Fühle nichts für meine Kinder

Hallo ihr,

ich fühle nicht wirklich was für meine Kinder. Ich fühle generell nicht viel. Überforderung mal oder Trauern oder mal Wut. Schöne, glückliche Gefühle eigentlich nur, wenn ich meditiere. Manchmal hält das noch kurz danach an und ich habe ein Mini Verbundenheitsgefühl zu meinen Kindern.

Das ganze begann vor über 10 Jahren, nachdem meine Jugendliebe mit mir Schluss gemacht hat. Er hat mir alles bedeutet, wir waren 3 Jahre zusammen. Im Nachhinein war es eine sehr ungesunde Beziehung, ich habe wohl das Beziehungsdrama meiner Mutter und meines Stiefvaters nachgespielt. Beide schlimme Kindheit gehabt und damals unreflektiert die Kindheitsprogramme abgespielt in ihrer Beziehung.

In meinen jetzigen Mann hatte ich mich verliebt (immerhin, das funktionierte noch) und irgendwann war die Verliebtheit weg (bei den meisten wohl normal, nur im Idealfall folgen dann andere tiefe Gefühle). Das Problem ist, wenn ich mich mit ihm verbunden fühle, falle ich meist ins Drama. Denke, er liebt mich vielleicht nicht, denke, dass er denkt, ich hätte was falsch gemacht. Ich werde anstrengend. So wie jetzt schon länger, wenn mir alles irgendwie egal ist, läuft es oberflächlich gesehen leichter.

Zurück zu den Kindern: Ich dachte, wenn ich Kinder bekomme, ist da diese große Mutterliebe. Leider nein. Ganz wichtig: Ich kümmere mich wirklich gut um beide Kinder! Gerade bin ich mit den Kapazitäten ziemlich runter, weil mein Sohn (9 Monate) seit Monaten mega schlecht schläft und ich nur auf 4-5 Stunden unterbrochenen Schlaf komme (ich werde nachts immer wieder wacher und auch wenn ich mich früh mit ihm hinlege, schlafe ich nicht ein, tagsüber klappt es meistens auch nicht, wenn ich es versuche)…

Als ich mal eine bestimmte Mediation zum Thema „Schuld“ gemacht habe, war ich sehr befreit danach, holte meine Tochter aus der Krippe ab (mittlerweile ist sie fast 5, damals 2) und zum 1. Mal habe ich ihre Umarmung gespürt, das war so wunderschön und ich wollte, dass dieser Moment niemals endet. Ich dachte, jetzt habe ich es geschafft und kann fühlen! Aber es waren nur 2 Stunden oder so… ich fürchte mein Unterbewusstsein hat mich ziemlich im Griff und möchte nicht mehr, dass ich starke Gefühle zulasse, weil ich meine geliebten Menschen verlieren könnte. Ja, ok, das kann immer passieren, aber es ist doch keine Lösung, so gefühlskalt durchs Leben zu gehen, fühle mich wie tot.

Und klar - warum bekomme ich in so einer Situation ein weiteres Kind? Ich hoffe einfach so sehr, das noch geregelt zu bekommen und wenn ich das 2. nicht bekommen hätte jetzt, wäre mir der Abstand zwischen den beiden zu groß geworden und noch weitere Gründe, muss mich ja auch nicht rechtfertigen… hat jemand hier eine Idee für mich? Ich muss auch sagen, es ist verdammt hart so, mich immer zu kümmern. Diese eine Umarmung gab mir so viel Kraft, mich zu kümmern und ich mache das ansonsten alles ohne. Ohne, dass mir ein Lächeln Kraft zurück gibt, ohne, dass mir Nähe Kraft zurück gibt etc. Gleichzeitig ziehen mir anstrengende Situationen aber sehr wohl Kraft ab und der Schlafmangel… nehme schon Johanniskraut als ich letzten Winter eine depressive Phase hatte.

Therapie habe ich natürlich schon dran gedacht. Auch schon angefragt hier vor Ort und Umgebung. Nichts frei auf lange Sicht und vor allem nicht zu den benötigten Zeiten (abends, weil dann ohne Baby…).

Irgendwelche Ideen? Kennt das hier jemand?!

Und nochmal: Von Außen würde man das nicht denken. Ich habe es einer Freundin mal erzählt, sie konnte das damals kaum ernst nehmen, ich wäre doch so liebevoll mit meiner Tochter… meine Mama war früher gut für uns da emotional, hat unsere Gefühle angenommen etc., ich kann es vom Kopf her einfach gut. Arbeite auch mit schwierigen Kindern und die meisten kommen nicht an sie ran, ich schon. Also, ich kann da definitiv was, aber ich fühle es nicht und es macht mich fertig.

Danke fürs Lesen!

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Ich denke, dass du sehr viel Ballast aus deiner Kindheit mit dir rumträgst. Lass mich raten: die Beziehung zwischen deinen Eltern beruht auf Streit und Drama und großer Versöhnung. Es wird schon eine Verbindung zu deinen Kindern geben, aber diese ist blockiert. Nimm therapeutische Hilfe in Anspruch.

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Danke für deine Antwort!

Meine Mutter und mein Vater trennten sich, als ich 3 war. Mit meinem Stiefvater (direkt danach bei uns) und meiner Mutter spielte sich hauptsächlich ab, wenn sie ihm nah war, war er plötzlich wieder kalt, sie weinte viel, war wütend, mehrere Tage Funkstille, dann ließ er sie wieder etwas an sich heran und dann wieder Abwehr. Immer so, meine gesamte Kindheit / Jugend durch… für das, was ich da erlebt habe, führe ich eine sehr gute Beziehung, aber das was gut läuft, liegt auch hauptsächlich an meinem Mann. Ok und ich bin schon reflektiert, hinterfrage negative Gedanken, bevor ich es rauslasse etc. Ich hätte einfach jetzt gerne eine Therapie, ich suche nochmal, danke.

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Liebe Oka,
ich habe auch lange gedacht, dass ich nichts oder nur sehr wenig fühle. Als ich das mal bei einem Coach ansprach, sagte sie etwas, dass mich ziemlich umgehauen hat:"Sie fühlen nicht zu wenig, Sie fühlen zu viel. Und weil das beängstigend ist, lassen Sie es nicht zu." Ich bin noch an Ort und Stelle in Tränen ausgebrochen (und ich weine wirklich sehr selten), weil sie mit diesen wenigen Worten offenbar einen extrem wunden Punkt getroffen hat.
Mir ist irgendwann klar geworden, dass die Angst vor Verlusten und Ablehnung einen Teil meiner Gefühlswelt kastriert hat und ich bemühe mich jetzt darum, vertrauensvoller zu sein. Einen großen Anteil daran hat mein Mann. Er war keine Liebe auf den ersten Blick, aber ich weiß, dass er mich vollumfänglich mit allen Fehlern liebt und akzeptiert.
Trotzdem bin ich in vielen Dingen rationaler und kühler als andere. Ich arbeite übrigens auch mit schwierigen Kindern, zu denen es mir wie dir auch oft gelingt eine gute Brücke zu schlagen.

Empfehlen kann ich das Buch von Stefanie Stahl:"Das Kind in dir muss Heimat finden."
Vielleicht wäre das ja bis zum Therapiebeginn eine gute Überbrückung.

Alles Liebe,
Lexi

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Liebe Lexi,

danke! Das was du geschrieben hast… ja… das trifft es sehr gut, ich habe auch lange Zeit zu viel gefühlt, habe als Kind und Jugendliche häufiger geweint, weil Menschen auf der Welt hungern und leiden etc. Es ist wohl wirklich ein Schutzmechanismus… danke, das Buch habe ich sogar zuhause, hatte ich aus den Augen verloren, habe auch das Arbeitsbuch, nehme ich mir nochmal vor! Danke! Alles Gute für deinen Weg auch! Und spannend, dass du auch einen besonderen Draht zu diesen Kindern hast!

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1) Es liest sich für mich nicht so als würdest du nichts fühlen. Du fühlst schon etwas: Leere.
2) Es liest sich für mich als wärst du aus dem Gleichgewicht geraten. Vielleicht weil du tunlichst vermeiden willst Schmerz zu fühlen. Aber Schmerz, Trauer und Leid muss man zulassen damit du diese hinter dir lassen kannst um auch wieder positive Gefühle fühlen zu können.

Vielleicht hilft es schon, wenn du anfängst deine schmerzhafte Vergangenheit für dich aufzuarbeiten. Natürlich wäre hier eine psychologische Begleitung wünschenswert. Aber auch im Rahmen der Meditation kannst deine Vergangenheit aufarbeiten. Das es geht hast du bereits selbst gemerkt.

3) Kläre für dich was Liebe ist. Denke nicht daran was andere fühlen oder fühlen könnten oder was andere unter Liebe verstehen. Intensive Gefühlsmomente müssen nicht immer erlebt werden. Du bist eine liebevolle Mutter und das liest man raus. Mach dich gedanklich frei von deiner bisherigen Ansicht wie „echte“ Liebe aussieht. Suche deine Definition von Liebe.

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Egal, wie liebevoll und geduldig du mit deinen Kindern umgehst: Sie merken doch irgendwie, dass deine Augen und deine Seele eine andere Sprache sprechen. Das haben weder sie noch du verdient.

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