Papa´s Suizid, heute wieder besonders schlimm :(

Ich habe auch jemanden verloren. Meinen Papa. Auch er hat sich umgebracht, Suizid einfach so von heut auf morgen.

Es ist alles auch noch nicht lange her. Letztes Jahr im Mai 2011 hat er es einfach getan. Er ist gegangen.

Ich war schwanger in der 24. Woche und er wusste das er Opa werden würde, wir renovierten das Kinderzimmer und unser Leben verlief bis dato völlig normal.
Am 11. Mai 2011 nahm er sich das Leben. Er hat sich im Flur der Wohnung meiner Eltern aufgehangen. Meine Mam kam abends nach der Spätschicht nach Haus und schloss die Tür auf und sah ihn dort einfach hängen. Sie rief die Polizei und Krankenwagen, danach rief sie mich an, ich wohntezu dem Zeitpunkt schon in meiner eigenen Wohnung mit meinem Freund zusammen.
Wir fuhren sofort los. Ich erinner mich noch genau an die Worte... du musst ganz schnell herkommen, Papa ist tot. Er hängt hier im Flur.

In dem Moment denkt man an nichts. Man realisiert auch garnicht was da gerade abläuft. Wir fuhren zu meiner Mama, rannten die Treppen hinauf und niemand wollte mich rein lassen. Ich war 24, schwanger aber ich war doch immerhin die tochter, ich musste zu meinem Papa.

Ich sah ihn dort hängen, er war blass, ich habe den Geruch wahrgenommen und wusste , JAAA ER IST TOT.... indem moment brach ichvöllig zusammen, ich schrie, weinte und wusste nicht was passierte... Überall war Polizei, Krankenwagen und Menschen.

Ich saß dort mit meinem Freund und meiner Mama und weinte einfach, hatte mein Baby im Bauch und wusste einfach nicht warum er es getan hat.

Es war schwer und ist es immernoch, ich denke ich habe viel verdrängt obwohl wir viel drüber gesprochen haben... Aber manchmal wenn ich mir jetz unsere kleine Tochter ansehe muss ich einfach weinen. Sie wird nie ihren Opa kennenlernen... und dabei fühle ich mich auch schuldig.

Schuld, jaa bin ich auch schuld ? Ich habe den Abend vorher noch mit ihm telefoniert. Hätte ich was merken sollen ? Hätte ich gespürt das er in dem Loch sitzt und nicht mehr raus kommt ?

Ich bin auch Krankenschwester, Depressionen erkennen und handeln.. Jaaa ich habe versagt. Im Nachhinein erklärt sich vieles von selbst..Ich hätte mich vielleicht doch noch mehr einsetzen sollen/können ?

Ich weiß nicht warum aber jeder macht sich doch Vorwürfe.. Er hinterließ keinen Brief, garnix. Vorallem meine Mama gehts schlecht, sie gibt sich die Schuld. Sie wollten sich trennen, aber wenn man sich trennt bringt man sich doch nicht um.
Er konnte und wollte nicht allein sein.
Für meinen Papa war die Familie alles. Er lebte nur für uns !

doch jetzt ist er nicht mehr da... er ist einfach gegangen...

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#kerze

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..ich weiss gar nicht was ich sagen soll..oder wie man Dich trösten kann...
das was Du erlebt hast ist einfach nur furchtbar...das lässt sich nicht schön reden und auch nicht so einfach verarbeiten.

ich kann Dir nur empfehlen dir eine Trauergruppe zu suchen, für Selbtmordangehörige.. Es ist etwas ganz anderes wenn ein Angehöriger Selbstmord begeht, als wenn er stirbt weil er krank ist (wie mein Vater im August 2011, mein Bruder oder meine Schwester)

ich wünsch Dir alle kraft der Welt und viel viel viel Liebe die Du erhälst..

..und Deinem Vater wünsche ich, das er an einem Ort ist, an dem Hoffnung und Angstlosigkeit sein neues Leben erfüllt...und das er Eure Liebe noch fühlen kann..!

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Hallo,

Du hast nicht versagt und es gibt da keine Frage von Schuld. Dass Dein Vater nicht mehr leben wollte, ist niemandes Schuld. Trennungen - auch nur Ankündigungen derselben - gibt es jeden Tag und dennoch bringt sich nicht jeder, der verlassen wird, um. Wie willst Du ahnen, was in einem Menschen vorgeht, solange er nichts darüber sagt? Wie wolltest Du etwas verhindern, von dem Du keinerlei Ahnung hast? Da gibt es keine Schuldfrage.

Für Deinen Vater war das seine einzige, ureigene Lösung. Offenbar war das auch nicht nur als Drohung konzipiert, sonst hätte er sich so stranguliert, dass ihn Deine Mutter nach der Arbeit noch hätte retten können. Er hat alles berücksichtigt, sodass niemand etwas tun konnte, als ihn so zu finden, wie er sich auf seinen letzten Weg gemacht hat. Das war seine Ansage. Er hatte keine Lust mehr. Punkt. Keine Diskussion. Abschiedsbriefe schreiben die wenigsten Selbstmörder, habe ich erst neulich irgendwo gehört, ich glaube nur etwa 10%. So steht man vor vollendeten Tatsachen und hat oft nicht die leiseste Ahnung, was der Auslöser für diese Verzweiflungstat war.

Vergib ihm, was er getan hat, so findest Du vielleicht wenigstens ein wenig Frieden. Nimm fachliche Hilfe in Anspruch, denn einen Suizid zu verarbeiten kann Jahre dauern und ist wirklich harte Arbeit.

Freu Dich an Deinem Kind und erzähle ihm, wie sein Opa war. Die Sache mit dem Selbstmord brauchst Du ihm erst als Teenager aufdecken, wenn es danach fragt. Dann wirst Du dieses Drama hoffentlich auch schon längst besser verkraften und mit Liebe und Stolz statt mit Trauer und Selbstzweifeln an Deinen Papa zurückdenken. Er hat Dich geliebt, da sei Dir sicher. Er liebt Dich noch. Die Liebe hört niemals auf.

Herzlich, liebelain

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Hallo,

ohje, man merkt beim lesen wirklich, wie sehr dich das quält. Das tut mir sehr leid!

Aber bitte löst euch alle von dem Gedanken, dass jemand schuldig ist. Dein Vater hat eine Entscheidung getroffen, SEINE Entscheidung, wenn man von Schuld reden will, ist es alleine SEINE Schuld.

Ich kenne das in meiner Familie nur aus der Perspektive, dass ständig mit Suizid gedroht wird, aber auf der anderen Seite keine Krankheitseinsicht besteht, Therapien also eher nutzlos waren. Diese Person braucht das Forum, das sie durch die Drohungen bekommt, möchte aber sicherlich nicht aus dem Leben scheiden. Dein Vater hingegen wollte bestimmt, dass ihr nicht merkt, was er vorhat und ich bin mir sicher, du hättest es selbst mit dem was du heute weißt im Vorfeld nicht erkannt, welches Ausmaß die Dinge noch erreiche werden.

Eigentlich ist es menschlich betrachtet sehr egoistisch, dass er sein "Nicht-mehr-Wollen" nun dauerhaft zu eurem Problem gemacht hat und nicht nach einem anderen Auswegen suchen wollte, aber wenn der Leidensdruck hoch ist, ist es oft schwer mit der Rücksichtnahme.

Bei euch gibt es gerade nur noch Verlierer, nur dass ihr Überlebenden jetzt mit dem Leben klarkommen müsst, also such dir bitte Hilfe und arbeite das Geschehene auf.

Viel Erfolg dabei und viele Grüße,

kitty