitung vermutlich sehr gut arbeiten. Meine Glaskugel sagt, dass eine solche Veränderung von Dauer sein kann. Ich glaube auch nicht das er flunkert, weil ihm das Spaß macht oder er einfach ein unehrlicher Mensch ist. Ich glaube er flunkert, weil er sich nicht anders zu helfen weiß und Angst vor weiterem Streit hat.

Es geht bei euch nicht vorrangig um sexuelle Untreue, dennoch möchte ich dir zwei Bücher empfehlen. Denn ich glaube sie können dir in deiner Situation trotzdem weiterhelfen, gerade die Punkte Verzeihen und Vergebeung, aber auch um das Verhalten deines Partners besser zu verstehen eben nicht alle Informationen auf einmal preisgegeben zu haben und eben auch die aktuelle Situation bei Kleinigkeiten zu flunkern sie so eigentlich keine Bedeutung haben, aber eben dann das flunkern an sich der Grund ist, warum es immer wieder zum Streit kommt und ihr euch in einer Wiederholungsspriale befindet.
"Die Psychologie der Untreue" von Shirley Glass und " Kann ich dir jemals wieder Vertrauen" von Andrew G. Marshall


Mein Partner und ich haben und auch ziemlich zu Beginn in einer tiefen Krise befunden. Ich habe oft den Glauben an und verloren und ich kann mich daran erinnern, wie ich nach 4 Jahren unter Tränen zu meiner Schwester sagte "Es sind bereits 4 Jahre vergangen und die Hälfte unserer Beziehung war einfach nur Scheiße. Ich will das alles nicht mehr und ich habe Angst noch mehr Zeit an jemanden zu verschwenden der es einfach nicht wert ist." Die Art unserer Krise war eine andere als bei euch. Was soll ich sagen, ich bin damals geblieben unserm Kind zu liebe. Wir feiern dieses Jahr unser 10jähriges Jubiläum, haben dieses Jahr ein zweites Kind bekommen unsere Beziehung ist so gut wie nie. Wir haben viel lernen müssen und es war nicht immer einfach, dennoch sind wie beide jeder für sich selbst und gemeinsam als Paar gewachsen. Es war wirklich keine schöne Zeit, trotzdem bin ich froh das wir unsere erste richtige und bislang auch schlimmste Krise zu Beginn unserer Beziehung hatten. Den ab da wurde es wirklich nur noch besser und wie haben gelernt wie wir aus da raus kämpfen können. Also nicht nur reagieren, sondern auch agieren und sich selbst in seinem Denken und Handeln zu hinterfragen, wie wichtig es ist offen und ehrlich mit seinem Partner kommunizieren zu können und das dafür aber auch erst der Raum und das Verständnis geschaffen werden muss. Wir sind uns einig, das eine Paartherapie bei der nächsten Krise für uns in Frage kommt. Den rückblickend können wir uns eingestehen, dass uns professionelle Hilfe von außen schneller, effizienter und sicherer durch die Krise geholfen hätte. Irgendwie denke ich auch bei euch, das ihr jetzt diese Hürde noch nehmen müsst um daran zu wachsen und das ihr danach wirklich erstmal für lange Zeit über dem Berg seid. Auch wenn es wirklich unschön ist, denke ich das es euch hilft eine ganz andere und bessere Qualität in eure Beziehung zu bringen, als Paare die das so nicht durchgestanden haben.

Ich wünsche euch alles erdenklich Gute und sorgt dafür, dass euch die Vergangenheit nicht einer glücklichen Zukunft beraubt.

7

Ganz ehrlich....ich würde neben dir ersticken, elendig zugrunde gehen.

Bitte mach eine Therapie. Dein Leben voller Kontrollzwang muß doch schrecklich sein. Ich finde deine Sichtweise wirklich erschreckend, du bist ja auch noch stolz darauf, wie "findig" du bist.

Ich weiß schon, warum bei mir alle Alarmglocken angehen, wenn ein potenzieller neuer Partner mich nach meiner Vergangenheit ausfragt......er wird sie irgendwann, genau wie du es machst, gegen mich verwenden. Meine Vergangenheit gehört nur mir alleine. Hätte mein Mann mich ausgefragt, dann wäre er niemals mein Mann geworden. Umgekehrt gilt dasselbe.

Und ja, es kommt auch mal vor das sich Menschen aus dieser Vergangenheit wieder melden, warum auch nicht? Über Nachrichten oder Telefonate muß ich keine Rechenschaft ablegen. Das gilt auch für meinen Mann.

Und ja, die Konsequenz, wenn es denn keine Trennung ist, ist dann halt die Tatsache, das man Lügen muß, weil der Partner sonst wieder komplett abdreht. Dazu würde ich es nicht kommen lassen, ich würde definitiv lange vorher gehen. Das, ist das einzige, was man deinem Partne rankreiden kann, das er keine klare Grenzen dir gegenüber ziehen kann, warum auch immer.

Ich habe beim Lesen deines Textes wirklich Beklemmungen bekommen. Ich bin seit 13 Jahren verheiratet, noch nie wurde ich von meinem Mann so an die Wand gestellt (oder er von mir). Wir beide wären niemals an dem Punkt, wo wir heute sind, wenn einer von uns wegen einem Döner, Fotos, Nachrichten oder sonstwas so einen Affentanz veranstalten würde oder hätte.

12

Danke.
Für mich stellt dieses regelrechte Ausfragen über die Vergangenheit eine ebenso große red flag dar wie beispielsweise, Expartner ausschließlich in schlechtem Licht darzustellen. Zumal man davon ausgehen kann, dass dann eben so lange "gestochert" wird, bis sich etwas findet, was diese irrationale Angst bestätigt.

Man hat den Eindruck, du würdest seine Endgeräte regelrecht durchwühlen, TE. Allerdings find ichs auch umgekehrt ziemlich schräg, sich so bereitwillig filzen zu lassen.
Dass er bestimmte Dinge verschweigt, wundert mich nicht. Denn mal ehrlich: Du hättest auch Stress gemacht, wenn dein Freund dir direkt erzählt hätte, dass zB die "alte Geschichte" wieder Kontakt zu ihm aufgenommen hat. Oder "Kolleginnen zeigen" (wieso das denn bitte?), nicht bzw. nur kurz auf Parties/Firmenfeiern vorbeischauen, es sei denn, die eigene Anstandsdame ist dabei, Pärchenfotos mit Democharakter...wäre mir persönlich viel zu heavy.

Lass dem Mann mal Luft zum Atmen. Wo er an etwaiger Bindungsangst gearbeitet hat, hast du mit deiner Verlustangst nachgelegt.

16

Ha, ich finde deine Zusammenfassung wunderbar. Voll auf den Punkt.

1

Ich hab nur ca. 50% gelesen, aber... Girl, RUN!

2

Wollte ich, nachdem das mit der "Freundin" rauskam. Und da wusste ich ja nichtmal alles. Die Sachen sind halt alle so scheibchenweise rasugekommen.
Danke für deine eindeutige Meinung :)

8

Lies mal den Rest.
Bei der ersten Hälfte hätte ich die selbe Antwort gegeben, nach der zweiten, sieht es völlig anders aus.

3

Ich finde, alles, was vor Deiner Zeit war, geht Dich nichts an.

Das erste Date nach Eurem dritten Date ist doof, aber in Zeiten des online Datings leider nix ungewöhnliches. Ich würde es deuten als "checken, ob es nicht doch was besseres gibt und dann feststellen, dass Du diejenige bist, die er will".

Die kleinen, unnötigen Lügen passieren vielleicht wirklich nur, weil er Angst hat, dass es Stress mit Dir gibt. Doof, dass es erst durch das Lügen Stress gibt.

Ich denke, Menschen können sich ändern. Und entweder, Du entscheidest Dich, ihm zu vertrauen und hörst auf, alles zu hinterfragen. Oder Du trennst Dich, weil es ja sein könnte, dass er Dich irgendwann verarscht.

4

Auch dir danke für die Antwort. Er hat mir sein Verhalten von damals so erklärt, dass er sein ganzes Lebem so war und einfach nach diesem Schema weitergehandelt hat, als wir uns kennengelernt haben. Dass er nicht wusste, was er in den Händen hat, weil er sowas enfach nicht von früher kannte.
Ja die Sachen von vorher gehen mich strenggenommen tatsächlich nichts an, haben mir aber geholfen, einiges besser zu verstehen.

5

Doch, ich finde schon dass es auch relevant ist, was der Mann vor der jetzigen Beziehung gemacht hat. Wenn er z.B. seine schwangere Frau betrogen hat, würde ich nicht mit solch einem zusammen kommen. Ganz egal wie nett er jetzt ist.

weiteren Kommentar laden
6

Hey!

Puuuh.
Wie sehr will er denn? Macht es Sinn, nochmal eine Paartherapie zu machen.

Wenn du allerdings merkst, dass er nicht aufrichtig ist und doch wieder in alte Muster zurückfällt- dann ist es schon irgendwo zwecklos.
Ich habe jemanden im Umfeld, der auch eine Vergangenheit inkl notorischem Betrug hat. Er war seiner Frau schon wiederholt untreu. Ich denke, dass es kaum für diese Art Mann möglich ist, sich um 180 Grad zu drehen und kleine "Ausrutscher" zu vermeiden.

Wenn du ein entspanntes Leben und nicht wie ein Schießhund aufpassen möchtest, ist er wohl der falsche.

Liebe Grüße
Schoko

Bearbeitet von schokofrosch
9

Hallo,

du schilderst deine turbulente Beziehung mit einem Mann, der in einer Sex- und Pornosucht gefangen war. Aus Liebe zu dir und mit deiner Hilfe konnte er sich in letzter Zeit von seiner Sucht lösen.
Du hast aber nach wie vor kein richtiges Vertrauen zu ihm. Du kontrollierst sein Verhalten sehr tiefgehend, auch was seine Online-Kommunikation anbelangt. Deshalb hast du zunehmend Selbstzweifel und Skrupel, meiner Meinung nach nicht ganz zu Unrecht.
Jetzt fragst du, ob seine Veränderung von Dauer sein könne, oder ob deine mangelndes Vertrauen und dein Kontrollwahn nicht auch eine gewichtige Rolle spielen.

Für mich schilderst du das ganz typische Verhalten einer Co-Abhängigen eines Süchtigen, die sich noch in dem Glauben wiegt, durch eine straffe Kontrolle ihres Partner zur Heilung beitragen zu können. Das ist für mich eine trügerische Hoffnung. Du kannst deinen Partner unterstützen, aber du kannst ihn nicht heilen. Wenn er in ein Rückfallmuster gerät, dann kannst du auch mit all deiner Kontrolle nichts daran ändern.

Dein Mann ist wahrscheinlich eine Suchtpersönlichkeit und die wird er sein Leben lang behalten. Er muss nun versuchen, mit seiner Suchveranlagung leben zu lernen, möglichst ohne rückfällig zu werden. Wahrscheinlich wird im Lauf der Zeit immer wieder auch das Thema Ersatzsüchte und Suchtverlagerungen auftauchen, das für meine eigene Suchtpersönlichkeit mittlerweile eine große Rolle spielt. Ein "Süchtler" beschränkt sich eben meist nicht auf eine Sucht, das Spektrum wechselt. Suchverlagerungen können aber durchaus ein positive Wirkung auf Partner und Mitmenschen haben, etwa wenn sich das süchtige Verhalten in exzessive Tätigkeiten im ehrenamtlichen oder karitativen Bereich verlagert.
Wenn eine Suchtpersönlichkeit durch eine Tätigkeit oder Beschäftigung getriggert wird, dann schreit sie innerlich intensiv nach einer Dosiserhöhung.

Möglicherweise wäre für die Selbstreflexion deines Mannes auch eine Teilnahme an Selbsthilfegruppen sinnvoll. Ich denke da nach deiner Schilderung etwa an die "Anonymen Sexaholiker". Die haben mittlerweile auch Online-Meetings, die eine Teilnahme von jedem Ort aus möglich machen.

Zur deiner Frage nach der Möglichkeit der Dauerhaftigkeit seiner Veränderung: Ja, so etwas ist möglich.
Aber es ist nicht möglich, aus einer Suchtpersönlichkeit eine Nicht-Suchpersönlichkeit zu machen.

13

Wow, vielen Dank an alle, die mir zu der Problematik viel Zeit und hilfreiche Gedanken geschenkt haben! Das finde ich richtig toll! Ich habe gerade die Kinde hier rumspringen, werde aber später nochmal genauer antworten.

14

" Vor ein paar Monaten hat er mit einer alten Geschichte geschrieben, nachdem sie Kontakt aufgenommen hat. Der Chat war nur höflich, er hat von mir geschrieben und ihr eine Abfuhr erteilt. Aber anstatt mir davon zu erzählen, hat er den Chat gelöscht. Findig, wie ich bin, hatte ich das aber schon vorher entdeckt und es gab mal wieder - na klar - Stress."

Warum zum Teufel gab es Stress? Er hat nicht einmal was falsch gemacht und du suchst Streit? Er muss ALLES erzählen? Natürlich macht er das nicht mehr, er hat Angst vor dir

Er hat viel Scheisse gebaut . Er ist demütig. Er versucht nun sein bestes. Aber bei dir kann er nur verlieren.

Ihr müsst da beide weiter dran arbeiten. Ich weiß nicht wie aber dein Vertrauensproblem ist riesengroß.

15

Ich erkenne nicht so richtig, was er denn überhaupt falsch gemacht hat. Hat er dich je wirklich betrogen? Was er vor dir gemacht hat, spielt keine Rolle. Ich finde auch, dass es dich nichts angeht ob er noch geflirtet hat. Ja, es gehört sich nicht. Andererseits, das Schreiben hat offensichtlich nirgendwo hingehört. Und was ist schon ein 3. Date? Von Verbindlichkeit kann man da absolut nicht reden. Wieso musste er alle Kontakte brechen? Natürlich erzählt er dir auch nicht von platonischen Treffen, denn die glaubst du ihm eh nicht. Und wenn ihm eine Verflossene schreibt und er sie abserviert und trotzdem Smalltalk führt, geht es dich auch rein gar nichts an.

Die Pronosucht ist wohl schlimm gewesen und in dem Bereich wäre ich auch vorsichtig. Aber wenn euer Sexleben passt, würde ich das definitiv nicht kontrollieren.

Ich empfinde euch in einem sehr ungesunden Verhältnis. Kein Partner ist dem anderen je zu 100% Transparenz und Rechenschaft schuldig. Du scheinst die Oberhand zu haben und ihn gefühlt klein zu halten. Auf Dauer geht so ein zwanghaftes Verhalten selten gut aus.