Scham vor anderen Menschen weil ich nicht arbeiten gehe

Hallo Ihr Lieben,

letzte Zeit kommt immer wieder, wenn ich neue Leute treffe, die Frage nach meinem Beruf auf.
Ich kann auf Grund von psychischen Erkrankungen nicht arbeiten gehen. Mein Mann und ich haben uns ausgemacht, dass ich zu Hause bleibe und hier Haushalt und Kinderbetreuung mache. Und Arzttermine der Kinder, also alles, was zum Alltag dazu gehört. Ich brauche viel Hilfe und mein Mann packt an, wo er kann.
Ich bin nicht arbeitslos gemeldet. Bekomme demnach kein Geld vom Staat. Würde ich auch nicht erhalten, da mein Mann zu viel verdient. Also ich liege niemandem auf der Tasche.
Dennoch verletzen mich manchmal bösartige Kommentare über mich, als faule Arbeitslose und ich mache ja nur die Kinderbetreuung. Ich möchte auch nicht jedem Menschen unter die Nase binden, dass ich auf Grund von psychischen Problemen nicht in der Lage bin zu arbeiten.
Vielleicht hat jemand Erfahrungen oder passende Antworten.

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Ich kann mir vorstellen, dass die Leute deine Scham und Unsicherheit deswegen spühren.

Steh doch dazu.
Mutter zu sein ist der wichtigste und auch verantwortungsvollste Job den es gibt! Und der schönste.
Du musst es halt stolz vortragen und mit überzeugung. Noch dazu bist du in der Situation dass dein Mann ausreichend verdient.

Ganz ehrlich. Ich würde auch gerne Mutter und Hausfrau sein ohne zusätzlichen Job.
Was gibt es besseres für die Kids?
Und man ist sein eigener Chef.
Es gibt soviele Vorteile.

Arbeite an deiner Einstellung zu dem Thema und genieße deine Zeit mit deinen Kids.

Das muss ja auch nicht ewig so bleiben.

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Wer sagt denn sowas? Und mit wem redest du da drüber? Geht ja keinen was an?!

Ich habe knapp 10 Jahre nicht gearbeitet, war „nur“ Hausfrau und Mutter. Ich habe nur nette Dinge gehört. Wenn überhaupt. Man bindet ja keinen auf die Nase, dass man nicht arbeitet?

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Danke für deine Antwort. Ich werde so oft gefragt in Kinderkursen, Kita, Nachbarn usw. was ich beruflich mache. Und dann zieht es sich bei mir schon zusammen. Wenn ich dann antworte, dass ich zu Hause bin mit den Kindern, kommen oft blöde Sprüche oder ein Oh als Antwort.

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Das mit dem "Oh" ist doch wahrscheinlich nicht böse gemeint. Vielleicht sind die anderen überrascht, dass sie mit der Einstiegsfrage in den Small-Talk nicht weiter kommen und dann erstmal überlegen müssen, was sie stattdessen fragen können.

Würde mir zumindest so gehen. Aber das kann bei vielen harmlosen Fragen passieren.

Ich würde wirklich das mit der Familienzeit antworten. Wenn du das halbwegs selbstbewusst machst, wird auch die wenigsten eine Wertung abgeben. Und wenn sie es doch tun, weißt du woran du bist.

Als ich nach dem Studium direkt Elternzeit hatte, hatte ich irgendwie nie Probleme. Ich habe gesagt ich bin in Elternzeit, auch wenn es formal nicht stimmt, da ich nirgendwo gearbeitet habe.

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Leute werden immer etwas finden was sie kritisieren können. Erfahrungsgemäß, weil sie oft selber mit ihrer Situation unzufrieden sind und nichts daran ändern wollen oder können. Da lässt man einfach seinen Frust an anderen aus.
Ich werde oft blöd angemacht, weil meine Kinder in den Kindergarten gehen und ich trotzdem nur 2 Tage die Woche arbeite.
Mittlerweile Stehe ich drüber. Es geht niemanden etwas an und das Modell muss für uns passen und nicht für andere.

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Hast Du mal was gelernt? Dann sag Deinen erlernten Beruf, momentan in Familienzeit.

Geht keinen was an, wie Ihr Euch finanziert, und ich würde da auch in keine Rechtfertigung reingehen.

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Danke! Ja habe ich. Habe studiert, aber in dem Feld nie gearbeitet. Das ist auch so unangenehm. Ich kann nicht lügen. Dann fragen die Leute sofort, bei welchem Unternehmen ich arbeite oder gearbeitet habe oder sie Fragen mich Dinge über das Fach. Habe überhaupt keine Ahnung mehr, weil ich gefühlt alles vergessen habe.
Mein Mann hat ein super Job und ich denke auch zum Teil, dass ich neben ihm völlig unpassend wirke für andere Leute.

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Die Frage nach der beruflichen Tätigkeit ist ja für die meisten mit das beliebteste Smalltalk Thema, was es für Leute, die gerade keinen Job haben, oder mit ihrer beruflichen Situation unglücklich sind natürlich nicht gerade angenehm macht.

Als ich vor ein paar Jahren eine Weiterbildung gemacht habe, für die ich meinen Job gekündigt hatte und anschließend für wenige Monate arbeitslos war, musste ich mir teilweise echt blöde Sprüche anhören, z.B. von einer Bekannten, die mich, als ich sagte, dass ich an diesem Tag ziemlich k.o. sei, fragte, wovon ich denn kaputt sein könne, ich hätte ja schließlich nichts zu tun... Aha, nur weil man arbeitslos ist, darf man offenbar nicht mal mehr müde oder abgeschlagen sein🙄 Zumal ich mich während dieser Zeit in mehreren Ehrenämtern engagiert habe. Aber sowas ist in unserer oft nur nach Leistung gehenden Gesellschaft nichts wert.

Ich würde dir raten, dich von Leuten, die dir nicht gut tun und sich verletzend verhalten abzugrenzen,gerade weil es dir ja pychisch sowieso nicht gut zu gehen scheint. Wenn dein Mann da hinter dir steht und die Situation für euch beide so passt, ist doch alles gut.
Langfristig würde ich allerdings doch auch anstreben, ein eigenes Einkommen zu haben - auch wenn es vorerst nur ein Minijob mit wenigen Stunden ist. Es wird für dein Selbstbewusstsein bestimmt hilfreich sein, wenn du was eigenes machst und auch mal raus kommst.

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Oh ich weiß was du meinst.

Ich bin auch schon länger zu Hause, da meine Kinder chronisch krank sind und einfach durch viele Umstände es dazu geführt hat, dass ich erstmal zu Hause bleiben musste.

Inzwischen würde ich gerne wieder anfangen zu arbeiten, aber es will einfach nicht klappen...

Ich antworte auf diese Frage inzwischen mit ich habe XY studiert, oder dass ich gerade Arbeit suche.

Es ist schon erstaunlich, wofür man sich immer rechtfertigen muss. Und natürlich werden die Gründe nicht hinterfragt....

Versuche es nicht zu nah an dich heranzulassen.

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Sag doch einfach "ich hab xy studiert, bin aber aktuell Hausfrau" da kommt ein blöder Spruch, denn der datz sagt aus "ich bin nicht dumm, ich hab etwas ordentliches gelernt, kümmere mich aber jetzt erst mal um die kinder"

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Dumm zu sein wäre auch keine Schande. Dumm sein würde genau genommen bedeuten, man hätte einen niedrigen IQ. Keiner würde sich aber trauen, bspw. auf Menschen mit Lernbehinderung oder geistiger Behinderung herabzuschauen, weil das Diskriminierung wäre. Genau genommen müssen sich Menschen mit niedrigem IQ ja stärker anstrengen, den Alltag zu meistern als andere, denen es aufgrund ihres höheren IQs leichter fallen sollte.
Von daher könnte man hier auch eine Nebendiskussion starken und die Leute so ablenken.
Es gibt hundert Gründe, warum man nicht arbeiten kann oder will. Auch das Nichtwollen muss nicht aus Faulheit geschehen!

Eventuell könnte man sagen "wir können uns die Arbeitsteilung leisten, dass mein Mann außer Haus Geld verdient und ich den Haushalt und die Kindererziehung manage". Und wenn dann - wirklich! - dumme Nachfragen kommen; "Ach, Sie schauen auf professionelle Haushaltshilfen und Erzieher herab? Gut zu wissen! Darf ich das den Erziehern Ihrer Kinder bei Gelegenheit auch mitteilen?"

Bearbeitet von Toschkalee
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Hey, ich bin auch seit vier Jahren zuhause.
Bin auch nicht arbeitslos gemeldet.
Wenn mich jemand nach meinem Beruf fragt, sag ich in bin xy.
Bei oberflächlichem bla bla geh ich auch nicht näher drauf ein.

Wenn das Thema Arbeitszeit/Arbeitgeber oder so auskommt, sag ich eben, dass ich derzeit zuhause bin um so viel Zeit wie möglich für die Familie habe.
Dann ist das Ding für mich erledigt.

Ich glaub bei Menschen die das schlecht machen, spricht vielleicht auch einfach der Neid, dass man sich das eben leisten kann.

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Hallo Faulearbeitslose,

Deine Scham, das dich Gefühl deiner Unzulänglichkeit, deines der gesellschaftlichen Norm Nicht-Genügens, deiner empfundenen Minderwertigkeit quälen dich in deinen Gedanken. Du kannst dich nicht von diesem dich nieder drückenden Gefühl befreien und fühlst dich schuldig vor anderen Menschen.

Letztlich kannst nur du an deinen Gefühlen arbeiten und versuchen, sie zu ändern. Das ist natürlich viel leichter gesagt als getan.

Du sprichst von deine psychischen Erkrankungen, die dich an einer Arbeit hindern. Hat du denn einen Therapeuten, mit dem du dieses Problem besprechen kannst?
Hast du Zugang zu einem Seelsorger, wo das Thema menschliche Wertschätzung eine zentrale Rolle spielt?

Mir kam ein Gedanke: Du kannst wegen deiner Erkrankungen nicht arbeiten. Deine auf Haushalt und Kinder beschränkte "Arbeit" - ja das ist Arbeit wie andere auch - nagen an deinem Selbstwertgefühl.

Wie wäre es, wenn du als Ergänzung eine zusätzliche Sinnerfüllung bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit finden könntest? Wärst du dazu bei deinen Vorerkrankungen fähig?
Die Möglichkeiten von sinnstiftenden ehrenamtlichen Tätigkeiten ist nahezu unbegrenzt.