Umgang mit Todestag der Frau

Hallo ihr Lieben,

ich habe vor einiger Zeit einen wunderbaren Mann kennengelernt und im Laufe des letzten Jahres hat sich unser Kontakt sehr vertieft, wir sind inzwischen sehr vertraut miteinander und sehen uns regelmäßig. Er ist ein lebensbejahender, optimistischer Mensch und wir haben viel Spaß zusammen (sind uns auch körperlich schon nahegekommen, aber noch nicht offiziell zusammen).

Vor wenigen Jahren hat er seine Frau verloren und die kommenden Wochen werden nicht leicht für ihn werden, da mehrere Jahrestage (inklusive ihres Geburts- und Todestages) unmittelbar beieinanderliegen. Ich möchte ihm gerne eine Stütze sein, Halt geben, ihn aber auch in Ruhe lassen, wenn er sie braucht. Doch trotz unserer entstandenen Verbindung fällt es mir schwer, ihn darauf anzusprechen. Ich möchte ihn nicht traurig stimmen. Er weiß aber, dass ich für ihn da bin.

An die Verwitweten unter euch oder auch an alle, die vielleicht verwitwete Partner haben oder Erfahrungen aus dem Umfeld: Habt ihr einen Rat für mich? Natürlich trauert jeder individuell. Aber was hat euch besonders geholfen? Besonders am Todestag selbst? Eher Ablenkung oder Rückzug oder gemeinsames Erinnern?

Liebe Grüße

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Hat er selber denn überhaupt angedeutet, das ihm diese Tage zu schaffen machen oder vermutest du das nur?

Für mich klingt es eher so, als wenn du extreme Berührungsängste mit dem Thema Tod hast.

Es ist völlig irrelevant, wie andere diese Tage begehen oder was ihnen gut tut. Besprich das ohne Hemmungen mit ihm, denn das ist wirklich extrem individuell. Gemeinsames erinnern ist mit dir ja auch gar nicht möglich, außer du kanntest seine Frau.

Die Lebensgefährtin meines Onkels lädt immer am Todestag ihres Mannes gemeinsame Freunde und Verwandte ein, sie feiern an diesem Tag das Leben, nicht den Tod. Natürlich schwelgen sie in Erinnerungen, aber die Trauer ist eben abgeschlossen.

Ich denke, das du schlichtweg gerade deine eigenen Emotionen auf ihn überträgst, das wäre sehr schade udn wirklich nicht beziehungsfördernd.

Und wäre es wirklich der Fall, das ihn diese Daten komplett aus der Fassung bringen, dann tut es mir leid für dich, denn dann ist er einfach noch nicht bereit für etwas Neues und mitten in der Trauer.

Du darfst gerne ansprechen, das dich die Daten verunsichern, das ist überhaupt nicht schlimm. Aber rede MIT ihm, anstatt ÜBER ihn....das finde ich extrem wichtig für euch.

Bearbeitet von Butterstulle
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Vielen Dank für die Antwort.

Natürlich geht jeder anders damit um, das ist mir vollkommen bewusst. Ich habe keine Berührungsängste in Bezug auf den Tod, habe mich sogar beruflich damit befasst. Er hat mir allerdings letztes Jahr erzählt, wie schwer diese Zeit für ihn ist. Ich wollte mich einfach nur mal austauschen, Erfahrungen hören, neue Ansichten kennenlernen. Und ich habe auch vor, noch einmal mit ihm zu sprechen. Ein Gedenktag ist sehr schön, den gibt es bei ihm auch. Allerdings findet dieser im Sommer statt und ist losgelöst von den jeweiligen Daten. Dass er noch nicht bereit für Neues ist, hoffe ich nicht - schätze ich aber auch nicht so ein. Es ist mittlerweile fünf Jahre her und ich bin nicht die erste Frau nach seinem Verlust. Wir sprechen auch ab und zu über seine Frau oder die Zeit danach, wie schwierig die Situation auch für sein Umfeld war. Aber er macht vieles mit sich selbst aus. Ich hatte nur überlegt, ob ich ihn am jeweiligen Tag überhaupt darauf ansprechen sollte.

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Zu den Berührungsängsten; vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass ich Mitte 20 bin und daher in meinem Freundeskreis niemanden habe, der bereits einen Lebenspartner oder eine Lebenspartnerin verloren hat.

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Der eine zelebriert diesen Tag für sich oder in Gesellschaft, der andere übergeht ihn - auch wieder für sich oder in Gesellschaft.

Eine Umfrage dazu bringt dir nichts! Du musst ihn fragen, sonst läufst du Gefahr es wirklich falsch zu machen.

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Danke. Es sollte auch keine Umfrage werden, sondern nur ein Erfahrungsaustausch.

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Ich finde es toll von dir, dass du dir da Gedanken machst.

Ich würde ihm einfach sagen, dass du ihm zur Seite stehst, egal wie er diese Tage verbringen möchte. Allein, mit Freunden / Familie, die seine Frau kannten, oder eben mit dir.

Ja, es ist schwierig ihn darauf anzusprechen, aber lieber einmal klären, als dann Jahr für Jahr auf Zehenspitzen um ihn herum tanzen.

Wenn du ihn gar nicht auf das Thema ansprechen möchtest, dann beobachte ihn an dem Tag. Ist er traurig? Still? Oder ist er ganz normal?
Wenn ersteres, dann nimm ihn in den Arm, sei für ihn da.
Wenn zweiteres, dann verbringe den Tag ganz normal mit ihm.

Leider gibt es kein Patentrezept.
Lass ihn einfach spüren, dass du ihn unterstützt - egal, wie er den Tag verbringen möchte.

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Hallo, ich bin Witwe und für mich ist sein Todestag/Geburtstag ein Tag wie jeder andere. Denken tut man eh regelmäßig an ihm und die Geschichte. Ich bin leider absolut kein Friedhofsgänger, zwinge mich aber zu bestimmten Tagen da hin. Vllt fragst du ob du ihn begleiten sollst.

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Ich würde ihn einfach fragen, wie er es sich wünscht. Was für die eine passt, ist für ihn vielleicht nur Last.

Die akute Trauer ist zwar irgendwann nicht mehr so groß wie am Anfang, aber es wird nicht so sein, dass ihm dann aufgrund deiner Frage plötzlich wieder einfällt, dass er jemanden verloren hat.
Im Gegenteil, es kann sogar sehr schön sein, wenn man merkt, dass auch jemand anderes noch an sie denkt. Und sei es nur, weil ER dir wichtig ist.

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Ich fände es seltsam, mit dem Mann in meinem Leben dem Todestag/Geburtstag meines vor bald 9 Jahren verstorbenen Mannes zu gedenken. Ans Grab geh ich alleine. Das sind zwei Leben, eines davon abgeschlossen..... ich würde an Deiner Stelle garnichts sagen. Er weiß ja, dass Du da bist, sollte er Dich brauchen.
LG Moni

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Hallo !
Meine Frau ist am 16.12.22 nach 42 gemeinsamen Jahren an einer Herzattacke verstorben.
Ich habe dann nach einiger Zeit eine neue Partnerin gefunden, mit der ich eine harmonische Beziehung führe.
Für mich persönlich sind das zwei verschiedene Welten, die ich emotional auseinanderhalte, was mir sehr gut gelingt, obwohl die Urne meiner verstorbenen Frau in der Wohnung steht. Daher ist für mich der Todestag nicht so bedeutsam, da ich jederzeit zu ihrer Urne gehen kann um mich mit ihr zu "unterhalten". Meine neue Partnerin hat damit kein Problem, aber ich halte die "Rücksprachen" mit der Urne nach Möglichkeit wenn ich alleine bin.
Ich habe gelernt, das vorbei vorbei ist und ich meine Gattin zwar nie vergessen werde, hat sie mir doch zwei wunderbare Söhne beschert, aber andererseits das Leben weiter geht und man das Beste daraus machen muss.
Ich bin fest davon überzeugt, dass meine neue Partnerin für mich da wäre, wenn ich Hilfe benötigen würde, aber ich müsste danach fragen. Sie hält sich zurück um mich nicht zu "bedrängen". Und das ist ein Verhalten, für das ich ihr sehr dankbar bin.