Könnt ihr tiefgründige Gespräch mit Eurem Mann führen?

Guten Abend.

Ich würde gerne mal wissen, ob Ihr tiefgründige Gespräche mit euren Männern führen könnt.
Bei uns läuft das so ab: beispielsweise geht es mir offensichtlich nicht gut und ich erwähne mehrmals, dass ich nen scheiß Tag hatte. Kind hatte schlechte Laune von heute morgen an, ne Freundin hat mich enttäuscht, beim einkaufen war es brechend voll und viele Regale waren leer.

Ich möchte gerne, dass mein Mann mal auf mich eingeht und mit mir redet. Er tut es aber oft so ab „ach was hat sie schon wieder für Probleme, schließlich ist sie zuhause und ich bin den ganzen Tag arbeiten.“

Wenn ich ihm dann den Wunsch äußer, dass ich gerne mal hätte, dass wir intensivere Gespräche führen und auf den anderen eingehen, macht er das so künstlich und sagt dann, das mache er doch.

Was meint ihr dazu? Wie ist es bei euch?

1

Ich kann mit meinem Mann über alles reden und er fängt mich auch auf, wenn es mir schlecht geht.

Deine Situation ist aus der Ferne schlecht zu beurteilen, finde ich.

Worüber redet ihr denn sonst so? Wie lange seid ihr zwei schon zusammen? Konntest du noch nie mit ihm über solche Dinge reden oder hat sich das mit der Zeit eingeschlichen? Bist du eher so ein Typ der viel jammert (nicht böse gemeint die Frage) oder eher der Typ der viel auf sich nimmt bevor das Jammern los geht?

Ich kann da nur von mir aus gehen. Ich hab eine Kollegin, die ist, glaube ich, nur glücklich wenn sie jammert. Die kann ich weder ernst nehmen noch fällt mir dazu etwas ein 🤷‍♀️ ich kann da immer nur müde drüber lächeln, weil mir das manchmal auf den Keks geht... dann ist da meine beste Freundin, wenn sie anfängt zu jammern, brennt bei anderen schon das Haus ab. Das nehme ich ernst und versuche dann auch immer sie aufzumuntern oder zu helfen...

2

Hallo, ich denke, das kommt sehr auf den Mann an. Die meisten Männer versuchen (bzw. sie sind einfach so ohne böse Absicht) wollen auf eine Sache eine kurze Antwort in Form von einem verständnisvollen "ja, das ist blöd, aber morgen wird besser/ du hast es doch gut, häng dich nicht daran auf"
geben und es abhaken, während wir Frauen einfach "Dampf ablassen wollen" und könnten Stunden darüber Reden, brauchen eine Umarmung, wiederholen uns und irgendwann ist es dann für uns abgehakt xD Wir ticken da einfach anders, denke ich. Zumindest rede ich mit meiner Freundin und meiner Mama über solche Sachen, mit meinem Mann zwar auch, aber anders und nicht alles. Wenn ich "nur Dampf ablassen" muss und nur reden will, lieber Freundin oder Mama, brauche ich einen Rat, dann der Mann. Ich merke doch, dass meinen Mann mein "ständiges klagen" zusetzt und er sich dann Vorwürfe macht und nicht für uns da sein kann etc. Bin mit drei Kindern unter 4 alleine zu Hause ohne Auto, ohne Kindergarten, er ist arbeitsbedingt nur am Wochenende zu Hause. Wir beide sind am Limit, aber ich kann mit ihm z.B. nur das Besprechen, wo ich Hilfe brauche, die er mit bieten kann oder wo ich eine Lösung brauche. Will ich einfach nur meinen Frust von der Seele reden, macht er sich Sorgen, dass ich dass auf längere Zeit nicht schaffe, Vorwürfe, dass er nicht bei mir sein kann um zu Helfen etc... Vielleicht hilft dir das weiter? lg

3

Ich würde sagen ihm fehlt es schlicht an Empathie. Er schätzt das was du tust wohl nicht richtig wert bzw. hält sich selber für den wichtigeren Part.
So liest sich das für mich.
Du wünscht dir keine tiefgründigen Gespräche (in diesem Fall), sondern einfach ein offenes Ohr wenn es dir nicht gut geht.
Traurig wenn sowas in einer Ehe nicht gegeben ist.

4

Jein ;)
Im Prinzip ja. Wenn es wichtig ist. Das muss ich meinem Mann aber auch erst klar machen. Im ersten Anflug ist er teilweise ähnlich drauf wie deiner. Gerade wenn man Dinge so im Vorbeigehen erzählt, da nimmt er das nicht richtig ernst.
Du sagst du hast mehrmals erwähnt... Das klingt auch mehr so, als hättest du halt so nebenher gesagt es war ein sch Tag usw. Das ist natürlich etwas anderes wie wenn du sagst: ich würd dir gern mal was erzählen, setzen wir uns mal aufs Sofa wenn die Kinder im Bett sind....
Wenn ich zu meinem Mann sagen würde ich brauche intensivere Gespräche, dann würde er auch etwas seltsam reagieren, weil er aus seiner Sicht ja meint er führt die. Damit meint er eben genau die Gespräche wenn wir Zeit haben, die nebenher Gespräche sind für ihn halt einfach keine Gespräche.

5

Mein Mann hat öfter so viel Emotionsreichtum wie auf den Teelöffel passt ;). Ich finde es ist aber ein Unterschied, ob jemand, einfach nur nicht so viel oder genauso empfindet oder ob er die Probleme eines anderen deshalb abwertet, in Abrede stellt und seine eigenen als wichtiger heraushebt.

Von meinem Mann kann ich auch keine empfindsame Poesie erwarten, aber spätestens, wenn ich aus der Situation gehe oder feuchte Augen bekomme, weiß er, dass es für MICH ein Problem gibt, dass mich echt unglücklich macht und dass nimmt er dann ernst, auch wenn er es nicht versteht, auch wenn er mir dann sagt, dass er es anders empfindet und anders damit umgehen würde.

Ich denke also das Problem ist gar nicht, dass er weniger oder anders empfindet, sondern dass er weniger Respekt vor deinen Gefühlen und deiner Meinung zeigt. Und mangelnder Respekt ist für vieles immer der Anfang vom Ende. Ich denke, dass solltest Du ihm Mal besser heraus puzzeln. Du wirst aus ihm vielleicht keinem empfindsamen Menschen zaubern, aber er müsste logisch verstehen, dass es nicht okay ist Dir abzusprechen, dass deine Gefühle auch wichtig sind und dass auch für deine seelische Balance Lösungen her müssen auch wenn es für ihn persönlich nicht die
großen Probleme sind. Ihr seid eben verschieden und genau darin müsstet ihr euch ernst nehmen.

6

Die Gespräche, die du als Beispiel nanntest sind für uns eigentlich die Basics. Wenn wir einander nichtmal sagen können, wie es uns geht, wie wir den Tag erlebt haben, dann hätten wir eine der Grundlagen unserer Beziehung verloren. Wenn mein Mann nach Hause kommt, dann reden wir jeden Tag darüber wie es uns geht, was wir am Tag erlebt haben. Wir nehmen einander ernst, auch wenn es immer ungefähr das Gleiche ist. Tiefgründig ist das für mich persönlich aber nicht. Halt einfach ein Gespräch, einander ernst nehmen. Tiefgründige Gespräche können sich aber daraus ableiten. Beispiel von gestern: mein Mann und ich wollten eigentlich „den Liebesakt vollbringen“, als er abrupt aufhörte und meinte, er fühlt dass es mir nicht gut geht. Und das stimmte. Wir haben eine ganze Stunde lang miteinander gesprochen, von einem Smaltalk (mir geht es nicht so gut) zu einem sehr tiefgründigen Gespräch. Was bei uns sicher auch ausschlaggebend ist, ist, dass wir beide gläubige Christen sind. Ich denke da haben wir eine zusätzliche Grundlage, auf die wir uns stützen. Tiefgründige Gespräche enden bei uns allermeistens mit Gebet füreinander. Ich finde, das schweisst uns extrem zusammen.
Eine Beziehung, deren Tiefgründigkeit daraus besteht, einander ehrlich vom Tag zu erzählen und es ein Highlight ist, wenn man ernst genommen wird, wäre für mich sehr unbefriedigend und frustrierend. Kommunikation ist so wichtig für eine Beziehung. Wenn man da nicht zusammen einen Kommunikationstil findet, die BEIDEN gerecht wird, leidet die Beziehung. Es gibt Kommunikationstrainigskurse, Eheberatung, evtl auch Gespräche mit einem befreundetem Ehepaar, die ein Vorbild für euch sind. Egal was, aber machen müsst ihr etwas.

7

Also ich kann mit meinem Mann super tiefgründige Gespräche führen. Er liebt es auch total Situationen zu analysieren (das ist dann mir sogar schon zu viel). Allerdings kann er nicht so gut mit "Jammern" umgehen, also wenn ich ihm von meinen Sorgen erzähle, Probleme bei der Arbeit o. Ä. hat er meistens eher sachliche Lösungsvorschläge. Ich muss ihm dann manchmal direkt sagen "Ich will nicht hören, wie ich das beim nächsten Mal besser machen kann, hör mir einfach zu und nimm mich in den Arm!".

Habt ihr denn früher mehr geredet? Bei mir ist es so, dass ich nicht mal eine beste Freundin habe, daher hat es sich von Anfang an so entwickelt, dass mein Mann mein bester Freund ist und ich mit ihm über alles reden.

8

Es hängt davon ab, wie es ihm selbst geht. Manchmal ist er sehr aufmerksam und fragt mich von sich aus, ob alles ok sei oder was mich bedrückt. An anderen Tagen hat er eigene Sorgen. Da stört es ihn dann, wenn ich ihm erzähle, wie wenig unser Sohn geschlafen hat und wie müde ich bin.

Er meinte auch mal zu mir, dass er solche Aussagen nicht mag, weil sie bei ihm in manchen Situationen ein schlechtes Gewissen auslösen und in seinen Ohren wie Vorwürfe klingen. Ich sage: "Emil war letzte Nacht drei Stunden wach. Ich bin müde." Er hört: "Ich musste mich letzte Nacht alleine um Emil kümmern. Deinetwegen bin ich müde." Dabei ist es überhaupt nicht als Vorwurf gemeint. Er versteht es aber als Angriff und hat das Bedürfnis, sich zu verteidigen. Da sagt er mir dann auch schon mal die Sachen, die du von deinem Mann kennst. Wir haben über das Kommunikationsproblem gesprochen und es ist besser geworden.

9

Was möchtest du denn tatsächlich?

Deine Beschreibung klingt wirklich absolut nicht nach dem, was ich unter einem tiefgründigen Gespräch verstehe.

Du möchtest dich über Alltagsdinge austauschen und dein Mann empfindet das, was dich beschäftigt als Lappalie. Teilweise vielleicht sogar nachvollziehbar. Vielleicht liegen eure Ansprüche an ein Gespräch zu weit auseinander. Vielleicht möchte dein Mann auch nicht jeden Tag einen Report deiner geleisteten Tätigkeiten und der damit verbundenen Schwierigkeiten. Frag ihn doch einfach mal.

Ich glaube, dass für ihn die nicht mehr vorhandene Ware im Regal ein Luxusproblem darstellt und vielleicht etwas ist, das ihm die ganze Aufregung nicht wert erscheint.

Interesse am Kind und an der Famillie sollte er schon haben. Sind die Unterhaltungen aber mehr ein täglicher Jammerreport, könnte ich seine Abneigung dagegen verstehen. Muss man abwägen...

12

Das mit dem "täglichen Jammerreport" hast du sehr treffend formuliert! :-Dq