Psychische Krankheiten in Beziehungen

Hallo ihr Lieben, ich habe ein Problem und bin etwas ratlos und vielleicht hat jemand Erfahrung mit der Thematik und kann mir helfen.
Mein Freund und ich sind vor etwa einem Jahr zusammen gekommen. Die Beziehung war immer sehr schön und harmonisch, bis sich die mentale Gesundheit von meinem Freund vor ca drei Monaten sehr verschlechtert hat. Er kam in eine Psychiatrie wo er bis vor zwei Wochen dann auch war. Zunächst hat es der Beziehung nicht geschadet. Vor 6 Wochen ungefähr fing es dann an, dass sich sein Zustand verschlechterte und anfing sehr kühl und distanziert zu werden. Er bekam dann gegen Ende der Therapie die Diagnose Borderline. Hauptsächlich in die Klinik kam er weil er keinen Sinn in seinem Leben sah, keine Zukunftsperspektive und kein Selbstwertgefühl hat. Dies hat sich verschlimmert und er sagte mir vor zwei Wochen, dass ihn es momentan überfordert in einer Beziehung zu sein, so dass ich vorletzten Freitag vorgeschlagen habe das wir die Beziehung erst mal auf Eis legen. Er sagt er liebt mich noch und es tut ihm leid aber er muss die nächsten Monate nutzen um sein Leben geregelt zu bekommen und wir können uns wieder näher kommen wenn es ihm besser geht. Er geht auch bald in eine Tagesklinik und ist regelmäßig mit seiner Familie in Kontakt die ihn unterstützen.
Wir sind auch immernoch in Kontakt, allerdings ist der Kontakt auch sehr kühl und distanziert und er wirkt immer etwas genervt. Ich kann sehr schlecht einschätzen, ob er im Moment einfach so in seine Probleme vertieft ist dass er sich so verhält oder ob er einfach keine Lust mehr auf mich hat. Ich bin wirklich überfordert mit all dem, weil ich nicht weiß wie ich das alles interpretieren soll und vielleicht war jemand schon mal ein einer ähnlichen Situation.
Danke schon mal für jede Antwort

1

Hallo, die Gerieztheit besser nicht überbewerten. Therapie ist anstrengend. Selbst wenn es vermeintlich nur Gesprächskreise sind, sind die Teilnehmer emotional intensiv dabei. Da ist am Abend die Luft raus. Er muss ja sehr viel in seinem Leben überdenken und in Frage stellen. Damit meine ich gar nicht eure Beziehung sondern die Quelle seiner Erkrankung, die oft in der Kindheit, Herkunftsfamilie oder alten Beziehungen liegt. Die Gedanken nimmt man mit ins Bett.

2

Hallo Lia, bei mir ist es ähnlich, lediglich ein anderes psychisches Krankheitsbild als bei deinem Freund. Einige der Symptome sind aber identisch bzw. kommen bei vielen mentalen Erkrankungen auf.
Auch ich bin distanziert, kühl, gereizt und manchmal richtig wütend und aggressiv. Es betrifft vor allem Menschen, die mir besonders nahe stehen bzw. Menschen, die meine Grenzen überschreiten (nicht immer bewusst). Da werden dann Emotionen ausgelöst, die ich nicht haben möchte, durch die ich aber irgendwie regiere (meist schroff). Das ist ein Schutzmechanismus meiner Psyche, eine Mauer die ich aufrichte um selbst nicht verletzt zu werden.
Dabei sind es Dinge, die für Außenstehende garnicht als "schlimmes" Verhalten interpretiert werden. Vielleicht meinen sie es sogar manchmal gut. Beispiel: jemand lädt mich ein. Ich bedanke mich und lehne ab. Die Person lässt aber nicht locker. "Komm, du warst so lange nicht mehr hier. Das wird schon schön. Hab dich nicht so.".
Eigentlich nett, müsste man meinen.

Ich hingegen bin wütend und aggressiv. Ich fühle mich in dem Moment nicht gehört. Mein Wunsch - nicht vorbei zu kommen - wird ignoriert. Mein Bedürfniss spielt für mein Gegenüber keine Rolle. Mein Gegenüber stellt seine Bedürfnisse über meine. Das fühle ich einfach in solchen Momenten, was sehr durch meine Kindheit geprägt wurde.

Bin nun seit ein paar Monaten in Therapie und bin noch weit weg davon, meine aufkommenden Impulse und negative Emotionen zu kontrollieren bzw. erstmal mein Problem zu erkennen und dann dagegen anzusteuern.
Ob ihr wieder zusammen findet oder nicht, kann dir niemand hier vorhersagen. Ich wünsche euch, dass ihr diese schwere Phase im Leben gemeinsam meistert, gebe dir aber den Rat, sich nicht alles zu sehr zu Herzen zu nehmen.

Bearbeitet von AuchSo