Narzistische Mutter

Hallo zusammen!
Das Verhältnis zu meiner Mutter ist seit Jahrzehnten angespannt, weil sie einfach nicht akzeptieren kann das ich (50Jahre) längst erwachsen bin. Trotz ständig von mir angezeigter Grenzen ignoriert sie diese, beklagt sich ständig über zu wenig Aufmerksamkeit. So lange ich ihre Meinung teile ist alles ok, wenn nicht kommen Rückmeldungen wie "komm du erstmal in mein Alter", "das verstehst du nicht"....
Als ich mit 25 Jahren ausgezogen bin hat sie 3 Monate nicht mit mir gesprochen, schließlich habe ich sie laut ihrer Meinung "alleine" gelassen. Als ich ihr mitgeteilt habe das mein Mann und ich bauen werden hat sie mir eine Szene gemacht, wo sie denn dann im Alter bleiben soll. Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter jetzt 79Jahre alt ist und schon fast 50 Jahre geschieden ist. Im Leben meiner Mutter dreht es sich nur um ihre Person. Sie besitzt keine Empathie für andere Menschen, sie ist stets neidisch und missgünstig. Seit langem habe ich das Gefühl das sie mir mein Leben neidet. Wörter wie Danke, eine Bitte oder ein "Schönen Urlaub " kenne ich auch seit Jahren nicht mehr. Aber wenn es ihr gesundheitlich schlecht geht, das Auto nicht anspringt, Papierkram zu erledigen ist, dann kann man ausnahmsweise freundlich sein. Sie würde sich nie einen Fehler eingestehen oder sich einfach mal entschuldigen. Meine Mutter übernimmt nicht die Verantwortung für ihr Leben. Es sind immer die Anderen oder die Umstände schuld. In meiner Jugend hat sie mich mit Themen belastet/konfrontiert die einfach nicht altersgerecht waren. Aus ihrer Sicht ok, denn sie hatte niemanden sonst. Heute wo ich selber Familie habe bin ich über ihr Verhalten schockiert und manchmal sehr verzweifelt. Ich kann ihr Verhalten nicht mehr ertragen. Allerdings fühle ich mich als einziges Kind, in ihrem Alter für sie verantwortlich. Anfang des Jahres ist es zu einem Streit gekommen, seither habe ich nicht mehr mit ihr gesprochen. Mein Mann ruft sie in Abständen an, um mir den Rücken freizuhalten. Wir können sie nicht ganz sich selbst überlassen, da ein Frühstadium von Demenz wahrscheinlich ist. Im Moment sehe ich keine Chance zur Annäherung. Ehrlich gesagt will ich es auch nicht. Im Herbst 2023 ist mein Vater verstorben, zu welchem ich viele Jahre keinen Kontakt hatte. Als ihm klar wurde das es zu Ende geht wollte er mich nochmal sehen. Die Verwandtschaft hat auf den Anrufbeantworter meiner Mutter gesprochen, die Nachricht hat mich nie erreicht. Die Verwandtschaft hat mir vor der Beerdigung davon erzählt. Ich weiß das meine Mutter ein neues Telefon hatte mit welchem sie zu der Zeit nicht gut klar kam. Aus diesem Grund habe ich sie nicht zur Rede gestellt wg. der Nachricht, weil ich sie nicht belasten wollte. Einige Wochen nach der Trauerfeier hat sie mich dann gefragt warum mein Vater mich nochmal sehen/sprechen wollte. Also muss sie die Nachricht irgendwann abgehört haben und hat sie mir verschwiegen. Ganz klar das liegt nicht an Demenz, Vergesslichkeit oder ähnlichem. Sie würde mir gegenüber nie einen Fehler eingestehen. Trotzdem schäme ich mich den Kontakt so hart abzubrechen, aber seitdem kann ich nachts wieder schlafen und auch meine Muskelverspannungen sind weg.Ich befürchte nachdem ich mich belesen habe, dass meine Mutter eine Narzistin ist. Ich weiss es ist viel Text. Aber Meinungen und Tipps sind erwünscht....

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Hallo, ich komme auch aus einem toxischen Umfeld - habe es aber deutlich früher geschafft mich mit 17 Jahren zu "befreien". Das ganze tut mir unglaublich leid für dich. Mittlerweile bin ich 25. Jahre alt und der Kontaktabbruch war die beste Entscheidung - anscheinend für dich auch. Ich hatte auch lange ein schlechtes Gewissen, brauchen wir aber nicht.🌸🩷

Bearbeitet von DeniseSh
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Hallo,
ich bin unter ähnlichen Umständen aufgewachsen und habe sehr lange gebraucht, um in letzter Konsequenz einen Kontaktabbruch durchzuziehen.

In Jugend und frühem Erwachsenenalter gab es seitens meiner Mutter immer die Drohung, erweiterten Suizid durchzuführen und uns Geschwister mit in den Tod zu nehmen – das hat dazu geführt, dass ich artig an ihrer Seite blieb, um sie zu stabilisieren.

Etwas abnabeln konnte ich mich, als ich mit 24 ausgezogen bin, um meine Ausbildung zu beginnen und nach der Ausbildung bin ich mit meinem späteren Ehemann zusammengezogen. Darüber ist sie mir vermutlich heute noch böse.

Als mein Ehemann plötzlich verstarb – ich war grad 33 geworden, stand völlig fassungslos auf dem Flur der Uniklinik und rief sie an, erwartete irgendwie… Trost, Nähe, aufgefangen werden oder sowas. Was sie sagte, war: „Kommst du jetzt endlich wieder nachhause?!“

Das war für mich persönlich der Wendepunkt. Das war so dieser eine Moment, in dem ich endlich begriffen habe, dass ich all das, was ich mir eigentlich immer erhofft habe, von dieser Frau niemals erhalten werde.

Mir haben Psychotherapie und Ergotherapie sehr weiter geholfen. Ich habe noch ca. drei Jahre gebraucht, bis ich wirklich gar nicht mehr ans Telefon ging und auch auf WhatsAppnachrichten (mittlerweile blockiert) oder Facebookmessengerkram gar nicht mehr reagiert habe. Vorher war das schlechte Gewissen immer noch da und ich sah mich gezwungen, für sie da zu sein.

Heute ist das zum Glück anders. Und ich blühe grade ehrlich gesagt endlich auf und bin so langsam genau der Mensch und führe genau das Leben, dass ich mir immer gewünscht habe. Sie ist eine erwachsene Frau und hat ihre Entscheidungen getroffen.

Sie hat sich dazu entschieden, sich selbst bzw. ihr Verhalten nie (!) kritisch zu hinterfragen. Alle anderen sind schuld. Alle anderen sind verantwortlich. Sie ist immer Opfer, immer eine arme, verlassene Frau und alle Welt hat sich gegen sie verschworen.

Sie ist selbst für sich verantwortlich.

Nun schreibst du von einer beginnenden Demenz und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass so eine Erkrankung nochmal einen Extraschwupps an schlechtem Gewissen auslöst. Mir würde es auch heute noch genauso gehen, muss ich gestehen.
Ich finde es toll, dass dein Mann dir den Rücken freihält und den Kontakt übernimmt. Beizeiten könnt ihr vielleicht darüber nachdenken, euch mal über mögliche Betreuungsangebote zu informieren. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, an wen man sich da am besten wendet. Hausarzt evtl.? Aber es scheint ja auch noch Zeit zu sein. Pflegen musst du sie nicht.

Ich möchte dir gerne raten, auf dein Gefühl und deinen Körper zu hören. Du fühlst dich freier an, du kannst nachts wieder schlafen, deine Muskelverspannungen sind weg… ein deutlicheres Zeichen gibt es doch kaum.

Nur Mut, weiterhin deinen Weg zu gehen!

Bearbeitet von Zucchinicremesuppe
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Vielen Dank für deine Nachricht.
Ich kann es immer noch nicht glauben das eine Mutter so sein kann. Wer will schon wahrhaben das die eigene Mutter es nicht gut mit einem meint.
Ich habe mich noch um eine Pflegestufe für sie gekümmert und den Pflegedienst beauftragt.
Das beruhigt mich tatsächlich. Jetzt muss ich auf meine Gesundheit achten, denn sie tut mir nicht gut.
Alles Gute für dich.

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Ja, das stimmt. Man möchte das nicht wahrhaben, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Aber es ist eben so. Es gibt Mütter, deren Empathiefähigkeit zu wünschen übrig lässt und die ihre Kinder nur als erweitertes Selbst betrachten. Das ist schade, tut weh und wer es nicht selbst erlebt, kann es nur schwer nachempfinden, glaube ich.

Super, dass du die Pflegestufe und den Pflegedienst bereits hast. Dann kann ja auch alles Weitere über die laufen, die melden sich schon, wenn sie weitere Schritte für nötig halten. Du darfst das auslagern und dir selbst gut tun.

Alles Liebe!

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Also ich finde deine Mutter auch mehr als unmöglich. Im übrigen hab ich selbst auch seit fast 21 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern und es tut mir nur gut. Du bist auch nicht für deine Mutter verantwortlich. Letztendlich hast du 2 Möglichkeiten:
1. du hälst Kontakt wie bisher ( keine Option)
2. nicht mehr Kontakt als nötig
3. Kontakt abbrechen, was für dich wohl keine Option wäre wegen der Frühdemenz. Wobei sie euer Verhältnis ja schon lange vor der Demenz zerstörte und dann theoretisch jetzt auch niemanden hat. Narzismus kann ebenso gut bei ihr sein wie ADHS, denn hier passt für mich auch so manches. Aber ändern kann man hier jetzt eh nichts mehr.

Daher musst du schauen mit welchem Weg du am besten klarkommen wirst.
Aber denke dran, dein Leben geht immer vor wenn man an die Vergangenheit denkt. Du musst nicht alles um jeden Preis.

Ela

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Welche Parallelen siehst du denn zu ADHS?

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Die fehlende Selbsteinsicht, immer die anderen für Fehler verantwortlich zu machen statt auch selbst für etwas gerade stehen.
Die wenige Empathie, der Egoismus viel oder in erster Linie an sich selbst zu denken.
Letztendlich muss ich nicht recht haben und solche Sachen können auch ganz andere Hintergründe haben. Auch hat nicht jeder ADHSler die gleichen Anzeichen. Aber gerade im Alter wenn die Auslastung von außen her fehlt tritt oft das Verhalten auch wieder stärker hervor.
Ich hab selbst 2 ADHSler zu Hause und sehe hier einfach Parallelen, aber das muss auch nicht zwingend was heißen. War aber eben der Grund für meine Gedankengänge.

Ela