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Mir ist das auch schon lange aufgefallen, dass es diese zwei Kategorien Menschen gibt: die Macher und die Planer.

Ich finde es furchtbar, von Machern umgeben zu sein. Du kannst dich nirgends einbringen, denn während du noch planst, hat irgendsoein Pfuscher schon wieder gemacht ...

Wenn ich eure Beziehung betrachte, würde ich grundsätzlich in jeder Situation hinterfragen: Macht er, weil er es dringend gemacht haben möchte, oder macht er, um zu helfen?

Ich führe mit meinem Mann eine ziemlich ehrliche Beziehung und wenn er mir etwas Gutes tun möchte, das mir aber nicht gut tut, dann sage ich ihm das ganz offen. Wenn dein Mann also den Zaun streicht, um dir zu helfen, würde ich ihm ganz offen sagen, dass mir das keine Hilfe ist und auch den Grund nennen. Ihr wisst doch um eure Unterschiedlichkeit.

Wenn dein Mann aber den Zaun streicht, weil er nicht ertragen kann, dass er nicht fertig ist, dann muss man ihm das zugestehen. Genauso wie ein perfektes Ergebnis der Motor des Planers ist, ist ein schnelles Ergebnis der Motor des Machers. Der Planer möchte nicht hören "Das muss man doch nicht so genau nehmen", aber dann darf man dem Macher auch nicht sagen: "Das muss doch nicht sofort fertig sein".

Dann wäre wohl ein möglicher Weg, dass der Macher schnell macht und der Planer hinterher noch einmal gründlich macht. Somit ist die Arbeit doppelt erledigt. Das ist ein wenig eine Verschwendung von Arbeitskraft/Zeit/Geld usw. aber möglich. Das Schöne dabei ist, wenn man darüber frühzeitig kommuniziert, kann man hier von alleine erkennen, ob den Beteiligten das Ganze wichtig genug ist, dass sich doppeltes Arbeiten lohnt oder nicht.

Wenn dein Mann also weiß, dass du den Gartenzaun hinterher erneut streichen wirst und seine Arbeit daher nur für kurze Zeit einen Effekt haben wird, dann kann er sich selbst entscheiden, ob er sie trotzdem ausführen möchte oder nicht. Du sagst, der Gartenzaun steht an einer prominenten Stelle eures Grundstückes und daher ist es dir wichtig, dass er ordentlich aussieht. Dann ist es deinem Mann vielleicht aus dem selben Grund wichtig, dass er möglichst schnell gestrichen wird, damit er möglichst wenig lange ungestrichen und hässlich erscheint. Dann ist doch das Bedürfnis deines Mannes durch sein Schnelles Streichen erfüllt worden. Dann kann er dir nicht vorwerfen, wenn du hinterher dein Bedürfnis nach einem gründlichen Anstrich ebenfalls erfüllst. Wenn es ihn hingegen traurig macht, dass seine Arbeitszeit in etwas investiert wurde, dass nur für eine kurze Zeit zu sehen war, dann hätte er den Zaun eben nicht streichen sollen. Diese Entscheidung kann er aber nur treffen, wenn du ihm ehrlich mitteilst, dass dir der Zaun so wichtig ist, dass du ihn sobald du kannst selbst streichen wirst, unabhängig davon, ob er ihn dann schon gestrichen haben wird oder nicht.

Ihr müsst üben, so ein Gespräch wohlwollend zu führen und eben nicht als Nörgelei zu betrachten. Du musst sagen dürfen: "Ich möchte, dass Sache X perfekt gemacht wird, deswegen würde ich das gerne übernehmen" und dein Mann darf sagen "Ich möchte, dass Sache Y schnell erledigt wird, deshalb möchte ich das machen." und beides ist kein Nörgeln im Sinne von "Du arbeitest mir einfach nicht perfekt/schnell genug", denn ihr wisst ja bereits, dass ihr da andere Herangehensweisen habt.

Und wenn es dann Überschneidungen gibt, weil ihr die selbe Sache sowohl schnell als auch perfekt haben wollt, dann müsst ihr euch überlegen, ob es sinnvoll ist, dass ihr diese Arbeit beide nacheinander erledigt. Wenn dann keiner von euch beiden sagt "so wichtig ist mir das nun auch wieder nicht, dann mach du es ruhig" dann ist es sicher ok, wenn ihr es einfach beide macht.

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Hallo Malerin,

Deine Beschreibung klingt genau nach meiner Beziehung (grins). Ich mag die Arbeiten gerne ordentlich und komplett erledigt (weil ich sie dann aus dem Kopf streichen kann und entspannter bin), mein Freund "pfuscht" die meisten Sachen nur hin, beschädigt dabei oft Dinge, verschmutzt Haushaltsgegenstände und Textilien, macht die meisten Sachen nur halbherzig und oberflächlich (saugt z. B. nur den Sichtbereich, nicht unter Möbeln und hinter Türen - und am nächsten Tag liegt alles wieder voller Staubflocken) und hat von den meisten praktischen Arbeiten keine Ahnung.....
Und ich ÄRGERE mich darüber. Ich will mich nicht ärgern, aber ich tue es. Ja, und ich NÖRGELE auch... Ich weiß, dass es ihn nervt, aber ich kann es nicht immer verkneifen.

Warum soll ich auch alles runterschlucken? Mal ehrlich, auch im Beruf muss ein Mann neue Dinge lernen und sich dabei Mühe geben. Notfalls muss er Kollegen fragen, wie es geht oder im Internet recherchieren. Wenn ein Mann im Beruf so schlampig arbeiten würde, wäre er innerhalb kürzester Zeit seinen Job los. Oder seine Kunden. So eine Arbeitsweise erlauben sie sich nur zu Hause. Und das interpretiere ich mit mangelndem Respekt vor der Partnerin, die evtl. aufgrund ihrer eigenen Berufstätigkeit und Kindererziehung auf seine (ernsthafte und engagierte) Mithilfe angewiesen ist.

Bei uns zB haben wir beide Vollzeitjobs, ich habe ein Kind aus früherer Beziehung, und fast der ganze Haushalt bleibt an mir hängen. Mein Freund hat zwar von Anfang an versucht, mit anzupacken, dabei aber zumeist eben schlampige Arbeit abgeliefert, so dass ich ständig seinen Teil noch mal mitmachen musste. Oder verdreckte Sachen reinigen musste. Oder ein zweites Mal einkaufen fahren musste, weil er trotz Einkaufszettel mehrere Dinge vergessen hatte... Ich habe ihm so oft die Dinge erklärt, Arbeitsweisen begründet, ihn gebeten, aufzupassen... Er merkt sich NICHTS - und arbeitet weiter wie bisher.

Daher kann ich Dich gut verstehen. Wir beide sind eben engagiert und fleißig, auch im Privatbereich...

LG