Kind will nicht über Schmerzen/Verletzung sprechen

Hallo Frau Dr. Retz,

Ich mache mir etwas Gedanken, da meine Tochter (gerade 3 geworden) meinem Mann und mir nicht erzählen möchte wenn/wie sie sich weh getan hat.

Ein Beispiel: sie streitet sich mit einem anderen Kind, fängt plötzlich an zu weinen, möchte mir aber auf Nachfrage nicht sagen, was passiert ist und versteckt ihre Hand hinter dem Rücken. Ein paar Tage später erzählt sie mir dann, dass das andere Kind sie gebissen hat.

Auch wenn sie z.B. hinfällt, versichert sie uns häufig direkt oder auf Nachfrage, dass es nicht weh getan hat.
Ich habe fast den Eindruck, als ob es ihr irgendwie peinlich ist, Schmerz zu zugeben oder sie nicht darüber reden möchte. Sie macht insgesamt auch sehr ungerne "Fehler" und überspielt Unsicherheit oft mit Lachen.
Wir haben es nie herunter gespielt oder lächerlich gemacht wenn sie sich weh getan hat, haben immer versucht sie ernst zu nehmen.

Kann ich ihr irgendwie entgegen kommen, dass sie sich mit dem Thema wohler fühlt? Oder ist das alles ganz normal?

Vielen Dank (auch für die tollen Buchtipps auf Instagram ;))!

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Hallo,

vielleicht spürt ihre Tochter inzwischen, dass sie sich als Eltern beim diesem Thema Sorgen machen, da sie häufig und besorgt nachfragen. Dies wiederum führt dann zu einem erneuten Rückzugsverhalten bei ihrer Tochter. Ihr Kind ist jetzt in der Autonomiephase und möchte zunehmend Dinge allein schaffen und bewältigen. Vielleicht ist es hilfreich, dies einmal aus aus dieser Perspektive heraus zu betrachten.

Ein sehr direkter Fragestil der Eltern führt häufig zu Rückzugsverhalten bei Kindern. Das betrifft auch andere Bereiche, z.B. Fragen der Eltern, wie es im Kindergarten war. Viele Kinder antworten darauf eher einsilbig und erzählen dann aber später, wenn sie es möchten, etwas über den Kindergarten.

Versuchen sie doch einmal ihrem Kind etwas mehr Autonomie zuzugestehen, indem sie es nicht sofort mit besorgtem Nachfragen bestürmen. Diese abwartende Haltung kann dazu führen, dass sich das Kind wieder mehr öffnet.

Dass von Ihnen beschriebene Verhalten im Umgang mit ihrer Tochter (ernst nehmen, da sein) klingt sehr wertvoll.

Herzliche Grüße,

Eliane Retz